Protokoll der Sitzung vom 09.12.2015

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN – Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU): Vielleicht nimmt Sie der Herr Waschler ja mal mit!)

Das andere betrifft den Antrag zu Sport und Bewegung in den pädagogischen Konzepten. Es ist ganz klar: Der Antrag ist gut. Da ist mehr getan. Das ist der einzige Bereich, wo man sagen kann, da passiert wirklich mehr.

Ich komme zum Antrag "Dritte Sportstunde …". Ich war jahrelang Schulleiterin an einer Realschule. Das wissen Sie besser: Dritte und vierte Stunde - das haben wir früher schon gewusst - werden nie stattfinden. Das ist in der Lehrerzuteilung gar nicht berücksichtigt. Das hat sich jetzt vielleicht etwas gebessert, ist aber immer noch nicht stimmig.

(Zuruf von den FREIEN WÄHLERN: Nein! Über- haupt nicht!)

- Hat sich nicht geändert. Umso schlimmer. Das sind wirklich Papierstunden. Jeder weiß, dass diese Stunden gar nicht unterrichtet werden. Das ist die Wertschätzung, die Sie diesem Fach gegenüber haben.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und der SPD)

Ich komme zum letzten Antrag. Wir haben wunderbare Papiere. Man hat als Schulleiter ein ganzes Büro voller Hinweise, was man alles machen soll, auch im Bereich Sport: bewegte Schule, Laufdiktate im Deutschunterricht, bewegtes Klassenzimmer. Wir sollten vielleicht manchmal einen bewegten Landtag ma

chen. Das heißt, alles ist da. Aber das ist doch nicht von der Praxis erfüllt. Die Zeit fehlt. Da muss man wieder sagen: Da passiert zu wenig bei der Wertschätzung.

Um auf den Landessportbeirat zu kommen: Da haben wir momentan einen Vortrag. Vielleicht ist das die richtige Schiene, das endlich rüberzubringen. Aber auch da sind Sie gefordert,

(Unruhe – Glocke der Präsidentin)

damit, wenn man sich bewegt, wenn man Sport macht, auch im Kopf ein bisschen mehr passiert. Dann bekommt man es vielleicht besser rüber. Momentan passiert zu wenig, und das wissen Sie genauso wie wir.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und der SPD)

Es muss mehr passieren, und ich verstehe nicht, warum Sie diesen Forderungen nicht zustimmen und stattdessen sagen, das ist doch alles eitel Wonne. Dem ist nicht so. Das sagen Ihnen die Ärzte, die Eltern und die eigenen Fachverbände. Darum wundert es mich, warum man nicht sagt, das nehmen wir gemeinsam in Angriff. Das wäre ein klassisches Beispiel dafür, wo man in der Praxis wirklich etwas umsetzen könnte.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und der SPD)

Letztendlich – das sage ich hoffentlich ohne falschen Unterton – geht es in dem gesamten Bereich Sport auch darum, dass man ihn oft als leere Worthülse gebraucht. Für mich persönlich – das ist jetzt meine persönliche Meinung, die ich nicht mit der Fraktion abgestimmt habe – zeigt die Tatsache, dass man als Allererstes, wenn man bei der Flüchtlingsproblematik nicht mehr weiterweiß, Turn- und Sporthallen belegt, wie wenig Bedeutung man diesem Bereich eigentlich zuweist. Es kommt keiner darauf, zum Beispiel Fachräume für Latein zur Verfügung zu stellen.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN – Hans-Ul- rich Pfaffmann (SPD): Das ist eine gute Idee!)

- Ja! Es ist so. Solange nicht in den Köpfen drin ist, wie wichtig Sport ist -

Frau Gottstein, achten Sie bitte auf die Zeit!

Ja. Aber nachdem es heute gang und gäbe war, ein bisschen zu überzie

hen, habe auch ich mir das erlaubt. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei den FREIEN WÄHLERN und der SPD – Zurufe von den FREIEN WÄHLERN: Bravo!)

Danke schön, Frau Gottstein. – Die nächste Rednerin ist die Kollegin Sengl. Bitte schön.

Sehr geehrte Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Was die Debatte oft sehr unangenehm macht, ist die Haltung der CSU auch im Bildungsausschuss: "Wir machen immer alles richtig, deshalb lehnen wir alles ab." Das empfinde ich als unangenehme Diskussionskultur.

(Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und den FREIEN WÄHLERN)

Ich denke, der Sport ist ein ausgesprochen wichtiges Thema. Da sind wir uns ja alle einig. Wir wissen, dass jedes fünfte Kind an Übergewicht leidet. Übergewicht resultiert aus Bewegungsmangel und falscher Ernährung. Wir haben da ein echtes gesellschaftliches Problem. Deshalb ist eigentlich jeder Euro, den man in den Sportunterricht steckt, ein Betrag, der sich um ein Vielfaches rechnen wird, wenn wir dadurch gesündere Kinder und später gesündere Erwachsene haben. Ich habe aus dem Redebeitrag von Herrn Kollegen Waschler aber hauptsächlich herausgehört: Ja, alles richtig, alles richtig, aber das erfordert zu viele Lehrerstellen. Also geht es im Endeffekt nur ums Geld. Das ist traurig. Wir hier entscheiden, wofür wir unser Geld ausgeben, wofür wir die Steuergelder, die wir ja alle erwirtschaften, verteilen.

(Zuruf des Abgeordneten Jürgen W. Heike (CSU))

Wenn uns Sport wirklich ein Anliegen ist, dann schaffen wir nicht bloß drei Sportstunden, sondern vier Sportstunden.

(Zuruf des Abgeordneten Jürgen W. Heike (CSU))

Dann hätte man jeweils eine Doppelstunde Sport. Das wäre das einzig Sinnvolle. Ich finde es auch traurig, dass man so lange braucht, um die Zustimmung der CSU zu vernünftigen Sachen zu bekommen. – Den Antrag "Sport und Bewegung in den pädagogischen Konzepten der offenen und gebundenen Ganztagsschule verankern" durchzubringen, war nicht einfach. Wir haben gefragt, ob ihr euch nicht dazu entschließen könnt zuzustimmen, wenn wir den Antrag ein bisschen verändern; denn was steht in dem Antrag Falsches drin? – Gar nichts. Dann haben Sie zuge

stimmt. Ich verstehe nicht, warum man richtigen Sachen nicht von Anfang an seine Zustimmung gibt, auch wenn sie von Oppositionsparteien kommen.

(Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und den FREIEN WÄHLERN)

Das ist für mich auch der Sinn von Diskussionen im Ausschuss. Ich muss aber auch sagen: Gegen gute Konzepte wie zum Beispiel "Voll in Form" sagt keiner etwas. Aber gute Konzepte muss ich überprüfen. Ich muss auch schauen, wie sie umgesetzt werden, und mich immer wieder darum kümmern, dass sie gut umgesetzt werden.

(Unruhe - Glocke der Präsidentin)

Ich muss dazu Ideen entwickeln. Das wäre für mich eine sinnvolle Diskussion im Ausschuss; aber diese findet so leider nie statt.

Zum Abschluss möchte ich zum Thema Flüchtlinge und Sportunterricht noch Folgendes sagen: Der Sport hat eine hohe integrative Wirkung. Das ist eigentlich das Tolle am Sportunterricht. Deswegen wäre der Sportunterricht auch für die zunehmend heterogenen Klassen sehr gut. Diese Diskussion sollten wir auf alle Fälle weiter führen. Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen, sondern wir machen weiter. Vielleicht kommt es eines Tages dazu, dass die Kinder die Freude und den Spaß an der Bewegung wieder erfahren. Das ist für alle eine Bereicherung des Lebens und eine Steigerung der Lebensqualität. Schenken wir ihnen diese Lebensqualität!

(Beifall bei den GRÜNEN)

Danke schön, Frau Sengl. – Nun hat sich noch Herr Staatssekretär Eisenreich zu Wort gemeldet. Bitte schön.

Verehrte Frau Präsidentin, verehrte Kolleginnen und Kollegen! Dieses Thema hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass pünktlich zum Ende der Sitzung bei allen der Kreislauf wieder in Schwung gekommen ist. Insofern sind diese Anträge wichtig, notwendig und gut.

Sie behandeln ein wichtiges Thema. Alle Anträge haben das gemeinsame Ziel, in der Schule Sport und Bewegung zu fördern, und dass der Sportunterricht von entsprechend ausgebildeten Lehrkräften und Fachkräften gegeben wird. Dieses ist auch das Ziel der Bayerischen Staatsregierung. Wir sind uns darin alle einig: Kinder und Jugendliche brauchen auch als Ausgleich und mit Blick auf ihre Gesundheit und Leistungsfähigkeit Bewegung. Deswegen hat bei uns der

Sport in der Bildungspolitik und an den Schulen einen hohen Stellenwert.

(Prof. Dr. Peter Paul Gantzer (SPD): Das sagst du immer!)

Ich möchte aber zum großen Thema Bewegungsmangel auch sagen, dass der Sportunterricht allein den Bewegungsmangel nicht kompensieren kann. Das muss uns klar sein.

Ich möchte die Initiativen der Bayerischen Staatsregierung nur kurz ansprechen, weil sie allen hier im Haus bekannt sind. Bereits erwähnt wurde "Voll in Form" an den Grundschulen. Ferner gibt es "Sport nach 1 in Schule und Verein". Aktuell sind es 4.000 Kooperationen mit 70 Sportarten, die Vereine und Schulen zusammenbringen. Das ist wirklich eine gute Bilanz. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Sport als Baustein in der Ganztagsschule bzw. Ganztagsbetreuung. Nahezu alle Ganztagsangebote oder Ganztagsschulen haben in ihren Programmen bereits Sport und Bewegung integriert. Erwähnen möchte ich auch noch weitere außerunterrichtliche Sportangebote wie die Wettbewerbe und Sportfeste.

Auch die Qualität des Sportunterrichts ist uns ein wichtiges Anliegen. Deswegen haben wir im Sportstudium hohe Ansprüche und für die Schulen moderne Fachlehrpläne. An den Grund- und Mittelschulen verfügen alle Lehrkräfte über eine entsprechende Ausbildung, mindestens über Basisqualifikationen. Darüber hinaus gibt es viele Fortbildungsmaßnahmen.

Zu den einzelnen Anträgen möchte ich Folgendes sagen - Herr Kollege Waschler hat dazu bereits Ausführungen gemacht: Dem ersten Antrag zum Sport im Ganztag stimmen wir gerne zu; denn dieser wichtige Antrag ist uns ein großes Anliegen. – Die anderen Anträge wurden zum Teil bereits umgesetzt und sind teilweise nicht finanzierbar. Auch das muss man sagen. Die dritte Sportstunde in der ersten Klasse der Grundschule kostet 159 Stellenäquivalente, die tägliche Sportstunde in der Grundschule kostet über 1.400 Stellenäquivalente.

(Zuruf von den FREIEN WÄHLERN)

Sie wissen, dass wir gerade im Bildungsbereich auch mit dem heute Vormittag beschlossenen Nachtragshaushalt weitere wichtige Schwerpunkte gesetzt haben. Alles auf einmal geht nicht. Deswegen sind wir sicherlich noch nicht am Ziel und bleibt der Sport auf der Tagesordnung.

Ich möchte allen danken, die sich um den Sport verdient gemacht haben: den Schulleitern, Lehrkräften, Eltern und vielen Engagierten in den Vereinen. Wir

werden über das Thema Sport weiterhin diskutieren, damit wir in der Zukunft weitere Verbesserungen erreichen. – Danke schön und einen schönen, bewegten Abend.

(Beifall bei der CSU)

Danke schön, Herr Staatssekretär. - Herr Staatssekretär, Sie müssen noch bleiben; denn es gibt noch eine Zwischenbemerkung von Frau Stachowitz. Bitte schön.