und diese Zahlungen unbedingt notwendig sind, damit ein mit telständischer bäuerlicher Familienbetrieb überhaupt existie ren kann. Das sollten Sie einfach mal zur Kenntnis nehmen.
Hinzu kommt, dass die Landwirtschaft, gerade die Milchwirt schaft und damit die Tierwirtschaft, erheblich von der Euro päischen Union und vom Euro profitiert. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten vor der Einführung des Euro immer wieder erlebt, dass die Staaten, die wirtschaftlich schwächer sind, sukzessive immer wieder ihre Währungen abgewertet haben. Damit sind deutsche Produkte, die exportiert wurden, automatisch teurer geworden. Wenn man diesen Effekt der Abwertung in Griechenland, Italien oder anderen Ländern im Süden der Europäischen Union aufsummieren würde, meine sehr verehrten Damen und Herren, dann wäre das jährlich ein Vielfaches dessen, was wir netto einzahlen. Das muss man einfach mal festhalten. Wir profitieren doch davon, dass die Wirtschaft in Deutschland stark ist, dass die Wirtschaft in an deren Ländern schwächer ist
und diese Länder, wenn sie dem Euroraum angehören, nicht die Möglichkeit haben, abzuwerten. Somit bleiben unsere Gü ter gleich teuer, wir können unseren Arbeitnehmern weiter vergleichsweise hohe Löhne zahlen und müssen uns dem Wettbewerb innerhalb der Europäischen Union, was die Gü terpreise angeht, nicht stellen.
Der Profit ist ein Vielfaches. Ich würde Ihnen raten, über die se volkswirtschaftlichen Weisheiten einfach einmal nachzu denken,
(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der Grü nen, der SPD und der FDP/DVP – Zuruf von den Grünen: Richtig!)
Nein. – Ich kann mich noch gut erinnern, wie in den Jahren vor der Einführung des Euro 2002 die Bauern ge klagt haben, gerade die oberschwäbischen Milchlieferanten, die traditionell einen hohen Anteil des Exports von Milch, Rohmilch, aber auch von verarbeiteten Produkten, nach Itali en haben, wenn wieder einmal eine Abwertung der Lira be vorstand oder umgesetzt wurde.
Das wird schnell vergessen. Diese positiven Effekte gelten na türlich auch für den Maschinenbau, für den Automobilbau und für alle anderen Bereiche gleichermaßen.
Wahr ist auch, dass die umfangreichsten Handelsbeziehungen Deutschlands innerhalb der Europäischen Union auch im Be reich der Ernährungswirtschaft sind. Das muss einfach fest gehalten werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wichtig ist für uns – ich habe es vorhin angesprochen – das Thema Gemein schaftsverpflegung bzw. „Gutes Essen außerhalb des Hauses“. Da sind wir, glaube ich, gut beraten, wenn wir dies am besten mit regionalen, ökologisch erzeugten Lebensmitteln nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung umsetzen. Deshalb unterstützen wir alle Akteure in der Ge meinschaftsverpflegung mit gezielten Angeboten bei der Ein führung von regionalen Lebensmitteln, auch der Vermeidung von Lebensmittelverlusten und der Umsetzung der DGE-Qua litätsstandards. DGE- und Bio-Zertifizierung machen eine ho he Qualität des Angebots kontrollierbar und auch für alle nach außen sichtbar.
Wir sind auch dafür – das haben wir auch gemeinsam in der Beschaffungsrichtlinie für den Bereich der Kantinen und der gleichen mehr umgesetzt –,
dem Thema Regionalität und dem Bezug von Biowaren einen erhöhten Stellenwert einzuräumen. Das ist wichtig, auch für die regionalen Wertschöpfungsketten bei uns in Baden-Würt temberg.
Mit dem Projekt „Schmeck den Süden – Genuss außer Haus“ ist es gelungen, das über Jahrzehnte erfolgreiche Konzept der regionalen Speisekarte aus der Gastronomie auf die AußerHaus-Verpflegung zu übertragen. Baden-Württemberg kuli narisch erleben, dafür stehen die derzeit über 300 „Schmeck
den Süden“-Gastronomen in Baden-Württemberg, und das gibt es schon seit 22 Jahren. Insofern war das ein logischer Schritt. Die Gemeinschaft der „Schmeck den Süden“-Gastro nomen ist über die Jahre kräftig gewachsen.
Meine Damen und Herren, wir alle sind der Überzeugung, dass die regionale Küche das Beste ist, was man auf den Tisch bringen kann:
frisch, von gleichbleibend hoher Qualität – dafür sorgt das Verbraucherschutzministerium, Herr Kollege Hoher –, krea tiv zubereitet. Wenn die Zutaten und die landwirtschaftlichen Rohprodukte aus der Region, aus Baden-Württemberg bezo gen werden, unterstützen wir damit auch die bäuerlichen Fa milienbetriebe in unserem Land – das ist unser gemeinsames Ziel –, denn häufig bestehen schon lange gute persönliche Be ziehungen zu den Lieferanten in der Region.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, um das Thema der Regionalität, der regionalen Wertschöpfung und auch der re gionalen Information zu verstärken, haben wir die Regional kampagne „Natürlich. VON DAHEIM“ aufgesetzt,
quasi als Dachmarke und Dachkampagne über den bestehen den Kampagnen. Da geht es um die Kommunikation von Wertschöpfungsketten vom Erzeuger bis zum Verbraucher, um die Vorzüge der heimischen Produkte und den damit ver bundenen Mehrwert noch stärker zu kommunizieren. Dies soll durch eine klare, stringente Kommunikationskette – Men schen, Produkte, Geschichten – erfolgen. Ich kann jedem nur empfehlen, die App „VON DAHEIM BW“ von Google Play oder aus dem Appstore zu beziehen, was kostenlos möglich ist.
Damit haben Sie die Chance, 700 Hofläden in Baden-Würt temberg mit ihrem Angebot standortnah zu finden – sofern er laubt wird, den Standort preiszugeben – und gleichzeitig auch die weit über 300 „Schmeck den Süden“-Gastronomen, die regionale Angebote auf ihrer Speisekarte haben, zu finden. Das wollten wir als Informationskampagne starten, damit die Hofläden, die zugegebenermaßen eine Nische sind, verstärkt in den Mittelpunkt gerückt werden.
Aber Sie haben natürlich recht, Herr Weber: Nicht allein der Dorfladen in Reichental ist es, sondern wir müssen sehen, dass wir mit regionalen Produkten auch bei den großen Lebensmit teleinzelhändlern unterkommen. Ich freue mich, dass nicht die Discounter, sondern die Vollsortimenter eine Plattform geben und erkannt haben, dass regionale Produkte aus Baden-Würt temberg für sie einen kaufmännischen Mehrwert haben. Des halb suchen sie ja nach regionalen Produkten. Aber dann braucht man eine bestimmte Größe, man braucht Lieferfähig keit – man braucht auch Schlagkraft dahinter –, und zwar Lie ferfähigkeit möglichst über das ganze Jahr.
Damit fördern wir auch die Zusammenschlüsse. Damit för dern wir die Genossenschaften, die lieferfähig sind, die lie fern und auch bündeln können. Das ist das ganz Entscheiden de. Ohne Größe geht es beim Lebensmitteleinzelhandel auch nicht; diesen werden wir nicht nach unserem Willen verän dern können. Der Lebensmitteleinzelhandel ist, wie er ist.
Deshalb müssen wir auch die Betriebe fördern, die sich ent wickeln. Da zeige ich in Richtung Grüne. Auch das Thema Größe ist verhältnismäßig. Robert Habeck hat einmal gesagt: „Massentierhaltung? Du kannst auch fünf Kühe scheiße hal ten.“ So ähnlich waren seine Worte. Er hat nicht unrecht ge habt. Es stimmt ja auch.
Es ist immer eine Frage der Qualität. Auch Bioerzeuger wer den nicht in einer kleinen Nische leben können, auf die wir unsere romantischen Vorstellungen projizieren und wo noch die Bäuerin mit der Milchkanne über den Hof spaziert. Am Ende ist es heute der Melkroboter, der die Lebenswirklichkeit ausmacht. Am Ende ist es heute der Biobetrieb, der unter Glas auf 5 ha professionell, ökonomisch und effizient Tomaten, Pa prika und Gurken erzeugt und im regionalen Lebensmittel handel vertreiben kann. Das ist das Entscheidende. Diese Schlagkraft brauchen wir genauso.
(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der Grü nen und der SPD – Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)
Wir sollten nicht den Fehler machen, die einen einfach zu ver dammen, weil sie groß sind oder weil sie klein sind, oder zu fördern, weil sie groß sind, oder nicht zu fördern, weil sie groß sind, sondern wir sollten das Thema letztendlich ausgewogen angehen.
Lieber Kollege Grath, Sie haben vorhin recht gehabt: Eines der größten Themen auch im Hinblick auf CO2 ist das Thema Lebensmittelverschwendung. Jetzt wissen wir aber alle, dass versucht wird, die Lebensmittelverschwendung an den Schalt stellen einzudämmen. Im Einzelhandel, auch bei den Bäckern oder Metzgern, wo man es vermuten könnte, ist die Lebens mittelverschwendung nicht mehr so groß. Mein Bäcker bietet beispielsweise regelmäßig Brot und Brötchen vom Vortag an, und die Wecken kaufe ich gern, die kann man zu Weckmehl verwenden oder einweichen.
Die meisten Supermärkte sind heute bemüht, dass sie ihre Frischwaren, die gerade abgelaufen sind – MHD heißt ja nicht der „mindeste Todestag steht bevor“, sondern Mindesthaltbar keitsdatum –, oder auch Gemüse etc. an die Tafeln abgeben. Das heißt, dort haben wir das Thema Lebensmittelverschwen dung am ehesten im Griff.
Das Problem ist die private Vorratshaltung. Dort gilt dasselbe wie bei der Ernährungsbildung insgesamt; da kann man nur sagen: informieren, informieren, informieren. Da braucht es
etwas Überblick, da muss man ein bisschen planen. Früher hat man das selbstverständlich gemacht, man hat das eingekauft, was man gebraucht hat. Heute meint man: „Es ist gerade güns tig, da nehme ich doch ein bisschen mehr mit.“