Als Sie erfuhren, dass Sie zum Hamburger Ehrenbürger ernannt würden, soll es Ihnen nur für einen kurzen Moment die Sprache verschlagen haben – wohlgemerkt für einen kurzen Moment – und dann wandten Sie sich wieder Ihrer choreografischen Arbeit zu. Für diese Arbeit und für Ihre Verdienste als Botschaft unserer Hansestadt werden Sie heute zum Ehrenbürger unserer Stadt ernannt.
Als Choreograf sind Sie weltweit begehrt. Die Welt ist Ihnen vertraut und sie vertraut Ihrem künstlerischen Credo. Als Heimat haben Sie sich jedoch immer wieder für Hamburg oder richtiger für das "Hamburg Ballett" entschieden. Ihr künstlerisches Wirken hat unsere Stadt seit 34 Spielzeiten geprägt durch Ihre enorme Schaffenskraft, die sich durch Exzellenz und Wagnis auszeichnet. Vom "Wunder Neumeier" wurde oft gesprochen. Sie haben mit Ihren Interpretationen und Choreografien ganz neue Wege beschritten. Sie haben sich für die Akzeptanz des Tanzes eingesetzt und gekämpft und tun es heute noch. Sie waren der Erste, der einen Betriebsdirektor hatte – heute eine Betriebsdirektorin – und Sie hatten sich durch das Engagement von Ballettdramaturgen geholfen, die Sparte der Ballettdramaturgie zu etablieren und Sie sind selbst zum Ballettintendanten berufen worden – alles sehr unüblich und richtungsweisend in der Welt des Tanzes.
Sie haben mit den Werken, wie der "Matthäus-Passion", dem "Sommernachtstraum", dem "Tod in Venedig" – meine persönliche Lieblingsinszenierung –, weltweit sowohl den Künstlerinnen und Künstlern, als auch dem Publikum Augen und Herz geöffnet. Ganz besonders haben Sie mit dem "Messias" am Ende des letzten Jahrtausends und dem "Nijinsky" zu Beginn des neuen Jahrtausends dem Aufbruch und der Idee und der Kreativität ein Zeichen gesetzt.
Sie haben im Ballettbereich bereits geschafft, was wir uns für die Hansestadt im klassischen Musik- und Konzertbereich noch wünschen und fördern wollen, zum Beispiel auch durch den Bau der Elbphilharmonie, dass Hamburg zu einer kulturellen Metropole von weltweiter Bedeutung werde. Als Heimat des "Neumeier Balletts" und des Ballettzentrums als Ausbildungsstätte genießt Hamburg jetzt schon weltweite Anerkennung.
Die John-Neumeier-Stiftung – das ist schon erwähnt worden, als vierte Rednerin gibt es vieles, was man wiederholen und noch einmal betonen könnte – ist natürlich
eine ganz besondere. Das ist eine einzigartige Sammlung und wir sind natürlich sehr gespannt auf das künftige Ballettmuseum und wollen das sicherlich auch gerne unterstützen.
ist schrecklich. Ich weiß nicht, wie es sein wird, irgendwann müde zu werden. Ich wünsche mir, dass die Intensität bleibt."
So sind Sie nicht nur in der Welt der schönen Künste zu Hause, sondern auch – ich möchte das an dieser Stelle noch einmal betonen – Ihr Engagement für die, die Hilfe und Förderung brauchen oder die schwer krank sind, ist ganz exzellent sowie Ihr Engagement bei "Hamburg Leuchtfeuer" und dem Förderverein zur Unterstützung des Universitären Herzzentrums. Als Pädagogin und Lehrerin möchte ich dann auch noch einmal betonen, dass Sie beim "Focus on YOUth", das Sie ins Leben gerufen haben, ein gemeinsames Tanzprojekt, wo Sie phantastisch mit den Schülerinnen etwas erreicht haben, nicht nur begeisterte Zuschauer für diese wunderbare Aufführung, sondern auch, dass die meisten Kinder das erste Mal in ihrem Leben eine Staatsoper von innen gesehen haben. Diese wochenlangen harten Proben waren wichtig für den gegenseitigen Respekt, für die Wertschätzung durch die Profis und die Disziplin, die diese Arbeit erforderte. Ein Schüler sagte, der Applaus ist das Beste. Das ist sicherlich im übertragenen Sinne zu verstehen, denn Applaus haben viele dieser Kinder in ihrem Leben oftmals recht wenig bekommen.
Sehr geehrter Herr Neumeier, Truman Capote schreibt wehmütig in einer seiner schönsten Erzählungen, dass das Leben uns trennen kann.
Das stimmt für Sie wohl nicht mehr. Sie sind, wie wir hoffen, zu Hause in Hamburg angekommen. Wir schätzen Sie, wir schätzen unseren John Neumeier, das Publikum verehrt Sie, wir sind auf Ihr Wirken und Ihre Freundschaft stolz und wir brauchen Sie. Bitte, seien Sie zu Hause und bleiben Sie und wir in Hamburg bleiben dann auch bei Ihnen. Herzlichen Glückwunsch auch im Namen meiner Fraktion.
Wer möchte dem Antrag des Senates folgen und zustimmen, dass Herrn Professor John Neumeier das Ehrenbürgerrecht der Freien und Hansestadt Hamburg verliehen wird? – Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Das ist somit einstimmig beschlossen worden.
Meine Damen und Herren! Senat und Bürgerschaft bitten die geladenen Gäste zum anschließenden Festakt in den Großen Festsaal unseres Rathauses. Die Sitzung ist geschlossen.