Protokoll der Sitzung vom 05.03.2013

(Beifall bei der SPD und des Abgeordneten Dr. Günther Beckstein (CSU))

Umso mehr muss man diese Werte verteidigen, liebe Kolleginnen und Kollegen. Man muss diese Werte verteidigen, wenn man sie für gut befindet. Nach unserer Auffassung ist schon viel zu viel auf dem Altar der Liberalisierung, der Privatisierung und der Deregulierung geopfert worden.

(Beifall bei der SPD)

Da gibt es vieles, was man heute gerne wieder zurückholen möchte. Darum können wir schon aus

grundsätzlicher Erwägung diesem Ansinnen nicht nähertreten.

Ich halte das übrigens auch für ein gutes Argument, wenn man mit Gastronomen oder Diskothekenbesitzern diskutiert und diese argumentieren: Wir brauchen gerade diese Zeiten vor einem Feiertag, vor einem stillen Tag. Da machen wir unser Geschäft. Genau das ist aber doch das Argument für den Feiertag und für das Wochenende.

(Beifall bei der SPD)

Nur weil es das Wochenende gibt, können die Leute am Freitag und am Samstag ausgehen. Deswegen ist diese zeitliche Strukturierung der Woche so sinnvoll, wie übrigens für den gesellschaftlichen Zusammenhalt insgesamt.

(Volkmar Halbleib (SPD): So ist es!)

Zweitens nun die praktische Erwägung. Im Grunde genommen gibt es nur zwei Positionen. Die eine besagt: Der stille Tag beginnt dann, wenn man am Morgen aufsteht. Das wäre denkbar. Machen Sie es dann so.

Die andere Position ist: Es gibt keinen Regelungsbedarf; dann lassen wir es so, wie es ist.

(Beifall bei der SPD)

Zwischen diesen beiden Positionen muss man sich entscheiden. Was mit diesem Gesetzentwurf vorgelegt wird, ist jedoch kein Kompromiss in dieser Entscheidungsfindung, sondern es ist total willkürlicher Unfug.

(Stefan Schuster (SPD): Typisch FDP halt!)

Warum denn 2.00 Uhr? Warum nicht halb drei Uhr oder warum nicht 3.00 Uhr? Womit begründet sich das?

(Beifall bei der SPD)

Es ist Unfug. Sie helfen damit niemandem, außer dass Sie wieder − Herr Staatsminister, Sie haben gesagt "scheibchenweise" - einem falsch verstandenen Liberalismus entgegenkommen.

(Beifall bei der SPD - Volkmar Halbleib (SPD): So ist es!)

Ich höre schon Ihre Argumentation: Das ist typisch sozialdemokratisch; eine Verbotskultur, eine Gängelung und eine Bevormundung. Nein, es ist keine Gängelung und keine Bevormundung, wenn man sagt, es muss nicht rund um die Uhr eingekauft werden dür

fen. Es muss nicht jeder Tag gleich sein. Es soll auch einen Sonntag geben. Es gibt gute Gründe für einen stillen Tag.

(Beifall bei der SPD)

Die Haltung der Kirchen ist für mich in dieser Frage kein ausschlaggebendes Argument. Denn ich widerspreche in vielen wichtigen Fragen den Kirchen durchaus, gerade auch meiner katholischen Kirche. Es geht aber nicht, dass man die Kirchen hier als Kronzeugen zitiert und so tut, als wären diese mit dieser jetzt vorgeschlagenen Regelung einverstanden.

(Beifall bei der SPD - Volkmar Halbleib (SPD): So ist es!)

Das sind sie ausdrücklich nicht.

(Beifall bei der SPD)

Deswegen darf ich Ihnen jetzt schon ankündigen, dass wir in der Zweiten Lesung, wenn es bei diesem Entwurf bleiben sollte, eine namentliche Abstimmung fordern werden. Dann können die Damen und Herren, die sich den christlichen Kirchen verbunden fühlen,

(Zuruf von der SPD: Genau!)

unter Beweis stellen und dokumentieren, wie hierzu ihre Haltung ist.

Sie haben aber noch eine andere Möglichkeit, die ich Ihnen anheimstelle: Wir haben jetzt März, und man kann noch eine Anhörung im Landtag durchführen, in der man diese Frage noch einmal in Ruhe erörtert. Damit lösen Sie keinen neuerlichen Koalitionskrach aus,

(Zuruf von der SPD: Das weiß man bei denen nie!)

sondern Sie können das Ganze der Gesetzmäßigkeit der Diskontinuität anheimfallen lassen. Damit wären Sie dann aus dem Schneider.

(Inge Aures (SPD): Genau!)

Aber Sie müssen selbst wissen, was Sie tun.

(Beifall bei der SPD)

Danke schön, Herr Kollege Maget. − Die nächste Wortmeldung kommt von Frau Kollegin Guttenberger. Bitte schön.

(Volkmar Halbleib (SPD): Jetzt sind wir sehr gespannt!)

Sehr geehrter Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Jetzt habe ich doch endlich einmal die Vorteile dieses Bordes nutzen können. Ich habe gleich zweimal drauf geschaut und mir gesagt: Mein Gott, über welches Gesetz stimmen wir denn jetzt ab? Herr Maget sprach zur Abschaffung von Feiertagen. Das steht aber heute nicht auf der Tagesordnung.

(Inge Aures (SPD): Haben Sie nicht zugehört, was er gesagt hat?)

Das wird mit uns auch nie auf der Tagesordnung stehen; denn es geht nicht darum, Feiertage abzuschaffen.

(Zuruf der Abgeordneten Johanna Werner-Mug- gendorfer (SPD))

Es geht auch nicht darum, das Schließen von Lokalen zu verhindern. Auch das steht nicht zur Debatte. Es geht um die sogenannten stillen Tage.

(Zurufe von der SPD)

Auch an stillen Tagen habe ich als Gastronom das Recht, meine Lokalität so lange geöffnet zu halten, wie ich das auch an einem nicht stillen Tag tue,

(Volkmar Halbleib (SPD): Warum brauchen wir denn dann eine Änderung?)

nur mit einem kleinen Unterschied,

(Zuruf von der SPD: Da sind wir sehr gespannt!)

dass nämlich an diesen stillen Tagen bisher zum überwiegenden Teil ein Tanzverbot herrschte.

(Volkmar Halbleib (SPD): Aha!)

Das heißt in der Konsequenz, dass die Auswirkung bei den meisten Gastronomen − ob Sie das jetzt als stille Tage bezeichnen oder nicht − nicht zum Tragen kommen wird, weil nämlich Lounge-Musik im selbem Umfang auch immer an sogenannten stillen Tagen zulässig war.

(Zuruf von der SPD: Warum macht ihr das denn? - Anhaltende Zurufe von der SPD)

Es geht hierbei also nur darum, dem geänderten Ausgehverhalten und der geänderten Lebenswirklichkeit − − Auch wenn Sie mir ständig ins Wort fallen, ändert das am Wahrheitsgehalt nichts, Herr Kollege.