Protokoll der Sitzung vom 05.04.2001

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!

Herr Glawe, zur Wahrheit gehört auch – vielleicht haben Sie das nicht zur Kenntnis genommen –, dass Herr Holter vor ungefähr 14 Tagen im Bundestag gesprochen hat, und zwar zur Arbeitsmarktsituation im Land MecklenburgVorpommern,

(Martin Brick, CDU: Donnerwetter! – Harry Glawe, CDU: Donnerwetter! Und einen Brief hat er auch geschrieben! – Zuruf von Dr. Christian Beckmann, CDU)

und er hat deutlich gemacht, dass wir in MecklenburgVorpommern und insbesondere auch die ostdeutschen Länder andere Arbeitsmarktprogramme brauchen als in den Altbundesländern

(Beifall bei Abgeordneten der PDS)

und das, was im Moment läuft, überhaupt nicht geeignet ist, um hier im Land Mecklenburg-Vorpommern etwas zu verändern. Sie sollten nicht immer so tun, als wenn diese Landesregierung nichts tut.

(Harry Glawe, CDU: Er fährt auch zu Riester, steht hier drin. Er fährt auch zu Riester. – Dr. Armin Jäger, CDU: Donnerwetter!)

Was Sie in den vergangenen Jahren gemacht haben,

(Harry Glawe, CDU: Zwei Millionen für mehr Programme aufgesetzt. – Martin Brick, CDU: Das ist zum Lachen.)

das werde ich Ihnen noch kurzfristig erzählen.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Sie haben ganz genau gewusst, dass wir demographische Entwicklungen haben und dass wir auf der zweiten Schwelle Probleme bekommen in Bezug auf die Arbeitslosigkeit.

(Martin Brick, CDU: 2 Millionen!)

Sie haben konzeptionell überhaupt nichts gemacht.

(Harry Glawe, CDU: Sie sollen Arbeitsplätze schaffen, Sie sollen Strukturen schaffen, Sie sollen den Arbeitsmarkt verbessern.)

Sie haben gewartet nach dem Motto, der Markt wird es regeln.

(Harry Glawe, CDU: Sie werden sowieso ab- gewählt. – Zurufe von Dr. Armin Jäger, CDU, und Monty Schädel, PDS)

„Die CDU polemisiert auf dem Rücken der Jugendlichen.“,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ach, ja!)

dieser Satz stammt nicht von mir, leider. Nein, das war die Überschrift einer Pressemitteilung des Geschäftsführers der Vereinigung der Unternehmerverbände, Herrn Trepte.

(Torsten Koplin, PDS: Hört, hört!)

Damit reagierte er auf die Äußerungen der CDU-Landesvorsitzenden, Frau Steffie Schnoor, in Bezug auf die Arbeit des Bündnisses für Arbeit. Recht hat er und nichts anderes verfolgen Sie, meine Damen und Herren von der CDU, mit Ihrem Antrag heute.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Oh Gott! Ich kann es nicht mehr hören!)

Weiter heißt es: „Dass die CDU keine eigenen Konzepte vorlegen kann,“

(Harry Glawe, CDU: Ja, ja.)

„hat Frau Schnoor in ihrer eigenen so genannten Zukunftsoffensive deutlich gemacht.“ Eigentlich ist dem nichts hinzuzufügen, aber so einfach will ich es Ihnen und auch uns nicht machen. Die Arbeitslosigkeit, insbesondere in den neuen Bundesländern, hat sich weiter verfestigt.

(Zuruf von Martin Brick, CDU)

Nachhaltige Erfolge sind leider nicht zu vermelden. Dazu kommt, dass die Bundesregierung die Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik gekürzt hat mit der Folge, dass in unserem Land weniger Geld für die aktive Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung steht. In den Verwaltungsausschüssen wurde beschlossen – übrigens auch mit Stimmen der CDU, die ja auch im Verwaltungsausschuss der

Arbeitsämter sitzt –, dass diese Kürzungen zu Lasten von ABM durchgeführt werden.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Was sagt sie denn immer über CDU-Leute? – Zuruf von Martin Brick, CDU)

ABM-Stellen werden zurückgefahren mit der Folge, dass Erwerbslose keine Arbeit finden und die soziokulturelle Infrastruktur in unserem Land zu zerbrechen droht. Dazu kommt, dass immer mehr Jugendliche von Arbeitslosigkeit betroffen sind und unser Land verlassen, wie auch in anderen neuen Bundesländern. Gleichzeitig werden die Betroffenen beschimpft, sollen neue Wege zur Erhöhung des Anreizes gefunden werden frei nach dem Motto: „Zuckerbrot und Peitsche“. Diese Kampagne wird dann leider auch noch vom Ministerpräsidenten unseres Landes unterstützt,

(Wolfgang Riemann, CDU: Hört, hört!)

wohlwissend, dass wir das Arbeitsplatzdefizit haben, dass immer weniger Erwerbslose …

(Wolfgang Riemann, CDU: Es ist doch auch Ihr Ministerpräsident! Den tragen Sie doch wohl mit!)

Aber wir kritisieren das auch.

(Wolfgang Riemann, CDU: Na, Sie tragen ihn doch wohl mit!)

Was haben Sie früher immer getan,

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU und PDS – Glocke der Vizepräsidentin)

als Herr Seite hier und draußen gesagt hat, dass unsere Jugendlichen das Land verlassen sollen,

(Beifall Peter Ritter, PDS)

und als er in Amerika gesagt hat „Bodensatz“? Wir kritisieren es wenigstens noch.

(Peter Ritter, PDS: Als Herr Seite vom „Bodensatz“ gesprochen hat, hat Herr Rehberg nicht protestiert. – Zurufe von Harry Glawe, CDU, und Dr. Arthur König, CDU)

Das haben Sie sich ja niemals gewagt.

(Wolfgang Riemann, CDU: „Arbeit her!“ haben Sie gerufen.)

… wohlwissend, dass wir ein Arbeitsplatzdefizit haben …

(Wolfgang Riemann, CDU: Wohl ein sehr breit angelegtes Beschäftigungsprogramm!)

Wollen Sie zum Problem reden oder wollen Sie sich jetzt hier irgendwie ausspucken?

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Ich kann warten.

(Dr. Gerhard Bartels, PDS: Das richtige Wort hast du dich nicht getraut zu sagen, was?!)