Frau Wolff, gestern zutreffend referiert, dass am 4. dieses Monats Bildungsstandards für den mittleren Bildungsabschluss auf den Weg gebracht wurden.Sie sprachen von einem Paradigmenwechsel, von Kompetenzvermittlung und davon, dass unter Bildungsstandards keinesfalls nur die Wissenskataloge verstanden werden dürfen. So weit, so gut. Sie zeigen aber auch im Internet immer noch Ihre mit den Südländern festgelegten Bildungsstandards, die schulformspezifisch sind.Sie sollten erklären,was jetzt aktuell ist, ob wir schulformübergreifende Bildungsstandards in Hessen bekommen oder wieder schulformspezifische.
Bildungsstandards sollten so formuliert werden, dass sie Orientierung geben, sodass den Schulen Freiraum erhalten bleibt, wie sie diese Kompetenzen erreichen. Der Schule muss deshalb bei der Bewältigung dieser Aufgabe eine größere Selbstverantwortung in Richtung Selbstständigkeit eingeräumt werden. Damit die Leistung der Schulen und nicht der Schüler überprüft werden kann, ist eine externe, wissenschaftlich fundierte Evaluierung notwendig, um die tatsächlich erreichten Lern- und Bildungserfolge der eigenverantwortlich handelnden Schulen sichtbar zu machen.
Für die ständige Evaluierung der Bildungsstandards bedarf es einer unabhängigen nationalen Bildungsagentur. Diese Evaluierung setzt bei Lehrern und Schülern an. Weniger die Schüler sollten im Vergleich ihre Qualität erweisen, sondern eher die Schulen. Etwaige Defizite sind nach unserer Einschätzung nach einem erweiterten Einsatz von Diagnose- und Fördermaßnahmen zu kompensieren.
Wie eingangs erwähnt, sehen wir in der Einführung von Bildungsstandards einen wichtigen Teil der Gesamtaufgabe namens Qualität von Schule. Wir stimmen deshalb der Intention des Antrags wie auch der darin enthaltenen Forderung nach einer öffentlichen Anhörung von Experten zu diesem Thema vollinhaltlich zu. Es wird höchste Zeit, dass das Thema Bildungsstandards auch ein Thema dieses Hauses wird. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Also eine neue Anrede – ich habe etwas dazugelernt –: Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf das aufgreifen, was Herr Kollege Reuter als Letztes angesprochen hat.Wir sind sehr froh darüber, dass wir hier im Hessischen Landtag über die Frage von Bildungsstandards debattieren, auch wenn es kurz vor der Mittagspause ist.
Lassen Sie mich vorweg eines sagen: Ich gratuliere unserer Kultusministerin ganz herzlich, dass es ihr in ihrer
Amtszeit gelungen ist, über die Parteigrenzen in der Kultusministerkonferenz hinweg die Bildungsstandards entsprechend voranzutreiben. Sie hat in der Kultusministerkonferenz Anfang dieses Monats erreicht, dass Bildungsstandards tatsächlich definiert wurden. Das ist ein großer Erfolg. Das sollte man hier auch deutlich sagen.
Dass das die Hessische Kultusministerin war,ist auch kein Wunder. Denn für die hessische CDU gelten auf nationaler wie auf Länderebene dieselben politischen Maßstäbe. Wir fordern hier im Land eine Qualitätsverbesserung für die hessischen Schülerinnen und Schüler, für die Schulen,
(Priska Hinz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Es ist doch reiner Zufall, dass sie gerade KMK-Präsidentin war!)
und deswegen bemühen wir uns darum, Frau Kollegin Hinz, das auf nationaler Ebene genauso zu erreichen. Das ist ein großes Verdienst unserer Kultusministerin.
Ich denke, dass wir mit den Bildungsstandards tatsächlich Meilensteine in der Bildungspolitik in Deutschland insgesamt erreicht haben, auch wenn wir in der Vergangenheit das eine oder andere SPD-geführte Bundesland hier zum Jagen haben tragen müssen. Letztendlich haben die Ergebnisse der einzelnen Studien,TIMSS oder PISA, natürlich die Schulpolitiker auch über die Parteigrenzen und die politische Couleur hinweg überzeugt, dass wir hier in Deutschland Nachholbedarf haben.
Ich will eines in Erinnerung rufen: Wir haben in der Vergangenheit im Grunde die Ergebnisse schulischer Bildung vernachlässigt. Das war das wesentliche Problem.Wir haben uns um Lehrpläne, Stundenpläne und vieles andere gekümmert.
Wir haben uns nicht über die Ziele der Bildung und die Ergebnisse unterhalten. Wir haben zur Kenntnis nehmen müssen – Mitte der Neunzigerjahre verstärkt –, dass Wirtschaftsverbände uns berichtet und dabei darüber geklagt haben, dass Schülerinnen und Schüler aus den Schulen herauskommen und wesentliche Kompetenzen gerade nicht haben. Dass wir das jetzt in Bildungsstandards zu gießen versuchen und – jetzt kommt das Entscheidende – festlegen, dass diese Ziele am Ende auch überprüft und kontrolliert werden, das ist ein wesentlicher Punkt, den wir hier erreichen können. Das sollten wir an dieser Stelle nicht zu gering schätzen.
Frau Kollegin Hinz,ich gebe Ihnen Recht.Wir werden uns über die Lehrerbildung und viele Dinge in unserem Land unterhalten müssen. Das ist überhaupt keine Frage. Aber an dieser Stelle darf ich noch einmal sagen: Erinnern Sie sich bitte daran, wo wir herkommen. Wir mussten erst einmal dafür sorgen,dass der Unterricht stattfindet,bevor wir ihn verbessern konnten.
Lassen Sie mich noch ein Letztes aufgreifen, die schulformübergreifenden Bildungsstandards. Ich denke, wir sollten uns den Neigungen und den Fähigkeiten der Schülerinnen und der Schüler in den einzelnen Schulformen nähern, damit wir ihnen gerecht werden können.
(Priska Hinz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aber die sind doch ganz unterschiedlich! Das hat PISA doch gezeigt!)
Nur dann haben Bildungsstandards Sinn. Frau Kollegin Hinz, wir wollen keine Nivellierung nach unten – das haben Sie in Ihrem Redebeitrag deutlich gemacht –,sondern wir wollen gerade im unteren Kompetenzfeld die Qualität erhöhen. Dem wird man nur Rechnung tragen können, wenn man sich diesen Schülerinnen und Schülern mit eigenen Bildungsstandards nähert.
In diesem Sinne denke ich, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Wir sind auch froh darüber, dass wir über die Bildungsstandards debattieren können. Das ist allerdings auch ein Verdienst unserer Kultusministerin als Präsidentin der KMK. Dazu herzlichen Dank und herzlichen Glückwunsch. Im Ausschuss werden wir diese Fragen vertiefen. – Danke schön.
(Priska Hinz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Das ist Quatsch! Das ist das Verdienst unseres Antrags! Ohne den Antrag hätte es nie eine Debatte gegeben, Herr Beuth; denn Sie haben kein Interesse daran!)
Es gibt in diesem hohen Hause offenbar kein Kännchen Öl. Das müssen wir wohl von zu Hause mitbringen.
Es ist schon ein paarmal erwähnt worden: Die Kultusministerkonferenz hat am 4. Dezember die ersten Bildungsstandards in den Fächern Deutsch, Mathematik und der ersten Fremdsprache für den mittleren Bildungsabschluss beschlossen.
Herr Beuth, es ist schön, dass Frau Wolff zu diesem Zeitpunkt Vorsitzende der Kultusministerkonferenz war. Aber ich glaube, der Grund dafür, dass man sich endlich auf Bildungsstandards geeinigt hat,war eher PISA als ihre Person. Trotzdem hat sie es natürlich verkünden können, und das roulierende System des Vorsitzes hat ihr in dem Moment geholfen.
Die Standards wurden schulformübergreifend festgelegt. Die CDU-geführten Länder konnten sich hier nicht durchsetzen. Ich muss aus FDP-Sicht sagen: Sie konnten sich leider nicht durchsetzen.
Ein bisschen ist Ihr Antrag damit überholt. Die Bildungsstandards sind festgelegt worden. Sie werden umgesetzt. Wir werden sehen, wie es weitergeht.Wir begrüßen insgesamt,dass es der KMK gelungen ist,endlich die ersten Bildungsstandards vorzulegen, und dass damit erstmals ein Instrument geschaffen worden ist, das Lernziele festlegt, die abgefragt werden sollen, und das nicht bloß Lerninhalte vorgibt. Somit wird praxistaugliches Wissen vermittelt, was bislang in der deutschen Schulbildung Mangelware war, wie uns PISA sehr deutlich gezeigt hat.
Bildungsstandards werden parteiübergreifend als notwendig erachtet.Unterschiedliche Auffassungen bestehen bezüglich der Art der Ausgestaltung. Wir bedauern sehr, dass die KMK sich auf schulformübergreifende Standards für den mittleren Bildungsabschluss festgelegt hat.
Das rächt sich bereits jetzt. Nach der ersten Ansicht von Fachlehrern ist das inhaltlich viel zu schwierig für Realschüler. So wird bereits jetzt der Mangel der schulformübergreifenden Standards deutlich. Aber, Frau Hinz, Minimalstandards zu machen, halte ich für völlig daneben; denn im Grunde genommen testen Sie auf einem untersten Niveau.Wenn Sie sagen, zusätzlich wird abgestuft, bedeutet das, dass bestimmte Schülerinnen und Schüler zusätzliche Prüfungen machen und damit gegenüber den anderen bevorteilt sind.
Ich halte es für sinnvoller, das schulformbezogen zu machen und zu sagen: Ein Realschüler hat diesen Standard zu erreichen, und den legen wir im Mittelmaß fest. Ein Gymnasiast hat diesen zu erreichen, und ein Hauptschüler einen anderen.
Ich denke, damit wird man den Begabungen der Schüler und ihrer Ausbildung erheblich mehr gerecht. Für uns ist es wichtig, festzustellen, dass Bildungsstandards keine Allheilmittel sind. Sie sind nur eine Maßnahme auf dem Weg zur Qualitätsentwicklung der Schulen. Dahinter dürfen – das ist auch erwähnt worden – Schulprofilbildung, Schulprogrammentwicklung, Qualitätskontrollen durch die Schulaufsicht sowie Lehreraus- und -fortbildung und Erweiterung der Autonomie von Schulen nicht zurückstehen. Bildungsstandards sollen in erster Linie dazu dienen, die Schulen zu überprüfen und nicht unbedingt die Leistung des einzelnen Schülers.
Ich sage auch klipp und klar: Das zu veröffentlichen, damit es ein Rankingsystem wie in England gibt, halten wir nicht für sinnvoll.
Sehr viel wichtiger ist erst einmal, dass man feststellt, wo die einzelne Schule steht.Dann kann das Staatliche Schulamt sagen: Da gibt es bestimmte Unterschiede, da muss man nachsteuern, da muss man helfen. Aus welchem Grund ist es so? Ist es das soziale Umfeld? Ist es ein erhöhter Krankheitsstand bei den Lehrern? Woran liegt das? – Erst dann, wenn so nachgesteuert wird, dass die Schulen in etwa auf dem gleichen Stand angelangt sind, kann man das auch veröffentlichen.Vorher sollte man das nicht tun.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann noch kein Urteil über die Wirksamkeit der vorliegenden Standards gefällt werden. Für die FDP erweisen sich die Bildungsstandards erst dann als wirklich qualitätssteigernd, wenn sie in der Anwendung und Umsetzung dazu beitragen, dass das Wissens- und Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler dadurch verbessert worden ist.
Bei der Anwendung der Standards kommt es bei uns auf die Schulpraxis an. Hier wünschen wir uns entsprechende Informationen vom Kultusministerium für die konzeptio