Protokoll der Sitzung vom 31.01.2001

Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur 52. Sitzung des Landtages. Ich stelle fest, dass der Landtag ordnungsgemäß einberufen wurde und beschlussfähig ist. Die Sitzung ist eröffnet. Die Tagesordnung der heutigen Sitzung liegt Ihnen vor.

Nach Paragraph 5 Absatz 2 unserer Geschäftsordnung benenne ich für die heutige und morgige Sitzung den Abgeordneten Friedbert Grams zum Schriftführer.

(Zurufe aus dem Plenum: Oh!)

Meine Damen und Herren, bevor wir in die Tagesordnung eintreten, gestatten Sie mir noch zwei Hinweise: Die Beratung des Antrages der Fraktion der CDU auf Drucksache 3/1823 zum Tagesordnungspunkt 5 b) der heutigen Landtagssitzung entfällt, da der Antrag zurückgezogen wurde. Zwischenzeitlich liegt Ihnen auf Drucksache 3/1867 ein Änderungsantrag der Fraktion der CDU zum Tagesordnungspunkt 5 a) vor.

Meine Damen und Herren, es liegen Ihnen folgende Anträge zur Aufnahme in die Tagesordnung vor:

1. Antrag der Fraktion der CDU – Pläne der Bundesregierung zur Strukturreform der Bundeswehr, Drucksache 3/1864

2. Antrag der Fraktionen der SPD und PDS – Geplante Schließungen von Bundeswehrstandorten in Mecklenburg-Vorpommern, Drucksache 3/1868

Der Ältestenrat empfiehlt, die Tagesordnung um die Beratung beider Anträge zu erweitern. Bei Zustimmung über die Aufsetzung beider Anträge empfiehlt der Ältestenrat weiterhin, beide Vorlagen in verbundener Aussprache als Zusatztagesordnungspunkt 1 am Schluss der morgigen Sitzung zu beraten. Sind Sie mit dieser Erweiterung der Tagesordnung und der vorgeschlagenen Behandlung einverstanden?

(Handzeichen von Abgeordneten der SPD, CDU und PDS)

So viel wollte ich gar nicht von Ihnen haben! Ich wollte nur gucken, ob Sie etwas dagegen haben, ob es Widerspruch gibt. Aber Ihre Handzeichen interpretiere ich so, dass Sie dem zustimmen. Dann ist das mit der erforderlichen Mehrheit so beschlossen.

Von der Fraktion der CDU liegt Ihnen auf Drucksache 3/1865 ein weiterer Antrag zum Thema „Bewirtschaftungserlass der Finanzministerin“ vor. Auf Wunsch der Antragsteller soll die Tagesordnung auch um diesen Antrag erweitert werden. Nach Paragraph 40 Absatz 3 unserer Geschäftsordnung kann diese Vorlage beraten werden, wenn zwei Drittel der Mitglieder des Landtages die Dringlichkeit bejahen. Zugleich muss über die Einreihung in die Tagesordnung beschlossen werden.

Das Wort wünscht der Abgeordnete Herr Riemann. Bitte sehr, Herr Riemann.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte namens der CDU-Fraktion den Dringlichkeitsantrag „Bewirtschaftungserlass der Finanzministerin“ auf der Drucksache 3/1865 einbringen.

„Der Landtag möge beschließen:

Die Finanzministerin hat soeben einen Bewirtschaftungserlass mit der Zielsetzung in Kraft gesetzt, bei den

sächlichen Verwaltungsausgaben und den Zuweisungen und Zuschüssen in einer Gesamthöhe von 2 % Einsparungen gegenüber dem beschlossenen Landeshaushalt für das Jahr 2001 vorzunehmen.

Vor diesem Hintergrund erklärt der Landtag:

1. Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern erklärt sein Unverständnis darüber, dass die Landesregierung keine vier Wochen nach Beginn des Haushaltsjahres Maßnahmen zur Haushaltsbewirtschaftung ergreift und den Landtag und seine Ausschüsse hierzu nicht offiziell in Kenntnis setzt.

2. Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern erwartet eine sofortige Aufklärung seitens der Landesregierung hinsichtlich Begründung, Vorhersehbarkeit, Zielsetzung, Zeithorizont und Auswirkungen der Maßnahmen. Dabei ist insbesondere auf folgende Aspekte einzugehen:

a) Wie ist der Begriff der „Dispositionsreserve“ zu verstehen, die laut der Pressemitteilung Nr. 04/01 vom 16.01.2001 des Finanzministeriums geschaffen werden soll?

b) Trifft es zu, dass dieser Bewirtschaftungserlass sich in Form einer allgemeinen Verfügungsbeschränkung niederschlägt?

c) Wie steht diese Maßnahme im Verhältnis zu den Darlegungen des Finanzministeriums gegenüber dem Parlament im Rahmen der Etatberatungen 2001, dass insbesondere bei den sächlichen Verwaltungsausgaben kein Spielraum im Sinne von Einsparungen bzw. zur Deckung anderer Ausgaben vorhanden ist und dass sämtliche Deckungsvorschläge aus dem Bereich der Zuweisungen und Zuschüsse der Fraktion der CDU abgelehnt wurden?

d) Welche Ministerien sind von den Maßnahmen in welcher Höhe betroffen?

e) Warum wurden weder Landtag noch Finanzausschuss über die Notwendigkeit der Maßnahmen in Kenntnis gesetzt?

f) Plant die Landesregierung darüber hinaus weitere Maßnahmen?

g) Worauf gründen sich die fehlenden EU-Einnahmen in Höhe von rd. 100 Mio. DM, wann werden diese verbucht werden können?“

(Andreas Bluhm, PDS: Da hätte man eine Kleine Anfrage stellen können!)

„h) Wie wurde die sich daraus ergebende Unterdeckung finanziert?

i) Seit wann liegen der Landesregierung die entsprechenden Erkenntnisse vor, die einen Bewirtschaftungserlass begründen würden?

j) Plant die Landesregierung, in 2001 einen Nachtragshaushalt vorzulegen?

3. Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern fordert die Landesregierung angesichts des Umstandes, dass es offenkundig nicht gelungen ist, für einen Zeitraum von wenigen Wochen seit der Verabschiedung des Landeshaushalts 2001 durch das Parlament Planungssicherheit zu gewährleisten, auf, von ihren Planungen

Abstand zu nehmen, für die Haushaltsjahre 2002 und 2003 einen Entwurf für einen Doppelhaushalt vorzulegen.“

(Angelika Gramkow, PDS: Das fällt aus.)

„Begründung:“

Vor wenigen Wochen hat uns die Finanzministerin eine Punktplanung für das Haushaltsjahr 2000 versprochen. Es handelt sich darum um eine grobe Missachtung des Landtages, „dass unmittelbar nach Verabschiedung durch das Parlament und Beginn des Haushaltsjahres auf Grund aktueller Entwicklungen auf der Einnahmeseite, die auch schon zum Zeitpunkt der Haushaltsberatungen dem Finanzministerium bekannt oder für dieses zumindest absehbar gewesen sein müssen,“

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist eine Unterstellung!)

„Bewirtschaftungsmaßnahmen für den Haushalt durch die Finanzministerin eingeleitet werden. Daher erscheint es dringlich geboten, dass die Landesregierung unverzüglich über ihre Maßnahme und die Folgen berichtet. Angesichts der zeitlichen Enge zwischen Beginn des Haushaltsjahres 2001 und den ergriffenen Maßnahmen wird deutlich, dass die Landesregierung überfordert ist, finanzpolitisch längere Zeiträume zu erfassen und zur Handlungsgrundlage zu machen. Daher ist es nicht vernünftig, einen Doppelhaushalt für die Jahre 2002/2003 vorzulegen.“ – Danke.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Angelika Gramkow, PDS: Der liegt Ihnen im Magen, was?! – Heiterkeit bei Dr. Gerhard Bartels, PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Das werden wir erst mal sehen, wer Ihnen im Magen liegen wird. Ihnen und den Kommunen wird er im Magen liegen! – Angelika Gramkow, PDS: Das werden wir erst noch sehen!)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Dankert von der SPD-Fraktion. Bitte sehr.

Meine Damen und Herren von der CDU-Fraktion! Ihr Antrag ist nicht fristgerecht eingereicht worden, deswegen soll er heute als dringlich bewertet werden. Dafür sehen wir natürlich keinen Grund,

(Unruhe und Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist doch wohl …!)

beim besten Willen nicht!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Die Koalitionsfraktionen halten die Bewirtschaftungsvorgabe der Finanzministerin für richtig, für angemessen und verantwortungsbewusst.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS)

Wir fühlen uns auch nicht übergangen,

(Harry Glawe, CDU: Nein, natürlich nicht.)

denn die Ausführung des Haushaltsplanes ist – und das sollte Ihnen bekannt sein – Sache der Exekutive. Mir scheint, Sie wollen jetzt auch noch die Verwaltungstätigkeit selbst übernehmen.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Das ist notwendig. – Angelika Gramkow, PDS: Das Chaos wäre zu groß.)

Zu Ihrem Hauptvorwurf, dass die Maßnahmen so kurz nach der Verabschiedung des Haushaltes überraschend kommen, kann ich nur sagen, ich bin nicht überrascht, denn seit der Verabschiedung des Haushaltes sind wichtige neue Erkenntnisse aufgetreten.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Lutz Brauer, CDU)