Protokoll der Sitzung vom 26.10.2005

(Klaus-Peter Hesse CDU: Den Jugendlichen schützen, Herr Maier!)

denn die Polizei in dieser Situation zu holen, hätte Krach mit der Skandalpresse bedeutet. Das haben Sie nicht riskiert, sondern lieber den Jugendlichen bloßgestellt.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Damit ist die Redezeit der Aktuellen Stunde aufgebraucht.

Wir kommen zum Tagesordnungspunkt 20 a, dem Bericht des Haushaltsausschusses zum Haushaltsplan 2005/ 2006: Sonderinvestitionsprogramm "Hamburg 2010", Realisierung des Projektes Elbphilharmonie, Einzelplan 1.1, Senat, Personalamt, Staatsarchiv, Kapitel 1100 Senat.

[Gemeinsamer Bericht des Haushaltsausschusses, des Kulturausschusses und des Stadtentwicklungsausschusses über die Drucksache 18/2570: Haushaltsplan 2005/2006 Sonderinvestitionsprogramm "Hamburg 2010" (SIP) "Realisierung des Projektes Elbphilharmonie" Einzelplan 1.1 "Senat, Personalamt, Staatsarchiv" Kapitel 1100 "Senat" (Senatsantrag) – Drucksache 18/3017 –]

Hierzu liegt Ihnen als Drucksache 18/3058 ein Antrag der SPD-Fraktion vor.

[Antrag der Fraktion der SPD: Drucksache 18/2570 "Realisierung des Projektes Elbphilharmonie" – Drucksache 18/3058 –]

Wer begehrt das Wort? Herr Rusche.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Mit der Drucksache 18/2570, die Ihnen allen vorliegt, beantragt der Senat die Freigabe von Planungsmitteln von insgesamt 17,5 Millionen Euro für die Realisierung der Elbphilharmonie und das soll durch eine Umschichtung im Haushalt passieren.

(Glocke)

Herr Rusche, es ist im Hause sehr laut, weil es immer noch Bewegungen gibt, nach draußen zu gehen. Vielleicht sollten Sie sich aber auch bemühen, etwas lauter zu reden. Das kann man dadurch erreichen, indem man das Mikrofon einfach höher stellt.

Vielen Dank. Ich kann natürlich auch sehr viel lauter sprechen.

Hinter dieser nüchternen, schlichten Mitteilung, die ich eben bekannt gegeben habe, verbirgt sich die Zielsetzung zum Bau eines Jahrhundertwerks in unserer Freien und Hansestadt; darum geht es nämlich heute.

(Beifall bei der CDU und bei Jens Kerstan und Dr. Willfried Maier, beide GAL)

Dieses Vorhaben wird in der Öffentlichkeit seit Monaten mit wachsender Spannung verfolgt und Hamburg ist plötzlich im Fokus der Kulturinteressierten in aller Welt und das in einer Phase, in der bei uns Einzelne noch die Frage stellen, ob ein solches neues Musikzentrum in Hamburg überhaupt gebraucht werde, ob es also einen Bedarf für diese Elbphilharmonie gäbe.

Christoph von Dohnanyi, einer der großen Dirigenten von Weltklasse, hat dazu in einer Expertenanhörung im August mit der geradezu klassischen Frage gekontert – ich darf das einmal zitieren:

"Ist ein Bedürfnis für so etwas da? … War ein Bedürfnis für die Neunte von Beethoven da? Eigentlich nicht. Aber sie war da. Und dann kam das Bedürfnis."

(Beifall bei der CDU)

Und die nächste Frage, die er gestellt hat – wunderbar schlicht, das muss sich jeder merken können –:

"War ein Bedürfnis für Coca-Cola da? Eigentlich nicht."

Aber als Coca-Cola auf dem Markt war, war es ein Riesenerfolg.

Ich gebe ja zu, dass wir es uns so einfach und schlicht nicht machen können. Wir haben es hier schon mit einem Problem zu tun, über das man gründlich nachdenken und reden sollte. Wir haben nämlich in Hamburg das Problem, jeder weiß es, dass die ehrwürdige und wunderschöne Laeiszhalle aufgrund ihrer baulichen und programmatischen Struktur leider nicht in der Lage ist, Hamburg auf dem Felde der Musik in die Champions League zu bringen, wenn wir es einmal so bezeichnen wollen. Und ein eigenes künstlerisches Profil konnte mit unserer schönen Laeiszhalle schon alleine deswegen nicht entwickelt werden, weil Eigenveranstaltungen, die dazu notwendig sind, bei uns in der Musikhalle einen verschwindend geringen Prozentsatz ausmachen. Sie liegen ungefähr bei 3 Prozent, 25 Prozent wären das Mindeste, um da ein Profil zu entwickeln.

Der langjährige, sehr erfolgreiche Geschäftsführer Stampa, dem wir bei der Gelegenheit viel Erfolg und Glück in Dortmund wünschen, hat immer darauf hingewiesen, dass das Fehlen eines großen Konzertsaals der wesentliche Grund dafür ist, warum Hamburg nicht zu den führenden Musikmetropolen in der Welt zählt.

Genau das aber ist das Ziel des Senats, Hamburg als internationale Musikstadt national und international im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und dadurch ihren Metropolcharakter zu stärken. Die Frage, ob Hamburg

eine Elbphilharmonie braucht, ist aus meiner Sicht eindeutig mit Ja zu beantworten.

(Beifall bei der CDU und bei Dr. Willfried Maier GAL)

Meine Damen und Herren! Mit dem Ihnen nun bekannten Entwurf der Architekten Herzog & de Meuron haben wir eine sehr gute Chance, dieses Ziel auch zu erreichen, denn man kann es gar nicht oft genug sagen: Dieser Entwurf ist schlichtweg sensationell.

(Beifall bei der CDU und bei Dr. Willfried Maier GAL)

Alle mir bekannten Urteile überschlagen sich geradezu vor Begeisterung. Von allen Seiten ist zu hören, dass die visionäre Kraft dieser genialen Idee schon jetzt internationale Aufmerksamkeit in der ganzen Welt hervorruft.

(Beifall bei der CDU)

Das Konzept mit dem großen Konzertsaal von ungefähr 2200 Plätzen und dem kleineren Saal mit ungefähr 600 Plätzen wirkt schon durch seine ungewöhnliche Konstruktion wie ein auf dem Kaispeicher aufgesetztes Zeltdach. Das unglaublich Faszinierende daran ist, dass unter diesem Zeltdach künftig Hamburgs höchst gelegener große Platz sein wird, von dem aus man einen unwahrscheinlichen Blick über den Hafen und ganz Hamburg haben wird.

An dieser Stelle, meine Damen und Herren, muss ich der Fairness halber einmal den Namen von Alexander Gérard nennen,

(Beifall bei Dr. Willfried Maier GAL)

denn er war es, der den Anstoß gab und seiner Initiative ist es letztendlich zu verdanken, dass es zu dem inzwischen weltweit bekannten Entwurf gekommen ist und nicht zu Unrecht hat er vom Architekturzentrum in Hamburg die Semper-Medaille verliehen bekommen. Dabei ist vom Vorstand dieses Architekturzentrums gesagt worden – das muss ich vorlesen –:

"… dass die Initiierung der Elbphilharmonie einer der größten Stadtentwicklungsimpulse für Hamburg in diesem Jahrhundert ist."

Das sagt alles.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD)

Die Elbphilharmonie auf dem Kaispeicher A – dort wird sie gebaut – hat an so exponierter Stelle am Eingang der HafenCity natürlich alle Chancen, unser neues Wahrzeichen zu werden. Alle Freunde des Michels – ich gehöre auch dazu – werden das hoffentlich nicht verübeln. Der Michel wird immer in unseren Herzen sein.

Die Elbphilharmonie wird jedenfalls das Flaggschiff der HafenCity sein und den Namen Hamburgs mit einer neuen Qualität in der ganzen Welt verbreiten helfen. Wie man den Eiffelturm mit Paris und den Big Ben mit London und das Brandenburger Tor mit Berlin verbindet, so wird man künftig die Elbphilharmonie überall in der Welt mit Hamburg identifizieren.

(Beifall bei der CDU und bei Dr. Mathias Petersen und Karin Timmermann, beide SPD)

Eines scheint mir auch ganz besonders wichtig zu sein, meine Damen und Herren: Ich bin mir ganz sicher, dass

die Elbphilharmonie, wenn sie denn einmal da ist, auch den Wirtschaftsstandort Hamburg stärken wird.

(Barbara Ahrons CDU: Aber sicher doch!)

Erst vor wenigen Tagen habe ich Gelegenheit gehabt, in der HafenCity mit einem Investor zu sprechen, der sich dort bereits engagiert hat. Der hat mir gesagt, bitte, bitte sorgt dafür, dass die Elbphilharmonie kommt, sie wird ein Magnet für die Investoren in aller Welt sein.

(Beifall bei der CDU)

Nun muss es unser aller Bemühen sein, dieses Haus auch zu einem Kristallisationspunkt für alle Hamburgerinnen und Hamburger zu machen. Die Elbphilharmonie soll erste Adresse werden, und zwar für alle Arten von Musikveranstaltungen und damit eben auch für alle Interessen und unterschiedliche Alters- und Bevölkerungsgruppen. Das scheint mir ganz wichtig zu sein. Deshalb muss auch der Auftrag an den künftigen Generalintendanten lauten, einen Programmmix zu schaffen, in der sich die Bevölkerung in ihrer Gesamtheit, aber auch mit ihren ganz speziellen Wünschen wiederfindet. Das hat natürlich Konsequenzen, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen soll. Es bedeutet nämlich extrem hohe Anforderungen an die baulichen, vor allen Dingen aber an die akustischen Modalitäten und hier, meine Damen und Herren, dürften die größten Schwierigkeiten liegen.

Nun ist mit dieser äußerst komplizierten Aufgabe der Japaner Yasushi Toyota beauftragt worden. Er gilt als der beste Akustiker, den es zurzeit in der Welt gibt. Da kann man allerdings den Verantwortlichen nur den dringenden Rat geben, dafür zu sorgen, dass der Akustiker die Architekten dominiert und nicht umgekehrt. Die Oper in Sydney zum Beispiel ist wegen ihrer Architektur so berühmt wie sie wegen ihrer schlechten Akustik gefürchtet ist. Genau das darf in Hamburg nicht passieren. Wir wollen hoffen, dass spätestens beim Eröffnungskonzert alle Zweifel beseitigt sind.

(Beifall bei der CDU und vereinzelt bei der SPD und der GAL)