Protokoll der Sitzung vom 31.01.2019

(Zuruf: Meine Herren! – Unruhe – Glocke der Präsi dentin)

Ich bitte um mehr Ruhe im Saal.

Oh, das hat mich jetzt nicht wirklich gestört, aber es ist okay.

Ja, aber es herrscht sehr viel Unruhe. – Bitte verlagern Sie die Gespräche nach außer halb des Plenarsaals.

(Zuruf des Abg. Jürgen Walter GRÜNE)

Der junge Mensch muss früh selbstständiges Handeln, Selbstverantwortung lernen – nicht Bevormundung, angefangen bei der Hausaufgabenbetreuung über den Sport bis zum Schlafengehen.

Unser Berichtsantrag ist bereits vor längerer Zeit eingereicht worden. Das hat auch seine Vorteile, denn inzwischen hat sich gezeigt, dass die Gemeinschaftsschule, die ja bei uns Ganz tagsschule ist, nicht der große Gewinner ist. Die Anmeldezah len gehen zurück. Daraus folgt: Nehmen Sie den Elternwillen ernst. Und dieser lautet primär: Vormittagsunterricht mit frei willigen Nachmittagsangeboten – kein Zwang zur Ganztags beschulung.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Abg. Anton Ba ron AfD: So ist es!)

Wenn die Eltern berufstätig sind, brauchen sie für ihre jünge ren Kinder eine zeitlich flexible Betreuung, oft auch in den Abendstunden oder frühmorgens. Flexibilität ist hier das Stich wort.

Die Vereine, meine Damen und Herren, die Sportvereine ha ben bemerkt, dass die Beteiligung an den Nachmittagen in der Schule ein schöner Versuch, aber in der Realität Augenwische rei ist. Es war der Versuch, die Ganztagsschule aufzubauen,

ohne zusätzliche Planstellen, ohne Mittel für zusätzliche Per sonalkosten zu haben. Ehrenamtliche – wahrscheinlich Zu fallsbürger – sollten dabei die Arbeit der Lehrer machen.

Meine Damen und Herren, im Sport – –

Herr Abg. Dr. Balzer, er lauben Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Walter?

(Abg. Jürgen Walter GRÜNE: Nein, ich habe mich zum Reden angemeldet! Ich stelle da keine Zwi schenfragen! Um Gottes willen!)

Das weiß ich, ja.

Danke sehr.

(Heiterkeit)

Ich hätte die Zwischenfrage vielleicht sogar erlaubt.

(Zuruf des Abg. Jürgen Walter GRÜNE)

Wie funktioniert sportlicher Erfolg? Natürlich kann man auf einem Schulsportplatz Fußball spielen. Doch für die Aus übung vieler anderer Sportarten bedarf es einer besonderen Umgebung, und die Schüler brauchen ein Equipment. So ist weder Tennis noch Eishockey eine echte Option im Schul sport. Der Leistungssport braucht eine breite Basis bezüglich der Trainer und der Aktiven, der investierten Zeit und der In frastruktur. All dies kann in der Ganztagsschule nicht gewähr leistet sein.

Das gilt im Besonderen für Spezialsportarten wie Eiskunst lauf oder Reiten. Wir haben in Baden-Württemberg mit Mi chael Jung einen Weltmeister und Olympiasieger in der Viel seitigkeitsreiterei. Dies hat dem Reiten einen starken Auftrieb gegeben.

(Abg. Andreas Deuschle CDU: Jeder Schule ein Pferd!)

Aber das Reiten umfasst auch die Versorgung der Pferde und die Arbeit im Stall – ein hoher Zeitaufwand. Dies ist, wie bei vielen nicht so gängigen Sportarten, neben dem Besuch der Ganztagsschule dann eben nicht mehr möglich.

In der Musik gilt Ähnliches – fast ab Anfängerniveau. Bei spielsweise im Klavierunterricht ist Einzelunterricht erforder lich.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Pferdestall statt Schule! – Abg. Andreas Deuschle CDU: Jeder Schule ein Pferd!)

Nicht „statt“. Sie sollten schon zuhören. – Bläserklassen und Streicherklassen sind keine schlechte Einrichtung. Hier wird die Klasse zwei, drei Jahre in der Mittelstufe funktionieren. Aber, wie schon gesagt, man braucht viele Stunden Einzelun terricht, besonders bei Klavier und anderen Musikinstrumen ten. Und danach, wenn weitergeführt werden soll – das gilt auch bei Streichern und Bläsern –, brauchen die Schüler den Einzelunterricht im Freiraum am Nachmittag.

(Beifall der Abg. Daniel Rottmann und Anton Baron AfD)

Grundsätzlich gilt: In der Gruppe erreichen wir nicht viel. In der Musik braucht man nun einmal nicht 20 Flötistinnen,

wenn eine Oboe fehlt. Musik ist Hochleistung. Gerade in den oberen Klassen reicht dann eine halbe Stunde Üben nicht mehr. Es darf gern etwas mehr sein. Vergleichbares gilt auch für Bildende Kunst. Die Schulzeit ist Vorbereitung auf das Hochschulstudium und auf den Beruf.

Warum haben wir 50 % Ausländer, oft Ostasiaten, an unseren Musikhochschulen? Weil dort die Ausbildung sehr früh dar auf ausgerichtet ist, dass begabte Schüler besonders gefördert werden und auch entsprechend Zeit zum Üben haben. Hier zulande lernen die Schüler in der Grundschule durchaus ein Instrument, vielleicht Blockflöte. Danach wird gern auf ein Streichinstrument oder ein Tasteninstrument umgestiegen. Wenn dann die Schule aber zeitlich zu viel Raum einnimmt und mehr Übungszeit für das Instrument benötigt wird, dann reicht es nicht mehr.

(Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch: Ich spiele Triangel!)

Dann ist nicht mehr genügend Zeit für musikalische Höchst leistungen vorhanden. Wir vermissen hier ein zukunftweisen des Konzept für eine erfolgreiche musikalische Kultur in Ba den-Württemberg. In schönen Sonntagsreden der Politik wird gern die völkerverständigende und menschenverbindende Kraft der Musik beschworen. Doch wenn wir den Menschen die Möglichkeit dafür nicht geben, nutzen die Reden nichts mehr. Um dieser Bedeutung gerecht zu werden, tragen Sie den El ternwünschen bitte mehr Rechnung.

(Beifall bei der AfD – Abg. Daniel Rottmann AfD: Sehr gut!)

Herr Abg. Walter, dann sind Sie für die Grünen dran.

Frau Präsidentin, meine Da men und Herren! Manchmal frage ich mich schon, mit wel chem Raumschiff die AfD immer zu den Sitzungen hier ein geflogen wird.

(Abg. Udo Stein AfD: Oh, oh, oh! – Abg. Anton Ba ron AfD: Lieber Raumschiff als Fahrrad oder Esel!)

Offensichtlich leben Sie nicht auf demselben Planeten wie der Rest der Gesellschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Zuruf des Abg. Udo Stein AfD)

Meine Damen und Herren, die Ganztagsschule ist, wie eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung ergeben hat,

(Zuruf des Abg. Bernd Gögel AfD)

bei den Eltern sehr beliebt. Sie ist beliebter als Halbtagsschu len, weil sie dann, wenn sie ein gutes Konzept hat, nämlich ein zusammenhängendes pädagogisches Konzept, einen rhyth misierten Unterricht – – Die Zeiten haben sich einfach geän dert.

(Zurufe der Abg. Emil Sänze und Dr. Christina Baum AfD)

Frau Präsidentin, ich möchte Sie bitten, dass Sie die Herr schaften hier von ganz rechts, die immer dazwischenbrüllen,

(Oh-Rufe von der AfD – Zurufe von der AfD und des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos])

aber nichts zum Thema zu sagen haben, einmal zur Ruhe brin gen.

(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los])

Ja, Herr Fiechtner, Sie können nur dazwischenbläken.

(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los])

Jetzt seien Sie einmal ruhig!

(Zuruf des Abg. Udo Stein AfD)