Protokoll der Sitzung vom 14.09.2016

Diese Erfolge bei der Bekämpfung von Steuerhinterziehung haben wir unseren motivierten und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Finanzverwaltung zu verdanken, denen ich dafür herzlich gratulieren und vor allem danken möchte.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Hier zeigt sich aber auch, dass es richtig war, in den letzten zehn Jahren die Zahl der Betriebsprüfer und Steuerfahnder um 25 % zu erhöhen.

(Norbert Schmitt (SPD): Gegen erhebliche Widerstände!)

Allein im Rahmen des Fünf-Punkte-Programms wurden in der Betriebsprüfung und in der Steuerfahndung innerhalb von nur drei Jahren insgesamt 105 neue Stellen geschaffen. Mittlerweile verfügt Hessen über 1.400 Betriebsprüfer. Diese erfolgreiche hessische Steuerverwaltung werden wir gezielt weiter ausbauen und damit konsequent an das FünfPunkte-Programm anknüpfen.

Deshalb werden wir zur Stärkung der schlagkräftigen hessischen Steuerverwaltung weiter beitragen und allein im

nächsten Jahr 650 neue Anwärterinnen und Anwärter einstellen. Das sind so viele wie noch nie.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Beginnend ab diesem Jahr bis zum Jahr 2019 sind insgesamt 1.700 neue Stellen für Anwärterinnen und Anwärter vorgesehen. Wir werden im nächsten Jahr 35 weitere Stellen für den Ausbau der Steuerfahndung schaffen. Diese Stellen werden in diesem und im nächsten Jahr durch 80 zusätzliche Dienstposten im Innendienst verstärkt, um die komplexen Sachverhalte und auch die hier zuletzt diskutierte internationale Steuergestaltung noch besser durchleuchten zu können.

(Norbert Schmitt (SPD): Dann müssten ja genug Stellen für die Steuerfahnder bereitstehen!)

Die hessische Steuerverwaltung ist im Kampf gegen Steuerhinterziehung gut aufgestellt. Wir machen sie noch stärker.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe)

Gute Zeiten für das Land und für die ehrlichen Steuerzahler bedeuten schlechte Zeiten für die Steuerhinterzieher. Die Schlinge zieht sich immer weiter zu.

Es bleibt dabei: Eine strafbefreiende Selbstanzeige ist nicht mehr möglich, sobald Finanzbehörden Hinweise auf konkrete Sachverhalte vorliegen. Wer also Verfehlungen begangen hat, sollte jetzt schnellstmöglich reinen Tisch machen; es ist sonst wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis das Finanzamt anrückt. Glauben Sie mir, die Zeit wird immer kürzer, dafür sorgen die weiteren 115 Stellen für die Steuerverwaltung. Ich denke, das kann sich sehen lassen.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Damit ist in Hessen ein weiterer Schritt auf dem Weg zu mehr Steuerehrlichkeit beschritten worden. Das ist eine gute Nachricht für die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land. Hessen ist und bleibt ein Land der Steuergerechtigkeit.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der SPD – Günter Rudolph (SPD): Das war so scherzhaft, da muss man einfach lachen! – Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD): Sie haben das mit so einem Schmunzeln gesagt, das kommt immer wieder! – Weitere Zurufe – Unruhe)

Kolleginnen und Kollegen, bitte lassen Sie die Kollegin ihre Rede weiterführen.

Herr Schmitt – ich wiederhole mich gerne –: Hessen ist und bleibt ein Land der Steuergerechtigkeit. Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zurufe von der SPD)

Bei uns wird sie nämlich energisch verfolgt und bekämpft. Herr Schmitt, darauf können Sie sich verlassen, und darauf

können sich die ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler verlassen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der SPD – Thorsten Schä- fer-Gümbel (SPD): Das war jetzt echt unterhaltsam!)

Vielen Dank. – Als Nächster spricht Kollege Kummer, SPD-Fraktion.

(Norbert Schmitt (SPD): Kummer kümmert sich!)

Frau Präsidentin, meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich zunächst damit beginnen, dass ich die Gelegenheit sehr gerne nutzen möchte, um an dieser Stelle den engagierten Finanzbeamtinnen und Finanzbeamten im Lande Hessen

(Beifall bei der SPD und des Abg. Michael Bodden- berg (CDU))

für ihre Ideen, für ihre Leistungen und für ihr hervorragendes Engagement für dieses Land, insbesondere für die hier lebenden Menschen, zu danken und ihnen im Landtag Respekt zu zollen. Das haben sie verdient.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU)

Kolleginnen und Kollegen, das gilt ganz besonders deshalb, weil ich als ehemaliger Kollege und als ehemaliger Großbetriebsprüfer natürlich mit besonderem Interesse verfolge, was sich in der hessischen Finanzverwaltung tut. Dies gilt auch deshalb, weil die hessischen Finanzbeamtinnen und die hessischen Finanzbeamten trotz der schlechten Rahmenbedingungen, die es in unserem Lande gibt, ihren Dienst in den Ämtern noch immer gerne verrichten.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Norbert Schmitt (SPD))

In den Finanzämtern herrscht ein Geist des Anpackens. Dort herrscht Teamgeist. Dort herrschen ein Geist der Solidarität und eine ganz besondere Leistungsbereitschaft.

Allerdings möchte ich, an die Adresse der Regierungskoalition und der Landesregierung gerichtet, das ebenso gerne ansprechen: Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierungskoalition, Sie sollten einmal zur Kenntnis nehmen, dass in den Finanzämtern keinerlei Verständnis für ungerechte Personalpolitik und für die Ungleichbehandlung der Beamtinnen und Beamten gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen und den Tarifbeschäftigten besteht und dass dort keinerlei Verständnis mehr dafür besteht, dass die Landesregierung in diesem Lande eine Sonderopferpolitik fährt.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Willi van Ooyen (DIE LINKE))

Die allgemeine Stimmung an der Basis – Frau Arnoldt, das ist auch an Sie gerichtet – in Bezug auf die Regierungspolitik ist so schlecht, schlechter könnte sie nicht sein. Das erfüllt mich mit großer Sorge.

(Beifall bei der SPD – Michael Boddenberg (CDU): Das ist völliger Quatsch!)

Deshalb auch mein Appell an die Koalition und an die Regierung: Verlassen Sie einmal Ihren Elfenbeinturm in Wiesbaden, hören Sie endlich auf mit dem Eigenlob, und reden Sie einmal mit den Beamtinnen und Beamten in den Ländern. Ich sage Ihnen, dass Ihnen die Augen aufgehen werden.

(Norbert Schmitt (SPD): So ist es!)

In Gesprächen vor Ort können Sie Erkenntnisse gewinnen und die Realität erfahren.

(Nancy Faeser (SPD): So ist es!)

Nun zu dem Antrag. In der Tat ist Steuerhinterziehung – insoweit stimme ich Ihnen zu, Frau Kollegin Arnoldt – eine Straftat. Sie ist kein Kavaliersdelikt. Sie ist ganz einfach Diebstahl an der Allgemeinheit. Daher frage ich mich: Warum nennen wir das dann nicht auch so?

(Beifall bei der SPD – Holger Bellino (CDU): Das hat sie doch gesagt! Hören Sie doch einmal zu!)

Herr Bellino, warum wurde Steuerhinterziehung jahrzehntelang belächelt und verharmlost? Warum war Steuerhinterziehung jahrzehntelang – –

(Erneuter Zuruf des Abg. Holger Bellino (CDU))

Herr Bellino, Sie haben die Möglichkeit, nach mir an das Rednerpult zu kommen und vielleicht eine Gegendarstellung zu machen.

(Zuruf von der SPD: Vielleicht kann es sein, dass er keine Steuererklärung gemacht hat? – Heiterkeit bei der SPD)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, vielleicht etwas mehr Ruhe.

Warum darf jemand der Allgemeinheit 28 Millionen € stehlen und kommt nach kurzer Zeit wieder frei? Es liegt an uns, den Politikern, Steuerhinterziehung wie und wo auch immer zu ächten, keinerlei Toleranz und Verständnis zu zeigen oder Mitleid mit Tätern zu haben.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Dazu gehört auch, Steuer-CDs dort anzukaufen, wo dies möglich ist.

(Beifall bei der SPD)