Protokoll der Sitzung vom 28.09.2000

bevor Sie es in den Mund nahmen –

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kaul (CSU): Nein, bevor Sie es missbraucht haben!)

ich spreche für diejenigen aus Ihrer Partei, die 1996 auch hier einen Antrag für die Einführung einer ökologischen Steuerreform eingebracht haben.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Herr- mann (CSU): Das hat mit dem, was Sie machen, überhaupt nichts zu tun!)

Lesen Sie es doch nach, Herr Herrmann.

Kolleginnen und Kollegen, es geht um den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Es geht um die Verminderung der Umweltbelastungen. Es geht um die Schaffung von Arbeitsplätzen – das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsinstitut spricht von durchschnittlich hunderttausend neuen Jobs in den Jahren 2000 bis 2005 –, und es geht um die Modernisierung der Wirtschaft.

Da kommen Sie daher und betreiben aus reinem parteipolitischen Kalkül eine populistische Kampagne, die an Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten ist.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und des Abgeordneten Hoderlein (SPD))

Schamlos nützen Sie die gegenwärtigen Preisentwicklungen auf dem Weltmarkt, um gegen die rot-grüne Bundesregierung zu polemisieren. Da geht er, der Herr Kaul, wenn es zur Sache geht.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kaul (CSU): Ich bin gleich wieder da!)

Fakt ist, Herr Kaul: Die Rohölvorräte gehen in absehbarer Zeit zu Ende. Fakt ist, dass die Nachfrage nach Rohöl hoch ist. Fakt ist: Der Dollarkurs ist hoch, und Fakt ist, dass Transportgewerbe und Landwirtschaft unter einer Wettbewerbsverzerrung leiden.

Auf all diese Probleme fällt Ihnen von der CSU nur eines ein: Die Ökosteuer muss weg, und dann wird alles gut.

(Demonstrativer Beifall bei der CSU – Kaul (CSU): Weil Sie genügend einnehmen, wie wir gehört haben!)

Welch ein Armutszeugnis für eine Partei, die so gerne Regierungspartei im Bund wäre.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich frage Sie: Was sagen Sie denn den Sozialhilfe-, Wohngeld- und Bafögempfängern, die heute über eine Mark pro Liter Heizöl zahlen müssen? Die Ökosteuer muss weg – ja und? Dann kostet der Liter Heizöl statt 1,10 DM 1,05 DM, falls die Mineralölkonzerne überhaupt so gnädig sind, den Steuernachlass weiterzugeben.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Unsere Antwort dagegen ist ein zielgenauer Heizkostenzuschuss von 5 DM pro Quadratmeter für die sozialschwachen Personengruppen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ach (CSU): Betrug ist das! – Kaul (CSU): Ein BAfögempfänger muss mit jedem Pfennig rechnen, Frau Kollegin!)

Ich frage Sie, wie Sie hier sitzen: Wie erklären Sie heute den Pendlern, dass Sie noch vor einigen Wochen die Entfernungspauschalen auf 50 Pfennig senken wollten und zusätzlich den Arbeitnehmerpauschbetrag von 2000 DM auf 1500 DM absenken wollten?

(Frau Paulig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): So ist es doch! – Zuruf des Abgeordneten Meyer (CSU))

Heute kommen Sie daher und entdecken – welch eine Neuigkeit – den armen Pendler in Niederbayern.

(Heiterkeit beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Finanzminister Faltlhauser, wenn Sie eine Ahnung davon hätten, wie es im Lande außerhalb Münchens zugeht, dann wüssten Sie, dass BMW zum Beispiel einen Werkarbeiterbusverkehr hat

(Ach (CSU): Aber nicht für alle!)

und dass diese Arbeiter, soweit sie zur Arbeit fahren, daher von der Mineralölsteuererhöhung nicht betroffen sind.

Noch eines sage ich Ihnen, Kollege Meyer: Ich finde es nicht mehr hinnehmbar, dass die Pendlerinnen und Pendler in Niederbayern bei Eis und Schnee, bei unzumutbaren Straßenverhältnissen ins Auto gezwungen werden,

(Ach (CSU): Ausbauen!)

weil Sie ihnen keine Flächenbahn mehr zugestehen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf des Abgeordneten Meyer (CSU))

Das ist die eigentliche Benachteiligung des Pendlers in Niederbayern,

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

nur damit Sie wissen, was Sache ist.

(Unruhe bei der CSU)

Da werden Sie unruhig, das ist klar. Denn jetzt geht es zur Sache.

(Meyer (CSU): Und was ist mit der Anbindung zum Flughafen?)

Herr Meyer, zum Flughafen kommen wir noch. Beruhigen Sie sich.

Statt sich auf eine Zukunft mit zur Neige gehenden fossilen Energieträgern vorzubereiten, führen Sie die Debatten der Vergangenheit.

(Frau Paulig (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): So ist es!)

Wir GRÜNEN denken an die Zukunft

(Kaul (CSU): Ach du liebe Zeit!)

und schaffen Rahmenbedingungen für eine umweltfreundliche Verkehrs- und Energiepolitik.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Kaul (CSU): Mir tut die nächste Generation jetzt schon leid, Frau Kollegin!)

Herr Kaul, Sie Pseudo-Ökologe. Verantwortungsbewusste Politiker aus Ihren Reihen, wie Klaus Töpfer und auch Kollege Göppel hier im Haus – –

(Kaul (CSU): Die halten von Ihnen gar nichts!)

das müssen gerade Sie sagen,

(Kaul (CSU): Das weiß ich sehr genau!)

fragen Sie doch einmal, was von Ihnen gehalten wird – verantwortungsbewusste Leute an der Basis, wie zum Beispiel der Allgäuer Landwirt Ignaz Einsiedler, zeigen Ihrer Schmutzkampagne die rote Karte.

(Ach (CSU): Aha, Pressespiegel gelesen!)

Ja, genau, und daraus zitiere ich, weil es Ihnen nicht passt, was Ihre eigene Parteimitglieder von Ihnen halten.

(Ach (CSU): Wir vertragen Kritik! Beim Hartenstein haben Sie sie nicht vertragen!)