Meine sehr geehrten Damen, meine sehr geehrten Herren, verehrte Kolleginnen und Kollegen, verehrte Damen und Herren der Landesregierung, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer auf der Tribüne, werte Gäste! Ich möchte die 139. Plenarsitzung des Hessischen Landtags heute, am 21. Mai 2013, offiziell eröffnen.
Bevor wir in unser Tagesgeschäft eintreten, möchte ich wichtige, freundliche, sympathische, liebe Gäste begrüßen. Alljährlich feiern wir den Hessentag, und alljährlich gibt es als äußeres Symbol des Hessentages in der jeweiligen Hessentagsstadt ein Hessentagspaar. Der diesjährige Hessentag unter dem Motto „In Hessen. Ganz oben.“ findet in Kassel statt. Aus Kassel begrüße ich herzlich Alexandra Berge und Tobias Krechel, das Hessentagspaar 2013. Herzlich willkommen.
„In Hessen. Ganz oben.“ sitzt auch der Herr Oberbürgermeister dieser Stadt. Wenn man die Landkarte an die Wand hängt, schauen Sie von oben auf uns herunter; aber es ist manchmal auch andersherum. Ich freue mich sehr, dass Sie hier sind. Herzlich willkommen, Herr Oberbürgermeister Bertram Hilgen.
Meine Damen und Herren, ich möchte zunächst auch im Namen des Landtags dem Hessentagspaar danken, dass es diese Aufgabe übernommen hat. Das ist nicht die einfachste im Rahmen eines Hessentages. Von einem Oberbürgermeister erwartet man, dass er so etwas mit links schultert – oder mit rechts, je nachdem. Für ein Hessentagspaar ist das Stress – aber ein sehr angenehmer, wie ich annehme und wie wir alle von den Hessentagspaaren der letzten Jahrzehnte wissen.
Kassel ist die Metropole im Norden, eine wirtschaftliche Metropole, aber auch eine Kulturmetropole. Wir freuen uns alle auf den Hessentag in Ihrer Stadt. Wir wissen, dass Sie uns auch ein Stück weit geholfen haben, dass er stattfinden kann. Ganz herzlichen Dank auch im Namen des Hessischen Landtags, dass Kassel eingesprungen ist.
Der Herkules ist ein Wahrzeichen, das keine andere Stadt in dieser Form vorzuweisen hat. Das muss man gerechterweise hinzufügen. Sie sind eine herausragende Stadt, sowohl optisch wie auch inhaltlich, kulturell, wenn wir an die documenta denken, die einmalig auf dieser Welt ist, oder an die Brüder Grimm, die in ihrer Form auch einmalig auf dieser Welt sind. Insofern haben Sie einen hohen Anspruch – auch an uns, die Besucher.
Dem Hessentagspaar wünsche ich eine gute Woche. Ich hoffe, Sie überstehen den nächsten Samstag friedlich. Sehen Sie einmal, wie sportbegeistert diese Runde hier ist. Aber ich muss sagen, Sie treffen so richtig den Geist der Deutschen: eine Hälfte für Bayern München, die andere Hälfte für BVB Borussia Dortmund. Viel Spaß dabei.
Wer immer gewinnen mag, der Hessentag wird auf alle Fälle gewinnen. Wahrscheinlich wird man noch ein bisschen Public Viewing einbauen müssen. Wo die Hes
sentagsbraut oder der Hessentagsbräutigam hingeht, das ist nicht so ganz klar. Aber vielleicht können Sie dazu beitragen, dass wir als Deutsche schlichtweg stolz darauf sind, dass zwei Mannschaften in Wembley antreten – das auch noch in Wembley. Dazu wünsche ich allen beiden Mannschaften, auch über die Hessentagsstadt hinaus, alles Gute.
Meine Damen und Herren, wenn ich beim Fußball bin, will ich nicht versäumen, ich hoffe, für alle im Landtag, dem KSV die Daumen zu drücken.
Ich möchte ihn gern eine Klasse höher haben. Das sagt ein Mittelhesse, aber aus voller Überzeugung. Glückwunsch, wenn es denn so gelänge, und Grüße an den KSV. – Jetzt nenne ich keine weiteren Vereine, sonst werde ich heute nicht mehr fertig.
Alles, was Sie über Ihre Hessentagsstadt zu sagen haben, sagen Sie uns selbst. Deswegen bitte ich zunächst einmal den Herrn Oberbürgermeister zu uns. Bitte schön, Herr Oberbürgermeister, Sie haben das Wort.
Sehr verehrter Herr Landtagspräsident, verehrte Abgeordnete, meine sehr verehrten Damen und Herren! „In Hessen. Ganz oben.“, so lautet der Slogan des Hessentages vom 14. bis zum 23. Juni in Kassel. Diejenigen, die diesen Slogan entwickelt haben, einigt die Begeisterung über ein Zusammentreffen verschiedener Elemente, die in diesen vier Worten „In Hessen. Ganz oben.“ gleichermaßen zum Ausdruck kommen: Kassel ist geografisch ganz oben in Hessen, wenn man einmal von Bad Karlshafen absieht. Kassel ist auf dem Weg wirtschaftlich nach oben. Und Kassel ist mit dem Hessentag 2013 dabei, eine Veranstaltung mit besonderer Faszination auszurichten, ganz oben auf der Begeisterungsskala.
Als unsere Nachbarstadt Vellmar Ende 2011 ihre Bewerbung zurückgezogen hatte und die Entscheidung über die Hessentagsstadt 2013 neu zu treffen war, habe ich mich als Oberbürgermeister für eine Bewerbung Kassels eingesetzt, nachdem feststand, dass der Hessentag nicht zu einem finanziellen Abenteuer werden muss und eine Großstadt wie Kassel eigene Spielräume bei der Gestaltung nutzen kann. Ich finde es sehr spannend und herausfordernd, dem Hessentag ein Gesicht zu geben, mit dem die ursprünglichen Motive Integration, Entwicklung und Zusammenhalt deutlich zum Ausdruck kommen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, wir wollen in den eineinhalb Wochen des Hessentages zeigen, dass und wie Menschen aus 130 Nationen friedlich und mit gegenseitigem Respekt zusammenarbeiten, auf die überragende Bedeutung von Bildung und Wissenschaft für die gesellschaftliche Entwicklung aufmerksam machen, den kulturellen Reichtum der 1.100-jährigen Stadt Kassel zeigen und einen besonderen Akzent beim Thema Klima- und Umweltschutz setzen.
Die Kasseläner, Kasselaner und Kasseler, männlichen wie weiblichen Geschlechts, freuen sich auf den Hessentag. Wir werden, das darf ich Ihnen versprechen, gute Gastgeber sein. Wer schon länger nicht mehr in der Stadt war – das trifft natürlich auf niemanden von Ihnen zu –, wird ei
ne deutliche Stimmungsveränderung bemerken. Das Glas ist nicht mehr halb leer, sondern drei viertel voll. Wir sind nicht mehr die arme Stadt kurz vor der Zonengrenze, die von den Zuwendungen aus Südhessen leben muss, und wir fühlen uns auch nicht mehr so. Kassel gehört zu den dynamischsten Städten Deutschlands. Die Gewerbesteuer entwickelt sich prächtig. Die Stadt wächst, und die Menschen spüren das und sind stolz darauf.
Ich freue mich, dass diese neue Haltung auch in einer Wahl zum Ausdruck kommt, die vor fast genau einem Jahr mit Bedacht und Überzeugung zustande kam. Kassels Hessentag repräsentieren in diesem Jahr zwei ganz besondere Menschen, die für das moderne, prosperierende und kulturgeprägte Kassel stehen: Alexandra Berge und Tobias Krechel, die sich Ihnen gleich selbst vorstellen werden, sind – im besten Sinne – kulturschaffende Menschen, die aus Kultur Ideen und aus den Ideen Produkte und Ergebnisse entwickeln. Sie sind ein unkonventionelles Hessentagspaar ohne Tracht – weswegen es dieses Mal auch keine Hessentagspüppchen gibt –, modern wie unsere Stadt.
Damit müssen Sie leben. Dazu stehen wir, das ist eine richtige Entscheidung; denn wo es keine Tracht gibt, gibt es auch keine Püppchen. – Sie sind unkonventionell und modern wie unsere Stadt, und wir laden Sie ganz herzlich ein.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, noch eines zum Schluss – Sie haben noch wichtige Debatten vor sich, von denen ich Sie nicht allzu lang abhalten möchte –: Kassel feiert in diesem Jahr den Hessentag als einen Höhepunkt in den Veranstaltungen zum 1.100-jährigen Bestehen unserer Stadt. Das 200-jährige Jubiläum der Grimmschen Kinderund Hausmärchen und die – wie wir alle hoffen – genau in diese Zeit fallende Entscheidung zur Aufnahme der Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe ins Weltkulturerbe sind kaum zu übertreffende Höhepunkte. Ich lade Sie ein, mit mir diesen Blick auf Kassel zu werfen und die Stadt getreu dem Hessentagsmotto „In Hessen. Ganz oben“ zu genießen. Ich hoffe, jeden und jede Einzelne von Ihnen in Kassel wiederzusehen. – Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.
Wir Nordhessen sind sparsam, aber nicht geizig. Deswegen habe ich dem Präsidenten dieses Hohen Hauses eine kleine Lektüre mitgebracht, nämlich die Geschichte der Stadt Kassel – 2,3 kg schwer und auch inhaltlich stark und gut bebildert; ein Geschenk der Wintershall GmbH an die Stadt zu ihrem 1.100. Geburtstag. Lieber Herr Kartmann, ich überreiche es Ihnen. Vielleicht finden Sie Gelegenheit, ab und zu einmal hineinzuschauen, um zu sehen, wie es in Kassel nach oben geht. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Herr Oberbürgermeister, ich freue mich sehr. Wenn ich es gelesen habe, stelle ich es der Bibliothek zur Verfügung und erwarte, dass alle anderen es ebenfalls lesen. – Das Wort hat unser Hessentagspaar. Ich begrüße herzlich Alexandra Berge und Tobias Krechel. Bitte schön.
Sehr verehrter Herr Landtagspräsident, sehr verehrter Herr Ministerpräsident, meine Damen und Herren Abgeordneten, liebe Gäste auf der Tribüne! Wir freuen uns, heute hier zu sein, dieses Grußwort an Sie richten zu können und Sie ganz herzlich zum diesjährigen Hessentag nach Kassel einzuladen.
Vor einem Jahr lag die lokale Tageszeitung auf unserem Frühstückstisch, darin die Ausschreibung, dass Kassel ein Hessentagspaar suche. Verschlafen, wie wir an diesem Morgen noch waren, fühlten wir uns gleich angesprochen, galt es doch, ein verschlafenes Nest im kalten Norden Hessens zu repräsentieren, eine mürrische Siedlung, die nur alle fünf Jahre einmal zur documenta Schlagzeilen über die engen Stadtgrenzen hinaus macht.
Genauso mürrisch schob ich also meiner Partnerin das Blatt hinüber und sagte: Das machen wir. – Also auf zum Fotoautomaten am Bahnhof, um ein provinzielles Bewerbungsfoto zu machen; das passt am besten.
So war der Plan, und tatsächlich wurden wir zum Hessentagspaar der Stadt Kassel ernannt. Doch zu unserem Entsetzen mussten wir feststellen, dass die Stadt nicht so verschlafen war, wie von uns angenommen – das Gegenteil war der Fall.
Kassel war nicht länger nur alle fünf Jahre Mittelpunkt der Kunstwelt, sondern gehörte plötzlich auch noch zu den dynamischsten Städten Deutschlands – und das tagtäglich, rund um die Uhr. Was bedeutete das für uns? Mussten wir nun in die Rolle des dynamischen Duos schlüpfen, statt weiterhin provinzielle Ruhe auszustrahlen? Und wurden wir etwa nur darum gewählt, weil alle anderen Kandidaten lieber weiter am Wirtschaftsaufschwung arbeiten, sich kulturell und sozial engagieren und so die Stadt dynamisch vorantreiben wollten? War in dieser Stadt überhaupt noch Platz für Repräsentanten oder nur noch für Macher und aufstrebende Jungunternehmer?
„Waren wir die Richtigen?“, so fragten wir uns. „Können wir als Kulturschaffende eine der dynamischsten Städte Deutschlands repräsentieren? Wäre das nicht ein Etikettenschwindel, der spätestens dann auffliegt, wenn wir im Landtag ein Grußwort würden halten müssen?“
Doch was nützten uns diese Bedenken? Es galt, umzudenken und uns den Herausforderungen zu stellen, die uns erwarteten.
Der Start war noch einfach. Die Amtszeit begann für uns mit dem Einkleiden. Zur verständlichen Enttäuschung des Hessischen Trachtenverbandes bekamen wir keine Tracht.
Stattdessen schneiderte die Kunsthochschule Kassel dieses dynamische Businessoutfit in den Trendfarben Grün und Braun. Natürlich deutet der Ausschnitt meines Kleides auf das Kleeblatt im Kasseler Stadtwappen hin, und natürlich weist die Farbe Grün auf die vielen Grünflächen der Stadt und das Ziel des grünen, klimaneutralen Hessentags hin. Letztendlich war aber der Konsens: Sieht einfach gut aus.