Protokoll der Sitzung vom 24.09.2001

Seit dem Sommer steht Mecklenburg-Vorpommern in den Schlagzeilen. Es sind leider keine guten Schlagzeilen:

(Zuruf von Ute Schildt, SPD)

Vetternwirtschaft, Parteienfilz und Genossenklüngel. Auch das haben allein Sie zu verantworten.

(Zuruf von Caterina Muth, PDS)

Das ist die freie Presse, die das schreibt. Sie ist nicht von irgendjemandem gleichgeschaltet, von uns schon gar nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zurufe von Volker Schlotmann, SPD, Gerd Böttger, PDS, und Angelika Gramkow, PDS)

Sie gehen in Selbstmitleid davon aus, dass Sie ein Opfer einer Kampagne seien und Sie nach der BerlinWahl wieder Ruhe haben werden. Ich muss Ihnen diese Hoffnung nehmen.

(Zurufe von Dr. Klaus-Michael Körner, SPD, und Ute Schildt, SPD)

Sie haben nicht nur die Arbeitsmarktpolitik dermaßen gegen die Wand gefahren, dass es zweifellos zum Jahresende zum Crash kommen wird, Sie haben sich darüber hinaus in zahlreiche Widersprüche verstrickt, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie Sie da herauskommen wollen.

Am 30. August diesen Jahres – Sie haben es angesprochen – hatten Sie knapp vier Stunden lang Gelegenheit, vor den zuständigen Ausschüssen des Landtages zu den gegen Sie erhobenen Vorwürfen Stellung zu nehmen.

(Götz Kreuzer, PDS: Das hat er auch gemacht.)

Unmittelbar nach der Sitzung habe ich namens meiner Fraktion öffentlich erklärt, dass es Ihnen nicht gelungen sei,

(Götz Kreuzer, PDS: Aber da gab es welche, die haben es nicht verstanden.)

auch nur einen der gegen Sie in den Medien erhobenen Vorwürfe zu entkräften.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Na ja, Sie haben die Ohren zugemacht, Herr Born. Was man nicht hören will, das hört man nicht.)

Leider, leider haben Sie das bis zum heutigen Tag nicht vermocht.

(Barbara Borchardt, PDS: Deswegen hat er eine Auszeit genommen, weil er nicht mehr weiterwusste.)

Vielmehr kommen alle paar Tage neue Einzelheiten ans Tageslicht. Sie können ja gar nicht so schnell nachlesen, wie die Vorwürfe immer wieder hervorkommen.

(Unruhe bei Dr. Arnold Schoenenburg, PDS – Barbara Borchardt, PDS: Schaffen Sie es nicht mehr?)

Lesen Sie doch die Zeitung von heute!

(Angelika Gramkow, PDS: Da steht doch aber nur dasselbe drin wie vor acht Wochen.)

Es werden gegen Sie in den Medien ständig neue Anschuldigungen erhoben.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Was lesen Sie denn?)

Das Einzige, was zu Ihren Gunsten in den letzten Wochen zu vernehmen war,

(Reinhardt Thomas, CDU: Alles nur Kampagne.)

war eine Pauschalaussage des Ministerpräsidenten, dass er Ihnen vertraue und es keine Veranlassung zu irgendwelchen Beanstandungen gäbe.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Damit stand und steht der Ministerpräsident allerdings weit und breit allein auf weiter Flur.

(Heiterkeit bei Angelika Gramkow, PDS – Barbara Borchardt, PDS: Das stimmt aber nicht. – Zuruf von Dr. Arnold Schoenenburg, PDS)

Nein, Herr Minister Holter, es lässt sich leider nichts daran rütteln, Ihre Glaubwürdigkeit ist zutiefst erschüttert.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Harry Glawe, CDU: So ist das.)

Der Dschungel, durch den man sich pflügen muss, erfordert es, wenigstens einige der wesentlichen skandalträchtigen Vorgänge, die Sie persönlich und niemand anders, ich sage es noch einmal, zu verantworten haben, hier noch einmal in Erinnerung zu rufen.

Ich komme zur Firma SBW:

Die familiären Konstellationen haben den Vorwürfen den Namen „Ehefrauenaffäre“ gegeben. Sie haben es trotz frühzeitiger deutlicher Warnungen – wenn der heutige „Spiegel“-Artikel auch nur ansatzweise richtig berichtet,

(Andreas Bluhm, PDS: Wenn!)

hatte Sie der Präsident des Landesrechnungshofes Tanneberg bereits 1999 eindringlich gewarnt, die Vergabe von Fördergeldern an ein Unternehmen, in dem die Ministergattin und die Frau des Staatssekretärs tätig sind, sei hoch problematisch – nicht für nötig befunden, tätig zu werden. Sie selbst sollen dem Bericht zufolge allerdings zugesagt haben, sich um die Angelegenheit zu kümmern.

(Unruhe bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Harry Glawe, CDU: Ja, hat er auch gemacht.)

(Wolfgang Riemann, CDU: Die Zuschüsse stiegen. – Reinhardt Thomas, CDU: Hat er gemacht! Hat er gemacht! – Reinhard Dankert, SPD: Das haben wir alles gelesen. Das brauchen wir nicht noch einmal.)

Doch, Herr Minister, was haben Sie tatsächlich unternommen?

(Zurufe von Volker Schlotmann, SPD, und Dr. Arnold Schoenenburg, PDS)

Schlicht, solange die Angelegenheit nicht öffentlich ruchbar wurde, rein gar nichts.

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Ach, irgendwelche Behauptungen werden hier aufgestellt und lautstark vorgetragen. – Zuruf von Reinhardt Thomas, CDU)

Noch im Juli diesen Jahres, also zwei Jahre später, haben Sie es immer noch für völlig normal empfunden,

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Herr Born!)

dass das Unternehmen der Frau Ihres Staatssekretärs zu den Fördermittelempfängern gehört,

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Na, das ist doch normal.)

die mit nicht unerheblichen Beträgen bedacht werden. Auch dass Ihre Frau in der gleichen Firma arbeitet –

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Ja, sagen Sie mal!)

alles völlig normal,

(Dr. Arnold Schoenenburg, PDS: Soll er sie nicht fördern?)