Die Idee der gläsernen Bibliothek des 21. Jahrhunderts fasziniert mich ganz besonders. Jetzt am Standort Hühnerposten können die Hamburger und Touristen eben nicht sehen, was dort im Inneren passiert.
Gerade vor dem Hintergrund der Wissensgesellschaft finde ich es aber von großer Bedeutung, dass die Bibliothek als Teil des Stadtraumes erlebbar gemacht wird, dass zu sehen ist, wie dort die meist jungen Menschen lesen, recherchieren, denken und arbeiten.
Anspruch muss es sein, die Bibliothek als Teil der Stadt wahrzunehmen. Eine Bibliothek als Nutzung für den Domplatz ist aufgrund der Frequenz ebenfalls ideal und die anderen Nutzungen, die zur Debatte gestellt worden sind, passen meiner Meinung nach überhaupt nicht. Zurzeit besuchen rund eine Million Menschen die Zentralbibliothek, zumeist jüngere Menschen. Es ist schon ein toller Gedanke, wenn man weiß, dass diese Menschen und noch viele mehr zukünftig auf das Domgelände strömen werden,
dorthin, wo bis vor 200 Jahren die Domkirche stand, zu der übrigens auch schon damals eine Dombibliothek gehörte. Wo könnte eine Bibliothek besser angesiedelt sein als an der Stelle, an der Hamburg seinen Anfang nahm, an seiner Keimzelle, an der Stelle, von der sämtliche kulturellen Entwicklungen Hamburgs ihren Ausgang nahmen. Dort wieder Bildung, Kultur und Zukunft zusammenzuführen, ist historisch stimmig, betont durch ein prägnantes, unverwechselbares Gebäude.
Meine Damen und Herren! Fakt ist, dass Hamburg in den vergangenen Jahren wiederholt Mut zu neuer Architektur gehabt hat und dafür in der Planung oft kritisiert wurde, im Ergebnis aber stets Lob geerntet hat. Ich bin sicher, dass sich auch der Glasbau harmonisch einfügen wird und einen spannenden Kontext zwischen Tradition und Moderne garantieren wird.
Es hat gemeinsam, dass in beiden Fällen Politiker am Werk sind, die für die Identität stiftende Tradition dieser Stadt kein Gespür haben, blanke Technokraten der Macht.
Es gibt zwei Übel. Eins ist bezeichnet worden. Das erste Übel ist schon etwas pathologisch. Sie müssen unbedingt nach 44 Jahren Opposition nachweisen, dass auch Sie in dieser Stadt bauen können und das ist etwas sehr Triviales.
Das zweite Übel ist in der Tat das Grundübel – Frau Goetsch und andere haben es dargestellt, Herr Lieven auch –, die Finanzierung. Wenn Sie Investoren den Auftrag geben, für eine Refinanzierungskaltmiete von 8 Euro ein interessantes Bauwerk hinzusetzen, das gleichsam die Nutzung ermöglicht, die nicht merkantil ist, dann bekommen Sie dies raus. Ich finde, es ist unerträglich, dass der Senat selbst dort, wo er einziehen möchte, nämlich am Überseezentrum, 50 000 Quadratmeter für zehn bis zwanzig Jahre für eine Kaltmiete von 15 Euro vertraglich anmietet und hier will er nicht mehr als 8 Euro bezahlen. Das ist nicht in Ordnung.
Meine Damen und Herren! Dann muss dem Investor eine Lösung einfallen und die Lösung ist die, die Sie präsentieren. Ich sage mal salopp: Im Grunde ist das jetzt so gebaut für die Nachnutzung für Hennes & Mauritz oder Hertie, Damenober- oder -unterbekleidung. Das ist das Ziel und daran haben Sie gedacht.
Meine Damen und Herren! Dieses Projekt ist gescheitert. Wir werden nachher mit dem Antrag scheitern, aber Sie werden mit dem Projekt scheitern.
Was ist das Ergebnis? – Alle haben Schuld, nur dieser Senat nicht. Die Bürger haben Schuld, weil sie zu spät aufgewacht sind, die Architekten haben Schuld und natürlich das Parlament. Herr Senator Freytag hat das gesagt.
Ich sage Ihnen ganz klar: Diese Art und Weise, zum Parlament zu sagen, entweder ihr kommt zu diesen Bedingungen mit oder ihr bleibt zuhause, ist nackte Erpressung.
Meine Damen und Herren, Herr Senator Freytag! Zu spät aufgewacht, man hätte reden können. Als die erste Kritik nach der Entscheidung aus dem Bezirk Mitte kam, haben Sie sofort evoziert. Das war Ihr Angebot zum Gespräch.
Im Übrigen, meine Damen und Herren, wenn das Modell auf eine neue Finanzierungsgrundlage gestellt wird, dann sind 20 000 bis 25 000 BGF und damit rund 10 000 BGF weniger möglich.
Herr Abgeordneter, ich muss gerade den Chef der Senatskanzlei in Schutz nehmen. Vielen Dank. Fahren Sie bitte fort.
Wenn es eine neue Finanzierungsgrundlage gibt und der Senat sich entscheidet, dieses Projekt alleine zu realisieren, dann ist auf diesem Gelände nicht nur interessante Architektur, sondern auch ein Gebäude mit 8000 bis 10 000 Bruttogeschossfläche weniger möglich und wir kommen alle unter, weil dann nämlich nach der Nutzung gebaut wird, die auch gewünscht ist.
Meine Damen und Herren! Schon heute lästern – ich habe das schon einmal an anderer Stelle gesagt – die Hamburger über dieses Projekt und dieses Ergebnis. Das ist traurig und erinnert mich auch an eine Entwicklung, die man erlebt hat und die man sich dann später genüsslich hat darstellen lassen. Sie kennen dieses berühmte Gebäude in Ostberlin Unter den Linden, worüber die Bürger später gesagt haben "Erichs Lampenladen". Ich sage Ihnen eines: Wenn die Bürger das eines Tages "Oles Lampenladen" nennen, dann haben Sie die Schuld.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Dobritz, ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass dieser Entwurf, über den Sie eben hergezogen sind, nicht vom Hamburger Senat stammt, sondern der Entwurf eines der international renommiertesten Architektenbüros ist. Ich finde, es ist eine Unverschämtheit, dass Sie renommierte Architekten in der Hamburger Bürgerschaft beleidigen. Das finde ich nicht in Ordnung.
Es geht hier doch nicht um unseren persönlichen Geschmack, sondern darum, dass wir zulassen, in unserer Stadt moderne Architektur zu diskutieren und dann müssen wir auch akzeptieren, dass es unterschiedliche Positionen gibt. Wir müssen auch akzeptieren, dass es kontroverse Entwürfe eines renommierten Architekturbüros, wie Auer + Weber, für den Domplatz gibt. Diese Architekten haben bedeutende, preisgekrönte Bauwerke realisiert. Sie können sich hier nicht hinstellen und diese fach
lich hoch qualifizierten Baumeister, die nicht für Senatspolitik verantwortlich sind, in dieser Weise abqualifizieren. Das ist Kleinstadtniveau, meine Damen und Herren.
Herr Lieven, Ihre Argumentation, man könne doch dieses Projekt nicht mit dem Centre Pompidou oder dem Guggenheim Museum in Bilbao vergleichen, ist nicht nachzuvollziehen. Als diese Projekte gebaut werden sollten, sind genau Kritiker wie Sie aufgestanden und haben gesagt, das könne man doch nicht mit internationaler Architektur vergleichen, das muss auf jeden Fall als für den Ort unpassend verhindert werden. Und, meine Damen und Herren, als in Hamburg das Kontorhausviertel gebaut wurde, als das Chilehaus gebaut wurde, gab es massive öffentliche Kritik. Sie können doch nicht sagen, dass das Chilehaus zu den architektonischen Peinlichkeiten der Stadt gehört,