In der Bürgerschaftsloge 2 begrüße ich heute sehr herzlich den Bürgermeister der Stadt Stade, Herrn Heinz Dabelow, mit einer Abordnung von Fraktionsvorsitzenden aus Stade.
Herr Dabelow und die Fraktionsvorsitzenden sind einer Einladung des Besucherdienstes gefolgt und werden heute während der Aktuellen Stunde an der Bürgerschaftssitzung teilnehmen. Ich wünsche Ihnen einen interessanten Aufenthalt im Hamburger Rathaus.
Meine Damen und Herren! Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß es eine Änderung bei den Debatten gibt. Auf Wunsch der Gruppe REGENBOGEN und im Einvernehmen mit den Fraktionen soll nicht Tagesordnungspunkt 84, sondern statt dessen Tagesordnungspunkt 6 debattiert werden.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Der Bürgermeister hat gestern in Hamburg 1 geäußert, die Bildung sei in guten Händen. Wir wollen sehen, ob das stimmt.
Experten vergleichen zur Zeit die Bundesländer hinsichtlich der Qualität von Bildung und Ausbildung in Sachen Schulen und Hochschulen. Als neuestes hat das renommierte HIS – Hochschul-Informations-System – in Hannover auf Veranlassung des niedersächsischen Bildungsministeriums unlängst 14 000 Schulabgänger befragt, wie sie sich auf das Berufsleben vorbereitet fühlen. Bei einer so großen befragten Zahl entsteht eine zuverlässige Aussage. Eingebettet in das Thema Neue Medien wurde die Frage gestellt: Wie empfindest du die Vorbildung durch deine Schule? Das Ergebnis ist, daß die mit der Bildungsleistung des Bundeslandes zufriedensten Abiturienten aus Sachsen, Saarland und Bremen kommen.
Dort gaben 39 Prozent der Abiturienten an, eine gute oder sehr gute Vorbereitung durch die Schule bekommen zu haben. In den unteren Rängen finden wir Nordrhein-Westfalen mit 29 Prozent, Niedersachsen mit 26 Prozent und fast am Ende Berlin mit 25 Prozent. Aber wer ist ganz am Ende mit deutlichem Abstand? Das ist Hamburg, mit nur 20 Prozent Zustimmung zur Qualität seines Abiturs. Nur 20 Pro
zent der Abiturienten unserer Stadt nennen sich gut vorbereitet für Studium und Arbeitsmarkt, und 45 Prozent beurteilen ihre Befähigung negativ, von der Schule fit fürs Leben gemacht worden zu sein. Das Ergebnis Ihrer jahrelangen Bildungspolitik nach 44 Jahren sozialdemokratischer Dominanz ist, daß die jungen Leute sagen, die Ausbildung in Hamburg macht uns nicht fit für das Leben. Das ist ein Armutszeugnis,
und zwar der Armut der Bildungskonzeption in dieser Stadt. Opfer sind die jungen Leute, verantwortlich sind aber die politischen Entscheidungsträger.
Herr Beuß wird noch auf die Schullage eingehen. Es ist aber nicht nur das Abitur, das wir als Problem nennen müssen. Der Geschäftsführer des Norddeutschen Metallgewerbeverbandes hat vorgestern erklärt, die schulische Qualität der Auszubildenden sei häufig ungenügend. Hauptschüler – um die einmal zu nehmen – seien schlecht in Deutsch und Mathematik. So gut wie keiner vermochte zu rechnen, wieviel 3 Prozent von 80 Mark sind, oder 19 und 11 zu multiplizieren. Metall schreibe man falsch und so weiter und so fort.
Ich möchte nur darauf hinweisen, daß das noch vor dem fliegenden Einsatz Ihres ehemaligen SPD-Kanzlerkandidaten war.
Die Mehrzahl weiß noch nicht einmal, daß ein Kanzler aus Wahlen heraus bestimmt wird. Diese Wissensschwäche, befand der Geschäftsführer des Metallgewerbeverbandes, ziehe sich durch alle Sparten der Bevölkerung. Eine Nebenbemerkung: Der Mittelstand stellt insgesamt immer noch mehr Arbeitsplätze zur Verfügung als die Großindustrie, und darum ist das von Bedeutung.
Was heißt billig? Klar, Herr Frank, Sie als Lehrer. Der Wahrheitsgehalt, den ich mit Ihrem Namen verbinde, ist immens.
Wenn die Hamburger Abiturienten dann dieses mittelprächtige Abitur haben, zuckeln sie zu den Hamburger Hochschulen, und was passiert da? Da landen sie erneut im Mittelmaß, wenn wir das Ranking der Hochschulen betrachten. Das CHE – Centrum für Hochschulentwicklung –, von Bundesministerin Bulmahn häufig zitiert, hat im April das umfassendste deutsche Hochschulranking erstellt und ermittelt, daß nach dem Gesamturteil der Professoren die Hamburger Universität für keinen Fachbereich zu empfehlen ist, daß nach dem Gesamturteil der Studierenden die Fachbereiche Informatik, Mathematik, Germanistik, Anglistik, Psychologie im hinteren Mittelfeld oder im Schlußfeld landen. Das illustriert die Zukunftsperspektiven derer, die sich in Hamburg ausbilden lassen, wenn sie hier Schule und Hochschule absolvieren.
Der Wissenschaftsrat selbst hat im März eine weitere Studie über die Studiendauern in deutschen Landen erstellt. Ich nenne nur ein Fach, Biologie: Studiendauer in Münster 9,8 Semester, in Hannover und Göttingen 11,9 und in Hamburg 12,7. Ich könnte Ihnen weitere Fächer nennen.