Protokoll der Sitzung vom 09.11.2005

(Werner Dobritz SPD: Dann schaffen Sie sie doch!)

auch Sie von dieser Idee zu überzeugen, könnte aus der Verbindung zweier Publikumsmagneten, Aquarium und Planetarium, unter dem Dach des Science-Centers mit dem Schwerpunkt Planet Erde eine Institution mit schier

A C

B D

unerschöpflichem Potenzial erwachsen. Es könnte ein Kompetenzzentrum für Hamburg im Bereich der Wissenschaft, Kultur und Bildung entstehen, also ein Ort, an dem die Einbindung und Verbindung der Hafenstadt Hamburg in die Systeme von Flüssen, Meeren und der Atmosphäre in das erstaunliche Gefüge unseres Planeten und des Kosmos zum Erlebnis wird.

(Jan Quast SPD: Das ist Schwachsinn!)

Sie merken, ich bin davon überzeugt, dass der Plan vernünftig und tragfähig ist. Tragfähig auch in wirtschaftlicher Hinsicht, denn das Science-Center darf natürlich mit seinen Betriebskosten auf keinen Fall den ohnehin nicht gerade üppigen Kulturetat schmälern. Durch die Verbindung Planetarium und Science-Center aber können hier genau die Synergien gewonnen werden, die notwendig sind, um einen Betrieb der Einrichtung finanzierbar zu machen,

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Des Science-Centers!)

wobei wir jetzt bei den Zahlen angekommen sind. Eine wesentliche Voraussetzung für den derzeitigen Erfolg des Planetariums war die für insgesamt 10,6 Millionen Euro in den Jahren 2002 und 2003 vorgenommene Erneuerung. Von dieser Summe entfielen 6,2 Millionen Euro auf die Bau- und Baunebenkosten sowie 4,4 Millionen Euro auf den Hauptprojektor und die Medientechnik. Die Investitionen in den Bau waren dringend notwendig, um das Baudenkmal zu erhalten. Der Hauptprojektor und die Medientechnik können jedoch in das Science-Center im Überseequartier transferiert werden.

Nun zurück zum Wasserturm: Ich ganz persönlich kann mir dort eine ganze Reihe von Nachnutzungen vorstellen, am liebsten natürlich kulturelle, die an diesem besonderen Ort den Erfordernissen des Denkmals, aber auch den Erfordernissen des Stadtparks und des Stadtteils gerecht werden.

Da Sie alle mittlerweile meine Überzeugung kennen, dass die kulturelle Förderung von Kindern und Jugendlichen entscheidend für die Entwicklung unserer Gesellschaft ist, werden Sie sich nicht darüber wundern, dass ich mir beispielsweise ein Kinderkulturhaus im Wasserturm bestens vorstellen kann.

(Dr. Andrea Hilgers SPD: Das ist ja niedlich!)

Ein Kinderkulturhaus, das Freude für Sprache, Musik und Bewegung eröffnet und das gleichermaßen Sprachlabor, Literatursalon, musikalischer Tanzpalast, Töpferschmiede sowie Gewächshaus ist, also ein Kinderkulturhaus für das Ausprobieren, Erfahren und Entdecken, das zudem in wunderbarer Symbiose mit dem Stadtpark gedeihen könnte.

(Jenspeter Rosenfeldt SPD: Wie soll das denn ge- hen ohne Beleuchtung?)

Aber da es hier sicherlich noch viele andere Möglichkeiten gibt, könnte ich mir vorstellen, in Zusammenarbeit mit der hamburgischen Kulturstiftung einen Wettbewerb auszuloben, in welchem Ideen für die sinnvolle und denkmalgerechte Nachnutzung des Wasserturms gesucht werden.

Natürlich sollten wir auch sozusagen im Umkehrschluss noch einmal prüfen, ob das Science-Center ohne Verlagerung des Planetariums oder gemeinsam mit einer anderen bestehenden Einrichtung realisiert werden kann.

(Glocke)

Frau Senatorin, ich hatte gehofft, es tritt hier Besserung ein. – Zurzeit hat das Wort die Senatorin.

(Michael Neumann SPD: Die Rede wird nicht bes- ser!)

– Lieber Herr Neumann, Sie brauchen sich auch nur noch wenige Sätze anzuhören, aber ich würde mich freuen, wenn Sie zuhören würden.

Ich kann Ihnen zwar versichern, dass wir diese Prüfung von alternativen Möglichkeiten bereits in den vergangenen Monaten mit Nachdruck vorgenommen haben, wobei wir feststellen müssen, dass die Planetariumsverlagerung aus unserer Sicht die richtige Lösung ist, aber auch hier sind wir für gute Ideen offen.

(Gesine Dräger SPD: Seit wann wissen Sie das denn?)

Ich bitte Sie alle im Sinne des konstruktiven Miteinanders, welches über die Parteigrenzen hinweg in der Kulturpolitik schon häufig zu guten Lösungen geführt hat, auch in diesem Fall um Zusammenarbeit, um mit uns gemeinsam gute Ideen sowohl für die attraktive Gestaltung des neuen Science-Centers als auch für die Weiterentwicklung des Planetariums zu finden. – Vielen Dank.

(Gesine Dräger SPD: Seit Monaten wissen Sie das! – Beifall bei der CDU)

Das Wort bekommt Herr Dobritz.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! In den Fünfzigerjahren hat es einen Schauspieler gegeben, der nur drei Filme gedreht hat: "Giganten", "Jenseits von Eden" – jetzt wissen Sie, von wem ich rede – und der dritte Film hieß "...denn sie wissen nicht, was sie tun".

(Martina Gregersen GAL: Das hat er aber jetzt nicht verdient!)

Der Zufluchtsort von Judy und Jim in diesem Film ist im Übrigen ein Planetarium in Los Angeles, als der Verlauf der Geschichte sozusagen tragisch wird. Den tragischen Ausgang dieses Films will ich Ihnen ersparen, allerdings den tragischen Ausgang Ihrer Entscheidung, das Planetarium umzuverlagern, das erspare ich Ihnen nicht.

Ich sage Ihnen einmal als geborener Hamburger: Ihr geschichtsloses Handeln im Zusammenhang mit dem beliebten Planetarium im Hamburger Stadtpark trägt auch diesen Filmtitel. Ihre Handlungsweise läuft jeder Vernunft zuwider.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Der Architekturglanz der HafenCity macht leider Ihre Kreativlosigkeit und vor allen Dingen Ihre Investorenunterwürfigkeit immer sichtbarer.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Erst wird die Verpackung gekauft und dann nach dem Inhalt gesucht. Wir haben jetzt das zweite Anwendungsbeispiel.

Das erste war die HafenCity U-Bahn mit 255 Millionen Euro, egal, ob vom Bund oder aus dem Hamburger Haushalt. Das ist der schlechteste Kostennutzungsgrad einer ÖPNV-Anbindung in Deutschland seit 1949. Und warum? Weil es die Investoren so wollen!

Und genauso ist es hier beim Planetarium.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Sie reißen dem beliebten und lebendigen Stadtpark mit dem Planetarium das gesunde Herz aus dem Körper und legen es wirtschaftlichen Investoreninteressen zur eigenen Transplantation aufs Bett.

(Dietrich Rusche CDU: Nein, war das schön, rich- tig schön!)

Und das nur, weil diese Leute sagen, dass sich ansonsten die 800 Millionen Euro nicht rentierten. Und warum sind Sie so abhängig? Weil Sie sich entschieden haben, das Überseezentrum ausschließlich mit einem und nicht mit mehreren Investoren zu realisieren.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Ich fasse einmal alle kleinteiligen Argumente zusammen, Frau Senatorin, und bringe es auf einen Punkt.

(Lars Dietrich CDU: Sie gehen auf die Argumente ja nicht ein!)

Sie sagen: Die Nachfrage im Planetarium ist so groß, hier gibt es Warteschlangen. Mein Gott, ich wünsche mir in dieser Stadt, dass es bei jeder Kultureinrichtung Warteschlangen gibt. Dann sind wir erfolgreich. Warteschlangen sind Ausdruck von Erfolg.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Nun bin ich nicht so ein Weltbürger wie die CDU-Fraktion, die jährlich einmal in der Welt herumreist.

(Lars Dietrich CDU: Quatsch!)

Aber ein paar Kultureinrichtungen auf der Welt habe auch ich gesehen. Ich will Sie jetzt nicht mit allen belangen, aber beispielsweise in den Uffizien in Florenz haben Sie Warteschlangen von einem halben Tag. Nun stellen Sie sich einmal vor, Sie würden den Florentinern empfehlen, die Uffizien in Florenz zu verlagern, weil ein Investor sie für seine Investoreninteressen benötigt. Wissen Sie, was die Florentiner machen würden? Sie würden die Roten Brigaden wieder begründen.

(Beifall und Heiterkeit bei der SPD und der GAL)

Bei Ihrer Durchführung findet etwas statt, was ich als Einstieg der Privatisierung des Stadtparks bezeichne. Und hier sage ich Ihnen: Schauen Sie zum Schanzenpark und zu dem Dilemma, was uns 15 Jahre begleitet. Das werden Sie dann auch an dieser Stelle haben.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Ich möchte mich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Planetariums wenden. Lassen Sie sich bei Ihren verständlichen Wünschen nach besseren Arbeitsbedingungen nicht vor das planlose Handeln des Kultursenats spannen. Auch an dem heutigen Standort sind sachgerechte Arbeitsbedingungen zu realisieren, wenn man denn will.