In der Umfrage, die Sie zitiert haben, haben die Lehrer auf die Frage „Wollen Lehrerinnen und Lehrer fünf Stunden Fortbildung?“ mit Ja geantwortet. Das zeigt eigentlich ihr Engagement. Natürlich wollen Lehrerinnen und Lehrer Fortbildungen. Sie haben aber den zweiten Teil der Frage weggelassen, nämlich ob sie diese Fortbildung in ihrer unterrichtsfreien Zeit oder in ihren Ferien haben möchten. Das haben Sie nicht beantwortet – dazu haben Sie sicher nicht die Zustimmung bekommen.
Die Belastungen an den Schulen sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Sie wissen sicher, dass immer mehr Verwaltungsarbeit dorthin abgeschoben worden ist und dass Pädagoginnen und Pädagogen jetzt Wirtschaftserwägungen in den Vordergrund ihrer Arbeit stellen müssen.
Sie sollen Schulprogramme entwickeln und Rankings durchführen, Statistiken erarbeiten und gesellschaftlich erzeugte Probleme ausgleichen. Es finden immer neue Herausforderungen Einzug in den Schulalltag, und die Lehrerinnen und Lehrer sollen das einfach mal so nebenbei mit erledigen.
Da müssen Sie sich gesagt sein lassen: Unsere Lehrkräfte drücken sich nicht vor dem Unterricht, ganz im Gegenteil.
Es ist so, dass jährlich 40 € für Fortbildung zur Verfügung stehen. Viele Lehrerinnen und Lehrer nutzen trotzdem weitaus mehr Angebote, übrigens nicht nur Seminare. Sie lesen auch Fachliteratur, und zwar in den Abendstunden und in ihrer unterrichtsfreien Zeit.
Eigentlich ist es ziemlich bedenklich, dass man Ihnen das hier noch einmal sagen muss, werte FDP. Lehrerinnen und Lehrer unterrichten nicht nur, sie bereiten ihren Unterricht auch vor und nach, führen Schüler- und Elterngespräche, haben Klassen- und Schulkonferenzen, konzipieren Schulprogramme, Schulpraktika, Klassenfahrten, Fördermaterial. Sie bereiten Arbeiten vor, korrigieren sie und tun alles Mögliche mehr. Sie sind weitaus mehr als der Mensch, der vorn an der Tafel Rechenaufgaben anschreibt.
Weil es zu wenige Sozialarbeiter gibt, sind sie auch noch Sozialarbeiter und oft Schulpsychologe, Entertainer, Seelsorger und was nicht noch alles. Doch vor allem sind sie keine Drückeberger, die man kontrollieren und gängeln müsste.
Ohnehin finden sehr viele Fortbildungen außerhalb des Unterrichts statt, und wenn nicht, dann hat das Gründe – sie sind hier schon genannt worden. Viele Fortbildungen können nicht innerhalb der Unterrichtszeit stattfinden, weil sie mehr Zeit brauchen.
Man sollte es ja nicht denken, aber auch Lehrerinnen und Lehrer haben Familien und Kinder, die versorgt werden müssen.
Viertens soll es ja tatsächlich vorkommen, dass Lehrerinnen und Lehrer Urlaub haben und dann auch einmal wegfahren. Sie haben nämlich ebenfalls 30 Tage Urlaub im Jahr.
Ich verstehe gar nicht, warum ausgerechnet die FDP, die bis 2013 jahrelang für den Kultusbereich zuständig war, nun Unterrichtsausfall beklagt. Haben Sie nicht immer versichert, es gebe in Hessen eine super Lehrerversorgung?
Dann dürfte es doch problemlos klappen, für Lehrkräfte in Fortbildung aus dieser Lehrerversorgung Vertretungen zu organisieren, oder nicht?
Meine Damen und Herren, die Anhörung hat auch gezeigt, dass beinahe alle Expertinnen und Experten wenig bis gar kein Verständnis für diesen Gesetzentwurf hatten. Wir schließen uns dieser Verständnislosigkeit mit einem gehörigen Quantum Ärger an.
Wenn wir schon über die Fortbildung von Lehrkräften sprechen, dann möchte ich, dass wir uns darüber unterhal
ten, wie das Budget bedarfsgerecht erhöht werden kann und wie Lehrkräfte entlastet werden können. Denn diese Lehrkräfte, werte FDP, leisten in Hessen trotz der schlechten Bildungspolitik der letzten Jahre herausragende Arbeit. Das gilt auch und insbesondere für die Grundschullehrkräfte, die nicht nur eine besondere pädagogische Aufgabe meistern, sondern zudem auch noch schlechter bezahlt werden als ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Schulformen.
Zuletzt: Ich möchte die Weiterbildungsdebatte gerne weiterführen, allerdings mit anderen Vorzeichen und vor allem mit Kriterien, die den Lehrkräften das Leben erleichtern und nicht erschweren. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Liebe Kollegin Faulhaber, ich nehme es Ihnen nicht übel, dass Sie das vorhin nicht so schnell aufnehmen konnten. Ich dachte, ich hätte es extra langsam genug vorgetragen, aber ich wiederhole es, weil das schwierig – –
Entschuldigen Sie einmal. Es ist sicherlich einfacher, wenn man so etwas schriftlich vor sich hat, als es nur zu hören. Deswegen bin ich jetzt nach vorne gegangen, um es zu wiederholen. Das führt ja dazu, dass man es besser verstehen kann.
Genau, lieber Herr Kollege Schwarz. Deswegen auch für Sie gerne noch einmal, bevor Sie dann noch sprechen werden.
Einfach nur zu dem Inhalt der Umfrage und dem Ergebnis: Es ging nämlich nicht um fünf Stunden, und es war auch nicht offen, wie da gefragt wurde. Ich wiederhole noch einmal die Fragestellung, sie ist nämlich sehr deutlich und eindeutig:
Die Antwort war: Nicht nur, wie zu erwarten, waren 83 % aller Befragten dafür, dass das so gemacht wird, sondern mehr als zwei Drittel der befragten Lehrer, nämlich 68 %, waren auch dafür. Damit Sie es noch einmal nachlesen können, nenne ich jetzt die Fundstelle für das Protokoll.
Auch Herr Frömmrich kann es da nachlesen. – Das ist im „ifo Schnelldienst“, 17/2016, 69. Jahrgang, vom 15. September 2016 zu finden. Dort steht es auf Seite 23.
Frau Kollegin Faulhaber verzichtet auf die Wortmeldung. Von Herrn Schwarz von der CDU-Fraktion habe ich die nächste Wortmeldung.
Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen, geehrte Kollegen! Herr Kollege Greilich, Wiederholung ist die Grundlage erfolgreicher Pädagogik. Wenn ich aber Dinge, die nicht funktionieren oder nicht richtig sind, dauernd wiederhole, wird das dadurch nicht wahr und nicht besser. Das muss man zunächst einmal feststellen.
Ich kann das so zusammenfassen: Es hat die erste Lesung zu Ihrem Gesetzentwurf zur Lehrerfortbildung gegeben. Es folgte die Anhörung zu Ihrem Gesetzentwurf zur Lehrerfortbildung. Jetzt haben wir die zweite Lesung zu Ihrem Gesetzentwurf zur Lehrerfortbildung.
Wenn ich nicht eine so große Wertschätzung gegenüber den Anzuhörenden hätte, würde ich es an dieser Stelle dabei bewenden lassen. Denn die Vorredner haben vieles sehr Richtiges gesagt. Lassen Sie mich dann allerdings doch noch auf ein paar Dinge eingehen.
Bei 16 Anzuhörenden gab es eine einzelne Person – ich darf den Namen nennen, es war eine öffentliche Anhörung –, nämlich Herrn Heiko Kachel aus Erfurt. Ich habe nichts gegen Erfurter und nichts gegen Thüringen. Er stammt noch nicht einmal aus Hessen. Er war der Einzige, der Ihre Position gestärkt und Ihnen den Rücken wirklich frei gehalten hat.
Alle anderen 15 sagen: Nein, das wird nichts, so geht es gerade einmal nicht. – Das müsste doch ein Stück weit ein Denkanstoß in die Richtung sein, ob Sie da in der richtigen Spur sind.