Worin liegt denn nun das Problem? Das erste Problem liegt darin, dass wir Bedarfs- und Mangelfächer haben. Wir haben Disproportionen in diesem Personalkörper. Was die Bedarfs- und Mangelfächer sind, das haben wir Ihnen bei der Beantwortung der Kleinen Anfragen, die allen Abgeordneten vorliegen, mitgeteilt. Und auf diesen Mangelfächern liegen die Schwerpunkte der Weiterbildung. Zum anderen, meine sehr verehrten Damen und Herren, ergibt sich das Problem einer zunehmenden Überalterung. Der Altersdurchschnitt betrug 1997 44,1 Jahre, 1998 43,8 und 1999 44,3 Jahre. Das ist natürlich für einen gesunden Altersaufbau in einer Berufsgruppe, die sehr hart arbeiten muss und hohe verantwortungsvolle Aufgaben hat, keine gute Zusammensetzung. Nun frage ich mich: Wer trägt denn aber zunächst die Verantwortung? Wer trägt die Verantwortung dafür, dass der Personalkörper altersmäßig so zusammengesetzt ist?
Bei der Sozialauswahl, die erfolgen muss, das wissen Sie ja, waren nicht die älteren Jahrgänge betroffen. Das ist also der eine Punkt.
die uns heute zu schaffen macht, nämlich in der Unterrichtsqualität. Das ist der Kahlschlag in der Stundentafel, der behoben werden muss. Das wissen Sie auch.
Wir haben also eine Überalterung. Wir müssen versuchen, den Einstellungskorridor, den wir haben, mit jungen Lehrerinnen und Lehrern zu besetzen,
Das ist schwierig. Wir haben nicht zu wenig Lehramtsstudenten. An den Universitäten studieren gegenwärtig 2.165 Studenten, die ein Lehramt anstreben, auch in den Fächern, die wir nötig haben. Aber wir haben wenig junge qualifizierte Absolventen, die nach dem Abschluss der Referendarzeit eine Tätigkeit in unserem Bundesland aufnehmen wollen.
(Harry Glawe, CDU: Na sagen Sie doch mal, sagen Sie doch mal! – Wolfgang Riemann, CDU: Dann müssen wir das ändern, wenn wir das wissen.)
Das liegt vor allen Dingen daran, dass die alten Bundesländer, die alle über einen akuten Lehrermangel verfügen, Wettbewerbsbedingungen bieten, denen wir gar nicht nachkommen können.
(Harry Glawe, CDU: Also die Rahmenbe- dingungen stimmen hier nicht, ne? Genau! Die Rahmenbedingungen haben wir nicht.)
Wenn ich mich mit Referendaren unterhalte, dann sagen die mir: Uns gefällt das hier sehr gut in diesem Land,
(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja. – Harry Glawe, CDU: Und wer hat jetzt das Sagen, Herr Minister? Wer hat jetzt das Sagen?)
(Unruhe bei Sylvia Bretschneider, SPD, und Dr. Ulrich Born, CDU – Harry Glawe, CDU: Wer hat das Sagen? Wer hat das Sagen?)
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Angelika Gramkow, PDS: Richtig. Länder, die das jetzt einführen, folgen einem absoluten Leidensdruck, den sie haben. (Angelika Gramkow, PDS: Nicht den eigenen Zopf abschneiden!)
Das ist das eine. Zum Zweiten ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, um die wir uns alle bemühen müssen,
und zwar, eine Angleichung der Gehälter im öffentlichen Dienst an das Niveau der Bundesrepublik insgesamt herbeizuführen.
(Harry Glawe, CDU: Aber insbesondere sind die Regierenden dazu in der Verantwortung. Sie müssen sich mal am Kabinettstisch etwas mehr durchsetzen. – Dr. Berndt Seite, CDU: Richtig.)
und nicht, dass dieses Land unsympathisch ist und die Schulen schlecht wären. So sieht das aus. Wir haben also bekannte Gründe, aber wir haben keine vergleichbaren Bedingungen zu bieten. Damit müssen wir zunächst leben und damit können wir zunächst auch noch leben. Aber wenn der Leidensdruck größer wird, dann müssen auch wir uns etwas einfallen lassen,
Aber das wäre zusammen mit den Partnern, die wir haben, mit den gewerkschaftlichen Partnern, mit den Lehrervertretern, zu vereinbaren.
Die Opposition hat vor kurzem die Erarbeitung eines Personalentwicklungskonzeptes für Lehrer angemahnt. Wir haben uns hier im Landtag dazu positioniert. Wir haben ein Personalentwicklungskonzept für Lehrer – das ist das Lehrerpersonalkonzept. Es wird, meine sehr verehrten Damen und Herren, ständig überarbeitet und es werden bei dieser Überarbeitung auch die Gesichtspunkte berücksichtigt, die wichtig sind, um das zu erreichen, was wir nötig haben, nämlich auch die Absicherung von Bedarfsfächern. Es wird überarbeitet unter dem Gesichtspunkt, attraktivere arbeitsvertragliche Regelungen, Anreize für die Fort- und Weiterbildung sowie Perspektiven für die Beendigung von Teilzeit zu schaffen. Das sind die Gegenstände, zu denen wir uns mit den Partnern des Lehrerpersonalkonzeptes in Beratung begeben werden oder befinden. Und sie werden in neue Verhandlungen münden, um die sich einige der Partner schon bemüht haben.
Wir sind froh, dass wir dieses Lehrerpersonalkonzept haben, was natürlich auch Nachteile hat, denn Solidarität wird nicht immer geschätzt. Und die in der Weise geübte
Solidarität ist auch nicht in jedem Falle stimulierend, setzt nicht immer ausreichend Anreize. Aber ich glaube, wir sind besser dran als die Lehrerinnen und Lehrer in Thüringen. Es liegen Presseinformationen vor, wonach in der nächsten Zeit weitere 1.118 Vollzeitpädagogenstellen durch Bedarfskündigungen aus dem Lehrerbestand eingespart werden müssen. Das ist eine herbe Situation und ich bin mir sicher, dass wir hier auf der besseren Seite sind.
Es stimmt nicht, ich glaube, es stimmt absolut nicht, dass das Lehrerpersonalkonzept junge Lehrer davon abschreckt, bei uns ein Beschäftigungsverhältnis aufzunehmen. Ich sehe es eher so, dass fortgesetzte Kündigungen in Ländern, in denen dieses Konzept nicht besteht, so viel Unsicherheiten schaffen, dass junge Leute davon abgeschreckt werden, überhaupt ein Beschäftigungsverhältnis einzugehen, weil sie auch unter den Bedingungen der Sozialauswahl von Kündigungen bedroht sein können.
Nun zu den punktuellen, also an einzelnen Schulen kurzfristig auftretenden, gelegentlich lang andauernden und in jedem Falle operativ zu lösenden Problemen, die vor allem durch Krankheit – das sind 56 Prozent der Fälle, in denen Unterricht zur Vertretung anfällt – bedingt sind und wo Abhilfe geschaffen werden muss. Bei 862 allgemein bildenden Schulen im Land, die wir jetzt haben, entstehen diese Probleme fast täglich. Und wenn Sie auf dieser Grundlage Aktuelle Stunden veranstalten wollen, dann können wir bei jeder Landtagssitzung eine solche Stunde vorsehen. Ich wäre nebenbei gesagt nicht traurig,
weniger über den Anlass, aber darüber, dass wir uns hier dann regelmäßig über die Schulpolitik unterhalten würden.