Protokoll der Sitzung vom 18.07.2019

Fangen Sie bitte an, Herr Abg. Sckerl.

Schönen guten Morgen, Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Über den Antrag der SPD wundern wir uns;

(Zuruf von der SPD: Ach was!)

wir lehnen ihn aber auch ab. Ich will Ihnen kurz begründen, warum.

Der Bericht des Bürgerbeauftragten über seine Tätigkeit im Jahr 2018 liegt seit einigen Monaten vor. Er ist in zwei Aus schüssen diskutiert worden. Wenn Sie, Herr Kollege Hinde rer, das Anliegen, welches Sie hier erläutert haben, eine Struk turänderung vorzunehmen, ernsthaft verfolgt hätten, dann hat ten Sie alle Gelegenheit der Welt, in diesen Ausschussbera tungen dieses Anliegen vorzubringen.

(Abg. Dr. Stefan Fulst-Blei SPD: Das haben wir schon wiederholt gemacht!)

Dazu ist von Ihnen kein Wort erfolgt.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Sascha Binder SPD: Eben nicht! – Abg. Reinhold Gall SPD: Darum ging es gar nicht!)

Deswegen finde ich es unredlich, dies am Tag der angesetz ten Wahl zu tun.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Sehr hilflos, Herr Kolle ge! – Abg. Reinhold Gall SPD: Wann denn sonst? – Abg. Sascha Binder SPD: Wer im Glashaus sitzt!)

Das ist unredlich. Sie hatten die Gelegenheit dazu. Diese ha ben Sie nicht genutzt. Ich sage auch dazu: ausdrücklich nicht genutzt, weil Sie sich das ganz ausdrücklich für heute vorbe halten haben.

(Abg. Andreas Stoch SPD: Heute steht es auf der Ta gesordnung, oder?)

Auch Ihr Vorwurf der kurzfristigen Information trifft nicht zu.

(Abg. Andreas Stoch und Abg. Reinhold Gall SPD: Natürlich! – Abg. Sascha Binder SPD: Die Zeitung hat uns informiert!)

Die Landesregierung hat mit Schreiben vom 2. Juli – also vor 16 Tagen – durch den Ministerpräsidenten den Wahlvorschlag eingereicht. Weder § 9 des Gesetzes über die Bürgerbeauftrag te oder den Bürgerbeauftragten des Landes Baden-Württem berg noch die Geschäftsordnung enthalten irgendwo eine län gere Frist. Das ist eine angemessene parlamentarische Frist. Sie ist üblich im parlamentarischen Alltag,

(Zuruf von der SPD)

und niemand wird erklären wollen, dass es jetzt eine bewusst herbeigeführte ausgesprochen kurze Frist gewesen sein soll.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Wo war da die Beteili gungsmöglichkeit?)

Man findet sicherlich in der Geschichte des Landtags von Ba den-Württemberg vielfach Beispiele, in denen es viel, viel kurzfristigere Wahlen von Persönlichkeiten gegeben hat.

(Abg. Sascha Binder SPD: Sie haben im Ausschuss gesagt, wir reden im Präsidium über diese Stelle!)

Selbst das Europaparlament hatte zur Wahl der Kommissions präsidentin keine längere Vorlaufzeit.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Super Beispiel!)

Was ich Ihnen übel nehme: Die Kollegin Böhlen hat Ihnen mit E-Mail-Schreiben vom 7. Juni dieses Jahres, an den Frakti onsvorsitzenden der SPD gerichtet, mitgeteilt, dass sie Inter esse an dieser Kandidatur hat, und hat Ihnen ein Gespräch an geboten mit dem Zweck, mit Ihnen über dieses Amt, über ih re Eignung zu diskutieren, Sie einzubinden.

(Zuruf des Abg. Sascha Binder SPD)

Auf dieses Angebot haben Sie sehr, sehr spät, Wochen später, nämlich erst jetzt, reagiert

(Abg. Reinhold Gall SPD: Wir haben auch einen Ter minplan!)

und lange Zeit verstreichen lassen.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Absurd!)

Deswegen ist auch Ihr Vorwurf, der Vorschlag sei zu kurzfris tig gekommen, einfach scheinheilig, und wir weisen ihn zu rück, meine Damen und Herren.

(Beifall bei den Grünen)

Das Thema „Kompatibilität oder Inkompatibilität?“ ist natür lich ein ernsthaftes Thema.

(Abg. Reinhold Gall SPD: Bei solchen Vorgängen hättet ihr früher getobt!)

Sie dürfen mal sicher sein, dass wir das im Vorfeld sehr gründ lich geprüft haben.

(Abg. Sascha Binder SPD: Ihr parlamentarischer Stil!)

Wir glauben nicht, dass eine Inkompatibilität vorliegt mit ei nem ehrenamtlichen kommunalen Mandat, sondern es ist da mit vereinbar, ganz im Gegensatz z. B. zu Rheinland-Pfalz, wo das Gesetz ausdrücklich die Vereinbarkeit ausschließt.

(Abg. Sascha Binder SPD: Da müssen Sie nicht mit uns reden, da müssen Sie mit der CDU-Fraktion re den! – Abg. Andreas Stoch SPD, zur CDU zeigend: Schauen Sie mal da rüber!)

Das ist im baden-württembergischen Gesetz nicht der Fall. Deswegen gehen wir von der Vereinbarkeit aus.

(Zuruf des Abg. Sascha Binder SPD)

Wir haben aber gesagt, das ist eine Frage, die wir gern zu dis kutieren bereit sind. Auf diese Frage kommt es heute aber nicht an. Heute steht die Wahl an, nicht aber der Amtsantritt. Wenn Frau Böhlen gewählt wird, wäre es der 1. September. Wir haben hinreichend Zeit, alle offenen Fragen zu klären. Aus diesem Grund macht Ihr Geschäftsordnungsantrag kei nen Sinn. Wir lehnen ihn ab.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Jetzt erteile ich das Wort zur Geschäftsordnung Herrn Abg. Dr. Fiechtner.

(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los])

Okay. Dann kommen wir zur Abstimmung.

(Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

Herr Abg. Baron, zur Geschäftsordnung.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Wir können uns der Kritik der SPD nur anschließen, wir halten aber eine Arbeits gruppe für nicht unbedingt erforderlich. Wir sehen hier auch einen klaren Interessenkonflikt zwischen der Kommunalpoli tik für die Grünen und der Unabhängigkeit des Bürgerbeauf tragten.

Deswegen sind wir verwundert, weil wir schon damals bei den Haushaltsberatungen die gesamte Abschaffung des Bür gerbeauftragen gefordert haben. Damals hat die SPD unseren Antrag abgelehnt. Aber genau dies wäre jetzt der richtige Schritt. Wir fordern eine genaue Überprüfung dieser Tatsache. Deshalb stellen auch wir den Antrag auf eine Verschiebung dieser Wahl und sehen, wie bereits gesagt, eine Arbeitsgrup pe als nicht erforderlich an.

Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Herr Abg. Dr. Fiechtner zur Geschäftsordnung, bitte.

(Zuruf von den Grünen: Aber nicht von vorn!)