Protocol of the Session on February 5, 2003

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(Dr. Andrea Hilgers SPD: Stimmt ja auch!)

Was Sie machen, das ist soziale Kälte! Wir haben genau das Gegenteil getan, nämlich darüber diskutiert, wie eine wohl dosierte und wohl überlegte Strukturierung im Sozialbereich erreicht werden kann.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Eine derart brutale Kürzung von fast einem Drittel würden wir keinem Bereich zumuten.

Zur Frage der Befristung. Naive Menschen glauben noch, was die rotgrüne Bundesregierung oder Bundeskanzler Schröder sagen. Das ist wirklich naiv. Solange Gerhard Schröder regiert, ist jede Befristung einer Sparmaßnahme Augenwischerei.

(Vereinzelter Beifall bei der FDP und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Die Ursache für die Sparmaßnahmen – eine katastrophale Haushaltslage – besteht nämlich fort, denn sie folgt wiederum einer katastrophalen Wirtschaftspolitik. Solange die Wirtschaftspolitik des Bundes nicht geändert wird, gibt es keine befristeten, sondern nur unbefristete Sparmaßnahmen; es kommen auch immer noch neue dazu, die meistens zulasten von sozial Schwachen gehen. Das ist der Punkt.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Die Hamburger Bürger können sich eigentlich nur auf zwei Dinge verlassen.

Erstens: Von der rotgrünen Bundesregierung sind nur undurchdachte Keulenschläge zu erwarten.

Zweitens: Die Bürgerkoalition in Hamburg wird versuchen, wenigstens die schlimmsten Folgen dieser Keulenschläge aufzufangen. Das haben wir schon bei den Krankenhäusern getan und werden es auch bei den Pflegebedürftigen tun. Das ist nicht einfach, aber eine solche Kaltschnäuzigkeit, wie sie die Bundesregierung an den Tag legt, ist uns völlig fremd. – Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Rutter.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ihnen, Frau Brinkmann und Frau Dr. Freudenberg, bin ich dankbar dafür, dass Sie den Bogen zur Bundeswehr geschlagen haben. Endlich kommen wir einmal dazu, Deutsch miteinander zu reden.

Der wahre Grund – neben dem Sparen – ist doch, dass der Aufbau einer Berufsarmee angestrebt wird. Dazu ist es

(Dr. Dorothee Freudenberg GAL)

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notwendig, den Zivildienst ganz brutal abzuwürgen. Davor scheut man sich. Deshalb wird der Zivildienst jetzt auf kaltem Wege schlicht und einfach damit ausgehebelt, dass man ihn finanziell austrocknet. Das ist doch der Trick, so läuft doch der Hase!

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP – Barbara Duden SPD: Mär- chenstunde!)

Im Moment sind wir im Sozialbereich auf die Zivildienstleistenden angewiesen; das weiß jeder. Wenn die Forderung gestellt wird, diese Stellen in normale Arbeitsplätze umzuwandeln, dann ist das einfach unrealistisch, weil dies kein Mensch bezahlen kann. Wollen wir die Lohnnebenkosten noch weiter nach oben drücken? Wie wollen wir diese denn bezahlen?

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Damit Klarheit besteht: Wenn es nach mir ginge, würde ich für alle ein soziales Pflichtjahr einführen, das bis zum 35. Lebensjahr abgeleistet werden müsste. Diejenigen, die Kinder haben, werden davon ausgenommen. Alle anderen sollten es jedoch leisten, damit ihr soziales Bewusstsein gestärkt wird und wir Kosten sparen.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP – Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Gut!)

Der Abgeordnete Schira hat das Wort.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich hatte in meinem ersten Redebeitrag davon gesprochen, dass wir zur nächsten Bürgerschaftssitzung einen Antrag vorlegen werden, bei dem wir natürlich auch darüber debattieren wollen, welches Verhalten von Ihnen in Hamburg – das sagte ich eingangs – an den Tag gelegt wird. Sie kritisieren uns massiv und sprechen vom Kahlschlag und Sozialabbau, in Berlin wird jedoch von Rotgrün eine Maßnahme nach der anderen durchgezogen, die im eigentlichen Sinne des Wortes einen Sozialabbau bedeuten.

Hier müssen – das kann man gar nicht oft genug sagen – die Grünen und die SPD Verantwortung übernehmen. Insbesondere Olaf Scholz – Generalsekretär der Bundes-SPD – hat als Hamburger SPD-Landesvorsitzender und als Altonaer Bundestagesabgeordneter eine besondere Verantwortung. In seinen Wahlkreis befindet sich eine nicht ganz unbeträchtliche Anzahl von Alten- und Pflegeheimen, die unter diesen Kahlschlagskürzungen von Rotgrün leiden müssen. Er muss mit diesen Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Ich bin gespannt, was er dazu sagen wird.

(Tanja Bestmann SPD: Der Mann scheint Sie zu verfolgen!)

Zum Antrag selbst. Wir wollen, dass die Kürzung

(Dr. Willfried Maier GAL: Nächstes Mal!)

das kann ich hier doch wohl erwähnen, Herr Dr. Maier – der Zuschüsse von der Bundesregierung zurückgenommen wird. Die Bundesländer Baden-Württemberg und Thüringen haben dazu im Bundesrat schon eine Initiative gestartet. Wir möchten, dass sich der Senat überlegt, ob er sich dieser Initiative anschließen will.

Im Falle eines Scheiterns dieser Initiative – es ist absehbar, dass Sie kalt und berechnend diese Initiative ablehnen werden – wollen wir von der Sozialsenatorin in Hamburg prüfen lassen, wie den Menschen mit Behinderungen, deren eigenständige Lebensführungen durch die rotgrünen Kürzungen aus Berlin gefährdet sind, weitergeholfen werden kann. Das wollen wir in der nächsten Bürgerschaft diskutieren. Es ist sinnvoll, Sie schon einmal darauf hinzuweisen,

(Gesine Dräger SPD: Vor allen Dingen, wenn man das nächste Thema der Aktuellen Stunde nicht dis- kutieren will!)

welche Auswirkungen die Politik aus Berlin auf die schwachen Menschen in Hamburg hat. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Das Wort erhält der Abgeordnete Kienscherf.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Das Thema Zivildienst und die Pflege von hilfsbedürftigen Menschen ist schwierig. Es ist gut – ich bin im Nachhinein der Schill-Fraktion sehr dankbar –, dass dieses Thema angemeldet wurde.

Auf Bundesebene wird schon seit Jahren über die Zukunft des Zivildienstes und des Sozialstaates diskutiert. Alle Sozialpolitiker sind sich einig, dass es darum geht, hierüber eine sachgerechte Diskussion zu führen.

Was wir von Herrn Dr. Schinnenburg, aber auch von Herrn Schira, erlebt haben, zeigt deutlich, dass es Ihnen in diesem Land nicht um die Menschen mit Behinderungen, um die Alten und Hilfsbedürftigen geht, sondern nur um billige Polemik.

(Beifall bei der SPD – Karen Koop CDU: Und Ihnen um die Ideologie!)

Sie benutzen in dieser Situation die Schwierigkeiten in diesem Land, denn überall muss gespart werden und sind Reformen notwendig. Sie müssten aber auch wissen, dass Sie sich mit Ihrer Bundesratsmehrheit auch daran zu beteiligen haben.

(Rolf Kruse CDU: Aber Sie werden nicht gewählt!)

Herr Kruse, lassen Sie mich doch einmal ausreden.

In dieser schwierigen Situation benutzen Sie die Wörter: Erpressung, Pest und Cholera, kaltschnäuzig, Grausamkeiten, brutale Kürzungen und Kahlschlag. Wenn Sie der Meinung sind, dass dies so sei, dann hat unsere damalige Sozialsenatorin im Bundestag, als 350 Millionen DM gekürzt wurden, genau das Gleiche getan. Aber wir werfen es ihr nicht vor,

(Bernd Reinert CDU: Sondern?)

sondern wir sagen, dass wir alle daran arbeiten müssen, damit die Pflege auch in Zukunft bezahlbar ist und Alternativen zum Zivildienst aufgezeigt werden.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch denkt über ein soziales Pflichtjahr nach. Und Frau Merkel sagt, dass man dies differenzierter sehen müsse, aber auch ihre Partei der Meinung sei, die soziale Frage zu stellen. Die Sozialdemokraten sind gespannt, welchen Mut sie aufbringt, offen und ehrlich in diese Diskussion einzusteigen.

(Rolf Gerhard Rutter Partei Rechtsstaatlicher Offensive)