Herr Präsident, meine Damen und Herren! Guten Abend, allerseits. Dieses ist eine vertraute Formulierung bei Fußballübertragungen in der ARD. Gerade erst gestern haben wir diese genießen können, allerdings mit einem nicht sehr erfreulichen Ergebnis.
Bisher, meine Damen und Herren, saßen wir bei Weltmeisterschaften in der ersten Reihe der Öffentlich-Rechtlichen und das immerhin schon seit 1954. Dieses scheint nun nicht mehr gewährleistet zu sein. Wenn die Weltmeisterschaft im Jahr 2002 in Japan und Südkorea stattfindet, werden es private Fernsehsender sein, die das möglicherweise übertragen. Es geht hier um viel Geld. 250 Millionen DM für einen Teil der WM und dieses – durch die Zeitverschiebung in Japan und Südkorea – nur für Spiele am Vormittag.
Aber der eigentliche Grund für das Scheitern ist die fehlende Einigung über die Rechte der Weltmeisterschaft im Jahr 2006 in Deutschland. Da ist in der Tat die Frage zu stellen, ob wir Gebührenzahler dann möglicherweise in der letzten Reihe sitzen. Es ist, so glaube ich, zu befürchten.
Die Frage, die sich auch stellt, ist, ob sich ARD und ZDF richtig verhalten haben. Das ist schwer zu sagen, denn es ist die Gratwanderung auf der einen Seite, Fußball genußreicher zu konsumieren im Öffentlich-Rechtlichen – so empfinde ich es jedenfalls –, gegenüber dem hohen finanziellen Aufwand, der den Gebührenzahlern jeweils zugemutet werden wird. Hier gilt es, eine Güterabwägung zu treffen, was nicht ganz leicht ist.
Wenn es denn dabei bleibt, erhalten wir im nächsten Jahr einen Vorgeschmack auf das Jahr 2006. Privatsender werden Werbung, Werbung, Werbung machen. Da ist die jetzige Fußballübertragung mit der Sendung „Ran“ auf SAT.1 geradezu harmlos. Da dann Werbung während des Spiels erlaubt sein wird, könnte ich mir vorstellen, daß so etwas stattfindet wie jetzt schon in der Formel 1 mit gesplittetem Fernsehbild. Das Ziel von Kirch ist klar: Soviel Pay-TV wie nur möglich, um damit schwarze Zahlen für „Premiere“ zu erreichen. Man merkt es – lassen Sie mich diesen kleinen Sidestep machen – an der Bundesliga, vier Termine je Spieltag, und schon gibt es die Ansage, die Zusammenfassung im Free-TV erst um 22 Uhr am Sonnabend zu zeigen. Die Fußballfans sind sauer. Wir begrüßen deshalb die Initiative „Pro 15.30“, das heißt für einen einheitlichen Spielbeginn am Sonnabend nachmittag um 15.30 Uhr.
Unglaublich finde ich in diesem Zusammenhang die Koppelung mit den Radioübertragungen zur WM. Äußerungen aus dem Hause Kirch, keine Akkreditierung der ARD-Reporter zuzulassen, können wir nicht hinnehmen. Wir wollen nicht auf Günther Koch und Manni Breuckmann verzichten, die uns mit ihren eigenen Worten so spannende und aufregende Bilder malen. Muß demnächst nach den Vorstellungen des TV-Moguls aus München auch die schreibende Zunft löhnen? Die Frage kann man sicherlich stellen.
Vereinen, Verbänden, Vermarktern und Sendeanstalten sei ins Stammbuch geschrieben: Grundlage und Basis ihres wirtschaftlichen Erfolges sind die Zuschauer in den Stadien und vor den Bildschirmen, und diese haben ein sehr genaues Gespür dafür, wann es zuviel ist mit der Geldschneiderei. Dieser Punkt scheint erreicht.
Kehren Sie, Herr Kirch, auf den Weg der Vernunft zurück. Wie Bundesinnenminister Otto Schily wünsche auch ich, daß die Fußball-WM 2006 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt wird. Zwar ist Fußball inzwischen Big Business, doch es darf nicht auf Kosten der Sportbegeisterten gehen, denn dann wären wir alle die Verlierer. Aber spätestens 2006 wollen wir die Gewinner sein. – Vielen Dank.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Die Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ist in Deutschland natürlich ein Thema, das die Volksseele berührt. Das hat die Berichterstattung in den letzten Tagen deutlich gemacht. Gleichzeitig wird dabei aber auch generell die Frage der Übertragung von sportlichen Großereignissen in Rundfunk und Fernsehen aufgeworfen.
Erstens: Sportliche Highlights, wie Fußball-Weltmeisterschaften, Olympische Spiele, meinetwegen auch so etwas wie die Tour de France, gehören ins frei zugängliche Fernsehen und nicht ins verschlüsselte Pay-TV.
Wir müssen dabei sehen, daß Sport vor allen Dingen auch eine sozialpolitische und gesellschaftspolitische Bedeutung hat, nämlich Teamgeist, Fair play zu zeigen und vor allen Dingen auch zu lernen. Die Vorbildfunktion des Massensports Fußball muß erhalten bleiben, meine Damen und Herren, ohne Zusatzzahlung.
Unbestritten gibt es darüber hinaus den Auftrag, eine Grundversorgung für den Bürger zu gewährleisten. Informationen über sportliche Highlights dürfen deswegen nicht von der Brieftasche abhängig gemacht werden.
Aus diesem Grunde bin ich froh, daß eine Übertragung im Pay-TV nicht Punkt der Debatte ist. Wir müssen uns aber auch – Kollege Schmidt, da denke ich etwas anders als Sie – von der Vorstellung verabschieden, daß es Sport zum Nulltarif gibt. Wir können nicht Weltklassespieler auf dem Spielfeld haben wollen, wir können nicht moderne Stadien und eine erfolgreiche Nachwuchsförderung ohne Werbung haben wollen. Das geht nicht. Das ist dann die Quadratur des Kreises, und das funktioniert nicht. Für mich wäre es
als Fußballfan auch am schönsten, 90 Minuten am Stück zu sehen, ein tolles Spiel, vielleicht auch noch eine Verlängerung, und vor allen Dingen, die deutsche Mannschaft muß gewinnen.
Meinetwegen auch das. Aber das ist ein Wunschtraum. Wir müssen doch sehen, daß Profi-Fußball inzwischen eine Ware, und zwar eine sehr teure Ware, ist und daß er unter wirtschaftlichen Aspekten vermarktet wird. Die Vereine gleichen großen Konzernen, die den größtmöglichen Profit erreichen wollen, weil sie natürlich ihrer Firma gegenüber Verantwortung haben. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich keine Überraschung, daß die Verhandlungen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern aus finanziellen Gründen gescheitert sind und wir das Turnier nun vermutlich im Privatfernsehen sehen werden. Logisch ist – ich sehe das auch so –, daß das die Zahl der Werbeeinblendungen sehr, sehr steigern wird. Aber eines muß doch auch klar sein: Sportübertragungen ohne Werbung, also ohne finanzielle Grundlage, werden wir wahrscheinlich künftig im freien Fernsehen überhaupt nicht mehr haben.
Was ist nun die Aufgabe der Politik in diesem Zusammenhang? Wir können natürlich im Stil einer Boulevard-Zeitung Stellung nehmen und mit den Füßen aufstampfen und sagen, ein solches Ereignis darf nicht im Bezahlfernsehen sein, sondern gehört in die öffentlich-rechtlichen Sender und – wie der Kollege Schmidt es eben auch gefordert hat – darf nicht durch Werbeeinblendungen zerstückelt werden. Das ist – freundlich formuliert – Wunschdenken. Man könnte natürlich, wenn man böswillig wäre, auch sagen, das ist Populismus.
Wir müssen doch sehen, daß wir die Uhr nicht zurückdrehen können. Mit der Einführung des Privatfernsehens haben wir eine wachsende Konkurrenz zu den öffentlichrechtlichen Sendern erhalten, und wir können Herrn Kirch nicht enteignen. Das geht nicht. Wir können ihm nicht vorschreiben, wie er seine gekauften Rechte verwertet. Genauso können wir den Vereinen nicht vorschreiben, künftig nur noch mit 630-DM-Kräften zu spielen, um Geld zu sparen. Das funktioniert nicht.
Unsere Aufgabe, meine Damen und Herren, muß es sein, Einfluß darauf zu nehmen, daß erstens der öffentlich-rechtliche Gebührenzahler nicht überstrapaziert wird. Das ist, glaube ich, ganz wichtig.
Zweitens ist an die Käufer der Verwertungsrechte zu appellieren, die Übertragung von Großereignissen im Fernsehen vorzunehmen, und zwar im freien Fernsehen, und sich so einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung zu stellen.
Drittens: Wenn das wirklich nicht funktioniert und nur noch verschlüsseltes Pay-TV für solche Ereignisse droht, dann müssen wir als Politiker auch gesetzlich handeln, aber – Gott sei Dank – soweit sind wir noch nicht. Zunächst sollten wir uns auf schöne Spiele, zwar mit einem bißchen Werbung, aber hoffentlich mit einem Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 freuen.
wohl die Sorge der SPD-Fraktion nicht teilen müssen, daß das ausschließlich im Bezahlfernsehen verbleiben wird, denn das kann sich ein Herr Kirch nicht leisten, und das war auch nicht der Sinn für den Erwerb der Übertragungsrechte für die WM 2002 und 2006.
Meine Damen und Herren! Es geht ja nicht nur um die 250 Millionen DM, die jetzt für 2002 genannt wurden, sondern es geht insgesamt um ein Paket von 750 Millionen DM. Das sollte man sich einmal vorstellen. Das wird wahrscheinlich schwer sein.
Ich habe ein paar Beispiele zusammengesucht. Davon wären nach heutigen Kostenrechnungen 30 Jahre „Wetten, daß...“, zehn Jahre „Tatort“ und zehn Jahre „Tagesschau“ zu finanzieren, damit man ungefähr eine Vorstellung davon hat, was jetzt acht Wochen Fußball möglicherweise kosten werden.
Meine Damen und Herren! Vor ein paar Jahren kostete die WM-Übertragung in den USA oder ein paar Jahre später in Frankreich noch 8 Millionen DM beziehungsweise 11 Millionen DM. So kann man jetzt bemessen, welcher Preissprung dort stattgefunden hat. Da muß ich Herrn Klimke ein wenig widersprechen. Das kann nicht allein damit begründet werden, daß die Vereine nun nicht mehr 630-DM-Kräfte einstellen sollen, sondern tariflich bezahlte. Das hat noch ein paar andere Gründe. Mein Gefühl sagt mir, daß hier eine Grenze überschritten wurde, die allen noch sehr böse auf die Füße fallen wird.
Ganz unschuldig an dieser Kostenexplosion ist der Fußball selbst auch nicht, denn DFB und FIFA haben einen Anteil daran, in welchem Maße Übertragungsrechte vermarktet werden, deutschland- und auch weltweit.
Was bedeutet das für die Bürger in Hamburg? Ich glaube, daß wir bei solchen Summen sehr aufpassen müssen, die Akzeptanz für die Rundfunkgebühren in dieser Stadt und in diesem Land nicht zu untergraben. Sie sind sowieso schon dadurch, daß es so viele Free-TV-Sender gibt, angekratzt. Auch dadurch, daß ARD und ZDF ihr Programm in Teilen den Privaten angeglichen haben, könnten solche Summen durchaus Anlaß dafür sein, das System der Rundfunkgebühren und des dualen Mediensystems in diesem Land generell in Frage zu stellen, und das zum Teil mit gutem Recht, denn 750 Millionen DM für Fußball sind ungefähr 7 Prozent der Gesamteinnahmen von ARD und ZDF. Da kann man schon fragen, ob das gerechtfertigt ist für acht Wochen.
Meine Damen und Herren! Die GAL-Fraktion ist eindeutig dafür, daß solche Großereignisse im freien Fernsehen, im Gratis-TV oder Free-TV, was immer man auch für Namen dafür sucht, gesehen werden können. Wir wollen vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen einen Vorschlag machen, nämlich den Rundfunkstaatsvertrag, der jetzt schon vorsieht, daß einige Spiele mit deutscher Beteiligung, die Halbfinalspiele und das Eröffnungsspiel im FreeTV oder im Gratis-TV zu sehen sind, zu ergänzen mit dem Hinweis, daß die gesamte WM, die in einem eigenen Land stattfindet, im freien Fernsehen zu sehen ist. Ich glaube, daß man dann auch ein deutliches Signal in jene Richtung sendet, die meinen, man könnte die Preise für die Übertragungsrechte noch weiter nach oben treiben und mögliche Neuverhandlungen mit der ARD und dem ZDF, aber auch mit der RTL-Gruppe, von vornherein torpedieren. Wir sehen das als eine Möglichkeit an, hier auch Grenzen aufzuzeigen, für die wir aus unserer Sicht die Zeit dringend geboten sehen. Es kann nicht sein, daß solche Summen im
öffentlich-rechtlichen Gebührensumpf alleine nur für Fußball ausgegeben werden. Erinnern wir uns, daß die Anstalten selbst ständig zum Sparen aufgerufen werden, Anstalten zusammengelegt werden, man sich Gedanken darüber macht, wie man weitere kleine Sender eventuell sogar ganz einstellt. Vor diesem Hintergrund ist diese Diskussion um solche Summen nicht mehr zu rechtfertigen. Ich glaube, wenn die gesamte WM, die im eigenen Land stattfindet, im Bezahlfernsehen – gesetzlich verankert – nicht stattfinden darf, sondern im Free-TV, daß das ein Hinweis und ein klares Signal Richtung Kirch und DFB und FIFA ist, daß die Grenze erreicht ist.