und dabei spielt hier die Vorbereitung auf eine duale Berufsausbildung eine besondere Rolle. Dieser Unterschied, der den unterschiedlichen Anlagen und Interessen der Schüler Rechnung trägt, sollte wieder stärker herausgearbeitet werden. Das würde auch und gerade die Stadtteilschulen stärken.
Zweitens: Wir sehen in den vergangenen Jahren in Hamburg einen gefährlichen Trend zu immer heterogeneren Lerngruppen. Die Auflösung des dreigliedrigen Systems und die Einführung des ZweiSäulen-Modells aus Stadtteilschule und Gymnasium haben dazu beigetragen, aber auch die Entwicklungen durch Inklusion und der Flüchtlingsbeschulung kommen natürlich hinzu. Gefährlich ist der Trend deshalb, weil eine umso heterogener zusammengesetzte Lerngruppe einen umso stärker binnendifferenzierten Unterricht fordert, um den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Schüler gerecht zu werden. Plastisch ausgedrückt, durch diese forcierte Binnendifferenzierung werden Verhältnisse im Klassenzimmer geschaffen, wie sie früher in einer kleinen Volksschule auf dem Land gang und gäbe waren, wo ein Lehrer in einem Raum ein paar Schüler der fünften, der sechsten, der siebten und der achten Klasse unterrichten musste und entsprechend wenig seine Aufmerksamkeit dem einzelnen Schüler widmen konnte. Das hat seine Grenzen, und ich bin der festen Überzeugung, dass mit dem hohen personellen und materiellen Aufwand, der dazu in Hamburg betrieben wird, in homogeneren Lerngruppen deutlich größere Lernerfolge erreicht werden könnten.
Deshalb haben wir in den vergangenen Jahren immer für mehr äußere Differenzierung plädiert und dazu konkrete Vorschläge unterbreitet.
Exemplarisch hierzu unsere beiden Anträge zur Einführung von Leistungszentren oder zur Einführung auch von Aufnahmetests an den Gymnasien. Auch über getrennte Klassen beziehungsweise Zweige an Stadtteilschulen sollte man nachden
Das ist hierzulande ein Tabu, aber auch darüber lohnt es nachzudenken, ob es im Interesse der Schüler, und das sollte immer an oberster Stelle stehen,
nicht sinnvoller ist als die heute bewusst gewollte größtmögliche Heterogenität. Denn homogenere Lerngruppen erreicht man letztlich nur mit einer Steuerung der Schüler auf die einzelnen Schulformen. Damit würden Schüler mit ähnlichen Leistungspotenzialen an den Stadtteilschulen einerseits und an den Gymnasien andererseits lernen, und davon würden sowohl die leistungsstarken wie die leistungsschwächeren Schüler beide profitieren.
Drittens: Unter diesen Voraussetzungen sprechen unseres Erachtens gute Gründe für die Wiedereinführung von G9 an den Gymnasien als Option. Dazu mehr in der zweiten Runde. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin zutiefst überzeugt, dass der Schulfrieden Hamburgs Schulen sehr gut getan hat. Jahrelang nämlich hat die Schulstrukturdebatte uns in der Schulpolitik, aber auch die Kolleginnen und Kollegen, die Elternschaft gespalten und gelähmt. Viele wichtige Fragen konnten nicht oder nur halbherzig entschieden werden, weil man sich über die Zukunft des Schulsystems nicht einig war.
Erst der 2010 beschlossene Schulfrieden eröffnete uns eine große Chance. Wir hatten die Kraft und auch die Verlässlichkeit, die anstehenden Herausforderungen anzunehmen. Ich will vier kurz nennen.
Hamburg wächst, jedes Jahr steigt die Schülerzahl. Hamburgs Schulgebäude waren marode, zu klein und genügten nicht mehr den modernen Ansprüchen. Hamburgs Schüler lernten nachweislich deutlich weniger als Schüler anderer Bundesländer, und unsere Stadt wandelt sich. Wir brauchen mehr Betreuungsangebote am Nachmittag. Wir brauchten und brauchen auch mehr gemeinsame Lernzeit und Freizeit, damit Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Kulturkreisen zu Freunden werden, zu guten Hamburgerinnen und Hamburgern. Diese Herausforderungen konnten wir annehmen dank des beschlossenen Schulfriedens,
denn er garantierte uns eine verlässliche, eine klare Schulstruktur, die sich nicht morgen wieder komplett ändern würde. Und unsere Antwort war, auf 10 Prozent mehr Schüler 30 Prozent mehr Pädagogen an den Schulen und sage und schreibe 130 Prozent mehr Investitionen in den Schulbau. Ich finde, wir haben aus dieser Chance auch etwas gemacht.
Das gilt zum Beispiel für unsere Schulbauoffensive für schönere Schulen. Die Investitionen waren jahrelang bei rund 150 Millionen Euro, wir stehen jetzt durchschnittlich bei 360 Millionen Euro, ja, in den nächsten beiden Schuljahren. 900 Millionen Euro in nur zwei Jahren, für 2019 und 2020, deutlich mehr, als die Elbphilharmonie gekostet hat. Wir konnten damit zahlreiche Schulen sanieren, modernisieren, vergrößern, und schöner sind sie dabei auch geworden, 20 Schulgebäude haben Architekturpreise bekommen. Ich finde, das ist ein Beispiel dafür, was gelingen kann, wenn man sich Mühe gibt, wenn man viel Geld hat, aber wenn man auch eine verlässliche Schulstruktur hat. Dieses Schulbauprogramm ist, glaube ich, bundesweit einzigartig.
Der Schulfriede war auch die Grundlage für den Ausbau der Ganztagsschulen. Wir erinnern uns, 2011 hatten ein Viertel aller Grund- und Stadtteilschulen Ganztagsangebote. Nur vier Jahre später waren es 100 Prozent. Hamburg hat damit schon jetzt als einziges Bundesland das für ganz Deutschland erst 2025 angestrebte Ziel erreicht, jedem Grundschulkind einen Betreuungsplatz anzubieten. Und die Abstimmung mit den Füßen haben wir klar gewonnen, 83 Prozent der Grundschüler kommen und nehmen gern und freiwillig am Ganztag teil. Auch das war nur möglich, weil wir wussten, wo wir investieren konnten, und dafür auch die Kraft hatten.
Und drittens: Auch beim Lernen sind wir weit vorangekommen. Erstmals haben wir nämlich die Zeit gefunden, uns nicht permanent mit anderen Schulstrukturen zu beschäftigen, sondern genau auf die Qualität zu gucken, zu schauen, wie sich der Lernstand jedes einzelnen Schülers entwickelt, wie sich die Qualität jeder Schule einzeln entwickelt. Wir haben vieles eingeführt, kostenloser Nachhilfeunterricht, mehr Deutsch- und Matheunterricht, besserer Deutsch- und Matheunterricht und mehr Lehrerinnen und Lehrer. Die brauchen wir für guten Unterricht. Die zusätzlichen Lehrkräfte, die wir eingestellt haben, wären in dieser Zahl gar nicht nötig gewesen, um das Wachstum der Schülerzahlen abzufedern. Allein über 1 000 Stellen sind ausschließlich eingesetzt worden, um die Schulklas
Auch das zeigt, was möglich ist, wenn wir uns wirklich auf das Richtige konzentrieren können. Und ich ergänze, die Erfolge sind da. Sie können noch besser werden, da haben alle hier im Haus recht. Aber die wichtigsten Lernstandsuntersuchungen, die IQB-Studien der Kultusministerkonferenz bescheinigen Hamburgs Schülern erstmals erhebliche Verbesserungen in allen Kernfächern. Hamburg machte von allen Bundesländern die mit Abstand größten Fortschritte. Und ich will gar nicht mich immer nur zitieren, ich mache es nur sehr knapp: "Frankfurter Allgemeine Zeitung", 11. August 2018, Überschrift – halbe Seite:
"Warum gelingt an der Elbe, was bei den anderen beiden Stadtstaaten in weiter Ferne zu liegen scheint, wie Hamburg seine Leistungen im Bildungswesen merklich steigern konnte?"
"Lange Zeit landeten die Stadtstaaten bei Schulvergleichen ganz hinten. Doch nun klettert Hamburg im Ranking nach oben. Was ist passiert?"
Und dann zuletzt darf Hamburg nicht fehlen. In diesem Fall bitte ich die Lokalzeitung um Vergebung und zitiere "Die Zeit" vom 18. Oktober:
"Schlechte Ergebnisse im Lesen und Rechnen – eine neue Studie zeigt, Deutschlands Grundschulen stürzen ab. Nur die Hansestadt verbessert sich. Was andere Bundesländer jetzt von Hamburg lernen können."
Die Grundlage dieser und künftiger Erfolge ist ein engagierter Senat, viel Geld für Bildung und der Schulfriede. Dieser Friede war uns bisher heilig. Ich wünsche mir, dass das so bleibt. Wenn jetzt eine G8/G9-Debatte geführt wird, gefährdet sie diesen Frieden, denn die Einführung von G9 an den Gymnasien ist nicht nur eine tief greifende Veränderung, die die Gymnasien lange Zeit durchrütteln und beanspruchen wird. Wir müssten an allen Schulen Umbauten vornehmen, mehrere 100 Millionen Euro investieren, Lehrpläne anpassen und so weiter. Das ist schwierig, unnötig, aber zur Not vielleicht noch zu handeln.