Protokoll der Sitzung vom 23.05.2013

Das hätte die SPD mitgetragen, aber die CSU regte sich darüber auf:

(Hans-Jürgen Irmer (CDU): Sehr gut! – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Mich interessiert: Was wollen Sie heute, Herr Frankenberger?)

Herr Dr. Wagner, hören Sie jetzt genau zu:

Ich – als vermeintliche Linke –

(Zuruf des Abg. Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU))

Herr Dr. Wagner, Sie pflegen doch Ihre Vorurteile –

führte aus ihrer Sicht das Tempolimit durch die Hintertür ein. Nun tagte an diesem Tag zufällig das Kabinett am Nachmittag, also parallel zum Vermittlungsausschuss. Dort behauptete die CSU, ich würde gerade das Vaterland verraten.

Meine Damen und Herren, so weit Angela Merkel.

(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der Abg. Ja- nine Wissler (DIE LINKE) – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Sagen Sie einmal, was Sie heute wollen!)

Was lernen wir aus diesen Zitaten?

Erstens. Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

(Beifall bei der SPD – Dr. Christean Wagner (Lahn- tal) (CDU): Wo stehen Sie denn heute?)

Zweitens. Die CDU führt hier eine Debatte, die diesem Thema nicht angemessen ist. Sie veranstalten hier Kla

mauk, statt sich ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Wo stehen Sie heute?)

Meine Damen und Herren, es geht um Verkehrssicherheit und Klimaschutz.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Dr. Christe- an Wagner (Lahntal) (CDU): Wo stehen Sie heute?)

Das haben Sie alles schon miterlebt. Das habe ich bereits im vergangenen Plenum gesagt.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Ich muss das überhört haben!)

Sie können das nachlesen. Im vergangenen Plenum habe ich schon das Notwendige für die SPD gesagt. Es gab einen Antrag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in dem ein generelles Tempolimit gefordert wurde. Diesen Punkt haben wir abgelehnt. Meine Damen und Herren, dazu steht die hessische Sozialdemokratie auch weiter. Ich glaube, damit ist auch alles gesagt. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD)

Schönen Dank, Herr Kollege Frankenberger. – Für die FDP-Fraktion hat Herr Kollege Müller das Wort. Bitte schön, Herr Müller.

Herr Präsident, meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Frankenberger, ich verstehe, dass Ihnen dieses Thema äußerst unangenehm ist. Denn wenn der SPD-Bundesvorsitzende in einem Moment das Tempolimit 120 fordert, aber nur wenige Stunden später der Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl, Peer Steinbrück, sagt:

(Zuruf des Abg. Gerhard Merz (SPD))

„Das ist kein Thema, und das wollen wir nicht“, dann verstehe ich, dass Ihnen diese Differenz in der eigenen Spitze unangenehm ist.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Deswegen verstehe ich es auch, dass Sie hier ein Ablenkungsmanöver versuchen und irgendetwas über zeitlich befristete Tempolimits im Zusammenhang mit Umweltfragen vortragen, was Frau Merkel irgendwann einmal thematisiert hat.

(Zuruf des Abg. Gerhard Merz (SPD))

Das ist aber thematisch ein ganz anderer Zusammenhang, ein ganz anderer Komplex und damit ein reines Ablenkungsmanöver.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Meine Damen und Herren, wir als FDP lehnen ein generelles Tempolimit mit guten Gründen ab.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Sehr gut!)

Das hat eben keine wesentlichen Auswirkungen auf die Emissionen. Es hat kaum Wirkung auf die Reduzierung. Das hat Herr Gabriel noch vor wenigen Jahren als Umweltminister der Bundesrepublik Deutschland selbst gesagt.

(Zuruf des Abg. Hans-Jürgen Irmer (CDU))

Wo, bitte, ist denn diese Erkenntnis bei Ihnen geblieben?

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Darüber hinaus gibt es keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zu Unfallstatistiken. Das wurde hier auch niemals vorgelegt. Die GRÜNEN beziehen sich in ihrem Konzept – wie sie das nennen; ob man das ein Konzept nennen kann, ist eine andere Frage – auf eine Abschätzung eines Bundesamtes aus dem Jahr 1984. Wissen Sie eigentlich, was seit dem Jahr 1984

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Das ist weniger als 150 Jahre her!)

mit den Straßen in Deutschland passiert ist, mit den Sicherheitstechniken, die in den Autos eingebaut sind, usw.?

(Zuruf des Abg. Hans-Jürgen Irmer (CDU))

Das ist mitnichten von Ihnen belegt worden. Auch eben haben Sie das nicht belegt. Hören Sie deshalb damit auf, solche Behauptungen aufzustellen, wenn Sie an dieses Rednerpult treten.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Meine Damen und Herren, wir setzen auf moderne Verkehrstechnik, auf Telematik. Das kann zur Folge haben, dass es in einem Moment nicht 120 km/h sind, sondern 100 km/h oder 80 km/h. Denn wenn die Verkehrsdichte so stark ist, haben wir die größte Durchlässigkeit bei Tempo 80. Wenn wir, wie Sie das fordern, ein generelles Tempolimit von 120 km/h aufsetzen würden, dann würden wir damit die Staugefahr erhöhen. Das ist nicht in unserem Interesse. Wir setzen auf moderne Verkehrspolitik, nicht auf rückwärtsgewandte Verkehrspolitik, wie Sie das tun.

(Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU)

Meine Damen und Herren, es ist nicht nur das Tempolimit auf Autobahnen. Die GRÜNEN fordern auch Tempo 80 auf Landstraßen außerorts, auch dort eine weitere Reduzierung. Die GRÜNEN fordern auch Tempo 30 in geschlossenen Ortschaften.

Meine Damen und Herren, da sind es nicht nur die GRÜNEN. Sören Bartol, verkehrspolitischer Sprecher der SPDBundestagsfraktion, aus Hessen, aus Nordhessen kommend

(Angela Dorn (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Aus Marburg, nicht aus Nordhessen!)

aus Marburg kommend, aus Mittelhessen, aus dem oberen Ende von Mittelhessen –, fordert Tempo 30 in geschlossenen Ortschaften. Was sagt denn die Sozialdemokratie in Hessen dazu?

(Zuruf des Abg. Gerhard Merz (SPD) – Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Nichts sagen sie dazu!)

Wie stehen Sie dazu? Tragen Sie das mit? Lehnen Sie das ab? Das ist Ihr verkehrspolitischer Sprecher aus Hessen.

(Dr. Christean Wagner (Lahntal) (CDU): Sie sagen nichts dazu!)