Protokoll der Sitzung vom 07.05.2003

Nach den Vorarbeiten und Empfehlungen einer hochrangig besetzten wissenschaftlichen Kommission mit dem Präsidenten der ETH Zürich, Herrn Prof. Kübler, an der Spitze, mit dem Präsidenten der Studienstiftung des deutschen Volkes, Herrn Prof. Altner, mit dem Präsidenten der Helmholtz-Gemeinschaft, Herrn Prof. Kröll, und mit dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Herrn Prof. Winnacker, hat die Bayerische Staatsregierung in ihrer gestrigen Ministerratssitzung die Eckpunkte für das Elitenetzwerk Bayern beschlossen, nach denen das Prinzip der Leistungsdifferenzierung und Leistungsbesten-Förderung an unseren Hochschu

len Wirklichkeit werden soll, und zwar zunächst exemplarisch in ausgewählten Bereichen und später in möglichst großer Breite.

Wir werden das Elitenetzwerk Bayern auf vier Säulen stellen: Für die besonders Leistungswilligen und Leistungsstarken, das heißt für die Leistungselite unter unseren Studentinnen und Studenten, werden wir nach strenger Auswahl, unter hohen Anforderungen und mit zusätzlichen Stellen und Mitteln „Elitestudiengänge“ als Parallel-Option zu bestehenden Studiengängen einführen. Leistungsdifferenzierung soll auch in der Qualifikationsphase nach dem Studienabschluss gelten: Hier wollen wir mit strukturierten und hoch attraktiven „Internationalen Doktorandenkollegs“ jene Leistungsbesten in Bayern halten, die bisher – nicht selten endgültig – unser Land verließen und im Ausland ihre wissenschaftliche Karriere oft glanzvoll fortsetzten.

(Beifall bei der CSU)

Für die übergreifende Leistungsförderung werden wir die Synergien der einzelnen wissenschaftlichen Einrichtungen in einem Elitenetzwerk bündeln. Und schließlich gilt es, die bayerische Infrastruktur für eine Elitebildung zu modernisieren und auf das neue bayerische Elitekonzept auszurichten. Das alles, meine Damen und Herren, soll nicht etwa unter Abschottung gegenüber international renommierten Einrichtungen stattfinden, sondern im Gegenteil, in Kooperation und in Vernetzung mit ihnen.

Vorweg möchte ich, bevor ich die Einzelheiten des Elitenetzwerks Bayern erläutere, auf einige Einwände eingehen, die möglicherweise erhoben werden: Der eine oder andere wird die Chancengleichheit an unseren Hochschulen gefährdet sehen – dies sagt er zu Unrecht. Denn alle besonders Leistungswilligen und Leistungsstarken sollen – selbstverständlich im fairen Wettbewerb miteinander – die gleichen Chancen eines Zugangs zu diesen neuen Förderinstrumenten haben. Autonomie der Hochschule bedeutet nicht allein Selbstständigkeit, sondern auch eine möglichst hohe Verantwortungs- und Profilierungsbereitschaft im Rahmen der globalisierten und konkurrierenden Gesellschaft.

Vielleicht befürchten manche, dass die Ausstattungsbedingungen der neuen Studiengänge zu Lasten der Qualität der bisherigen Studiengänge gehen werden. Diese Bedenken sind unbegründet, weil wir die neuen Einrichtungen, wie ich noch darlegen werde, zusätzlich ausstatten. Schließlich werde ich auch oft gefragt, ob es denn genügend Studentinnen und Studenten sowie Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler für diese neuen Qualifikationswege bei uns geben werde. Aus unseren Erfahrungen mit den Eignungsfeststellungsprüfungen kann ich darauf nur sagen: Die Zahl derer, die sich heute den besonders anspruchsvollen Anforderungen stellen, ist meist doppelt so groß wie die Zahl der vorhandenen Plätze.

Vorweg möchte ich auch ebenso deutlich sagen, dass Leistungselite, wie sie hier gefördert werden soll, nichts, aber auch gar nichts mit der Wiederbelebung abgelegter Privilegien zu tun haben wird. Wer sich den Herausforderungen des Elitenetzwerks Bayern stellen will, woher

auch immer er stammt, wie auch immer er sozial eingebettet ist, muss Einstellungen und Eigenschaften mitbringen, die wir bisher im Besonderen aus der Welt des Sports bei Spitzenathleten kennen:

„Wer den Kern essen will, muss die Nuss knacken“ – so lautet ein Sprichwort. Wir erwarten die Bereitschaft, sich für wirklich wichtige Ziele bis zum Äußersten anzustrengen, auf gewohnte Annehmlichkeiten zu verzichten und sich Willensstärke und Ausdauer abzuverlangen.

Von Max Planck ist der Ausspruch überliefert, der edelste Antrieb des forschenden Menschengeistes sei neben der Ehrfurcht die Begeisterung. Das Feuer der Begeisterung mag manchem jungen Menschen zunächst befremdlich erscheinen. Aber wer den Enthusiasmus junger Menschen in anderen Wissenschaftssystemen erlebt hat, wird sich wohl kaum mehr einer Weltsicht verschließen können, die Herder einmal so beschrieb: „Ohne Begeisterung schlafen die besten Kräfte unseres Gemütes. Es ist ein Zunder in uns, der Funken will.“ Im Elitenetzwerk Bayern werden wir junge Leute suchen, die diesen Zunder in sich spüren.

Im sportlichen Wettbewerb ist Konkurrenz das belebende Element. Warum, meine Damen und Herren, ist uns der Konkurrenz-Gedanke aber in der Welt der Ausbildung der Besten bisher so wenig vertraut? In allen Elitesystemen der Welt kennt man die stimulierende Wirkung der Gruppen gleichaltriger Leistungswilliger und Leistungsstarker, der „Peer-Groups“ – wie wir auf Neudeutsch sagen – auf das Vorankommen des Einzelnen. Dieses Prinzip, das auch im Elitenetzwerk gelten soll, hat Heinrich Heine in das treffende Bild gefasst: „Ein Diamant schleift den anderen.“

Der Erfolg in den Qualifikationswegen des Elitenetzwerks Bayern wird niemand geschenkt, er muss hart erarbeitet und – ich füge hinzu – zuverlässig honoriert werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, das Elitenetzwerk Bayern werden wir auf vier Säulen aufbauen, die ich nun im Einzelnen darstellen möchte:

Erstens. Mit den Elitestudiengängen als der ersten Säule streben wir ein sehr anspruchsvolles Studienprogramm für besonders leistungsfähige und leistungswillige Studentinnen und Studenten an.

In drei oder vier Semestern sollen diese entweder ein Masterstudium durchlaufen oder einen Diplom-Teilstudiengang im Anschluss an ein hervorragend abgeschlossenes Vordiplom. Ziel dieser Studiengänge ist es, herausragende Studierende zu Spitzenleistungen zu führen und das heißt, auch ihre Persönlichkeit zur vollen Entfaltung zu bringen. Hierfür ist nicht nur herausragende fachliche Bildung, sondern auch eine breite Allgemeinbildung Voraussetzung. Deren künftige Tätigkeitsbereiche nach Abschluss des Studiums sehe ich entweder in der Spitzenforschung oder in Führungspositionen der Berufswelt, in denen sie früh selbstständig arbeiten und Verantwortung übernehmen.

Ich möchte betonen, Elitestudiengänge sollen bestehende qualifizierte Studiengänge keineswegs ersetzen. Sie sind vielmehr eine besondere Herausforderung für alle, die noch mehr leisten können und wollen als ihnen in den normalen Studiengängen abverlangt wird. Hochschulen, die solche Elitestudiengänge anbieten, stehen in der besonderen Pflicht, ein entsprechend anspruchsvolles und auch im internationalen Maßstab exzellentes Lehrangebot neu zu konzipieren und mit einer hohen Betreuungsintensität fortlaufend anzubieten. Dazu wird oft eine einzelne Hochschule, vor allem außerhalb der großen Zentren, gar nicht in der Lage sein. Die von mir eingesetzte wissenschaftliche Kommission hat deshalb empfohlen – und wir werden ihr darin folgen –, dass Elitestudiengänge in aller Regel ein „Gemeinschaftsprodukt“ mehrerer Universitäten, und im Einzelfall auch Fachhochschulen sind, in das gegebenenfalls auch die Expertise außeruniversitärer Forschungsinstitutionen eingeht. Eine Vernetzung der besten Köpfe steht bereits am Anfang der Elitestudiengänge.

Worin bestehen Unterschiede zu herkömmlichen Studiengängen? Die Studierenden müssen sich durch besondere Vornoten qualifizieren; sie müssen sich in einem Auswahlverfahren mit anderen Bewerberinnen und Bewerbern messen. Aber auch – das will ich mit Nachdruck sagen – die Dozenten dieser Studiengänge sind nicht automatisch durch ihr Amt in der Universität qualifiziert.

(Beifall bei der CSU)

Die von ihnen entwickelte Konzeption, eine hohe wissenschaftliche und didaktische Kompetenz und ihr anhaltendes persönliches Engagement – unter anderem ausgedrückt in einer ausgeprägten Betreuung der ihnen anvertrauen Studentinnen und Studenten – entscheiden über die Mitwirkung in den Elitestudiengängen. Natürlich muss hinter jedem Studiengang ein klares fachliches und überfachliches Profil stehen, das einen hohen Wissensstand bei Studienenden in der Regelstudienzeit – das ist nicht ein neuer Aufbruch zu „Dauerstudenten“ meine Damen und Herren – ebenso garantiert wie die besondere Erweiterung des geistigen Horizonts und die Beherrschung der heute besonders notwendigen kommunikativen Fähigkeiten und Fertigkeiten, oft Schlüsselqualifikationen genannt.

Ein bisschen plakativ gesagt, mit einer 38,5-StundenWoche wird keine Studentin und kein Student diese Anforderungen meistern;

(Beifall bei der CSU)

denn zu dem intensiven Lehr- und Selbstlernbetrieb – ich spreche heute nicht über Internet; aber das gibt es auch und auch eine virtuelle Hochschule, die wir nur in Bayern haben, meine Damen und Herren! – kommen als ergänzende Lehrformen Wochenendseminare, Exkursionen, Sommerakademien, Praktika und – ich unterstreiche dies – Auslandsaufenthalte dazu.

Dies alles erfordert zusätzliche Personal- und Mittelressourcen. Diese werden wir nicht aus den bestehenden

Studiengängen abziehen, sondern zusätzlich bereitstellen.

(Beifall der Abgeordneten Prof. Dr. Eykmann (CSU) und Dr. Wilhelm (CSU))

In welchen Fächern und an welchen Hochschulen diese Elitestudiengänge entstehen werden, hängt weitgehend von den Qualitätsnachweisen der Hochschulen selbst ab, von der Originalität und der Exzellenz der von ihnen im Wettbewerb untereinander erarbeiteten und von externen Fachleuten begutachteten Konzepte.

Wir hoffen, unter diesen Prämissen etwa 20 Elitestudiengänge an möglichst vielen bayerischen Hochschulen mit einer zunächst auf fünf Jahre befristeten Förderung einrichten zu können; – wenn ich das so straff sage tue ich dies, weil ich auch zeitlich begrenzt bin, dann sind das absolute Neuheiten, wenn ich dies deutlich machen darf – also fünf Jahre dann wird evaluiert, und nur wenn alles stimmt, haben sie eine Chance auf eine weitere Betreuung auf fünf Jahre. Ich komme nachher beim Graduiertenkolleg noch einmal drauf: Wir setzen jetzt auf Daten. Ich sage Ihnen auch dazu, wenn es um die Personalfragen geht, so werden diese Leute nicht mehr den Hochschulen auf Dauer zugewiesen, sondern sie sind im Pool des zuständigen Fachministeriums; sie werden zugewiesen, aber auch wieder entzogen.

(Beifall bei der CSU)

Zweitens. Den internationalen Doktorandenkollegs als zweiter Säule des Elitenetzwerkes werden wir das gleiche Prinzip, nämlich Fördern durch Fordern, zu Grunde legen, wie den Elitestudiengängen. Das bedeutet: hohe Eingangsqualifikation, klare thematische Schwerpunktsetzung, eine strukturierte Doktorandenausbildung mit anspruchsvollem Studien- und Forschungsprogramm, kurze und überschaubare Promotionszeiten dank intensiver Betreuung.

Internationale Doktorandenkollegs zielen noch stärker als die Elitestudiengänge auf eine internationale Vernetzung. So ist von Anfang an ein erheblicher Anteil exzellenter ausländischer Doktoranden von Frauen und Männern – circa 20% – eingeplant.

Ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen sich auch in erheblichem Umfang an der Ausbildung und Betreuung beteiligen, also bei Lernenden und Lehrenden. Schließlich erhalten die Promovierenden sehr früh die Gelegenheit zur Teilnahme an internationalen Veranstaltungen, wo sie auf andere erfolgshungrige Nachwuchswissenschaftler, aber auch auf die großen internationalen Vertreter ihrer Disziplin treffen, ihre eigenen Arbeitsergebnisse vorstellen und die anderer Spitzenwissenschaftler unmittelbar kennen lernen.

Wer je an der Nobelpreisträgertagung in Lindau teilnehmen konnte, der weiß, mit welchem Heißhunger, Herr Kollege Goppel, Hunderte von Studentinnen und Studenten in der Physik, jetzt auch in der Chemie, dorthin pilgern, um mit den Granden, den Nobelpreisträgern, den anerkannten Wissenschaftlern, zusammen kommen zu können. Es gibt ja immer noch so verrückte Meinun

gen, seit Internet bräuchten wir nicht mehr das Vorbild der wissenschaftlichen Persönlichkeit. Wir brauchen es mehr denn je, weil das der Zunder ist, meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Lebhafter Beifall bei der CSU)

Und, absolut neu: Die persönliche Förderung erfolgt nicht über ein Stipendium, sondern – heute sind die neuen Zahlen gekommen – was heute in Deutschland erheblich attraktiver ist, über eine Stelle. So hoffen wir auch das Ziel einer frühen Eigenverantwortlichkeit zu erreichen.

„Verstand will freie Hand“, lautet eine alte Volksweisheit; und freie Hand sollen die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre künftige Rolle als Forscher oder als Führungspersönlichkeit in der Wirtschaft oder bei der öffentlichen Hand früh erhalten. Nur so können sie Verantwortungsbereitschaft und Verantwortungsfähigkeit praktizieren.

Auf der Grundlage dieser Eckpunkte werden wir zunächst circa zehn Internationale Doktorandenkollegs an möglichst vielen bayerischen Hochschulen einrichten, an Universitäten, die befristet auf vier Jahre gefördert und bei Bewährung nochmals um vier Jahre verlängert werden. Auch hier gilt, dass die Qualität und Exzellenz der Ideen über den fachlichen und örtlichen Schwerpunkt des Kollegs entscheidet.

Sehr verehrte Kolleginnen und Kollegen des Bayerischen Landtags! Dies ist ein deutlicher Schwerpunkt der Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung. Wir hätten es viel leichter, à la McKinsey zu sagen: Da kommt was nach München, da setzen wir ein Sahnehäubchen, und damit hat sich‚s. Bayern ist der größte Flächenstaat Deutschlands; wir fühlen uns für alle Standorte und die Ausschöpfung aller geeigneten Ressourcen in gleicher Weise verantwortlich.

(Beifall bei der CSU)

Und ich sage noch einmal, ob München oder Würzburg als Beispiel wird entschieden werden durch die Qualität des Angebotes. Würzburg nenne ich aus bewussten Überlegungen, weil sie erst jüngst unter 82 Bewerbern Deutschlands den Sonderforschungsbereich in der Biomedizin bekommen haben, wofür man nur großen Respekt zollen kann.

(Beifall bei der CSU)

Meine Damen und Herren, gerade mit den Internationalen Doktorandenkollegs wollen wir ein attraktives Gegengewicht zu den Spitzenangeboten des Auslandes für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und aus Bayern, aber auch – ich sagte es schon – aus dem Ausland schaffen. Damit wollen wir letztlich verhindern, dass weiterhin ein Drittel aller deutschen Absolventen, die hier promoviert werden, für immer ins Ausland gehen, davon allein die Hälfte in die USA. Nicht „brain drain“, sondern „brain gain“ muss unser Ziel in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sein.

(Beifall bei der CSU)

Dritte Säule ist die aktive Netzstruktur „Elitenetzwerk“. Bayern hat bereits in der Vergangenheit durch eine gezielte Ressourcenbündelung Synergieeffekte vor allem in der Forschung und im Technologietransfer erzielt, die mit zur Führungsrolle Bayerns auf diesen Feldern beigetragen haben. Seit 1988 haben wir gut 30 bayerische Forschungsverbünde. In ihnen wurden die wissenschaftlichen Grundlagenpotenziale mehrerer bayerischer Hochschulen und anderer Forschungseinrichtungen themenzentriert mit den Anwendungsproblemen der Nutzer orts- und disziplinübergreifend im Sinne erfolgreicher und praktisch umsetzbarer Produkt- und Verfahrensentwicklung zusammengeführt. Inzwischen sind vor allem im Gefolge von OZB und HTO weitere Netzwerkstrukturen entstanden, wie das BioMedTechNetzwerk und das Netzwerk Neue Werkstoffe, die beide die drei fränkischen Universitäten Erlangen-Nürnberg, Würzburg und Bayreuth umspannen. Diese Netzstrukturen zwischen den exzellenten Forschungszentren in Bayern gilt es zu nutzen und für die neuen Instrumente des Elitenetzwerks Bayern zu aktivieren.

Meine Damen und Herren, hohen Nutzen für die wissenschaftliche Qualifikation sehen die vier genannten Wissenschaftler der Kommission vor allem im Angebot international attraktiver Netzknoten und in einer aktiven Verdichtung der Vernetzung nach innen und außen. In vier Aktionslinien werden wir entsprechend diesen Vorschlägen eine aktive Netzstruktur schaffen: zunächst in einer Bündelung und Vernetzung aller einschlägigen Potenziale der besten Anbieter aus Bayern bei der Planung und Einrichtung von Elitestudiengängen und internationalen Doktorandenkollegs, sodann in der Vernetzung dieser Einrichtungen mit ausgewiesenen Spitzenuniversitäten des Auslands, zum Beispiel durch Austausch geeigneter Lehreinheiten, Auslandspraktika, Gastwissenschaftler; ferner in der Einrichtung einer überfachlichen Plattform oder Dialogform zur Intensivierung von Information, Kommunikation und Kooperation zwischen den Eliteeinrichtungen in Bayern, zum Beispiel durch überörtliche Betreuungs- und Serviceangebote, und schließlich durch die punktuelle Kooperation mit weiteren, auch außerbayerischen Exzellenzpartnern.

Der Ministerpräsident hat gestern in der Ministerratssitzung erklärt, dass die Elitepunkte in der Vernetzung den hohen Stellenwert für den Standort Bayern unterstreichen.

(Beifall bei Abgeordneten der CSU)

Viertens. Eine Neuausrichtung der Leistungsbestenförderung wäre unvollständig, wenn wir nicht in einer vierten Säule die Adaptierung der bayerischen Programme für die Hochbegabten vornehmen. In Bayern werden zurzeit circa 2% der Studierenden durch Hochbegabtenprogramme verschiedener Förderwerke unterstützt. Davon erhalten im Rahmen des Bayerischen Begabtenfördergesetzes bislang über 1000 hoch begabte Studierende, die ihre Hochschulzulassungsberechtigung in Bayern erworben haben, ein Vollstipendium. Dies entspricht einer Förderquote von 0,5% aller Studierenden. Das Potenzial der Hochbegabten liegt nach einschlägi

ger Meinung bei 3 bis 5%. Die Wissenschaftlerkommission hat hier eine Reform aus einem Guss empfohlen und vorgeschlagen, die Hochbegabtenförderung an die Ziele des Elitenetzwerks anzupassen und auf diese Weise auch eine größere Zahl von Hochbegabten zu erreichen.

Dementsprechend werden wir das dem Gesetz zugrundeliegende Förderprogramm aktualisieren und eine Aufnahme in die bayerische Begabtenförderung auch noch nach Studienbeginn vorsehen. Bisher wird das alles zwischen Abitur und Studienbeginn abgewickelt; dann ist das erledigt. Das Aufnahmeverfahren wollen wir verfeinern, das Förderprogramm entsprechend den Erfahrungen anderer Förderwerke differenzieren und überörtliche Betreuung, unter anderem durch Einbeziehung des Elitenetzwerks Bayern intensivieren. Darüber hinaus sollen Alternativen zur zielgruppenspezifischen Verwaltung des Förderprogramms untersucht werden. Das bedeutet enge Kooperation mit der Kollegin Hohlmeier und dem Schulministerium, und das bedeutet auch, dass wir die in den letzten Jahren im Schulbereich ergriffenen Maßnahmen zur Hochbegabtenförderung einbeziehen. Insbesondere interessiert uns die Schnittstelle zwischen Gymnasium und Hochschule, wo zum Beispiel mit „Plusangeboten“ der Hochschulen an K-13-Schüler oder mit deren Einbeziehung in Betreuungs- und Service-Angebote des Elitenetzwerks Bayern ein passgenauer Anschluss herbeigeführt werden soll.