Der zweite Trick ist auch schön. Da hat jemand zu viel Pirates of the Caribbean geschaut. Da gibt es eine Black-Pearl-Solution, also nicht schwarze Perle, sondern das ist dieses Gespensterschiff, das hat auch ein bisschen mit dem Trick zu tun. Da hat man gesagt: Gut, wir haben jetzt Schiffe, die sind alt und nicht mehr gut. Die Kredite dafür können wir abschreiben. Die sind sechs, schlecht beurteilt. Was machen wir? Wir geben einen Kredit für ein neues Schiff. Dieses neue Schiff wird zunächst als gut beurteilt. Es ist ein neues Schiff, es läuft vielleicht gut, die Kosten sind vielleicht geringer. Dann nimmt man dieses neue Schiff und das alte Schiff, also 100 Millionen Euro von hier, 100 Millionen Euro von da, bringt sie zusammen und hat 200 Millionen Euro. Diese 200 Millionen Euro sind dann auf einmal nicht mehr sechs, sondern drei plus, also in der Mitte geratet.
Dann erreicht man, dass schlechte Ratings einfach hochgezogen werden. Ich weiß nicht, ob Banker Mengenlehre verstehen. Wenn es ein Überangebot von Schiffen gibt und man weitere Schiffe baut, dann die Hoffnung zu haben, dass sich der Markt erholt, diese wunderbare Transportkapazitätsvermehrung habe ich nicht verstanden. Es hat sie auch nicht gegeben, und es hat sich hinterher herausgestellt, dass dieser Trick auch nicht funktioniert hat.
Ich stelle jetzt noch einmal kurz die Frage: Hätte es die Möglichkeit gegeben? Ja! 2013, bin ich der Meinung, hat man das Risiko unterschätzt. Es war in der Verantwortlichkeit der Gremien, in einem abgestimmten Maß von keine Gewinnausschüttung, Risikominimierung, Einzelwertberichtigung zumindest die Maßnahmen zu ergreifen.
Ich gehe in der zweiten Runde noch einmal auf die Frage ein, ob dann die 700 Millionen Euro, die wir
hier diskutiert haben und – ich bin auch darauf hereingefallen – von denen behauptet wurde, das wäre über Nacht gekommen, –
ob die wirklich über Nacht gekommen sind. Dazu sage ich noch etwas. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit bisher!
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Über Werterholungspotenziale und Black Pearl habe ich auch nachgedacht und muss sagen, dass ich bei Schwierigkeiten in kleineren Betrieben so ähnliche Sachen auch erlebt habe. Man hat irgendwie einen Wechsel auf die Zukunft aufgestellt oder versucht, ein schlechtes Geschäft mit einem guten zu verbinden, um dann zu verdecken, dass es ein schlechtes Geschäft gewesen ist. Das habe ich tatsächlich schon öfter erlebt, und ich muss sagen, da wird viel Aufhebens um nichts gemacht, was auch gerade von den Vorständen gesagt worden ist. Entscheidend ist aber jetzt auch, Fehler sind gemacht worden. Ich glaube, das würde auch Herr Gottschalk in der nächsten Runde auch ganz klar sagen, dass dort Fehler gemacht worden sind.
Die Frage ist nur, Herr Dr. vom Bruch, welche Fehler konnte man zu dem Zeitpunkt erkennen? Dass man hinterher immer ganz schlau sein und sagen kann, das weiß ich jetzt sowieso alles besser, das ist doch auch vollkommen naheliegend. Ich möchte mit einer Feststellung anfangen, und das betrifft eigentlich das Ende. Die CDU bezweifelt, dass das ein wirklich gutes Ergebnis gewesen ist, das wir dort erzielt haben. Die anderen beiden Fraktionen sehen das, glaube ich, etwas anders. Die FDP hat sogar das Wort Glück in ihren Bericht geschrieben. Ich glaube, es ist ein gutes Ergebnis gewesen, das wir am Ende erzielt haben. Andere Landesbanken und andere Landesregierungen haben viel schlechtere Ergebnisse erzielt. Ich würde sagen, wir sind mit einem blauen Auge davongekommen, andere haben leider zwei blaue Augen bekommen.
sagen, namentlich nur eine Person in der Verantwortung, und das ist Karoline Linnert. Sie schreibt, dass sie eine Mitläuferin war, dass sie keine kritische Reflexion hatte, dass sie keine Führungsstärke und eine Strategie sowieso nicht hatte. Ich habe sie so bisher nicht kennengelernt, als eine Frau, die all das hat. Die CDU konstatiert und behauptet das aber. Ich finde es auch ein bisschen extrem, dass sie so nicht über Vorstände, über Wirtschaftsprüfer und über andere, die dort auch eine Rolle gespielt haben, über die Bankenaufsicht, redet. Diese werden fast nicht namentlich erwähnt, sondern über Seiten wird die Verantwortung der Finanzsenatorin formuliert.
Die Nord/LB spielte bei der ganzen Geschichte eine große Rolle. Die ganze Zeit stellte sie den Vorsitz des sehr wichtigen Risikoausschusses. Die Risikoüberwachung gerade der größeren Kunden fand im gruppenübergreifenden Risikomanagement der Nord/LB statt. Die Feststellung muss sein, durch die beherrschende Stellung, die die Nord/LB hatte, war das Schiffskreditgeschäft schon ein Teil der Nord/LB-Gruppe. Das alles zu trennen von den Interessen der Nord/LB, das wäre, glaube ich, ein Fehler. Deswegen bezweifle ich auch, dass es 2013 möglich gewesen wäre, noch das Konzept zu ändern. Dazu hätte man die Nord/LB mit im Boot haben müssen, das Bild passt, die hätten das aber zu dem Zeitpunkt meiner Ansicht nach niemals gemacht.
Das Schiffsportfolio der Bremer Landesbank wurde lange vor der Zeit von Karoline Linnert auf sagenhafte 1 045 Schiffe aufgebläht. Das schien angesichts des Wachstums der Weltwirtschaft, staatlicher Förderung und guter Frachtraten eine Lizenz zum Gelddrucken zu sein. Das, was als Gier erwähnt worden ist, dass dort auch viele gierige Menschen waren, bei den Margen, die es dort gab, das teile ich vollkommen. Der Vorstand der Bremer Landesbank betonte mantramäßig, dass es sich nicht um ein Klumpenrisiko handelt, weil es dort einen kleinen Anleger gibt und dort einen kleinen und dort einen kleinen. Dass es zum Schluss ein Klumpenrisiko war, das wissen wir auch alle, denn es waren alles Schiffsfinanzierungen. In dem Bereich gab es einfach ein größeres Problem. Die Anzahl der zu finanzierenden Schiffe ist dann um 400 abgesenkt worden, das ist also nicht so gewesen, und um 1,8 Milliarden Euro, glaube ich, an Werten. Da kann man sagen, das war vielleicht viel zu wenig, das kann schon sein, das hätte man schneller machen können. Hätte man das wirklich schneller machen können?
Im Jahr 2012 hat die CDU das Thema dann auch erkannt. Sie haben sich dann mit den anderen Fraktionen, den norddeutschen Fraktionen getroffen. Nur das, was Herr Röwekamp da erzählt hat, hörte sich ganz anders an. Da wurde die Bundesregierung aufgefordert, ganz massiv tätig zu werden. Da wurde gesagt, die Kredite müssen ausgesetzt werden, den armen Reedern muss geholfen werden, weil sie am Markt keine Kredite mehr bekommen. Also die Strategie zumindest, die die CDU 2012 hatte, war „Weiter so!“, nicht herunterfahren, sondern wir müssen die Reeder ganz stark dabei unterstützen. Ich glaube nicht, wenn die CDU damals die Aufsichtsratsvorsitzende oder den Aufsichtsratsvorsitzenden gestellt hätte, dass tatsächlich im letzten Moment der Kurs berichtigt worden wäre, sondern man hätte versucht, sich mit der Bundesregierung zu arrangieren.
Ich habe festgestellt, als ich die Berichte des Risikoausschusses gelesen habe, da wurde davon fabuliert, dass es am Horizont wieder einen Silberstreif geben und alles besser werden würde. Das war wirklich so, wie ich es tatsächlich bei Insolvenzen schon erlebt habe. Alle haben gedacht, das wird schon gut werden, haben aber nicht begriffen, dass in dieser Zeit der Goldgräberstimmung, die ganz eindeutig geherrscht hat, ein riesiges Maß an Überkapazitäten geschaffen worden ist.
Es ist davon gesprochen worden, dass etwa 30 Prozent der Schiffe, die damals gefahren sind, nicht mehr rentabel oder sehr unrentabel gewesen waren. Daran sehen Sie, welche Unwucht es tatsächlich in der ganzen Geschichte gegeben hat. Jetzt stellt man sich die Frage, die Reeder, die hätten das doch wenigstens merken müssen. Sie hätten doch merken müssen, dass da etwas im Argen liegt. Michael Vinnen, der damals der Vorsitzende des Bremer Rhedervereins gewesen ist, hat in einem Bericht und in einem Zitat im „Weser-Kurier“ gesagt, auf diese lang anhaltende Baisse waren die Marktteilnehmer nicht vorbereitet und konnten es wohl auch nicht sein.
Der Containermarkt, wie gesagt, gab damals vollkommen nach, 30 Prozent der Schiffe galten als Not leidend. Jetzt ist die Frage, und die Frage stellt sich wirklich, an welchem Punkt hätte man denn tatsächlich einmal etwas ändern können? Sie haben vollkommen recht, das konnte man sehen, dass die schlechten Kredite, die sehr schlechten Kredite und die faulen Kredite immer mehr wurden. Das habe ich, als ich das durchgelesen habe, auch so gesehen. Das hat auch jeder in der Bank gemerkt. Aus
dem Grund ist auch die Anzahl der Kredite tatsächlich heruntergefahren worden. Wie gesagt, im Risikoausschuss wurde wieder irgendein Silberstreif entdeckt, oder man hatte dann plötzlich einmal ein Jahr lang wachsende Frachtraten und hat immer wieder auf dieses Prinzip Hoffnung gesetzt.
Jetzt muss man selbstkritisch sagen, wir hier im Parlament hätten auch sagen können, jetzt muss Schluss sein mit dem, was dort gemacht wird. Wir haben alle auch darauf gesetzt, dass sich das wieder erholen wird, dass das, was scheinbar ein Naturgesetz zu sein schien, nämlich dass es Zyklen gibt, dieser Zyklus dauerte dann schon sechs Jahre, in denen es sich dann automatisch erholt.
Das ist aber nicht passiert, weil wir längst eine strukturelle Krise hatten. Ich glaube tatsächlich, dass das auch alle gemerkt haben. Nur habe ich nicht die Stelle erkennen können, an der man das Konzept hätte ändern können. Man hätte ganz stark versuchen können, noch weiter von diesen Schiffsfinanzierungen herunterzukommen. Ich glaube aber, dass man dann zu dem Zeitpunkt damals den Stein in Bewegung gesetzt hätte, der, möglicherweise dieses ganze wacklige Kartenhaus dann zum Einsturz gebracht hat. Zu den Schlussfolgerungen, die ich habe, komme ich in der zweiten Runde. – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Sie alle haben schon aus den bisherigen Ausführungen gehört, dass das Kernproblem natürlich darin lag, dass sich die Bremer Landesbank ein Klumpenrisiko im Schiffsfinanzierungsgeschäft aufgebaut hat, an dem sie sich am Ende verschluckt hat und untergegangen ist und dass dieses Kreditrisiko nicht nur die Bremer Landesbank betroffen hat, sondern im gleichen, noch in größerem Maße auch die Nord/LB, die Norddeutsche Landesbank, betrifft. Wenn man also nachfragt, was wir aus der Geschichte lernen, dann können wir nicht so tun, als wäre dieses Kreditrisiko, Herr Röwekamp, irgendwie in den Markt geschlichen oder irgendwo vom Himmel gefallen, sondern wir müssen einmal anfangen nachzufragen, wie es überhaupt entstanden ist. Wie konnte es eigentlich passieren, dass in diesem Bankenbereich solche überdimensionierten Klumpenrisiken aufgebaut wurden?
Herr Röwekamp, wenn Sie dann etwas weiterschauen, werden Sie feststellen, dass das nicht nur ein Problem der Bremer Landesbank war. Die Bremer Landesbank hatte in ihren Hochzeiten am Ende Schiffsfinanzierungen von rund sieben Milliarden Euro. Das war fast ein Drittel der Kredite der Bremer Landesbank, für sie sehr viel. Die anderen Landesbanken und Privatbanken haben aber insgesamt in der gleichen Zeit Kredite in Höhe von 100 Milliarden Euro in diesen Markt gepumpt. Herr Röwekamp, sie hatten nicht alle eine Aufsichtsratsvorsitzende namens Karoline Linnert.
Wenn wir der Frage nachgehen, wie ist es denn überhaupt gekommen, dass man in so einem hohen Maße solche Kredite aufgebaut hat, wird man drei hauptsächliche Faktoren finden. Der erste Faktor war, dass seit Ende der 1990er-Jahre die Globalisierung sehr stark angezogen ist und mit ihr die weltweiten Handelsströme. Die große Hoffnung war, dass dies ein langfristiger Wachstumsprozess ist, der dazu führen wird, dass die Schiffskapazitäten auf den Weltmärkten enorm anwachsen werden und dass das ein langes großes Geschäft ist. Das war die große Hoffnung der Banken, die dort eingestiegen sind.
Der zweite Punkt war: Insbesondere die Landesbanken haben diese Geschichte gern geglaubt. Sie haben nämlich Ende der 1990er-Jahre ihre sogenannte Gewährträgerhaftung verloren. Diese Gewährträgerhaftung bestand darin, dass die Länder letztendlich für die Verbindlichkeiten der Landesbanken eintreten mussten, falls etwas passiert. Aufgrund dieser Gewährträgerhaftung konnten sie sich ihr Geld konkurrenzlos günstig besorgen. Indem man diese Gewährträgerhaftung abgeschafft hat, war das bisherige Geschäftsmodell der Bremer Landesbank oder überhaupt der Landesbanken kaputt. Sie mussten sich nach Neuem umschauen. Was alle Landesbanken gemacht haben, in der Übergangsfrist haben sie sich erst einmal mit zusätzlichem Geld vollgesogen, was sie aufgenommen haben. Der größte Teil der Landesbanken hat das in die USA in den Subprime-Markt geschoben. Die Bremer Landesbank war dafür viel zu klein. Sie hat hier auch solch ein Produkt versucht, nämlich so ein spekulatives Instrument von 20 bis 30 Millionen Euro anzulegen. Das war kleiner dimensioniert glücklicherweise, sodass sie am Ende mit einem blauen Auge davongekommen sind. Das ist nicht weiter aufgefallen. Da haben wir riesiges Glück gehabt, denn wenn das Gleiche wie bei den anderen Landesbanken passiert wäre, wäre das für ein Haushaltsnotlageland wie hier katastrophal geworden.
Die große Hoffnung der Landesbanken bestand aber in diesem Schiffsfinanzierungsgeschäft, denn dort hatten sie traditionell Erfahrung, in dem Bereich hatten sie traditionell gute Beziehungen, und dort haben sie geglaubt, das ist das Geschäftsmodell der nächsten Jahre. Der Anfang gab ihnen recht. Die höchsten Rendite, um die 20 Prozent, wurden in diesem Schiffsfinanzierungsgeschäft verdient. Dort spielte die Musik, und es gab den Anreiz, diese Musik so lange auch mit dem Tanz zu begleiten, wie sie noch gut zu hören war.
Dann kommt der dritte Teil, Herr Röwekamp, und da sind wir bei dem dummen Geld, mit dem ich nicht die dummen Anleger meine, sondern etwas anderes. Seit Ende der 1990er-Jahre gab es diese Schiffstonnagebefreiung im Steuerbereich, die von findigen Anbietern auf dem grauen Kapitalmarkt dazu benutzt worden ist, Beteiligungen für Privatanleger zu stricken. Steuervorteile ziehen gewissermaßen immer, und die Sachen haben sich verkauft wie geschnitten Brot. Darin lag eine enorme Dynamik, denn Sie müssen wissen – ich weiß das noch aus meinen Zeiten als Verbraucherschützer – , dort werden 15 bis 20 Prozent Provision bezahlt. Was glauben Sie, wie sich die Strukturvertriebe bemüht haben, das an den Mann zu bringen? Die haben insgesamt –ich habe es schon gesagt – 50 Milliarden Euro eingesammelt und in diesen Schiffsfinanzierungsmarkt gepumpt.
Jetzt werden Sie sagen, aber was wollen Sie mir denn damit sagen? Was hat das mit der Bremer Landesbank und den anderen Landesbanken zu tun? Herr Röwekamp, es hat Folgendes damit zu tun: Die Banken dürfen diese Schiffe nicht hundertprozentig mit ihren Krediten finanzieren, sondern sie gehen bis 60 oder 70 Prozent. Der Rest müsste an Eigenkapital aufgebracht werden, das wären die Reeder. Denen ist dies aber auch viel zu heikel. Also wird irgendjemand Dummes gesucht, der dort investiert. Das waren die eingesammelten Anlegergelder. Das waren nämlich die fehlenden 20, 30 Prozent für die Schiffsfinanzierungen, ohne die man diese vielen Schiffe überhaupt nicht hätte finanzieren können. Das war der entscheidende Punkt. Diese drei Sachen haben dazu geführt.
Jetzt kommt der zweite Teil. Wieso ist eigentlich diesen Bankern, die hochbezahlt sind, gar nicht aufgefallen, was sie für ein Risiko aufbauen? Der Punkt war wiederum die Erwartung eines langfristigen Wachstumsprozesses der Weltwirtschaft, der Globalisierung. Wenn Sie sich die Unterlagen angeschaut haben, haben Sie gesehen, die haben gesagt, natürlich wird es ein Auf und Ab geben. Das
kennen wir doch aus der Vergangenheit. Das ist ein volatiles Geschäft, aber das stehen wir durch. Warum haben sie geglaubt, dass sie das durchstehen? Wenn es Probleme gibt, hätten nämlich erst einmal die Anleger geblutet. Die hatten den riskanten Teil. Deshalb waren die Banker erst einmal alle ganz entspannt. Hinzu kam die Erzählung, die hier schon genannt worden ist, dass sie gesagt haben, wir haben doch eigentlich gar kein Klumpenrisiko. Wir haben viele tausend einzelne Schiffe. Das ist ein granulares Risiko. Wir haben unsere Risiken hervorragend verteilt. Das waren die Einschätzungen, auf deren Basis man geglaubt hat, dass dieser Bank und diesen Banken nichts passieren kann.
Wo liegt die Verantwortung? Wenn Sie sich die Unterlagen anschauen, werden Sie feststellen, dass eigentlich von niemandem in dem Aufsichtsrat wirklich einmal nachhaltig bezweifelt worden ist, ob man eigentlich auf einem gefährlichen Weg ist. Eine wirklich kritische Diskussion habe ich nicht entdecken können. Das gilt für alle Aufsichtsratsmitglieder sowohl aus der Politik, aus der Verwaltung, von den Bankern, aber auch aus dem gewerkschaftlichen Bereich. Niemand hat im Grunde genommen wirklich ernsthaft diese Risiken kommen sehen. Man muss sagen, das war die entscheidende Sache, die Erklärung der Risiken lag immer bei den Vorständen, und sie haben erklärt, es gibt das Auf und Ab, es gibt aber das granulare Risiko, wir haben diese Risiken im Griff. Diejenigen, die in diesem Bereich verantwortlich sind, Herr Röwekamp, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Vorstände einer Bank bekommen Gehälter von mehreren 100 000 Euro im Jahr, wenn nicht sogar Millionenbeträge. Sie werden für das operative Geschäft bezahlt, für die Steuerung der Banken, und die operative Steuerung einer Bank ist vor allem Risikosteuerung. Die Vorstände waren verantwortlich, die Risiken dieser Bank einzuschätzen. Dort haben sie gnadenlos versagt.
Verantwortlich muss man aber noch einmal differenzieren, was die Vorstände angeht. Da sind zum einen die Vorstände der Bremer Landesbank, aber – es ist hier schon angeklungen – das war ja nur eine Beteiligungsgesellschaft der Norddeutschen Landesbank. Der Konzern Norddeutsche Landesbank hatte die gesamte Risikosteuerung und Risi
koüberwachung. Die Vorstände der Norddeutschen Landesbank saßen im Aufsichtsrat, bis 2006 an der Aufsichtsratsspitze, der Bremer Landesbank. Sie hatten eine 92,5-prozentige Beteiligung. Sie haben die gesamte Zeit in dem entscheidenden Gremium des Aufsichtsrats gesessen, nämlich der Risikosteuerung. Sie waren die Vorsitzenden des Risiko-Controllings.
Deshalb kann ich aus meinem Bereich nur sagen, die Verantwortung lag, ich sage nicht hundertprozentig, aber sie lag im Wesentlichen bei den Vorständen. Sie lag ganz entscheidend bei den Vorständen auf der Ebene der Norddeutschen Landesbank. Der große Fehler, den sie nicht gesehen haben, ist, dass ihre Risikoeinschätzung völlig falsch war. Sie haben geglaubt, es sei nur ein konjunkturelles Problem. Sie haben nicht gesehen, dass sie durch die Anlegergelder eine vollständige Überkapazität in diesem Bereich aufgebaut hatten und dass die Krise ganz anders eintreten würde als sie sich vorgestellt haben.
Die wird aber der zweite Teil meines Beitrags sein, nämlich die Frage, was man denn eigentlich noch hätte machen können und was gemacht worden ist. Soweit glaube ich zumindest für den ersten Teil eine Erklärung zu haben, gemeinsam mit unserem Koalitionspartner, warum wir eigentlich zu diesem Klumpenrisiko Schiffskredite gekommen sind. – Danke schön!
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Vielleicht zwei Bemerkungen vorab. Verehrter Herr Kollege Gottschalk, ich habe jetzt Ihre Ausführungen zu dummem Geld immer noch nicht verstanden, ehrlich gesagt. Sie haben gerade gesagt, es würde sich nicht auf die Kapitalanleger beziehen, um aber am Schluss Ihrer Begründung zu sagen, dass die letzten Gelder doch von den Anlegern kommen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, wir befinden uns in einer Niedrigzinsphase, in der man gerade den kleinen Anlegern, von denen es nun einmal viele gibt, heute nicht vorwerfen kann, dass sie vielleicht auch gehofft haben, an der einen oder anderen Stelle noch ein paar Prozente mehr zu erhalten, die sie sonst nämlich nirgendwo bekommen.
Die zweite Vorbemerkung! Es wurde ja gerade von einigen ein klares Bekenntnis zum Controllingausschuss abgegeben. Ich muss sagen, ich bin da anderer Meinung. Ich glaube, dass wir die Dinge, die wir im Controllingausschuss diskutieren, durchaus auch vernünftig im Haushalts- und Finanzausschuss hätten abhandeln können. Es passiert auch sehr oft, dass wir eine Doppelbehandlung von Themen haben, manchmal sogar eine Dreifachbehandlung in den Deputationen, in dem Haushalts- und Finanzausschuss, wieder im Controllingausschuss. Ich weiß nicht, ob das langfristig wirklich der richtige Ausschuss ist, den wir zusätzlich brauchen.
Jetzt ist es ja so, dass wir heute noch einmal über die Bremer Landesbank diskutieren, die übrigens schon lange keine Landesbank und keine Bremer Landesbank mehr ist. Nicht einmal der Name ist noch bremisch, und trotzdem beschäftigen wir uns jetzt noch einmal mit den Nachwehen. Eigentlich sollte man meinen, dass sich das Thema Landesbank mit dem Verkauf an die Nord/LB so langsam erledigt hat. Denn Bremen konnte es in diesem Fall noch schaffen. Der Kaufpreis von sage und schreibe 262 Millionen Euro ist im Nachhinein genau genommen sogar ein Erfolg, zumindest nach jetzigem Kenntnisstand. Die Niedersachsen würden heute wohl keinen Pfennig mehr dafür bezahlen. Mit dem Wissen, das wir heute haben, hätten Sie ihnen die Bank schenken können, das hätten sie nicht angenommen. Des Weiteren waren die Zinsen, die die Bremer Landesbank jahrelang für die stillen Einlagen des Landes Bremen zahlte, nun einmal auch nicht unerheblich.
Summa summarum stellt das die Beteiligung Bremens nun einmal nicht als komplette wirtschaftliche Niederlage dar. Was für Bremen natürlich wirtschaftlich als Niederlage gewertet werden könnte, ist, und das ist schlimm genug, dass dadurch Arbeitsplätze verloren gegangen sind. Es ist schlimm, dass damit Wissen verlagert wurde, nämlich nach Niedersachsen. Es ist auch nicht gut, dass dadurch der Standort im Allgemeinen geschwächt wurde, ganz klar. Wenn wir uns die politische Bewertung noch einmal anschauen, dann, glaube ich, hat der Ruf Bremens in den letzten Jahren auch unter der Situation und der hitzigen Diskussion absolut gelitten. Was am Ende bleibt, ist, dass natürlich eine sehr traditionsreiche Marke und damit auch diese Strahlkraft für den Standort Bremen leidet und auch ein bisschen kaputtgeht.