Protokoll der Sitzung vom 03.02.2000

Der Präsident der Arbeitgeberverbände Herr Dr. Hundt, der gerade in Schwerin war, fand dafür die Worte, dass die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern auf der Stotterbremse steht und Schlangenlinien fährt.

(Harry Glawe, CDU: Da hat er Recht.)

Im Einzelnen sieht dies nun wie folgt aus und da will ich einmal diese klare Haltung versuchen darzustellen. Sie können mich gerne korrigieren, wenn Sie es anders sehen:

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Erstens, und das meinen Sie wahrscheinlich: Die Koalitionsvereinbarung von SPD und PDS aus dem Jahr 1998 sagt nein zum Transrapid.

(Beifall Angelika Gramkow, PDS – Peter Ritter, PDS: Das meine ich.)

Zweitens. Der Umweltminister Professor Methling wollte sogar eine Normenkontrollklage gegen das Transrapidgesetz anstrengen, ist aber dann, wenn ich richtig informiert bin, im Kabinett gestoppt worden.

Drittens. Als zum Ende des Jahres 1999 über den Wegfall des Haltepunktes in Schwerin aus Kostengründen diskutiert wurde, gab es einen Aufschrei von zwei SPDAbgeordneten, und das wegen eines Projektes, zu dem die Koalitionsvereinbarung klar nein sagt.

(Claus Gerloff, SPD: Das sind doch zwei Paar Schuhe. – Zuruf von Heike Lorenz, PDS)

Im Übrigen, Herr Gerloff, wenn man das jetzt konsequent macht, dann müssten Sie ja nur weinen, wenn Sie die Koalitionsvereinbarung durchlesen.

(Zurufe von Angelika Gramkow, PDS, und Peter Ritter, PDS)

Viertens. Der Wirtschaftsminister des Landes fordert nachdrücklich mit seinen ostdeutschen Amtskollegen den Bau der Transrapidstrecke Hamburg–Berlin mit der Begründung, die Magnetschwebebahn sei für die Region unverzichtbar. Und ich glaube, der gehört ja wohl auch zur Koalition.

Fünftens. Der Ministerpräsident kämpft mit seinen norddeutschen Amtskollegen für einen Beschluss, der da ungefähr so lautet, ich musste es aus der Presse entnehmen: Die Mittel für die Transrapidstrecke sollen auf jeden Fall im Norden verbaut werden. Ich vermute mal, das ist nun die beschworene neue Einheit der Ministerpräsidenten des Nordens, nach dem Motto: Alle machen mit, aber jeder, was er will. Denn jeder versteht darunter natürlich etwas anderes: Die Frau Simonis versteht darunter wahrscheinlich die Querung über den Fehmarnbelt,

(Jörg Vierkant, CDU: Richtig.)

der Hamburger Regierungschef Herr Runde vermutlich den Transrapid und der Ministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern vielleicht die A 20 und die Rügenanbindung.

(Harry Glawe, CDU: Wenn überhaupt.)

Was ist denn nun solch ein Beschluss, meine Damen und Herren, bei Licht besehen wirklich wert?

Meine Damen und Herren, wie wir am Beispiel des Airbus-Projektes in Rostock erfahren mussten, kann das Land Mecklenburg-Vorpommern nicht so sehr auf die besondere Zuneigung der Bundesregierung hoffen.

(Reinhardt Thomas, CDU: Wen wundert das?!)

Wenn es aber nun ein Projekt gibt, das gesetzlich fixiert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern geführt werden soll, dann meine ich doch, dass man wenigstens auch angesichts der Dimension der in Rede stehenden Infrastrukturleistungen, hauptsächlich Bauleistungen,

(Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

ein klares Bekenntnis zu diesem Projekt erwarten darf.

(Angelika Gramkow, PDS: Nein.)

Meine Damen und Herren, gerade angesichts des dramatischen Abstiegs der Bauwirtschaft – und da haben wir ja noch einiges zu erwarten – fordern wir zum wiederholten Male ein Überdenken der Aussagen im Koalitionsvertrag und ein Hinwenden zum Transrapid.

(Heike Lorenz, PDS: Zu dem Renommierprojekt.)

Und ich will gleich noch einmal zwei Argumente aufnehmen. Es wurde immer gesagt, wir wollen kein eigenes Geld in die Hand nehmen. Das ist nie gefordert worden. Frau Gramkow, da komme ich auf Ihren Einwand zurück, ich habe nie gesagt, dass Mecklenburg-Vorpommern dafür Bürgschaften übernehmen soll.

(Angelika Gramkow, PDS: Ich eben auch nicht.)

Da kann man auch glaubhaft rüberbringen, dass es vielleicht in Mecklenburg-Vorpommern etwas schwieriger ist, Bürgschaften in die Hand zu nehmen, als meinetwegen in Hessen.

(Angelika Gramkow, PDS: Ein Glück!)

Das kann man vielleicht rüberbringen. Deswegen meine ich, trotzdem wäre wenigstens ein verbales Bekenntnis zum Transrapid möglich.

Dann wurde immer gesagt, es ist doch wichtig, das Transrapidgeld für andere Projekte in Mecklenburg-Vorpommern einzusetzen. Ich habe im November gelesen, das stand im „Focus“, aber auch hier in der Schweriner Zeitung, dass Herr Bundesfinanzminister Eichel ganz klar gesagt hat: Wenn das Ding nicht stattfindet, bleibt das Geld in der Bundeskasse. Das ist doch ganz klar.

(Angelika Gramkow, PDS: Vielleicht sind wir uns darüber einig, dass das Steuergelder sind.)

Man kann doch nicht ernsthaft behaupten, …

Natürlich sind es Steuergelder.

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

… dass hier dann eventuell Mittel für andere Projekte zur Verfügung stehen.

Herr Ministerpräsident, wir wollen versuchen, Sie mit unserem Antrag noch einmal zu bewegen, sich in dieser Sache positiv zu betätigen, mit Ihren Kollegen für dieses Projekt zu werben.

(Heike Lorenz, PDS: Ach!)

Und nun will ich auch ganz klipp und klar sagen: Wenn Sie eventuell darauf hoffen, dass die Sache sich mit dem kommenden Sonnabend mehr oder weniger erübrigt haben könnte – da findet ein wahrscheinlich entscheidendes Gespräch beim Bundesverkehrsminister statt –,

(Angelika Gramkow, PDS: Ja.)

wenn zum Beispiel eventuell eine andere Strecke ins Auge gefasst würde,

(Zuruf von Peter Ritter, PDS)

wenn der Transrapid eventuell sogar mit deutschem Geld im Ausland gebaut würde oder wenn er tatsächlich auf das Abstellgleis gerät, dann, meine Damen und Herren, spätestens dann wird deutlich, welchen unrühmlichen Anteil diese Landesregierung

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

und auch Sie persönlich als Ministerpräsident an einer solchen für Mecklenburg-Vorpommern verhängnisvollen Entwicklung haben. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Danke schön, Herr Seidel.

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 30 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist es so beschlossen.

Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Ministerpräsident Herr Dr. Ringstorff.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!