Protokoll der Sitzung vom 06.02.2025

(Robert Lambrou (AfD): Natürlich sind wir eine demokratische Partei!)

dann dürfen Sie sie auch nicht behandeln wie jede andere Partei. – Vielen Dank.

(Beifall BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Für die SPD hat die Abgeordnete Gnadl das Wort. Bitte schön.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Was ist das hier eigentlich für eine absurde Aktuelle Stunde?

(Beifall SPD)

Das, was Sie hier eingebracht haben, ist in mehrerlei Hinsicht völlig verdreht. Das zeigt auch wieder auf verräterische Art und Weise, wie Sie denken und wie Sie arbeiten. Sie verdrehen einfach die Dinge so, wie es Ihnen passt.

Allein schon die Begrifflichkeit „Linksfront“ zeigt das. Meine Kollegin Frau Gronemann ist eben schon darauf eingegangen. Was ist eine Front? Das ist die vorderste Linie einer kämpferischen Truppe. Damit bezeichnen Sie sozusagen all diejenigen, die in diesen Tagen auf die Straße gehen und demonstrieren. Diejenigen, die friedlich demonstrieren und aus der bürgerlichen Mitte kommen, verunglimpfen Sie, indem Sie diese Begrifflichkeit verwenden.

(Beifall SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Robert Lambrou (AfD): Wir weisen darauf hin, dass ein Teil dieser Demonstranten gewalttätig ist!)

Ja, unsere Demokratie ist in Gefahr. Aber sie ist genau durch Sie in Gefahr.

(Beifall SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie verbreiten Hass und Hetze gegen Minderheiten. Sie verharmlosen den Holocaust, und Sie haben eine menschenverachtende Ideologie. Und weil Sie jetzt schon wieder so den Kopf schütteln, kann ich Ihnen gerne einmal ein paar Zitate bringen.

(Robert Lambrou (AfD): Gehen Sie auch auf die Gewalt der letzten Tage ein?)

Alice Weidel hat gesagt: „Die politische Korrektheit gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.“

Andreas Geithe hat gesagt: „Wir sollten eine SA gründen und aufräumen.“

Hans-Thomas Tillschneider hat gesagt: „Wer versucht, die AfD zu richten, den richtet die AfD.“

Björn Höcke hat gesagt: „Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt.“

Marcel Grauf hat gesagt: „Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde.“

(Robert Lambrou (AfD): Das sind Einzelmeinungen!)

Das sind alles Zitate von AfD-Politikerinnen und -Politikern oder Menschen, die auf Ihren Listen kandidiert haben – für Landtage, für den Bundestag – oder die für AfD-Abgeordnete arbeiten, Herr Lambrou.

(Beifall SPD, CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und Freie Demokraten – Robert Lambrou (AfD): Was ist mit der Gewalt der Demonstranten der letzten Tage?)

Angesichts dieser Zitate frage ich Sie, von wem hier die Aggression ausgeht.

(Robert Lambrou (AfD): Rechtfertigen Sie gerade die gewalttätigen Demonstranten der letzten Tage?)

Durch Sie ist unsere Demokratie in Gefahr. Sie bauen Fronten auf.

(Zuruf Robert Lambrou (AfD) – Gegenruf SPD: Hören Sie zu! – Robert Lambrou (AfD): Ich habe zugehört! – Anhaltende Zurufe – Glockenzeichen)

Demokratie nur einzufordern, wenn es Ihnen passt, sie aber mit der eigenen Politik und den eigenen Aussagen grundsätzlich infrage zu stellen, das ist scheinheilig.

Einen Moment, Frau Gnadl. – Ich bitte Sie, der Rednerin zuzuhören und keine bilateralen Diskussionen zu führen.

Das ist scheinheilig.

(Beifall SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

Um es klar und deutlich zu sagen – und da unterscheiden wir uns eben auch von Ihnen –: Wir verurteilen jegliche Gewalt, egal, von wem sie ausgeht, und egal, gegen wen sie sich richtet.

(Beifall SPD – Zurufe AfD)

Denn Gewalt ist nie ein Mittel der politischen Auseinandersetzung und darf es nicht sein.

(Robert Lambrou (AfD): Dann rufen Sie Ihre AntifaTruppen zurück!)

Deswegen verurteilen wir als SPD die Gewalt.

(Beifall SPD)

Aber ich sage auch deutlich: Menschen, die friedlich demonstrieren und auf die Straße gehen,

(Robert Lambrou (AfD): Meinen wir nicht!)

sind keine Gewalttäter. Sie verunglimpfen diese, indem Sie diese Aktuelle Stunde mit diesem Titel einbringen. In Hessen gibt es seit letzter Woche sehr viele Menschen, Tausende Menschen, die auf die Straße gehen, weil sie Angst um unsere Demokratie haben.

Ich will das hier noch einmal ganz deutlich klarstellen, weil Sie das eben in Ihrer Rede uns unterstellt haben: Die SPD hat keine Antifa-Truppen.

(Robert Lambrou (AfD): Die Innenministerin schreibt in einem Antifa-Magazin!)

Ich würde Ihnen auch wirklich empfehlen, einen Blick in die Polizeiberichte zu den vergangenen Tagen zu werfen.

(Zuruf SPD)

Wie Sie sich hier eben so empören, möchte ich Sie einmal fragen: Wo war eigentlich Ihre Empörung als AfD, als die Landwirte den Bundeswirtschaftsminister auf der Fähre blockiert haben? Wo war eigentlich Ihre Empörung, als die GRÜNEN-Chefin Polizeischutz brauchte, weil sie nicht mehr von der Demo kam? Wo war Ihre Empörung als AfD, als unsere SPD-Geschäftsstellen mit Scheiße beschmiert wurden und Mist davor abgekübelt wurde?

(Zuruf Robert Lambrou (AfD))

Wo war Ihre Empörung? – Nein, Sie haben das noch für gut gehalten. Sie haben das für einen berechtigten Protest gegen die SPD-Geschäftsstellen gehalten.

(Beifall SPD, CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN)

So etwas darf es eben nicht geben. Wir sind gegen jegliche Gewalt und gegen jegliche Bedrohung.

(Robert Lambrou (AfD): Ich schreibe Politiker anderer Parteien oft an, wenn sie Gewalt erleben!)

Sie messen hier mitzweierlei Maß.

Frau Gnadl, Sie müssten bitte zum Schluss kommen.

Ich komme zum Schluss. – Ich kann gut verstehen, dass viele Menschen sich seit letzter Woche Sorgen machen, dass sie auf die Straßen gehen. Gerade als Sozialdemokratin kann ich das besonders gut nachvollziehen. Denn wir sind eine Partei, die in ihren Reihen Mitglieder hatte, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung gefoltert, verfolgt und ermordet wurden. Deswegen kann ich sehr gut verstehen, dass es eine sehr große Sorge um die Demokratie gibt, sodass viele Menschen auf die Straße gehen.