wann ist einfach Schluss an der Stelle. Deshalb sollten wir uns lieber über die erste und zweite Musikstunde Gedanken machen als über die dritte Musikstunde.
Mit der musikalischen Bildung der Hamburger Schülerinnen und Schüler befasst sich die Bürgerschaft an dieser Stelle zum zweiten Male in den letzten Monaten. Bei unserer ersten Debatte stand die Förderung der musikalischen Breitenbildung im Mittelpunkt. Dort fanden alle fünf Fraktionen einen Konsens, denn das Thema Musikförderung ist ein wichtiges gemeinschaftliches Anliegen der Bürgerschaft. Ich hoffe, dass wir den dort eingeschlagenen Weg gemeinsam weiter fortführen können. Das einzig dissonante Moment in dieser Debatte war bisher, wie auch bei der letzten Debatte, Frau Fiedler. Sie hatte schon wieder entdeckt, wo irgendetwas wegen des Lehrerarbeitszeitmodells nicht stattfindet oder nicht stattfinden darf. Frau Fiedler, das Lehrerarbeitszeitmodell können Sie für alles Mögliche in der Zukunft verantwortlich machen,
aber Sie können nicht jetzt schon behaupten, irgendetwas würde nicht stattfinden. Dieses Modell gibt es noch gar nicht. Insofern sollten Sie ihre eigenen Argumente überdenken.
(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive - Zuruf von Luisa Fiedler SPD)
- Frau Fiedler, Sie funktionieren perfekt. Man braucht Sie nur einmal anzugucken, geschweige denn argumentativ anzusprechen, dann geht das Geschrei gleich wieder los.
Frau Fiedler, für Sie: Die Antwort des Senats auf die Große Anfrage Ihrer Fraktion legt deutlich offen, dass die Behörde für Bildung und Sport im Bereich der Musikförderung unterschiedlichste Maßnahmen ergriffen hat, um den Stellenwert von Musik in den Schulen, aber auch in den Kitas, zu erhöhen. Wie bei der Sportförderung gilt für uns Liberale auch bei der Musikförderung, dass wir durch eine fundierte Breitenförderung im Schulunterricht das Interesse der Kinder und Jugendlichen für die Musik fördern und so auch gleichzeitig die Spitze stärken. Spitze ist zum Beispiel "Jugend musiziert". Am Mittwoch ist die Abschlussveranstaltung des Bundeswettbewerbs. Ich werde dabei sein und ich freue mich, wenn möglichst viele der Kolleginnen und Kollegen dieses Hauses auch mit dabei sind.
Daher kann ich die in der Anfrage vorgestellte Maßnahme, die Kooperation zwischen den Schulen und den Musikschulen zu stärken, auch nur unterstützen. Es ist nicht nur die Kooperation zwischen den staatlichen Schulen, sondern auch mit den privaten Musikschulanbietern. Wahrscheinlich geht es jetzt gleich auf der linken Seite, ungefähr wo Frau Fiedler sitzt, wieder los, wenn ich daran erinnere, wie Sie mit den privaten Musikschulangeboten in der letzten Debatte, die wir zu diesem Thema geführt haben, umgegangen sind. Sie haben das sehr hässliche Wort von den "Drückerkolonnen" geführt, die von wirtschaftlichen Interessen geleitet sind.
Das werden Sie sich immer anhören müssen, wenn Sie hier eine Anfrage zu diesem Thema stellen. Für uns Liberale gehören private Angebote genauso dazu wie staatliche Angebote.
Meine Damen und Herren! Jetzt muss ich Sie zum dritten Mal ermahnen. Ich verstehe, wenn Sie am zweiten Tag etwas geschafft sind. Wir haben inzwischen auch schon einige Debatten gestrichen. Ich bitte Sie, für den Rest des Abends Ihren Kollegen etwas mehr Aufmerksamkeit zu geben. Es ist den Rednern gegenüber unfair. Ich bitte um etwas mehr Ruhe, ansonsten verlassen Sie bitte den Raum.
Vielen Dank, Herr Präsident. Ich möchte gar nicht, dass Herr Buss den Raum verlässt, ich möchte nur, dass er seine Zwischenrufe klar und deutlich artikuliert. Frau Fiedler höre ich da hinten sowieso nicht. Aber wenn Sie anschließend noch einmal ans Mikrofon kommen, dann möchte ich Sie, Herr Buss, darauf hinweisen, dass dies die erste Unterbrechung in meiner Rede ist, bedingt durch Ihre Zwischenrufe. Frau Goetsch musste gleich zwei ertragen. Wenn Sie daraus irgendwelche Wertungen ziehen wollen, ist das sehr unkollegial ihrem Oppositionspartner gegenüber.
Verstärkte Förderung und musikalische Bildung ist auch wichtig, um junge Hörerschichten für das vielfältige Kulturprogramm unserer Stadt zu gewinnen. Das ist ein wunderschönes Thema, Schnittstelle zwischen Kulturpolitik und Schulpolitik. Aber nicht nur die Schulen engagieren sich, Musik Jugendlichen näher zu bringen, sondern auch die kulturellen Einrichtungen probieren mit einem reichhaltigen Angebot – beispielsweise dem Besuch von Proben, eigenen Publikationen für Kinder, dem jährlichen Philharmonikertag – ihren Beitrag zu leisten. Die Antwort auf die Große Anfrage zeigt die ganze Breite des kulturellen Angebots, die wir in dieser Stadt haben.
Wir haben auch eine Institution in dieser Stadt, die mir sehr am Herzen liegt, die diese Breite auch vermittelt, weil sie die richtige Sprache findet, um junge Menschen damit anzusprechen, das ist der "Kulturring der Jugend", der zu Recht in dieser Großen Anfrage mit aufgeführt wird.
Aus unserem Wunsch, den Musikunterricht weiter zu stärken, darf aber jetzt keine Regulierungswut entstehen, wie ich sie manchmal aus den Fragen Ihrer Großen Anfrage herauslese. Ich begrüße es daher, dass die Schulen die Möglichkeit haben, sich frei zu entscheiden, in welcher Form sie im Rahmen der Flexibilisierungstafeln die Stärkung des Musikunterrichts berücksichtigen möchte. So wie die Heinrich-Hertz-Schule zum Beispiel eine Bläserklasse eingerichtet hat, haben alle Schulen die Möglichkeit, nach ihren Wünschen und ihrem Profil dem Musikunterricht einen größeren Stellenwert einzuräumen. Bis zu 18 Wochenstunden stehen dafür zur Verfügung.
Eines macht abschließend die Antwort des Senats deutlich, die musikalische Bildung befindet sich bei Senator Rudolf Lange in den besten Händen.
(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Lachen bei Wilfried Buss SPD)
So wie Sie diese Aussage von mir, wie so häufig, zur Kenntnis nehmen dürfen, so nehmen wir auch die Antworten und die Fragen Ihrer Großen Anfrage zur Kenntnis und überweisen sie nicht an den Ausschuss.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Seit dem Regierungswechsel hat die Koalition durch viele Maßnahmen die Bedeutung der musikalischen Bildung betont und dazu auch unterstützende Maßnahmen ergriffen.
Wenn die SPD jetzt aktuell nachlassendes Interesse junger Menschen am Musizieren feststellt, dann muss sie sich natürlich in erster Linie fragen lassen, was sie in den vergangenen Jahrzehnten getan hat, um dieses zu verhindern. So etwas entsteht ja nicht schlagartig. Das wissen wir alle ganz genau.
(Beifall bei der FDP, der CDU und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive – Wilfried Buss SPD: Fragen Sie Herrn Müller-Sönksen!)
Die Fragenkomplexe der Großen Anfrage arbeiten alles ab, was in der Vergangenheit geschehen ist, aber eben auch das, was in der Vergangenheit, Frau Fiedler, nicht geschehen ist.
Ich will auf einige Bereiche der Anfrage eingehen. Mit einem Vorurteil will ich gleich zu Beginn aufräumen, dass nämlich an den Hamburger Schulen die Musik zu kurz käme. Ich habe sehr oft Gelegenheit, mich davon zu überzeugen, wie vielfältig die Leistungen sind, die von Chören, Musikgruppen und anderen an den Schulen gemacht werden. Und das sind keine – wie es manchmal heißt – Show-Nummern, sondern sie bezeugen, dass es an allen Schulen vielfältige und kontinuierliche musikalische Aktivitäten gibt. Dass Klavier, Geige und Flöte vielleicht nicht mehr so dominierend sind, ist nicht so schlimm. Ich würde sogar sagen, dass es heute mehr musizierende Jugendliche als in den Fünfziger-, aber auch in den Siebziger- und Achtzigerjahren gibt.
Die Sorge, die hier ausgedrückt wurde, dass in den Ganztagsschulen der Musikunterricht oder gar das Musizieren eingeschränkt werde, ist absolut unbegründet; das wissen Sie ganz genau, denn das Gegenteil ist der Fall. Die Ganztagsschulen bieten mehr Zeit für praktisches Musizieren. Die Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule, aber auch mit anderen Musikschulen und privaten Musikerziehern wird intensiviert werden. Auch der private Unterricht ist durch die Ganztagsschulen nicht gefährdet.
Richtig ist – das kam hier auch schon zum Ausdruck –, dass es nicht genügend ausgebildete Musikpädagogen gibt. Dieses Faktum ist seit Jahrzehnten bekannt und hat sicher auch seine Ursache in dem hohen Anspruch, den ein solches Studium stellt, aber auch in den vielfältigen Berufsmöglichkeiten, die sich nach Ende der Ausbildung für diese Menschen ergibt. Auf die Veränderungen im Studium, dieses zu verbessern, sind wir schon eingegangen.
Wir werden deshalb in Hamburg neben dem Studium auch die Qualifizierungsangebote für fachfremd unterrichtende Lehrkräfte verstärken, um insbesondere – da gebe ich Ihnen Recht – den Musikunterricht in der Grundschule in Umfang und Qualität zu sichern. Die Aktivitäten der Jugendmusikschule, die Chöre und Orchester an unseren Schulen und vieles mehr sind Belege für eine sehr lebendige Musikerziehung in Hamburg.
Wir werden darüber hinaus – das ist angesprochen worden – im kommenden Jahr in Kindergärten, in Vor- und Grundschulen ein Modellprojekt zur Frühförderung von Kindern beginnen, denn es ist unbestritten, dass frühkindliche Musikerziehung nicht nur Freude macht, sondern das Lernen insgesamt positiv beeinflusst. Wir wollen dabei natürlich die Eltern mit einbeziehen.
Musik ist nicht nur eine angenehme Entspannung von der heute von den Kindern schon geforderten Leistungsbereitschaft. Sie ist ein ganz wesentlicher Teil menschlichen Lebens, seiner Empfindungsfähigkeit, seines Wohlbefindens, seiner Lebensgestaltung, aber auch seiner Leistungsfähigkeit. Insofern danke ich ausdrücklich der SPDFraktion, dass sie uns hier Gelegenheit gegeben hat, die Hamburger Aktivitäten zusammenfassend darzustellen. Sie hat uns damit Gelegenheit gegeben, deutlich zu machen, dass Musikerziehung in unserer Politik auch zukünftig eine bedeutende Rolle spielen wird.
Über ein Musikorchester der Bürgerschaft, möglicherweise sogar unter Beteiligung des Senats, würde ich mich sehr freuen, denn ich bin als Senator für Bildung und Sport in meiner Jugend nicht nur im Handball tätig gewesen, ich habe auch mit viel Freude und mit viel Schwung fürs Leben Schlagzeug in einer Jazzband gespielt.
(Burkhardt Müller-Sönksen FDP: Herr Buss kann nur Pauke! – Gegenruf von Ekkehard Rumpf FDP: Triangel!)
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe schon immer zur Regierungskoalition gesagt, dass sie Herrn Lange nicht als Bildungssenator, sondern als Kultursenator hätten nehmen sollen. Dann wäre uns sowohl im Kultur- als auch im Schulbereich vieles erspart worden.