Protokoll der Sitzung vom 24.11.2004

(Beifall bei der SPD)

Siebte Bilanz:Arbeitslosigkeit.

(Zuruf des Abg. Dr.Walter Lübcke (CDU))

Ich rede hier nicht von Statistiken, die Sozialdemokraten in den Hinterzimmern aufstellen. Herr Kollege, das sind alles Zahlen, die relativ belegt sind.

(Frank Gotthardt (CDU): Relativ!)

Jetzt rede ich z. B. über die Statistiken der Bundesagentur für Arbeit. Das muss man dann schon feststellen: In den letzten zwölf Monatsstatistiken der Bundesagentur für Arbeit war unser Bundesland Hessen elfmal das Land mit dem stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit im bundesdeutschen Vergleich. Herr Ministerpräsident, Sie sagen

gern: „Wir sind nicht daran schuld. Die in Berlin sind daran schuld.“ Ich rede momentan vom innerdeutschen Vergleich der Bundesländer. Von zwölf Monaten war in Hessen die Arbeitslosigkeit elfmal am stärksten in ganz Deutschland gestiegen. Herr Ministerpräsident, Sie sind mit Ihrer Wirtschaftspolitik in diesem Land komplett gescheitert.

(Beifall bei der SPD)

Achte Bilanz: Lehrerversorgung.

(Zuruf des Abg. Helmut Peuser (CDU))

Nach dem Zuweisungserlass des Hessischen Kultusministeriums für das laufende Schuljahr fehlen in Hessen 2.200 Lehrerinnen und Lehrer.

(Zuruf des Abg. Helmut Peuser (CDU))

Meine sehr verehrten Damen und Herren von der Union, das sind wieder keine sozialdemokratischen Zahlen,

(Zuruf des Abg. Michael Boddenberg (CDU))

sondern die Zahlen Ihres Kultusministeriums: In Hessen fehlen 2.200 Lehrkräfte. Ihre Unterrichtsgarantie ist zur Farce geworden. Frau Wolff, davon hören wir auch nichts mehr.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Widerspruch bei der CDU)

Frau Wolff, mittlerweile laufen die Lehrer, die Eltern, die Schüler und die Verbände Sturm gegen die Bildungspolitik Ihrer Regierung: 73.000 Unterschriften in nur zwei Wochen.

(Zurufe der Abg. Horst Klee und Boris Rhein (CDU))

Was macht die Union? Statt die Ängste der Menschen ernst zu nehmen, bekämpft Ihr schulpolitischer Sprecher, Herr Irmer, wahrlich ein echtes Vorbild humanistischer Bildung, die Menschen in unserem Land

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Zuruf des Abg. Günter Rudolph (SPD))

und deklassiert sie, indem er sagt, das sei eine Kampagne, die gegen diese Landesregierung gestartet sei. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich sage es Ihnen deutlich: Wer sich jemanden wie den Herrn Irmer als schulpolitischen Sprecher leistet, der kann keine gute Schulpolitik in einem Bundesland machen.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und dem BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN – Horst Klee (CDU): Klamauk! – Clemens Reif (CDU):War das alles? – Zuruf des Abg. Hans-Jürgen Irmer (CDU))

Neunte Bilanz: Ganztagsschulen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die rot-grüne Bundesregierung stellt den Ländern 4.000 Millionen c für die Schaffung von Ganztagsangeboten zur Verfügung.

(Zuruf des Abg. Horst Klee (CDU))

Meine sehr verehrten Damen und Herren, unter allen Ländern rufen wir in Hessen die geringsten Mittel aus diesem Topf ab.

(Günter Rudolph (SPD): Ein Skandal!)

Frau Kultusministerin, das wenigste wird Absicht sein, das meiste Unfähigkeit. Im Ergebnis ist es aber doch so: Die anderen Länder werden stärker, und wir werden im bundesdeutschen Vergleich schlechter.

(Beifall bei der SPD)

Es kann doch nicht wahr sein, dass das Bundesland Hessen auf diese Mittel verzichtet,andere Länder diese Mittel abrufen, mit Ganztagsschulen ihre Bildungsangebote verbessern und dem Bundesland Hessen immer weiter enteilen. Was ist denn da los, Frau Wolff? Warum ruft das Bundesland Hessen im Vergleich aller Bundesländer die wenigsten Mittel aus diesem Topf ab?

(Beifall bei der SPD)

Zehnte Bilanz: Hochschulen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, in den Zeiten von Frau Wissenschaftsministerin Wagner haben Sie den Hochschulpakt gefeiert. Mittlerweile – zumindest ist das mein Eindruck – nehmen Sie das Wort Hochschulpakt überhaupt nicht mehr in den Mund. Herr Minister Corts, das erstaunt in der Tat nicht.

(Nicola Beer (FDP): Es gibt ihn ja auch nicht mehr! – Zuruf des Ministers Dr.Alois Rhiel)

Sie nehmen das Wort Hochschulpakt noch in den Mund? Hoffentlich verschlucken Sie sich nicht daran. – Nach dem System der leistungsorientierten Mittelzuweisung fehlen den Hochschulen im nächsten Jahr 190 Millionen c. Hessens Universitäten werden zu Armenhäusern.

(Lachen bei der CDU – Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU):Wo leben Sie eigentlich?)

Lachen Sie ruhig. Ich nenne drei Artikel:An der Darmstädter Universität sind 250 Stellen gefährdet. Der Uni Kassel fehlen 26 Millionen c. Studiengänge drohen geschlossen zu werden.

(Hans-Jürgen Irmer (CDU): Schon einmal etwas von Altlasten gehört?)

Überschrift: „Darmstadt – das Land schwächt die Universität“. Ich stelle fest: Hochschulpakt gebrochen, statt Bildungspolitik Mangelverwaltung an den Hochschulen.

(Beifall bei der SPD)

Elfte Bilanz: innere Sicherheit. Meine sehr verehrten Damen und Herren, die innere Sicherheit und der Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität sind doch eines ihrer wichtigen Themen. Herr Minister Bouffier, in den letzten beiden Jahren ist die Kriminalität in unserem Bundesland Hessen um über 11 % gestiegen. Der Kollege Rudolph hat in diesem Hause schon des Öfteren darauf hingewiesen.

(Boris Rhein (CDU): Und die Aufklärungsquote?)

Wie reagieren Sie auf diese Gefährdung der Bürgerinnen und Bürger? Sie reagieren auf die gestiegene Kriminalität mit dem Abbau bei der Polizei und bei der Justiz. Meine sehr verehrten Damen und Herren, waren bei Ihrer Regierungsübernahme im Jahre 1999 noch rund 16.000 Polizisten im hessischen Landesdienst aktiv, sind es jetzt nur noch 14.000: in der Zeit der Regierung des Herrn Ministerpräsidenten Koch und des Innenministers Bouffier ein Rückgang um 2.000 Polizistinnen und Polizisten.

(Petra Fuhrmann (SPD): Hört, hört!)

Bei den Richtern und Staatsanwälten plant die Landesregierung bis zum Ende dieser Legislaturperiode – Herr Minister Wagner ist nicht da – einen Abbau von 179 Stellen. Allein im nächsten Jahr werden 51 Juristen weniger in Hessen Dienst tun. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist die hessische Politik für die innere Sicherheit in unserem Lande. Die Kriminalitätsrate geht nach

oben, die Anzahl der Stellen bei der Polizei, bei den Staatsanwälten und bei den Richtern geht nach unten, und mit unserem Bundesland geht es bergab.

(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Herr Ministerpräsident, ich könnte diese Bilanz noch eine Weile fortsetzen.

(Clemens Reif (CDU): Machen Sie doch!)

Wenn ich diese Bilanz aber fortsetze, dann reichen die 180.000 c pro Stunde wahrscheinlich nicht, denn dann müsste der Ministerpräsident noch länger reden, um das ein Stück weit zu erklären.

(Zuruf des Abg. Dr. Franz Josef Jung (Rheingau) (CDU))

Ich denke, es ist deutlich geworden, dass unser Bundesland unter der Verantwortung der Union schwächer geworden ist.

Unter sozialdemokratischer Führung stand Hessen immer an der Spitze der deutschen Bundesländer.