Protokoll der Sitzung vom 12.05.2004

(Zuruf)

Heinrich Heidel, was in Baunatal gemacht wird, haben wir hier schon mehrfach erörtert. Das müssen wir hier nicht jedes Mal neu anführen.Wir werden dort keine freiwillige Polizei einführen.

Ich möchte es noch einmal sagen: Unser Dank gilt ganz explizit diesen Menschen für ihre Arbeit und für ihr Engagement, das im Übrigen überdurchschnittlich ist. Aber sie werden in ein System, das professionelle Arbeit verlangt, sozusagen ersatzweise als kostengünstigere Variante hereingebracht. Damit werden ihre Arbeit und ihr Engagement missbraucht.

Der Dank gilt auch allen Vollzugsbeamtinnen und Vollzugsbeamten, die in bewundernswerter Weise den dauernd erfolgenden Nackenschlägen durch die Landesregierung trotzen. Was dort an Engagement und Einsatz gezeigt wird, was an Überstunden geleistet wird, verdient unser aller Respekt. Das erfolgt entgegen all der Demotivation, die aus Ihren Reihen kommt.

(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wie die Stimmung bei der hessischen Polizei ist, hat Herr Kollege Al-Wazir schon gesagt. Sie sollten einmal ohne Personenschutz und nicht mit drei Fahrzeugen vor und hinter Ihrem Wagen abgesichert in die Polizeireviere gehen. Dann würden Sie mitbekommen, wie dort die Stimmung ist.Herr Kollege Bouffier,inzwischen ist das Gefühl weit verbreitet, dass die Sicherheitspolitik in Hessen zum Spielball der Sparpolitik wurde.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Jürgen Frömm- rich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN))

Wer sich dann immer noch so hinstellt, wie es der Herr Innenminister oder wie es auch Herr Koch gemacht haben – Tarek, das geschah übrigens nicht nur auf dem Parteitag des Jahres 2002, das gab es ungeachtet aller anderen Fakten selbst noch auf dem Parteitag des Jahres 2004 –, und sagt, die ergriffenen Maßnahmen würden die polizeiliche Arbeit überhaupt nicht einschränken, der Schutz der Bürger würde davon überhaupt nicht tangiert, der leidet entweder an Realitätsverlust, oder er täuscht die Öffentlichkeit bewusst.

(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist der eigentliche Skandal, den diese Landesregierung zu verantworten hat. Sie unternimmt nichts gegen die Kürzungen. Sie tut nichts, trotz der Zahlen, die wir offensichtlich alle auf dem Tisch liegen haben.

Ich sage deshalb: Sie leisten einen Offenbarungseid, wenn Ihnen nichts anderes einfällt als die Wachpolizei und der freiwillige Polizeidienst. Wir werden auch in Zukunft dafür streiten, dass die Landesregierung endlich begreift, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, also diejenigen, die vor Ort die Arbeit leisten müssen, das Kapital zur Wahrung der inneren Sicherheit sind.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Deshalb sind sie an die Spitze aller Maßnahmen zu stellen.

(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei Abgeordneten der CDU)

Frau Zeimetz-Lorz hat für die Christlich Demokratische Union das Wort.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich verrate Ihnen sicherlich kein Geheimnis, wenn ich Ihnen sage, dass wir selbstverständlich beide Anträge ablehnen werden.

(Beifall des Abg. Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU) – Zuruf von der CDU: Bravo! – Jürgen Frömmrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Oh!)

Ich verrate Ihnen auch gerne, warum wir dies tun werden.

Zunächst möchte ich aber für meine Fraktion mit großer Empörung zurückweisen, was Sie hier gegenüber dem Innenminister behauptet haben.

(Beifall des Abg. Rudi Haselbach (CDU))

Sie sagten nämlich, er sei ein Sicherheitsrisiko für dieses Land. Ich muss gestehen, dass sich bei mir von Debatte zu Debatte eher der Eindruck verfestigt, dass die Opposition dieses Hauses ein Sicherheitsrisiko für dieses Land darstellt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Jörg-Uwe Hahn (FDP): Na, na, na!)

Ich möchte dabei natürlich den reizenden Herrn Kollegen Hahn ausdrücklich ausnehmen.

(Lachen bei dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei Abgeordneten der SPD)

Herr Hahn, ich hoffe, Sie vertragen so viel Lob von meiner Fraktion am heutigen Tage.

In beiden Anträgen erfährt der geneigte Leser, was SPD und GRÜNE dieses Hauses alles nicht wollen. Es soll keine Wachpolizei und keinen freiwilligen Polizeidienst geben.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Sondern richtige Polizei!)

Es soll keinen Einsatz der Bundeswehr im Inneren geben. So lautet die Antwort der SPD und der GRÜNEN auf die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus.

(Tarek Al-Wazir (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Dagegen hilft die Freiwilligen-Polizei, wunderbar!)

Ihre einzige Antwort lautet: mehr Personal. Ich muss schon sagen, dass das äußerst kreativ ist.Vor allen Dingen ist es das, wenn man bedenkt, wem wir die katastrophale Lage der öffentlichen Haushalte und den Zwang zum Sparen eigentlich zu verdanken haben.

(Beifall bei der CDU)

Man sollte sich dann auch in Erinnerung rufen, welchen Raubbau Sie bei der Polizei in den Jahren von 1991 bis 1999 betrieben haben.

Frau Zeimetz-Lorz, wollen Sie eine Zwischenfrage des Herrn Dr. Jürgens zulassen?

(Birgit Zeimetz-Lorz (CDU):Aber gerne!)

Bitte sehr.

Frau Zeimetz-Lorz, ich habe Ihre Äußerung, die im Hinblick auf unsere Politik erfolgte, so verstanden, dass Sie den internationalen Terrorismus mithilfe des freiwilligen Polizeidienstes bekämpfen wollen.

(Heiterkeit des Abg. Tarek Al-Wazir (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) und bei Abgeordneten der SPD)

Herr Kollege, nein. Sie haben mich bewusst missverstanden.Aber das kennen wir voneinander.

(Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):Warum erzählen Sie dann so einen Unsinn?)

Wir bedauern zutiefst, dass auch die hessische Polizei nicht von den Einschnitten ausgenommen werden konnte, die im Rahmen der „Operation sichere Zukunft“ erfolgten. Allerdings wurde aufgrund der politischen Schwerpunktsetzung bei der inneren Sicherheit bei der Polizei, gemessen an dem Stellenanteil, den die Polizei am Gesamtaufkommen der Landesverwaltung hat, ein äußerst maßvoller Sparbeitrag vorgesehen. Die betroffenen 360 Stellen sind mit Beamten besetzt, die in den Jahren 2007 und 2008 in den Ruhestand gehen werden. Bis zu ihren Ausscheiden werden sie bei ihren Dienststellen verbleiben.

(Beifall des Abg. Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU) – Dr.Walter Lübcke (CDU): So ist es!)

Es wird auch immer gerne unter den Tisch gekehrt, dass die Erhöhung der Wochenarbeitszeit rechnerisch einen Zuwachs und einen Kapazitätsgewinn von ca. 1.100 Polizisten ergibt. Zur Vollständigkeit soll auch das hier angeführt werden.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Die in der vergangenen Legislaturperiode gestartete und sehr erfolgreiche Ausbildungsoffensive für die hessische Polizei hat zur Folge, dass wir in den kommenden Jahren unter dem Strich 500 Polizeibeamte mehr haben werden, als während dieses Zeitraums in Pension gehen.

Wir werden auch in diesem Jahr trotz schwieriger Haushaltssituation wieder 250 Polizeianwärter einstellen. Wir werden sämtliche Polizeianwärter, die an der Fachhochschule ausgebildet werden,übernehmen.Ich denke,das ist ein wichtiges Signal zur Sicherung der Zukunft der hessischen Polizei. Darin unterscheiden wir uns auch deutlich von anderen Bundesländern. Die Beispiele wurden schon häufig genannt.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Im Zusammenspiel von Effizienzgewinn, Arbeitszeitverlängerung und Ausbildungsoffensive ergibt sich bis zum Jahre 2006 trotz der Einsparungen ein Plus an Personal und Arbeitszeit.

(Dr. Walter Lübcke (CDU): Mit der Mengenlehre kann man das bei der SPD nicht ausrechnen!)

In diesem Zusammenhang muss auch genannt werden, dass Hessen im Gegensatz zu anderen Bundesländern seine Polizeianwärter vollständig übernimmt und sie nicht nach erfolgreicher Ausbildung auf die Straße setzt.

(Beifall der Abg. Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) und Dr.Walter Lübcke (CDU))

Zur Wahrheit gehört auch, dass die hessische Polizei nach wie vor die bundesweit am besten bezahlte, ausgebildete und ausgestatte Polizei ist.