Protokoll der Sitzung vom 05.12.2002

Ich danke der Mehrheitsfraktion und ihrem Vorsitzenden Alois Glück für die stets konstruktive und solidarische Zusammenarbeit in dieser von hohen Steuerausfällen geprägten schwierigen Zeit.

Meine Damen und Herren, ich will hier zum Abschluss noch Folgendes sagen: Es bleibt gegenwärtig leider nicht bei einer einmaligen Operation. Wenn sich bei den strukturellen Problemen unseres Landes – hier meine ich Deutschland – nichts Wesentliches ändert, werden wir weiter vor solch schwierigen Situationen auch in der Landespolitik stehen. Deswegen appelliere ich an alle,

bereit zu sein, die Lasten, die wir gegenwärtig zu tragen haben, nicht einseitig auf die Zukunft zu übertragen. Und deswegen wünsche ich mir, dass wir trotz der schwierigen Situation mit Optimismus in die nächsten Monate gehen und trotz der schwierigen Perspektiven den Menschen Hoffnung und Zuversicht geben.

Ich glaube, meine sehr verehrten Damen und Herren, wir finden bei den Menschen in Bayern ein hohes Maß an Zustimmung zur Staatsregierung. Anders wären die hohe Zustimmung zur Politik und die absolute Kompetenz, die der Staatsregierung und auch der Mehrheitsfraktion – gegenüber den anderen Fraktionen – zugemessen wird, nicht zu erklären. Das ist ein Nachweis gut geführter Politik. Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren, dafür und bitte das Hohe Haus um Zustimmung zum Haushalt 2003/2004.

(Lang anhaltender Beifall bei der CSU)

Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Vielen Dank Herr Ministerpräsident. Als erster Redner hat Herr Kollege Maget das Wort.

(Hofmann (CSU): Da sind wir aber gespannt!)

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Ihre heutigen überzogenen, unsachlichen und auch giftigen Angriffe auf die Bundesregierung

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CSU)

belegen im Grunde nur eines. Sie können Ihr Scheitern bei der Bundestagswahl ganz einfach nicht verwinden.

(Beifall bei SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CSU – Hofmann (CSU): Sie haben nur schlecht geschlafen!)

Das nimmt fast schon dramatische Ausmaße an.

(Beifall bei der SPD)

Sehr geehrte Damen und Herren, von einem bayerischen Ministerpräsidenten, der sein Amt souverän führt und seine Aufgabe als gewählter Sachwalter bayerischer Interessen ernst nimmt, hätte ich mir seit der Wahlnacht am 22. September vier Dinge erwartet.

Erstens hätte ich erwartet, dass er zur Kenntnis nimmt, dass er als Kanzlerkandidat der Union außerhalb Bayerns so wenig Zuspruch gefunden hat, dass er lediglich das zweitschlechteste Wahlergebnis der Union erreichen konnte.

(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD)

Zweitens hätte ich erwartet, dass er sich danach wieder voll auf seine Aufgabe als bayerischer Ministerpräsident konzentriert und nicht ständig versucht, sich weiter als

Kanzlerkandidat in Wartestellung oder heimlicher Oppositionsführer zu gebärden.

(Beifall bei der SPD – Widerspruch bei der CSU)

Drittens hätte ich erwartet, dass er die Ergebnisse einer demokratischen Wahl akzeptiert, auch wenn sie ihm nicht gefallen und dass er sich danach konstruktiv zum Wohle Bayerns bei der Bundesregierung und mit ihr gemeinsam für die Interessen unseres Landes einsetzt.

(Beifall bei der SPD und beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der CSU)

Viertens hätte ich erwartet, dass er und seine Partei dann, wenn Anlass zur Kritik besteht, konkrete Alternativen zur Politik der Bundesregierung erarbeiten und vorlegen.

(Beifall bei der SPD – anhaltende Zurufe von der CSU – Zurufe von der SPD)

Leider gab es bis zum heutigen Tage – ich habe auch heute nichts Entsprechendes gehört – keinen einzigen konkreten Vorschlag, was Sie, Herr Ministerpräsident, in der Wirtschaft-, Finanz- und Steuerpolitik des Bundes anders machen würden. Es gab keinen einzigen konkreten Vorschlag, was Sie anders machen würden als Ihr Bezwinger Gerhard Schröder.

(Beifall bei der SPD – Zurufe von der CSU)

Stattdessen erleben wir seit Wochen, wie unser Land geradezu systematisch und bedenkenlos schlechtgeredet und heruntergemacht wird,

(Lachen bei der CSU)

fast so, als wären wir in einem Armenhaus knapp vor dem Untergang.

(Beifall bei der SPD – Kaul (CSU): Das ist nur eine Zustandsbeschreibung, Herr Kollege!)

Diese Oppositionsmethode ist von Franz Josef Strauß kopiert. Ich möchte einmal aus einer berüchtigten Rede zitieren, die Strauß im November 1974 in Sonthofen gehalten hat. Das muss man sich einmal in Erinnerung rufen, was Strauß damals – Sie haben ihm ja treu gedient, Herr Stoiber –, als Oppositionsmethode der Union empfohlen hat:

Es muss wesentlich tiefer sinken, bis wir Aussicht haben, politisch mit unseren Warnungen, Vorstellungen und Vorschlägen gehört zu werden.

(Kaul (CSU): Das geht bei euch doch automatisch! – Gabsteiger (CSU): Dazu braucht Ihr uns nicht!)

Wir können uns gar nicht wünschen, dass dies jetzt aufgefangen wird; die Auflösung der jetzigen Bundesregierung ist das vorrangige Ziel.

Zur Taktik jetzt: Nur anklagen und warnen, aber keine konkreten Rezepte nennen.

(Beifall bei der SPD)

Das ist exakt Ihre Oppositionsstrategie.

(Zurufe von der CSU)

Es ist Ihre Oppositionsstrategie, die Sie heute anwenden und die Sie aus der politischen Mottenkiste geholt haben.

(Zurufe von der SPD)

Ich möchte Sie nur daran erinnern, Herr Dr. Stoiber: Auch Franz Josef Strauß hatte damals keinen Erfolg.

(Beifall bei der SPD – Zuruf von der SPD: Sehr rich- tig!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich will nicht verhehlen, dass die Bundesregierung manchen handwerklichen Fehler gemacht hat, insbesondere bei der Erklärung ihrer Maßnahmen gegenüber unserer Bevölkerung.

(Zurufe von der CSU)

Ich bin der Letzte, der bestreitet, dass manche Detailentscheidung sicherlich diskussionswürdig ist. Aber ich sage auch: Die Richtung stimmt, und zu dieser Richtung hat die Union keine Alternative.

(Kaul (CSU): Armes Deutschland!)

Wenn sie eine hat, dann gelingt es ihr zumindest meisterhaft, sie als geheime Kommandosache vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten. Sagen Sie doch einmal, was Sie konkret besser machen würden und dann reden wir darüber.

(Zuruf von der CSU: Das ist vielfach gesagt wor- den!)

Ansonsten hören Sie auf, einen verlorenen Wahlkampf mit anderen Mitteln fortzusetzen.

(Beifall bei der SPD)

Schminken Sie sich Ihre Kriegsbemalung ab und erledigen Sie mit uns gemeinsam die schwierigen Aufgaben.

Was wir seit Wochen erleben ist nichts anderes als eine Vergiftung des politischen Klimas in Deutschland, die uns insgesamt schweren Schaden zufügt.