Protokoll der Sitzung vom 23.03.2023

(Beifall Freie Demokraten, SPD, vereinzelt AfD und Elisabeth Kula (DIE LINKE))

Dann noch dieser frenetische Applaus am Ende dieser Rede, bei dem ich mir denke: Ja, getroffene Hunde bellen, getroffene Abgeordnete klatschen offensichtlich besonders laut. Das war wirklich peinlich.

(Beifall Freie Demokraten, vereinzelt SPD, AfD und Elisabeth Kula (DIE LINKE))

Liebe Kolleginnen und Kollegen, Beispiele dafür, wie oft diese Koalition den ländlichen Raum schlicht und ergreifend vernachlässigt hat: Darüber könnte ich einen ganzen Vormittag referieren. Wenn Sie z. B. nur einmal in den Pressespiegel von gestern schauen, ein Artikel aus der „Gelnhäuser Neuen Zeitung“: Darin ging es um eine Veranstaltung der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Hessen. Das ist ja Ihr eigener Wirtschaftsverband, liebe CDUler, und da steht, ein „Weiter so“ in den landwirtschaftspolitischen Abgrund dürfe es nicht geben.

(Zurufe: Oho! – Hört, hört!)

Man wünsche sich mehr Fachkompetenz in den Behörden und Entscheidungen auf wissenschaftlichen Grundlagen. Der weitere Tenor lautet, wenn die Landwirtschaft sterbe, sterbe auch ein Stück der Region.

(Zurufe: Aha!)

Deutlicher kann man es nicht sagen. Das ist eine krachende Ohrfeige aus dem eigenen Lager für die Art der Landwirtschaftspolitik, die Sie hier zulassen.

(Beifall Freie Demokraten, SPD und vereinzelt AfD)

Dasselbe beim Grünen Band: Im Landtag haben Sie in drei Lesungen alles leidenschaftlich verteidigt, und vor Ort hatten dann die Kollegen aus Fulda echt Probleme und Mühe bei dem Versuch, das wieder einzufangen. Das passiert eben: Wenn man vor einem Gesetz den betroffenen Menschen vor Ort nicht zuhört, wird es danach unangenehm.

(Beifall Freie Demokraten)

Die Leute wünschen sich bei Ihnen eine Kurskorrektur. Auf diese Kurskorrektur kann man bei dieser Landesregierung aber lange hoffen – das wird nichts.

Genauso wenig, wie man auf eine Kurskorrektur beim Thema Wolf warten kann. Da gibt es jetzt neue Veranstaltungsformate.

(Unruhe – Glockenzeichen)

Da wird den Weidetierhaltern dann z. B. erzählt, wie man Zäune baut. Bei der Art der Veranstaltung wäre ich einmal ganz vorsichtig, liebe Frau Hinz.

(Zurufe)

Auch wird den Leuten erzählt, dass man die Tiere abends einfach einstallen könnte. Das aber ist keine Kommunikation auf Augenhöhe, das ist auch kein respektvoller Umgang. Sie nehmen diese Sorgen und Nöte der Menschen dort einfach nicht ernst, und das ist ein Skandal.

(Beifall Freie Demokraten und vereinzelt SPD)

Meine Damen und Herren, das sind nur einige Themen, die aber sehr exemplarisch sind für die Arbeit dieser Landesregierung.

Dabei haben wir noch gar nicht über die Verkehrspolitik gesprochen, wo Bürgerbusse und Mitfahrerbank Ihr Angebot für den ländlichen Raum sind,

(Zuruf SPD: Genau!)

oder den Landesstraßenbau. Die Hälfte der Kilometer sind in einem schlechten oder sehr schlechten Zustand. Oder auch Gesundheitspolitik, ich sage nur „Medibus“ oder „Gemeindeschwester“ statt eines anständigen Angebots, und viele weitere Themen mehr. – Der ländliche Raum hat keine Stimme in dieser Landesregierung.

(Beifall Freie Demokraten und SPD)

Das ist bedauerlich. Wir wollen das ändern. Die Menschen haben am 8. Oktober auch die Möglichkeit, das zu ändern. Dafür kämpfen wir als Freie Demokraten. – Herzlichen Dank.

(Beifall Freie Demokraten und vereinzelt SPD)

Vielen Dank, Frau Kollegin Knell. – Für die Landesregierung spricht Frau Staatsministerin Hinz. Priska, bitte.

(René Rock (Freie Demokraten): S-Bahn umsonst in Frankfurt, Mitfahrerbank im ländlichen Raum! – Unruhe – Glockenzeichen)

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren Abgeordnete! Zunächst einmal zur FDP. Der ländliche Raum gehört keiner Ministerin, keiner Landesregierung und keiner Partei, sondern den Menschen, die da leben.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – René Rock (Freie Demokraten): Das müssen Sie gerade zu uns sagen! – Weitere Zurufe SPD und Freie Demokraten)

Ich lebe auch in einer ländlichen Region. Ich lebe in Mittelhessen. Ich kann nach oben schauen, nach unten und die Mitte überblicken.

(Dr. Stefan Naas (Freie Demokraten): Das hat gesessen!)

Mir brauchen Sie nichts zu erzählen.

(René Rock (Freie Demokraten): Die Leute haben doch Angst, wenn Sie kommen!)

Dass die SPD jetzt nach viereinhalb Jahren den ländlichen Raum entdeckt,

(Manfred Pentz (CDU): Wir sind vor der Wahl! – Zurufe SPD)

eine Aktuelle Stunde macht und eine Broschüre auflegt, finde ich wirklich super. Das muss ich schon einmal sagen.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Zuruf René Rock (Freie Demokraten))

Wenn man sich diese Broschüre anschaut, diesen Oppositionssprech – das finde ich klasse.

(Manfred Pentz (CDU): Mannomann, kurz vor der Landtagswahl!)

Da steht permanent: Wir fordern, wir fordern, wir fordern. – Ja, das macht die Opposition.

(Manfred Pentz (CDU): Genau! Wir machen es!)

Aber ich kann Ihnen eines sagen: Wir sind Regierung, wir handeln, meine Damen und Herren.

(Beifall CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – René Rock (Freie Demokraten): Wir handeln auch!)

Wir stärken unsere Dörfer und Kleinstädte als attraktive Lebens- und Wirtschaftsräume.

(Dr. Stefan Naas (Freie Demokraten): Mannomann!)

Wir haben schon zu Beginn dieser Wahlperiode unseren Aktionsplan „Starkes Land – gutes Leben“

(Manfred Pentz (CDU): Den habt ihr nicht gelesen!)

mit der notwendigen Förderung von jährlich 1,2 Milliarden € nur dafür beschlossen.

Frau Kollegin, Frau Ministerin, gestatten Sie Zwischenfragen?

Nein.

(Robert Lambrou (AfD): Das spricht Bände!)