Protokoll der Sitzung vom 21.06.2018

Lieber wäre es mir, wenn Sie weiterreden – es geht auf Ihre Redezeit –, und Herr Boddenberg würde zuhören.

Das wäre mir auch lieber, Frau Präsidentin. – Das letzte Mal, dass wir im Landtag über Leistungssportförderung gesprochen haben, war im Mai 2015, als der Herr Innenminister auf eine Frage des Herrn Abg. Klee eine ganz lange Auskunft gab und natürlich auch die Leistungen herausgestellt hat.

Wir sind uns alle einig, dass die Leistungssportförderung zur Sportförderung insgesamt gehört, also auch zur Förderung des Breitensports. Hier brauchen wir uns nicht auseinanderzudiskutieren. Der Leistungssport ist untrennbar mit dem Breitensport verbunden.

Wir sind uns sicher einig, dass die Landesprogramme, die auch schon angesprochen wurden, wie das des Kultusministers zur Talentförderung und zur Talentsuche, zur Förderung von Schülerinnen und Schülern, wichtig sind. Da besteht Konsens. Leistungssportförderung beginnt schließlich meist in jungen Jahren, also dort, wo die Talente noch in der Schule sind und natürlich neben ihrem Leistungssport, der viel Zeit in Anspruch nimmt, ihre schulischen Leistungen erbringen müssen.

Leistungssport und eine sportliche Karriere enden im Regelfall zwischen dem 30. und 35. Lebensjahr. Da ist es uns besonders wichtig, dass diese Leistungssportlerinnen und -sportler mit ihrer späteren beruflichen Perspektive verbunden gefördert werden, dass man dies bei der Sportförderung in besonderem Maße im Auge hat.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN und des Abg. Torsten Warnecke (SPD))

Es geht um Angebote wie z. B. die Sportfördergruppen bei der Polizei, die auch schon angesprochen wurden, oder die Förderung von Behindertensportlern, im dualen Studium in der allgemeinen Verwaltung. Das ist für uns als LINKE etwas, worauf man besonderes Augenmerk haben sollte und was wir unterstützen und fördern.

Ohne öffentliche Mittel, ohne vielfältige Unterstützung, übrigens von Bund, Land und den Kommunen – die wollen wir dabei nicht vergessen –, bei Breitensport- und Leistungssportförderung wären der Leistungssport und die Ergebnisse nicht denkbar.

In der aktuellen Diskussion – damit will ich zum Schluss kommen – über die Leistungszentren oder die Veränderung der Leistungszentren und die Förderung des Leistungssports würde ich mir allerdings wünschen, dass man stärker auf die Experten – das sind die aktiven Athletinnen und Athleten und die ehemaligen Leistungssportlerinnen und -sportler – hört

Kollege Schaus, kommen Sie bitte zum Schluss.

das ist mein letzter Halbsatz –; denn die müssten am genauesten wissen, was ihre Kollegen bei der Sportförderung benötigen. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Vielen Dank. Ich hätte sogar einen ganzen Satz durchgehen lassen. – Kolleginnen und Kollegen, ich habe keine weiteren Wortmeldungen vorliegen. Dann spricht Staatsminister Beuth.

Frau Präsidentin, meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist bedauerlich, dass die Sozialdemokraten ganz offensichtlich nichts zum Leistungssport beizutragen haben.

(Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Doch, aber nach Ihnen!)

Ich möchte Ihnen die Leistungen, die die Hessische Landesregierung zum Thema Leistungsport präsentieren kann, vorstellen. Ich will beginnen mit dem Kollegen Schaus.

Lieber Kollege Schaus, was glauben Sie eigentlich, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich über einen langen Zeitraum mit dem Thema Leistungsport bei uns im Lande beschäftigt haben, die einen sehr umfangreichen Prozess gestartet haben, die viele Stunden investiert haben, um ein solches Konzept auf den Weg zu bringen, die dort

oben sitzen, denken, wenn Sie hier von „Verlegenheitslösung“ bei solchen Aktuellen Stunden faseln?

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Hermann Schaus (DIE LINKE): Faseln?)

Ich bin einigermaßen entsetzt, dass es Ihnen noch nicht einmal gelingt, sich bei einer solchen Aktuellen Stunde streng an der Sache mit den Themen auseinanderzusetzen. Aber wir werden sehen, wie es in der Aktuellen Stunde weitergeht.

(Janine Wissler (DIE LINKE): Sie sind auch immer streng an der Sache, Herr Beuth?)

Meine Damen und Herren, wir sind uns ganz offensichtlich nicht alle einig. Denn den Haushalten, in denen die Mittel, von denen Kollege Frömmrich und Frau Kollegin Klaff-Isselmann gerade gesprochen haben, verankert sind, den Haushalten, in denen wir im Bereich des Sports die Schwerpunkte gesetzt haben, wie wir sie gesetzt haben, haben Sozialdemokraten, FDP und LINKE kein einziges Mal zugestimmt. Deswegen sind wir uns eben in diesen Fragen ganz offensichtlich nicht einig.

Meine Damen und Herren, der Leistungssport hat eine große Relevanz in unserer Gesellschaft. Er zieht die Nation in Bann. Das kann man alleine schon an der Fußball-Weltmeisterschaft sehen, die wir im Moment haben.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, in der Tat ist es so, dass wir im Leistungssport Vorbilder haben. Wir haben Vorbilder für viele Menschen, die durch diese Vorbilder zum Sport animiert werden, angehalten werden und sich im Sport engagieren.

Ich will Ihnen sagen: Diese Vorbilder haben beim Behindertensport noch einmal eine viel größere Bedeutung. Denn dort sind sie nicht nur sportliche Vorbilder. Sie sind auch Vorbilder für Lebenswege. Sie machen Menschen mit Behinderungen Mut. Deswegen ist es so wichtig, dass wir bei der Leistungssportreform, die wir bei uns in Hessen gemacht haben, den Behindertensport von Anfang an mitgedacht haben. Wir haben den Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband, die Special Olympics und den Gehörlosenverband einbezogen. Das ist eine besondere Leistung, die uns übrigens von allen anderen Ländern und vom Bund unterscheidet.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir sind als Land für den Nachwuchsleistungssport zuständig. Wir haben ein entsprechendes Konzept vorgelegt.

Der hessische Weg ist keine Erfindung des hessischen Innenministers.

(Günter Rudolph (SPD): Das stimmt!)

Der hessische Weg ist ein Begriff, den der Präsident des Landessportbundes in die Debatte um den Leistungssport eingebracht hat. Denn so, wie wir es gemacht haben, unterscheidet es sich besonders von dem, was auf der Bundesebene gemacht wurde.

Wir haben gemeinsam mit dem Landessportbund, mit den Sportfachverbänden, mit den Athleten und mit den Trainern ein Leistungssportkonzept auf den Weg gebracht, zu dem uns alle, die ich gerade eben genannt habe, gemeinschaftlich gratuliert haben, weil es uns gelungen ist, ein solches Konzept auf den Weg zu bringen. Dankbarkeit

wurde zum Ausdruck gebracht. Aber es ist eine gemeinsame Leistung. Das stelle ich genauso wie der Präsident des Landessportbundes heraus. Dafür bin ich ebenfalls sehr dankbar.

(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Wir achten die Autonomie des Sports. Wir haben einen Vorschlag gemacht. Der Sport hat sich damit beschäftigt. Dann haben wir uns gemeinsam im Dialog damit auseinandergesetzt.

Mit dem Leistungssportkonzept sind klare Ziele verbunden. Wir wollen das Sportland Hessen ausbauen. Wir wollen es zum sportpolitischen Zentrum ausbauen. Wenn man das will und wenn man sich dafür engagiert, dann muss man sich dafür auch einsetzen.

(Hermann Schaus (DIE LINKE): Das ist immer so: Wenn man sich engagiert, dann muss man sich dafür einsetzen!)

Übrigens muss man sich dafür nicht nur bei vielen Veranstaltungen des Landessportbundes und auf Kongressen, bei denen es um den Leistungssport geht, einsetzen. Vielmehr muss man auch bei den Athleten sein. Man muss übrigens auch bei Wettkämpfen bei den Athleten sein. Da muss man hingehen.

Her Staatsminister, ich darf Sie auf die Redezeit hinweisen.

Ich habe es gesehen. Aber der Vertreter der SPD-Fraktion spricht ohnehin noch nach mir. Deswegen werde ich mir herausnehmen, noch zwei Minuten länger zu berichten.

Es ist wichtig, dass man bei den Sportlern ist. Das fragen übrigens die Sportler nach. Erinnern Sie sich einmal daran, dass sich die Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio damals sehr darüber beklagt haben, dass die deutsche Politik aufgrund der Umstände, die wir damals hatten, vor Ort keinen Einblick genommen hat. Sie hat die Athletinnen und Athleten vor Ort nicht unterstützt. Das ist mit eine Aufgabe, die wir zu leisten haben.

Wenn wir sportpolitisches Zentrum in Deutschland sein und bleiben wollen, dann müssen wir den Spitzenorganisationen des Sports bei dieser Aufgabe Unterstützung gewähren, übrigens bei Großveranstaltungen auch vor Ort. Das gehört zu einem Leistungssportkonzept genauso mit dazu wie anderes, nämlich dass wir erfolgreiche Athleten und gut ausgebildete und engagierte Trainer haben wollen. Wir wollen effektive Strukturen und attraktive Standorte für die Vereine und Verbände haben. Wir wollen Sportereignisse haben.

Wir haben die Spitzenorganisationen des Sportes wie den Deutschen Olympischen Sportbund und den Deutschen Fußball-Bund bei uns in Frankfurt, in der Sporthauptstadt Deutschlands. Das wollen wir auch für die Zukunft erhalten. Dafür müssen wir auch etwas tun. Das tun wir seitens der Landesregierung.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wir wollen eine Erhöhung bei der Zahl der Kaderathleten erreichen. Wir werden eine bessere Verzahnung mit den Kommunen, mit den Schulen, mit den Ausbildungsträgern und den Hochschulen hinbekommen. Wir haben da schon enorme Vorleistungen erbracht, indem wir bei den Hochschulen die Profilquote eingeführt haben. Die Schulzeitverkürzung ist insbesondere bei unseren Eliteschulen von großer Bedeutung. Wir haben eine herausragende Sportfördergruppe bei der Polizei. Wir nutzen die Verwaltung, um Athleten entsprechende Zukunftsperspektiven zu geben.

Auch das ist etwas Besonderes, was es bisher so nicht gegeben hat. Wir wollen, dass es jetzt ein Leistungssportkonzept gibt, bei dem der Sportminister und der Kultusminister vereinbart haben, das Thema Talentförderung zusammen zu behandeln. Ich bin Ralph Alexander Lorz sehr dankbar, dass er sich mit seiner Kultusadministration ebenfalls in die Sportpolitik einbringt.

(Beifall der Abg. Irmgard Klaff-Isselmann (CDU) und Jürgen Frömmrich (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN))

Wir wollen die Athleten in den Mittelpunkt stellen. Dazu gehört, ihnen die Existenzängste für die Zukunft zu nehmen. Dazu gehört, dass wir anständige Trainer in unserem Land haben und dass wir anständiges Training mit sportwissenschaftlicher und sportmedizinischer Unterstützung organisieren können. Wir haben das Projekt TASK in Kassel. Es ist eines, das besonders leuchtet. Wir haben die Sportklinik in Frankfurt. Wir versuchen, unsere Leistungssportler optimal zu unterstützen.

Eines will ich hinzufügen, weil es sich wohltuend von den Diskussionen auf anderen Ebenen abhebt. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Athletinnen und Athleten eine eigene Vertretung haben, dass sie sich selbstständig einbringen können und dass sie dafür finanzielle Unterstützung bekommen. Ich finde, darüber muss man nicht diskutieren. Das passiert aber auf anderer Ebene.

Wir gehen mit diesem Leistungssportkonzept sportpolitisch ein Stück weit voran. Wir stehen vor den anderen. Wir haben abwarten müssen, wie sich die Leistungssportreform auf Bundesebene gestaltet. Wir haben nunmehr unser Konzept vorgelegt. Wir hinterlegen das mit Geld. Wir gehen auf den Sport zu. Wir unterstützen unseren Sportbund. Wir unterstützen die Sportfachverbände, die Athleten, die Trainer und am Ende auch die Kommunen bei der Sportinfrastruktur.

Wir leisten bei der Sportpolitik Herausragendes. Wir leisten aber insbesondere auch beim Leistungssport Herausragendes. Ich bin dankbar, dass das wenigstens von den Mitgliedern zweier Fraktionen im Landtag in einer besonderen Form gewürdigt wurde. – Vielen herzlichen Dank.