Wir müssen in Ruhe über die Situation der Lehrerinnen und Lehrer diskutieren. Es kann nicht sein, dass man den Gymnasiallehrern eine totale Umstrukturierung ihrer Schulart verordnet, ihnen damit mehr Einsatzbereitschaft und Engagement abfordert und gleichzeitig zwei Stunden draufsattelt und das Arbeitszeitkonto an den Gymnasien einführt. Das verträgt sich nicht miteinander. Darüber muss noch einmal gesprochen werden.
Das waren ein paar Gründe, sicherlich nicht alle, ein paar Fragen, die sich stellen, aber ausreichend Fragen, meine ich, um klarzustellen, dass es dringend notwendig ist, das G 8, wenn es denn schon eingeführt werden soll, mit gründlicherer Vorarbeit und mit mehr Zeit vorzubereiten. Sie brauchen mich doch nicht anzuschreien oder so zu tun, als würde ich etwas erzählen, was Sie nicht kennen würden. Ich lese am Tag acht Tageszeitungen und kann Ihnen sagen: Jeden Tag steht über irgendeine CSUOrtsversammlung, über irgendeine CSU-Fraktionssitzung oder über irgendeinen CSU-Neujahrsempfang, zum Beispiel in der Oberpfalz, geschrieben, dass gesagt wurde,
dass dies ein überhastetes Vorgehen ist, ein Vorgehen im Hauruck-Verfahren, und dass man sich vor Ort wünscht, diese Entscheidung mit mehr Zeit, mit mehr Gründlichkeit und unter Beteiligung der Betroffenen vorzubereiten. Dies sagen doch auch Ihre Wählerinnen und Wähler und Lehrerinnen und Lehrer, die Ihre Parteimitglieder sind, ebenso wie jene, die in Sachaufwandsträgerschaft stehen. Sie sagen Ihnen, wie sie sich als Eltern um ihre Kinder Sorgen machen.
Ich glaube also, es gibt wirklich allen Grund, ein so genanntes Moratorium zu beschließen und uns Zeit zu lassen für eine wirklich intensive gesellschaftliche Diskussion über eine, wie ich meine, für die Zukunft unseres Gymnasiums so wichtige Entscheidung.
kommt die Diskussion um das G 8 nun wirklich nicht. Seit rund zwanzig Jahren steht dieses Thema immer wieder auf der Tagesordnung. Nicht zuletzt seit der Wiedervereinigung und der Eingliederung der neuen Länder, in denen es das G 8-Modell gab, hat sich diese Frage immer wieder gestellt. Wir haben im Osten auch eine Reihe von Ländern, in denen das G 8-Modell praktiziert wird.
In den letzten Jahren haben sich auch einige Trends weiter verfestigt, aufgrund derer sich Probleme ergeben. Es ist deutlich geworden, dass in Deutschland das Abschlussalter der Hochschulabsolventen – –
Bernd Sibler (CSU) Es ist deutlich geworden, dass das Abschlussalter der Hochschulabsolventen im internationalen Vergleich zu hoch ist. Ich sage auch deutlich dazu: Dieses Problem werden wir nicht allein am Gymnasium lösen, sondern wir werden auch über die Hochschule nachdenken müssen. In anderen Bundesländern gibt es einen eindeutigen Trend hin zum G 8. Letztlich geht es dabei auch um Chancengleichheit für die Jugendlichen in Bayern mit Jugendlichen aus den anderen Ländern, da Jugendliche, die ein zu hohes Ausbildungsalter haben, am Arbeitsmarkt schlechtere Chancen haben.. Deshalb müssen wir aufgrund des klaren Trends zur Internationalisierung auch handeln und Zeichen setzen. Viele sagen im Übrigen in letzter Zeit auch, dass das G 8 auch möglich ist. Dies war übrigens letzte Woche bei der SPD auch in der Aussprache zum Bericht zu hören. So grundsätzlich, wie das jetzt viele tun, wird dieses G 8 also nicht abgelehnt. Das muss auch einmal deutlich festgehalten werden.
Bernd Sibler (CSU) Nein. Ich bleibe bei meinem Konzept und möchte nun zu den Anträgen kommen. Wir haben heute auch über den Tagesordnungspunkt 5 zu entscheiden. Wir werden diesen Antrag, der einen Zwischenbericht fordert, ablehnen, weil wir diesen Zwischenbericht schon in der letzten Woche bekommen haben. Im Übrigen möchte ich festhalten, dass das, was Frau Schieder festgestellt hat, dass nämlich die Ministerin nicht anwesend war, von der Opposition sehr wohl provoziert wurde. Sie haben von uns Angebote gehabt, dass morgen,
in der ursprünglich geplanten Sitzung, die Ministerin anwesend ist, sodass Sie die Fragen mit der Ministerin hätten diskutieren können. Sie sind dann aber eine Woche eher in die Diskussion gegangen, wohl wissend, dass die Ministerin zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend sein konnte. Es gab entsprechende Angebote unserer Fraktion, nämlich von Siegfried Schneider, dem Vorsitzenden.
Ich möchte aber auch ausdrücklich sagen, dass weitere Berichte und Sachstandsberichte gegeben werden müssen, weil noch einige Fragen offen sind. Diese Fragen sind zu einem guten Teil in den Anträgen der GRÜNEN formuliert. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass das, was Sie als „RoadShow“ bezeichnen, aus unserer Sicht ein wichtiger Beitrag zur Klärung dieser Fragen ist. Die Gespräche laufen. Wir werden die Erkenntnisse augenblicklich und intensiv in die neuen Konzepte einarbeiten. Deshalb begrüßen wir auch das jetzt angelaufene Verfahren.
Zu den Ganztagsmitteln, die angesprochen worden sind: Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben nun in der Tat in Bayern Gymnasien - die Zahl werden wir noch genau feststellen müssen -, die bereits jetzt ein achtjähriges Gymnasium mit Mittagsbetreuung anbieten können. Wir werden deshalb in der nächsten Zeit den Bedarf weiter konkret feststellen. Meine Damen und Herren, der entscheidende Punkt wird sein, dass wir die Lehrpläne weiter verkürzen, dass wir konkret Inhalte herausnehmen. Wir werden die Lehrpläne für die Klassen 5 bis 7 bis zum Mai vorlegen. Das hat Herr Dr. Müller vom Ministerium auch deutlich angesprochen.
Ich möchte darauf verweisen, dass der neue Lehrplan G 9 bereits eine sehr gute Vorarbeit darstellt; darin haben wir das Grundwissen schon definiert, methodische Bereiche sind schon festgelegt worden, pädagogisch neue Schwerpunkte wurden eingearbeitet. Ich möchte insbesondere die Schülerkonturen zum Eingang jeder Jahrgangsstufe nennen. Wir befinden uns auch hier nicht im luftleeren Raum und haben auch nicht den ganz großen Zeitdruck, der von der Opposition immer genannt wird.
Wir müssen konkret in die fachlichen Ebenen eintreten und konkret Inhalte herausnehmen. Das wird der Ansatzpunkt sein. Meine sehr geehrten Damen und Herren, dann sind auch die Voraussetzungen für die Intensivierungsstunden, die in der Diskussion draußen leider viel zu sehr diskreditiert und misstrauisch hinterfragt werden, besser, als Sie von Ihnen zugegeben und dargestellt werden, weil diese Intensivierungsstunden letztlich den Einstieg in eine individuellere Förderung bedeuten. Das ist auch etwas, was die Pisa-Studie gerade für das deutsche
Schulsystem insgesamt festgestellt hat. Da wollen wir hin; darin sehen wir auch eine wesentliche qualitative Verbesserung des Unterrichtens und Lehrens am bayerischen Gymnasium.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich höre immer und immer wieder das Thema G-8-Modellversuche. Diese Modellversuche basieren auf dem Lehrplan G 9 alt, basieren darauf, diesen Lehrplan für neun Jahre in ein achtjähriges Gymnasium hineinzudrücken. Das sind aber andere Voraussetzungen als jene für das G 8, das uns vorschwebt. Deshalb ist es auch unredlich – sehr geehrte Frau Schieder, Sie wissen das ganz genau –, diese Modelle jetzt 1 : 1 auf das Grundkonzept, das Dr. Müller vorgestellt hat, zu übertragen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, die CSU hat in den letzten vierzig Jahren immer und immer wieder bewiesen, dass sie auch in einem engen Zeitkorsett sehr gründlich arbeiten kann. Wir werden den intensiven Dialog und die intensive Arbeitsphase fortführen. Wir werden deshalb die vorliegenden Anträge ablehnen.
Vielen Dank, Herr Kollege Sibler. Zu Wort hat sich Frau Staatsministerin Hohlmeier gemeldet. Bitte schön, Frau Staatsministerin.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, Frau Präsidentin! Die Diskussion, die hier im Parlament sowohl von Frau Schieder als auch von Frau Tolle geführt wird, erinnert mich schlicht und einfach an parteipolitische Agitation, um letztendlich draußen möglichst viele weiterhin aufheizen zu können. Ich will dies auch genau erklären.
Zwei Behauptungen werden aufgestellt: Behauptung Nummer 1: Es gibt keine Konzeption; Behauptung Nummer 2 in derselben Rede: Die Konzeption sei so fertig, dass keiner mehr mitreden dürfte. Was jetzt bitte schön? – Wir haben eine Grundkonzeption, und wir reden mit Eltern, Lehrern und Schülern auch darüber, was sie sich in Bezug auf diese Konzeption selbst vorstellen, welche Fragen sie haben, welche Probleme gesehen werden. Wir sprechen mit den Sachaufwandsträgern.
Ich will zunächst einmal meine Ausführungen machen. Vielleicht sollte Herr Pfaffmann einmal zuhören, statt dauernd zu reden. Sie sprechen davon, dass dies reine Show-Veranstaltungen sind. Was steht denn tatsächlich in Ihrem Antrag? –
Dann treten wir in ein zweijähriges Moratorium allgemeiner gesellschaftlicher Diskussion ein, und dann werden wir irgendwann einmal entscheiden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben eine Grundkonzeption. Wie sieht diese aus? – Wir beginnen mit den fünften Klassen oder mit den fünften oder sechsten, das ist noch in der Diskussion. Die Entscheidung darüber wird erst getroffen werden. Wir beginnen also Zug um Zug, schrittweise Jahrgangstufe für Jahrgangstufe aufzubauen. Da wird man in Ruhe Gelegenheit haben, sich über die Oberstufe zu einigen. Wir werden uns doch in sechs Jahren einigen können, Frau Kollegin Schieder, welche Oberstufe wir einführen wollen.
Wenn ich in der fünften Klasse anfange, muss ich doch nicht schon für die Oberstufe jedes Detail einer Unterrichtsstunde geklärt haben. Bisher sind die Oberstufenänderungen, liebe Frau Schieder, den Schülerinnen und Schülern in den SPD-regierten Ländern grundsätzlich erst in der zehnten Klasse ihres Schuldaseins am Gymnasium bekannt gegeben worden.
(Johanna Werner-Muggendorfer (SPD): Sollen wir etwa einen Vorschlag machen, was ihr zu machen habt?)
Sie sehen, die Staatsministerin möchte erst ihre Ausführungen machen. Vielleicht könnten Sie dies bitte berücksichtigen. Bitte, Frau Staatsministerin.
Das heißt, wir steigen in aller Ruhe ein und gar nicht mit der Hektik, die Sie zu verbreiten versuchen.