Protokoll der Sitzung vom 22.10.2014

Maßnahmen – verwenden könnten. Ein Bruchteil davon wird genutzt. Bei der freien Förderung geht es sozusagen unter ein Prozent des EGT – von 20 Prozent, die möglich wären.

(Präsident W e b e r übernimmt wieder den Vorsitz.)

Das Arbeitsmarktprogramm des Jobcenters hat in

2014 keine einzige FAV-Stelle drin. Auch das muss eine Landesbeteiligung, die mit dem Jobcenter am Tisch sitzt, als sehr negativ einschätzen. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Dazu, dass es heißt: Allmählich kommt man da

rauf, dass man mehr beraten und die Verwaltung ausbauen musste: ja, Hallelujah! Darauf kommen Sie aber früh. Wir haben dieses Gesetz schon eine ganze Weile. Um zu erkennen, dass es viel besser ist, die Leute qualitativ gut zu beraten, statt sie quasi nur irgendwie durchzuschieben, brauchen Sie ge schlagene zehn Jahre. Mir stehen doch die Haare zu Berge, wenn man diese Argumentation verfolgt.

(Beifall bei der LINKEN)

Der letzte Punkt, der mich zutiefst ärgert, ist, mir

zu unterstellen, ich diskreditierte die Beschäftigten. Darum geht es in keiner Weise. Es geht einzig und allein um die Frage: Wer zahlt hier eigentlich was? Wenn wir Verwaltungsmittel, die eigentlich unter anderem für die Bekämpfung der Langzeitarbeits losigkeit zur Verfügung stehen müssten, in die Ver waltung geben, ist doch irgendetwas schief und faul.

Ich sehe Folgendes in keiner Weise ein: Wir kriegen

überall mit, wie wir sparen und knapsen müssen. Dann gehen da vier Millionen Euro Landesmittel hinein, und diese Bundesbehörde hat nichts anderes zu tun, als dieses Geld wieder zurückzugeben. Mir dann zu unterstellen, ich diskreditierte die Beschäftigten, ist wirklich unsäglich, kann ich Ihnen nur sagen.

(Beifall bei der LINKEN)

Die Beschäftigten sind in der misslichen Lage, ein

durch und durch schlecht geplantes und schlecht umgesetztes und ein im Kern miserables Gesetz umsetzen zu müssen. Wir haben inzwischen einen Behördenapparat und Verwaltungsvorschriften und Handlungsanweisungen, dass man gar nicht mehr geradeaus schauen kann. Es ist sicherlich nicht besonders spaßig, Sanktionen auszusprechen. Das unterstelle ich niemandem. Das System ist in sich völlig krude, marode und abzuschaffen. Das stimmt.

(Beifall bei der LINKEN)

Dafür können die Beschäftigten aber am wenigsten. Das habe ich in keiner Weise behauptet.

Ich finde nur, dass die Mittelverteilung zugenom

men hat und schlimmer wird. Ich sage noch einmal: Es ist kein Verdienst, dass man sich vom Jobcenter anhö ren muss: Seid doch froh, in anderen Bundesländern ist es noch schlimmer, wir liegen nur einigermaßen im Durchschnitt. Angesichts der Problemlage, die wir in Bremen haben, ist jeder Euro, der aus diesem Land hinausgeht und der nicht dafür verwendet wird, ein verlorener Euro. – Danke!

(Beifall bei der LINKEN)

Als nächster Redner hat der

Abgeordnete Reinken das Wort.

Herr Präsident! Frau Bern

hard, vielleicht können wir uns darauf einigen, dass wir es in der Sache schlecht finden, wenn Mittel zurückfließen, und dass wir in der Sache gemeinsam darum ringen, dass das nicht wieder passiert – so wie es im Jahr 2013 nicht passiert ist, aber jetzt möglicherweise wieder eintritt. Vielleicht können wir uns aber auch darauf einigen, dass hier nicht völlige Planlosigkeit vorherrscht. Es gibt ein Ar beitsmarktintegrationsprogramm, dass im Übrigen im Frühjahr – ich glaube, im ersten Quartal – durch die Deputation gegangen ist und auf das die beiden beteiligen Ressorts, Soziales und Arbeit – ich nehme an, der Staatsrat sagt gleich etwas dazu , mit ganz scharfem Blick ständig schauen.

Von daher ist, den Eindruck zu erwecken, es han

dele sich um ein System der Planlosigkeit, völlig irre, und es wird dem Problem nicht gerecht. Frau Bernhard, Sie verwahren sich dagegen, dass Sie etwas gegen die Beschäftigten gesagt haben. Ich sage ganz ausdrücklich: Dann darf DIE LINKE keine Sätze in ihre Anträge schreiben wie:

„Für die Arbeitslosen bedeutet das: Es gibt we

niger Angebote, aber mehr Personal, das mehr Zeit für Sanktionen hat.“

Dieser Satz ist eindeutig zu verstehen. Leute,

jede personelle Entlastung in eurem Haus bedeu tet: Ihr habt mehr Zeit, euch zu überlegen, wie ihr die Arbeitslosen schuhriegeln könnt. Das ist eine Unverschämtheit gegenüber den dort Beschäftigten.

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Da kommen Sie nur heraus, indem Sie da einmal hingehen und sagen: Das war alles nicht so gemeint.

Letzte Bemerkung: Ich glaube in der Tat, dass man

an einigen Stellen inhaltlich schärfen muss. Über eine Sachdebatte darüber würde ich mich freuen. Ich glaube ganz persönlich, dass es nicht so ist, dass mit der Gießkanne an externe Anbieter ausge schüttete Maßnahmen immer nur gute Maßnahmen sein müssen. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein

Kern unseres Problems darin liegt, dass wir uns den Menschen nicht mit der nötigen Aufmerksamkeit und Qualität zuwenden, und zwar an den Stellen, an denen es zu geschehen hat, sondern dass wir das auf Dritte externalisieren und sagen: Lasst die einmal machen! Dann habe ich erst einmal einen Vermittlungserfolg in eine Maßnahme und habe den Namen sozusagen erst einmal vom Tisch.

Ich sage das aus folgendem Grund: Wenn Sie

einmal in vergleichende Statistiken reinschauen, stellen Sie fest: Das Jobcenter Braunschweig hat 17 Prozent seines Eingliederungstitels in Verwaltung, in Personal umgeschichtet. Wenn Sie in die Statistik von Braunschweig schauen, sehen Sie erhebliche, deutlich bessere Erfolge als in Bremen bei der Ver mittlung von Langzeitarbeitslosen. Sie sehen deutliche Erfolge bei der Senkung von KdU im kommunalen Bereich. Sie sehen deutliche Erfolge auch bei ande ren Zielzahlen des Jobcenters. Das bekommt allen, sowohl den Betroffenen als auch den Kommunen. Deswegen nicht immer nur sagen: Es geht um die Maßnahmen, sondern genau auf das System schauen und bestimmte Fragen einmal kritisch analysieren! – Herzlichen Dank!

(Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/ Die Grünen)

Als nächster Redner hat das

Wort Herr Staatsrat Professor Stauch.

Herr Präsident, meine

sehr geehrten Damen und Herren! Frau Bernhard, durch Heftigkeit wird eine Argumentation nicht unbedingt überzeugender!

Ich möchte einmal sagen, um welche drei großen

Töpfe es bei der Arbeitsmarktpolitik geht. Das ist der Eingliederungstitel mit einer Größenordnung von ungefähr 40 Millionen Euro, das ist ESF-Land mit ungefähr 12 Millionen Euro, davon 4 Millionen Euro Landesmittel. Natürlich ist es so, dass wir diese Töpfe möglichst weitgehend ausschöpfen wollen, das ist völlig klar. In Bremen ist die Ausschöpfungsquote noch ein bisschen besser als im Bundesdurchschnitt. Es ist ein Problem, das wir ganz eng begleitet haben. Die ordentlichen Zahlen, die wir im Jahr 2012 hat ten, sind auf eine enge Begleitung gegenüber dem Jobcenter zurückzuführen.

Im laufenden Jahr ist es wesentlichen schwieriger

gewesen, das ist hier bereits gesagt worden. Es liegt daran, dass in erheblichem Umfang Mittel in das Gesamtsystem eingespeist worden sind. Natürlich gibt es auch in der Trägerversammlung eine ganz enge Begleitung, gleichwohl ist es wie in anderen Jobcentern so, dass die hundertprozentige Verwen dung dieser Mittel nicht gelingt. Das ist ganz schlecht, und das liegt an strukturellen Mängeln, die von den Arbeits- und Sozialministern klar und deutlich be nannt worden sind. Es gibt kein Overbooking; der

Bundesfinanzminister lässt es nicht zu, dass Mittel stärker verausgabt werden als zunächst angesetzt. Es gibt eine späte Anweisung von Mitteln. Es gibt keine Verpflichtungsermächtigungen, es gibt kei ne Übertragbarkeit von Mitteln auf das folgende Haushaltsjahr, und das ist das ganz große Problem.

An dieser Stelle wird auf dem Bund Druck aus

geübt, aber bis jetzt hat er nicht reagiert. Und ich finde dies auch schwer zu ertragen. Die Mittel und Instrumente, die wir haben, um auf die Verausgabung der Bundesmittel einzuwirken, haben wir in vollem Umfang eingesetzt.

Sie haben kritisiert, dass in einzelnen Bereichen

von Instrumenten kein Gebrauch gemacht wurde. Sie haben die Förderung von Arbeitsverhältnissen angesprochen. Das ist ein Ergebnis der Reform der Instrumente, denn es wird dabei vorausgesetzt, dass 25 Prozent der Kosten von den Einsatzstellen und von den Trägern gezahlt werden. Das ist ein Geburts fehler dieses Instruments. Wir beschäftigten uns im Augenblick damit, die Instrumente gesetzgeberisch zu überarbeiten. Wir versuchen, etwas auf der Bun desebene zu bewegen.

Das Verwaltungskostenbudget! Man muss wissen,