Protocol of the Session on February 28, 2001

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Das Ergebnis der Neuregelung der Elternbeiträge hatte für die meisten Eltern zur Folge, daß für die gleichen Leistun

gen bei konstantem Einkommen mehr zu zahlen war. Viele Kinder wurden ab- oder gar nicht erst angemeldet. Dies wird vom Senat trotz besserer Erkenntnis nach wie vor bestritten. Dazu möchte ich nur die Antwort auf eine in einem Bezirk vor wenigen Wochen gestellte Kleine Anfrage zitieren. Auf die Frage nach Abmeldungen von Plätzen aufgrund der neuen Berechnungen antwortete das Jugendamt:

„Abmeldungen und Kündigungen erfolgen regelhaft in der Kita, nicht im Jugendamt. Aus einzelnen Elterngesprächen und Rückmeldungen der Kitas ist abzuleiten, daß es im Kitabereich auffällig zu vermehrten Abmeldungen gekommen ist. Ferner werden die älteren Schulkinder durch die Anhebung im Höchstsatz tendenziell früher abgemeldet, als es mit den früheren Beiträgen der Fall gewesen wäre.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Für den Senat erwies sich die neue Beitragsregelung – die ja so kostenneutral sein sollte – als Bombengeschäft. Mindestens 16 Millionen DM Mehreinnahmen, bezahlt von den Eltern, kamen dabei in kurzer Zeit heraus. Dies gelangte auch erst durch Nachforschungen von Trägern ans Licht. Von selbst hätte die Behörde vermutlich noch lange nichts darüber dargestellt.

Noch im September behauptete der Senat, daß im Bereich der Kindergärten mit Mindereinnahmen von rund 4,7 Millionen DM zu rechnen sei. Und in den Ausschußberatungen, Ende letzten Jahres, wurde noch eine aufkommensneutrale Umstrukturierung beteuert. Mit Planung, Übersicht und Kompetenz hat das wirklich nichts zu tun, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU)

16 Millionen DM mehr haben die Eltern gezahlt. Wie würden Mieter reagieren, wenn sie 20 Prozent zuviel an Betriebskosten gezahlt und der Vermieter nichts erstattet hätte, sondern den Beitrag gleich hoch lassen wollte, um vom Gewinn ein paar andere Wohnungen zu bauen?

(Anja Hajduk GAL: Das Beispiel hinkt!)

Die Mietervereine würden auf die Barrikaden gehen und ein solches Verhalten „Abkassieren“ nennen.

Hamburger Eltern müssen schon seit Jahren die deutschlandweit höchsten Beiträge für die Kindertagesbetreuung aufbringen. Das neue System brachte, wie erwähnt, eine nochmalige Erhöhung. Der Senat bedient sich bei den Eltern, die auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind.

Für das Verständnis von rotgrüner Familienpolitik ist es entlarvend, wenn mit dem Geld ein neues Angebot geschaffen werden soll, obwohl bisher immer behauptet wurde: Das Angebot sei mehr als ausreichend, und die Versorgung in Hamburg sei bundesweit vorbildlich. Was gilt denn nun? Der Senat und die Regierungsfraktionen wissen es nicht. Die Familien hingegen wissen es ganz genau. Frau Senatorin Pape, geben Sie den Familien das zuviel gezahlte Geld zurück, machen Sie Schluß mit dem Abkassieren, senken Sie die Elternbeiträge auf das Niveau vergleichbarer Großstädte oder, wenn Sie das alles nicht wollen, verrechnen Sie die Summe zum Teil mit den geplanten Einsparungen.

(Ingrid Cords SPD: Drucken Sie das Geld?)

Senken Sie zum Beispiel den Eigenanteil der Kirchen, damit deren Betreuungseinrichtungen erhalten bleiben kön

(Dr. Hans-Peter de Lorent GAL)

nen, und nutzen Sie den Überschuß zur Verbesserung in den bestehenden Einrichtungen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Das Wort hat Frau Rogalski-Beeck.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Nach allem, was bisher zu diesem Thema gesagt wurde, konnte der Eindruck entstehen, daß Hamburger Eltern, die einen Betreuungsplatz für ihr Kind in einer Kita haben, auf die übelste Weise abgezockt werden.

Ich will versuchen, diese hochemotionale Diskussion zu versachlichen. Einig sind wir sicher, und auch Sie haben im Ausschuß immer dafür gestimmt, daß es gut war, das System der Elternbeiträge zu vereinheitlichen. Der alte Zustand, daß ein Teil der Eltern schon seit 1993 ihr Einkommen nachweisen mußte und der andere Teil weiter der Selbsteinschätzung unterlag, hat zu himmelschreienden Ungerechtigkeiten geführt.

Dem Auftrag der Bürgerschaft, ein neues aufkommensneutrales Beitragssystem für alle zu entwickeln, ist der Senat nachgekommen. Nur eines darf man dabei nicht vergessen: Die diversen Modellrechnungen, die dann in ein neues Beitragssystem mündeten, stammen aus dem Jahr 1999.

Innerhalb der letzten zwei Jahre hat es Veränderungen in der Einkommensentwicklung gegeben. Wer mehr Netto in der Tasche hat, zahlt natürlich auch mehr für einen Kitaplatz.

(Heike Sudmann REGENBOGEN – für eine neue Linke: Welcher Hamburger hat denn 20 Prozent mehr Einkommen?)

Sie können sich gleich zu Wort melden, Frau Sudmann.

Die Arbeitslosigkeit hat erheblich abgenommen.

Gestern haben wir gerade wieder gehört, daß die Arbeitslosigkeit in Hamburg im Vergleich zum Rest der Republik schneller zurückgeht. Dadurch gibt es auch mehr Eltern, die nicht nur den Mindestbeitrag zahlen.

Meine Damen und Herren! Damit erklärt sich ein Teil der zu erwartenden Mehreinnahmen von circa 4 Millionen DM. Was den weitaus größeren Teil betrifft, nämlich den der 12 Millionen DM, die aus dem Bereich der Halbtagsbetreuung kommen sollen – das ist der Bereich, der bisher der Selbsteinschätzung unterlag –, hat uns schon überrascht. Ich kann jedenfalls nicht glauben, daß Eltern in diesem Ausmaß gemogelt haben sollen.

Insofern bin ich sehr unsicher, ob sich die Erwartung der 16 Millionen DM Mehreinnahmen am Ende des Jahres realisiert.

(Rolf Harlinghausen CDU: Bis dahin sind sie schon wieder verschwunden!)

Zur Zeit gibt es lediglich Prognosen und Hochrechnungen auf der Basis Mitte Januar 2001. Herr Harlinghausen, entgegen Ihrer Behauptung haben wir die 16 Millionen DM noch nicht in der Kasse.

(Anja Hajduk GAL: Nicht so zaghaft!)

Was das neue Beitragssystem und die Höhe der Beiträge betrifft, sehen wir jedenfalls keine Veranlassung, Korrekturen vorzunehmen.

Meine Damen und Herren! Für den Fall, daß es sich doch als realistisch herausstellt und es zu tatsächlichen Mehreinnahmen kommt, hat die Senatorin bereits angekündigt, daß sie zur Verbesserung der Betreuungssituation eingesetzt werden.

Ich möchte aber noch einmal ein paar Bemerkungen zu den Beiträgen und zur Struktur der Hamburger Kinderbetreuung im Vergleich zu anderen Bundesländern machen. Auch nach dem neuen Beitragsgesetz zahlt der überwiegende Teil der Eltern den Mindestsatz. Die immer wieder genannten Abmeldezahlen wegen angeblich zu hoher Beiträge halten keiner soliden Überprüfung stand.

(Rolf Harlinghausen CDU: Dann hat das Jugend- amt gelogen!)

Das will ich nicht sagen; das mag von Region zu Region unterschiedlich sein, Herr Harlinghausen. Ich kann mir auch etwas herauspicken und Behauptungen aufstellen, die dann aber nur einen Einzelfall betreffen und nicht die ganze Stadt.

(Rolf Harlinghausen CDU: Wie mit dem Geisterfah- rer; alles Einzelfälle!)

Sie können sich ruhig noch mal zu Wort melden.

Die Behauptung, daß Hamburg die höchsten Beitragssätze der Republik hat, stimmt nur bedingt. Dazu reicht ein Blick über die Landesgrenzen hinaus. In den Flächenländern gibt es kein einheitliches Gebührensystem. Dort bestimmt jede Kommune, wieviel für einen Platz gezahlt werden muß. Der Beitrag liegt im Vergleich oft höher als in Hamburg. Ich kenne einige Eltern, die neidvoll auf die Hamburger Situation gucken, und zwar bezüglich des vielfältigen Betreuungsangebots als auch wegen des PreisLeistungs-Verhältnisses.

Auch im Vergleich zu westdeutschen Großstädten hinsichtlich Struktur, Qualität und Leistungsumfang ist Hamburg Spitze und wird es bleiben.

(Vereinzelter Beifall bei der SPD – Rolf Harlinghau- sen CDU: Spitze im Preis!)

Wir werden erst einmal ganz unaufgeregt und gelassen die weitere Entwicklung abwarten. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD)

Das Wort hat Frau Deuter.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Die positive Einkommensentwicklung aufgrund sinkender Arbeitslosigkeit und frühere Fehler der Eltern bei der Selbsteinschätzung ihres Einkommens – Frau Rogalski-Beeck hat es eben ausgeführt – haben dazu geführt, daß nun Mehreinnahmen von rund 16 Millionen DM aus den Elternbeiträgen zu erwarten sind. Warum? Weil wir mit einer Beitragsreform ein angemessenes Preis-LeistungsVerhältnis in der Hamburger Kinderbetreuung verankert haben.

Meine Damen und Herren! Werten Sie doch einmal selbst. Ist es zum Beispiel gerechter, daß es seither eine gültige Geschwisterregelung für alle Eltern gibt? Ist es gerechter, daß nun alle Eltern für einen dreistündigen Hortplatz weniger zu zahlen brauchen als für einen vierstündigen? Ist es gerechter, daß nun Familien aller Stadtteile einen SechsStunden-Platz mit zusätzlicher flexibler Tagespflege bekommen und das nur zu einem Elternbeitrag? Das waren