Protokoll der Sitzung vom 22.06.2006

(Beifall bei der CDU)

Meine Damen und Herren, es gibt keine weiteren Wortmeldungen. – Wir kommen zur Abstimmung über den Dringlichen Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betreffend Meinungsfreiheit auch für Schulleiter, Drucks. 16/5724.

Wer ihm die Zustimmung gibt,den bitte ich um das Handzeichen. – Das sind SPD, GRÜNE und FDP. Wer stimmt dagegen? – Das ist die CDU-Fraktion.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wie kann man das ablehnen?)

Das war die Mehrheit. Damit ist dieser Antrag mit Mehrheit abgelehnt.

Meine Damen und Herren, ich rufe Tagesordnungspunkt 61 auf:

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN betreffend eine Aktuelle Stunde (Programm „Mehr Staus für Hessen“ – Koch streicht Geld und Züge) – Drucks. 16/5702 –

Die Redezeit beträgt fünf Minuten je Fraktion. – Das Wort hat der Kollege Wagner, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! „Konzeptionslose Bundesregierung fährt ÖPNV an die Wand.“

(Michael Boddenberg (CDU): Ja so was!)

Ja,da ruft der Herr Kollege Boddenberg:„Also so etwas!“ – Herr Kollege Boddenberg, das ist Ihr Antrag vom 25. Januar 2005.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Sabine Waschke (SPD))

In diesem Antrag heißt es:

Der Landtag verurteilt die geplanten Kürzungen des Bundesfinanzministers und des Bundesverkehrsministers im öffentlichen Nahverkehr...

In diesem Antrag heißt es weiter:

Der Landtag befürchtet, dass eine Vielzahl bedeutender Verkehrsprojekte im öffentlichen Nahverkehr in Hessen erheblich gefährdet ist.

Meine Damen und Herren, dieser Antrag der CDU-Fraktion ist vollständig richtig.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Herr Verkehrsminister Dr. Rhiel beschließt in der Verkehrsministerkonferenz der Länder am 12. März – ich zitiere –:

Die Verkehrsministerkonferenz stellt fest, dass angesichts langfristiger Verkehrsverträge und angesichts des Volumens der von der Bundesregierung beabsichtigten Kürzung der Regionalisierungsmittel Länder und Aufgabenträger für den SPNV starke Einschnitte bei den bisherigen Bestellleistungen, bei notwendigen Investitionen und weiteren Modernisierungen auch im ÖPNV vornehmen müssten, deren Folgen weder verkehrs- noch umweltpolitisch zu verantworten wären.

So weit der Beschluss von Herrn Dr. Rhiel.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dennoch hat der Hessische Ministerpräsident am vergangenen Freitag im Bundesrat genau diesen drastischen Kürzungen, die die CDU vor eineinhalb Jahren in einem Antrag beschrieben hat und die Herr Minister Rhiel vor

noch nicht einmal drei Monaten in der Verkehrsministerkonferenz kritisiert hat, zugestimmt. Der Ministerpräsident hat seinem eigenen Minister und – was viel schlimmer ist – diesem Land Hessen in der Verkehrsinfrastruktur schwer geschadet.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Hildegard Pfaff (SPD))

Es ist schon ein bemerkenswerter Vorgang, dass ein Ministerpräsident im Bundesrat, wo es seine Aufgabe ist, die hessischen Interessen zu vertreten, einer Kürzung der Mittel für sein Land zustimmt, dass er also nicht die Interessen seines Bundeslandes vertritt, sondern sich einmal mehr als Musterschüler von Merkel und Müntefering versteht und deshalb seine Zustimmung gibt. Das ist wirklich ein ziemlich einmaliger Vorgang.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Jetzt gibt es die Beruhigungspille im Bundesrat: Ja, die Kürzungen werden um 500 Millionen c reduziert. – Bis heute weiß noch keiner ganz genau, wie die 500 Millionen c an die Länder fließen sollen. Herr Dr. Rhiel, dazu könnten Sie einmal etwas sagen. Aber zur Wahrheit gehört auch: 500 Millionen c weniger heißt: Die Kürzungen werden um ein Sechstel reduziert. Fünf Sechstel der Kürzungen bleiben bestehen. Fünf Sechstel bedeuten für Hessen immer noch einen dramatischen Anstieg der Fahrpreise und ein deutlich reduziertes Angebot.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund hat es ausgerechnet: 4,8 % Preissteigerung allein im nächsten Jahr. In den nächsten Jahren wird es sich auf 12,5 % Preissteigerung addieren. Es gibt seitenlange Listen für den Rhein-MainVerkehrsverbund, was alles gestrichen werden muss. Meine Damen und Herren, der Ministerpräsident hat diesem Land schwer geschadet, und er hat auch seinem eigenen Prestigeprojekt „Staufreien Hessen“ sehr geschadet, weil wir mit weniger Bussen und Bahnen garantiert nicht zu einem staufreien Hessen kommen werden.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

Der Ministerpräsident hat aber auch der Strukturentwicklung Nordhessens einen schweren Schaden zugefügt.

(Minister Dr.Alois Rhiel: Ui!)

Da sagt der Minister Rhiel „Ui!“ Herr Minister Rhiel, viele der ganz wichtigen Projekte,

(Michael Boddenberg (CDU): Staatstragende Formulierung!)

viele der Projekte, wo CDU-Abgeordnete und auch Sie persönlich, Herr Minister Rhiel, bis vor kurzem noch gesagt haben, wie wichtig sie für Nordhessen sind, können jetzt nicht realisiert werden. Ich zitiere aus einer Pressemitteilung von Ihnen, Herr Dr. Rhiel, wenn Sie mich schon so freundlich ansprechen, aus diesem Jahr:

Aufgrund der starken Orientierung der nordhessischen Bevölkerung auf das Oberzentrum Kassel ist der Aus- und Neubau der Schieneninfrastruktur für die RegioTram wichtig und verbindet Zentrum und Region zum beiderseitigen Vorteil. Mit dem neuen Verkehrssystem wird für alle Bevölkerungsgruppen eine wesentliche Verbesserung der Mobilität erreicht. Zu den Hauptverkehrszeiten soll die RegioTram auf allen Strecken im Halbstundentakt fah

ren, die zum Teil durch Überlagerung noch verdichtet werden.

Herr Minister Rhiel, all das, was Sie hier begrüßt haben, ist durch die Beschlüsse dieses Ministerpräsidenten gefährdet und ist wahrscheinlich unmöglich.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das ist die Situation. Sie müssen es mir nicht glauben. Die Stadt Eschwege hat einen einstimmigen Beschluss aller im Stadtparlament vertretenen Parteien zum Thema Innenstadt-Bahnhof in Eschwege gefasst.

(Zuruf des Ministers Dr.Alois Rhiel)

Herr Kollege Wagner, Sie müssen zum Schluss kommen.

Der Bürgermeister hat uns das mitgeteilt. Er hat es uns geschickt und beschreibt, welche gravierenden Auswirkungen für die Strukturentwicklung Eschweges ein Wegfall dieses Projektes hat. Das alles haben Sie zu verantworten. Das hat der Ministerpräsident zu verantworten. Herr Verkehrsminister Rhiel, das Mindeste wäre, dass Sie vor diesem Landtag sagen, wie Sie die Kürzungen in Hessen auffangen wollen. Wir fordern Sie auf, durch Landesmittel das auszugleichen, was Ihr Ministerpräsident im Bundesrat aus Merkel-Hörigkeit verbockt hat.

(Beifall bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Wagner. – Ich weise darauf hin, dass wir auch den Tagesordnungspunkt 42 mitberaten:

Antrag der Fraktion der FDP betreffend Reduzierung der Regionalisierungsmittel – Drucks. 16/5686 –

Es hat jetzt Herr Dr. Lübcke für die CDU-Fraktion das Wort.

Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Ausführungen von Herrn Wagner haben wieder einmal gezeigt, dass er das Schulsystem in Hessen nicht ordentlich durchlaufen hat.

(Zuruf des Abg. Mathias Wagner (Taunus) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Wagner von den GRÜNEN, nicht Herrn Dr.Wagner aus Lahntal. Herr Wagner, wenn Sie promoviert haben, müssen wir dann weiter differenzieren. – Herr Wagner, Sie rechnen mit Sechsteln. Sie wissen ganz genau, dass der Kürzungsbedarf von 2,3 Milliarden auf 1,8 Milliarden c, das heißt um 500 Millionen c zurückgenommen worden ist. Mit Sechsteln können Sie das gar nicht rechnen.