(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Aber, Herr Glawe, was denken Sie, was Frau Bunge alles in der Hand hat. – Glocke der Vizepräsidentin)
Ich sage auch, der eine Tag, den Sie pro Woche für Demenzkranke einräumen, sie in Tageskliniken unterzubringen, der ist eigentlich viel zu kurz gegriffen.
(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Na ja, jeder huldigt so seinen. Sie huldigen Herrn Seite, wir huldigen Herrn Schröder.)
Es gibt andere Modelle, ich verweise auf Amerika. Schauen Sie dorthin! Dort kann man die Tage zusammen
legen, da kann man manchmal sieben Tage oder auch vierzehn Tage eine Entlastung bringen für die Pflegenden in der Häuslichkeit.
Immerhin werden 80 Prozent aller Demenzkranken – und das ist eigentlich vorbildlich – in der Häuslichkeit betreut, denn es ist eine nicht zu unterschätzende Tätigkeit für den Angehörigen.
In der Großfamilie ist das ja vor 40 Jahren noch absolut üblich gewesen. Heute, wissen wir, haben sich der Arbeitsmarkt und damit auch die Bedingungen geändert. Die Wohnräume stehen in der Weise nicht zur Verfügung. Damit sind mehr Probleme verbunden.
Noch mal zu Ihrer Ziffer 3, Herr Rißmann. Also wenn Sie davon reden, dass Sie Tageskliniken haben wollen, dann müssen Sie natürlich auch Nachtkliniken fordern. Soviel nur zu der Ausgewogenheit Ihres Antrages. Sie haben wahrscheinlich noch nie mit Demenzkranken zu tun gehabt. Sie wissen nicht, dass gerade Demenzkranke die Nacht zum Tag machen, dass die Verwirrtheit in besonderer Weise in der Nacht auftritt, dass damit die Familie häufig überlastet ist, oftmals die pflegende Ehefrau oder der pflegende Ehemann, der auch in einem Alter bei 70 oder 80 Jahren ist, das nicht immer leisten kann. Deswegen, meine ich schon, muss man in besonderer Weise auch über Nachtkliniken und über Nacht- und Tagesangebote nachdenken, denn das ist eine Aufgabe, der wir uns intensiv zuwenden müssen, meine Damen und Herren. Und im Übrigen, was Sie sich dann noch leisten bei Punkt 1, dass Sie unseren Punkt 10 zum Selbsthilfeangebot für Demenzkranke einfach vorn reinschreiben und meinen, dieser wäre dann übrig, das halten wir schon gelinde gesagt für ein Stück aus dem Tollhaus.
Meine Damen und Herren, Selbsthilfeangebote für Demenzkranke sollten ausgebaut und entsprechend gefördert werden.
und jetzt plötzlich haben Sie es schon wieder vergessen. Also ich meine schon, Sie haben ein relatives Kurzzeitgedächtnis,
das Altzeitgedächtnis scheint nicht da zu sein. Das zeichnet aber oftmals Demenzkranke aus. Vielleicht nähern Sie sich dann diesen noch ein wenig an.
Meine Damen und Herren, wichtig ist, dass wir uns darüber einig sind, dass Demenzkranken in MecklenburgVorpommern eine höhere Aufmerksamkeit gewidmet wird, wir dafür sorgen, dass wir Tages- und Nachtange
bote, ambulante wie stationäre Angebote brauchen sowie die Rehabilitation. Das ist ein ganz wichtiges Element, denn auch Reha ist bei Demenzkranken durchaus in der einen oder anderen Phase nötig, denn es geht letzten Endes darum, das tägliche Leben zu organisieren und wieder zu erlernen oder zumindest so zu gestalten, dass die Fähigkeiten sehr lange erhalten bleiben.
Und wenn wir uns darauf verständigen können, dann kann ich mich mit einer Überweisung beider Anträge durchaus einverstanden erklären. – Danke schön.
Herr Glawe, ich betrachte es erst mal als eine unziemliche Entgleisung, wenn Sie in Ihre Rede einbauen, dass wir gegebenenfalls hier demenzkrank wären. Ich denke, das ist unangebracht, dass wir uns auf dieses Niveau einer politischen Auseinandersetzung begeben.
Wissen Sie, ich habe mich gestern namens der Fraktion sehr echauffiert über Ihre Blockadehaltung zum Thema „Armuts- und Reichtumsberichterstattung“. Heute bin ich hier angetreten, weil ich gern Ihren Antrag würdigen möchte. Das ist ein Anliegen, das wir im Grundsatz unterstützen, es ist ein vernünftiger Antrag. Es ist ein Antrag, der von der Gruppe „Geriatrie“ des Deutschen Ärztetages bereits vor Jahren mit den Forderungen, die Sie als Einzelpunkte haben, gestellt wurde.
Gleichwohl hat der Antrag, meinen wir – und deswegen gibt es ja auch den Änderungsantrag dazu –, seine Schwächen. Er geht nicht auf die vorhandenen Initiativen und Maßnahmen ein, deshalb auch eine veränderte Präambel. Zum anderen ist es so, dass er mit seinen Einzelpunkten den integrativen Gedanken, der so notwendig ist, die Vernetzung von Hilfeleistung, unterbelichtet, und er ist, mit Verlaub gesagt, zu kliniklastig. Wenn man nämlich diese Intention, die Sie weiterverfolgen, zu Ende denkt in letzter Konsequenz, brauchen wir zwölf oder noch mehr Kliniken im Neubau hier in unserem Land. Das ist nicht unsere Überlegung, deshalb eine andere Wichtung in dem Antrag, deshalb also auch der Änderungsantrag. Nichtsdestotrotz, wir wollen im Interesse der Betroffenen heute hier einen Beschluss und keine Überweisung, denn ich denke, dass die vorliegenden Anträge, dass der Änderungsantrag auf Ihrem aufbauend die Reife hat, damit wir ihn verabschieden können.
Wir wollen uns also per Beschluss verhalten. Einige Gründe, warum wir uns verhalten wollen, aus Sicht der PDS in Thesenform:
Erstens. Der Bedarf an Hilfe für Demenzkranke wächst aufgrund der Zunahme an Erkrankungen. Herr Dr. König hat darauf hingewiesen, Erscheinungen der Demenz, wie
Persönlichkeitsverlust, Rückzugserscheinungen, Depressionen, Gedächtnisverlust, Abnahme des Denkvermögens, zuweilen auch Aggressionen, stehen im Zusammenhang ganz direkt mit dem Älterwerden. Experten von der Fachhochschule Neubrandenburg haben mir vor einigen Tagen gesagt, dass davon auszugehen sei, dass etwa 5 Prozent aller 65-Jährigen und etwa 35 bis 40 Prozent aller 90-Jährigen und älter, somit also 14.500 bis 20.000 Personen, in unserem Land betroffen sind. Durch den Wandel der Altersstruktur wird sich der Versorgungsbedarf erheblich erhöhen. Das Institut für Gesundheitssystemforschung Kiel hat aufgrund empirischer Daten ermittelt, dass in den nächsten Jahren mit einer Zunahme auf diesem Gebiet von 60 Prozent zu rechnen sei, was heißen würde, dass die Anzahl der Betroffenen etwa 25.000 bis 30.000 im Land betragen könnte.
Zweite These: Bessere Hilfe für Demenzkranke erhöht die Lebensqualität. Herr Glawe, Sie selbst sagten es, Demenz verursacht große psychische und physische Belastungen für Patienten, Familienangehörige und Betreuungspersonen. Bessere Hilfe heißt aus unserer Sicht mehr Lebenszufriedenheit der Betroffenen sowie Entlastung der pflegenden Personen. Gerade Ehepartner, fast immer selbst hochbetagt, sind hoher emotionaler sowie gesteigerter physischer und finanzieller Belastung ausgesetzt. Umso mehr sind Bewältigungsstrategien zu entwickeln, die das familiäre Bezugssystem stärken und Belastungssituationen für Betroffene und Angehörige reduzieren.
Unsere dritte These: Bessere Hilfen für Demenzkranke heißt, die Tagespflege zu stärken. Hier setzt der Änderungsantrag an. Tagespflege ist Ergänzung der häuslichen Pflege. Vier Fünftel, auch das sagten Sie, Herr Glawe, aller Demenzkranker, werden in Familie und in der Tagespflege betreut. Unter Stärkung der Tagespflege verstehen wir unter anderem:
Vierte These: Eine bessere Hilfe für Demenzkranke bedarf eines integrativen Konzeptes und unter einem integrativen Ansatz verstehen wir unter anderem:
stabile Kooperationsbeziehungen aller auf dem Gebiet der Betreuung von Demenzkranken wirkenden Akteure,