Protokoll der Sitzung vom 03.06.2008

Wir freuen uns also auf Sie, und wir haben Ihnen auch etwas mitgebracht. Die Tüten haben Sie schon auf Ihren Plätzen entdeckt. Ich habe auch schon gesehen, dass die Fahnen teilweise schon gehisst sind. Sie haben das Hessentagspärchen – nicht das leibhaftige hier – zum Anstecken in den Tüten vorfinden können, aber auch das Programm.

Ich darf nun Jörg und Anja Hassenpflug bitten, wenn der Landtagspräsident sie aufruft, das zu Homberg zu sagen, was aus ihrem Bereich noch dazu zu sagen ist. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Allgemeiner Beifall)

Herzlichen Dank für Ihre Ansprache. Ich bin sicher, dass wir das alles erleben werden. Wir werden in Massen auf diesem Hessentag einfallen.

(Heiterkeit)

Ich gucke mir die Listen der Fraktionen an, wer kommt und wer nicht kommt.– Alles Gute,und selbstverständlich gutes Wetter. Ich hoffe, dass das alles gelingen wird.

Nachdem der Herr Bürgermeister genehmigt hat,dass das Hessentagspaar nach meiner Aufforderung reden darf, darf ich Ihnen das Wort erteilen. Bitte schön.

(Heiterkeit)

Anja und Jörg Hassenpflug, Hessentagspaar:

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Kartmann, verehrter Herr Ministerpräsident Koch, sehr geehrte Mitglieder der Landesregierung, verehrte Abgeordnete, meine Damen und Herren! Nicht nur der Plenarsaal ist neu,auch einige neue Landtagsabgeordnete findet man seit einigen Wochen hier. Wie wohl jeder vernommen hat, sind selbst die Verhältnisse hier im Landtag neu.Aber wir beide sind heute sehr gerne hierher gekommen, um einmal mehr an Bewährtem festzuhalten, nämlich daran, dass alljährlich das Hessentagspaar zu Ihnen kommt.

Das ist gut so, und wir freuen uns darüber, dass das unverändert geblieben ist. Herzlichen Dank zunächst einmal für die Einladung, dass wir heute hier sein dürfen. Es ist eine besondere Ehre. Wer hat schon das Recht, hier stehen zu dürfen und reden zu können? Wir sind uns dessen bewusst, und deshalb sind wir natürlich sehr gerne gekommen, einmal das Wort zu übernehmen und hier zu Ihnen zu sprechen.

Wir möchten Ihnen unseren Hessentag vorstellen und Ihnen einen kleinen Vorgeschmack auf das geben, was Sie bei uns in Homberg (Efze) auf dem 48. Hessentag vom 6. bis zum 15. Juni erwarten wird.

Wahrscheinlich ist allerdings auch neu, dass das Hessentagspaar so kurzfristig eingeladen wurde. Wir haben gehört, das war die Jahre vorher immer anders gewesen. Aber wir tun das deshalb sehr gerne, weil wir glauben, dass Sie uns auch sonst nicht vergessen hätten.

(Beifall)

Homberg ist ein wirklich schmuckes Städtchen. Davon werden wir Sie in den nächsten Tagen sehr, sehr gern persönlich überzeugen. Die Fachwerkhäuser, der neu gestaltete Marktplatz,aber auch die Grünflächen gehören dazu, auch die Efzewiesen mit den Wasserspielen für Kinder und der Stadtpark, der dem Weindorf ein wunderschönes Ambiente verleihen wird. Einen guten Überblick verschaffen Sie sich sicherlich, wenn Sie unseren Burgberg erklimmen und von dort in die Umgebung schauen. Von der Waberner Tiefebene führt der Blick bis hinüber ins wunderschöne Knüllgebirge. Übrigens: Man muss nicht vorher im Weindorf gewesen sein, um die gesunkene Titanic von dort oben zu sehen.

(Heiterkeit)

Näheres hierzu erzählen wir Ihnen gern in Homberg. Schließlich möchten wir Sie als Ihr Hessentagspaar erst einmal neugierig machen.

Unser Bürgermeister hat es eben schon erwähnt: Homberg ist die Reformationsstadt Hessens. Das ist Ihnen sicherlich bekannt. Für uns ist das etwas ganz Wichtiges. Unsere Gewänder – so nennen wir sie –, die wir anhaben, stammen aus dieser Reformationszeit, als Landgraf Philipp der Großmütige im Jahr 1526 von unserer Marienkirche aus weite Teile des Hessenlandes evangelisch machte, also reformierte. Genau aus dieser Zeit kommen wir – nicht wir persönlich, sondern unsere Gewänder. Wir stellen wohlhabende Handelsleute dar, die im Wollhandel tätig sind. Man beherbergte in Homberg damals viele dieser Menschen, die reichlich Geld hatten – deshalb auch die Gewänder aus Samt, Seide und Wolle, also aus guten Stoffen. Es sind Sonntagsgewänder, die aus einer der wichtigsten historischen Epochen Hombergs stammen.

Wir sind sehr, sehr stolz auf unsere Gewänder.Wir tragen sie sehr gerne und fühlen uns darin wohl. Ich möchte Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen, denn wir werden oft auf das angesprochen,was wir gerade tragen.Viele Leute sagen:„Seht ihr toll aus!“ Genau das hat ein kleines Mädchen in Homberg auf den Punkt gebracht.Wir waren den Bürgerinnen und Bürgern gerade als Hessentagspaar vorgestellt worden;die Postkarten waren gerade frisch gedruckt, es kannte uns also noch nicht jeder als Hessentagspaar. Seit ein paar Tagen hing ein Foto von uns in Lebensgröße in einem Fotogeschäft in Homberg. Zufällig kam ich vorbei, als dort ein kleines Mädchen – ich denke, sie war vier Jahre alt – an der Hand ihrer Mutter vor dem Bild stand, das Bild regelrecht anhimmelte und zu ihrer Mutter sagte: „Mama, so möchte ich einmal heiraten.“

(Heiterkeit und Beifall)

Im Übrigen wurden die Gewänder in der Max-EythSchule in Alsfeld hergestellt. Wir haben sofort bei der Stadtverwaltung nachgefragt: Die Gewänder wurden umgehend bezahlt. Dass der Hessentag 2010 nicht in Alsfeld stattfindet, liegt also nicht an Homberg.

(Heiterkeit und Beifall)

Wer ist das Hessentagspaar, das in diesen Gewändern steckt? Meine Frau Anja ist in Gießen geboren. Dass sie sich als Mittelhessin mit zehn Jahren entschieden hat, nach Homberg umzusiedeln,machte sie für mich nicht nur attraktiv, sondern überhaupt erst erreichbar.

(Heiterkeit und Beifall – Zuruf: Bahnhof!)

Auch damals schon ohne Bahnhof, Herr Al-Wazir.

(Große Heiterkeit)

Erreicht habe ich sie schon sehr früh:Wir waren 14 bzw.15 Jahre alt, als wir uns kennen und lieben lernten – lieben lernten wir uns später, nicht schon mit 14, 15. Zumindest war die Zeit dann schon so weit, dass wir uns reif fühlten, mit 18 bzw. 19 Jahren zu heiraten.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der FDP)

Anja leitete zu diesem Zeitpunkt die Kindertagesstätte in Homberg (Efze) noch nicht. Sie war noch in der Ausbildung zur Erzieherin. Inzwischen leitet sie jene integrative Kindertagesstätte, eine Einrichtung unserer Kreisstadt.

(Beifall)

Die Hobbys von Anja sind eher nicht sportlicher Natur, sieht man einmal von der gemeinsamen Skifreizeit ab, die wir jedes Jahr veranstalten und zu der wir bis zu 50 Hombergerinnen und Homberger wie eine Familie mitnehmen. Das ist eines unserer Steckenpferde. Darauf freuen wir uns, das macht uns riesig Spaß. Anja ist auch sehr en

gagiert in der Kinder- und Jugendarbeit. Jugend- und Kindergottesdienste sind ihr sehr ans Herz gewachsen. Daneben findet sie noch Zeit, sich mit Freundinnen zu treffen, um zu basteln oder einfach nur zu ratschen.

Jörg ist ein echter Homberger Junge. Er wurde 1967 in Homberg geboren und hatte nie einen Wohnsitz außerhalb der Stadtgrenze. Er ist demzufolge natürlich in Homberg zur Schule gegangen und hat in der Zeit von 1983 bis 1986 eine Ausbildung zum Sozialversicherungsangestellten bei der AOK gemacht.Wer jetzt gut mitgerechnet hat, der weiß, dass er, als wir geheiratet haben, schon sein erstes Geld verdient hat. Das war auch die Bedingung unserer Eltern, dass wir überhaupt heiraten durften, zugegebenermaßen recht jung.

Beruflich hat es ihn dann über eine Privatversicherung zur DAK geführt, wo er bereits seit über 17 Jahren tätig ist. Ganz im Gegensatz zu seiner Büroarbeit, die ich wahrscheinlich als recht trist bezeichnen würde, stehen seine Hobbys, denn es sind Extremhobbys: das Gleitschirmfliegen – nach einem Unfall zum Glück nur noch recht selten ausgeübt –, das Bergsteigen, auch hier extrem mit Seil in senkrechten Wänden, und selbst das Skifahren, das er regelmäßig mit seiner Familie macht, betreibt er zwar gesittet, aber in einer doch recht exotischen Art. Einmal im Jahr fährt er nämlich nach Norwegen, um dort innerhalb einer Woche rund 200 km der absoluten Wildnis der Hardangervidda zu durchqueren. Ich bin recht froh, dass er daneben sehr gern in seiner Homberger Liedertafel, dem großen Männerchor in Homberg, singt. Da weiß ich ihn nämlich gut aufgehoben – meistens jedenfalls.

(Heiterkeit)

Jetzt wissen Sie schon eine ganze Menge von meiner lieben Frau Anja und von mir. Aber eines ist uns natürlich noch wichtiger: unsere Kinder Jan und Lena, 15 bzw. 13 Jahre alt. Das ist ein ziemlich interessantes Alter, auch wenn unsere Kinder derzeit oft behaupten, die Eltern seien in einem schwierigen Alter.

(Heiterkeit)

Oft werde ich gefragt: Ihr seid so oft unterwegs, wie sehen das denn die Kinder? – Dann erwischt man mich meist beim Schmunzeln. Ich sehe nämlich unsere Kinder vor mir und stelle mir vor, wie sie beide schmunzeln, denn ich habe das Gefühl, dass sie ab und zu ganz froh sind, dass Mama und Papa das Haus wieder einmal verlassen.

(Heiterkeit und Beifall)

Aber es gibt bekanntlich ein Leben nach dem Hessentag. Mal sehen, was sie dann sagen.

(Heiterkeit)

Wir möchten Sie zu unserem Hessentag nach Homberg (Efze) einladen.Schon bevor dieser Hessentag am Freitag eröffnet wird, haben wir einen Superlativ aufgestellt. Der Herr Bürgermeister hat es vorhin schon angesprochen: Die Karten für den Hessentag haben riesigen Absatz gefunden.

Einen solchen Absatz hat noch kein Hessentag vorher erlebt. Dies ist sicherlich auch – darin sind wir uns sicher – ein Ausdruck der brillanten Mischung der Künstler, die wir in Homberg präsentieren dürfen. Hier gilt unser herzlicher Dank der Staatskanzlei, die an dem Programm wie immer maßgeblich beteiligt war.

Nun schließt sich der Kreis;denn auf dem 48.Hessentag in Homberg wird es natürlich auch viel Bewährtes, also vie

les, was nicht neu ist, geben. Natürlich haben wir die Hessentagsstraße. Natürlich haben wir die Landesausstellung. Das Weindorf haben wir genauso wie „Der Natur auf der Spur“. Der hr hat wieder ein enormes Angebot auf die Beine gestellt.

Anja, jetzt hast du das Wichtigste vergessen. Ich glaube, die Damen und Herren sind sich ganz sicher, dass das Wichtigste am Hessentag das Fußballspiel des Landtags ist, oder?

(Allgemeiner Beifall)

Viele Menschen arbeiten nun schon seit Wochen und Monaten, ja sogar seit Jahren an der Durchführung des Hessentags, der für uns beide den wichtigsten Erfolg darstellt. Für uns beide, für Anja und für mich, geht es nämlich um die Bürgerinnen und Bürger in unserer schönen Stadt. Sie sind es, die durch ihr Engagement und auch durch ihren Verzicht zum Gelingen beitragen. Die Hombergerinnen und Homberger sind spürbar zusammengerückt. Man spricht viel miteinander. Man hat jetzt sehr lange gemeinsam für eine Sache gearbeitet – man kann fast sagen: gekämpft. Homberg brennt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir freuen uns. Wir wollen gemeinsam mit Ihnen und vielen Tausend anderen das Fest der Hessen feiern. Kommen Sie zu uns, seien Sie unsere Gäste; denn: „Wer märchenhafte Feste mag, der kommt zu uns zum Hessentag“. – Vielen Dank.

(Allgemeiner Beifall)

Liebes Ehepaar und Hessentagspaar Hassenpflug, vielen Dank für diese wirklich nette Vorstellung. Sie war sehr informativ. Manch einer wird gedacht haben, dass die Welt bei euch noch in Ordnung ist.