Protokoll der Sitzung vom 27.06.2002

(Dr. Ulrich Born, CDU: Doch, doch, im Wirtschaftsausschuss haben wir das einstimmig beschlossen.)

Sie blieben dabei, nicht auf Aussagen zu verzichten,

(Dr. Ulrich Born, CDU: Im Wirtschaftsausschuss haben wir einen einstimmigen Beschluss gefasst.)

auf die Sie bei gutem Willen hätten auch verzichten können, Herr Born. Wir hätten verzichten können zum Beispiel auf Ihre Problematik Einführung des Schulfaches Wirtschaft an Stelle von AWT. Wir hätten verzichten können auf Zeugniskopfnoten oder das Eintragen der Tage in Zeugnisse, wo Schülerinnen und Schüler entschuldigt oder unentschuldigt fehlen. Darüber hätten wir doch debattieren können, hier und an anderer Stelle.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Herr Ritter, im Wirtschaftsausschuss hat es einen ein- stimmigen Beschluss gegeben. Da haben Ihre Kollegen alles für richtig empfunden.)

Aber es ist doch völlig klar, dass das nicht passiert ist.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch dass wir diesen Antrag überwiesen haben, war doch deutliches Zeichen dafür, dass wir gewillt sind, an dem Antrag gemeinsam mit Ihnen zu arbeiten. Das, was dann passiert ist, ist hier schon dargestellt worden – die Tragödie dieses Antrages oder seine Odyssee. Es erfolgte übrigens zunächst eine Anhörung, auf die Herr Jäger schon verwiesen hat. Und in der Anhörung ist vor allem deutlich geworden die Haltlosigkeit vieler Ihrer repressiven Verlangen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das sahen die Angehörten ganz anders.)

Dazu haben Sie allerdings nichts gesagt. Und was hat die CDU in den Ausschussberatungen getan, und zwar nicht nur im Innenausschuss, den Wirtschaftsausschuss mal ausgenommen, weil wir uns dort auch intensiv mit dieser Problematik beschäftigt haben? Es ist eigentlich nichts passiert in den Ausschüssen seitens der CDU.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das stimmt doch gar nicht.)

Sie haben uns am Text arbeiten lassen, an Ihrem eigenen Antrag,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nein!)

und haben sich aufs Nörgeln beschränkt, genau so, wie Sie das heute wieder gemacht haben.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und so liegt doch der Schluss vollkommen nahe, dass die CDU ihren Antrag selber nicht ernst meinte.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Doch! – Dr. Armin Jäger, CDU: Doch, Herr Ritter!)

Diesen Eindruck haben Sie immer noch nicht ausgeräumt. Dann entstand daraus das Missgeschick, dass wir in zwei mitberatenden Ausschüssen, in gutem Willen, aus dem CDU-Antrag noch etwas zu machen, die Grenzen der Geschäftsordnung überschritten haben, indem wir Texte eingebracht haben, die dem Anliegen der entsprechenden vorstehenden CDU-Texte nicht entsprachen. Das ist klar. Und so kam es dann in den betroffenen Ausschüssen nur zu der Mitteilung, das Ganze halt, und wir standen vor der gleichen Situation, dass wir mit Ihrem ursprünglichen Antrag umgehen mussten. Dann kam noch hinzu, dass inzwischen die verbrecherischen Anschläge vom 11. September passierten und die CDU danach offenbar auch kein Interesse mehr hatte, an diesem eigentlichen Antrag weiterzuarbeiten.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das stimmt doch nicht.)

Sie haben uns einen neuen Antrag vorgelegt, ein neues Maßnahmepaket zur inneren Sicherheit, das wirklich kaum sinnvoller war als der ursprüngliche Antrag.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das hat damit überhaupt nichts zu tun.)

Das hat dann was damit zu tun.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nee, Sie verstehen das nicht.)

Die inhaltliche Fragwürdigkeit des CDU-Antrages, über den wir heute befinden, liegt allerdings auf der Hand und es bleibt uns auch heute keine andere Entscheidung als eine Ablehnung dieses Antrages.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das dachte ich mir.)

Ich will auf einen Grund noch hinweisen: Bezeichnenderweise kommt in dem dreiseitigen Antragstext der CDU das Wort „Ausländerfeindlichkeit“ im Zusammenhang mit Rechtsextremismus ein einziges Mal vor.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Und da gibt es auch nur eine Maßnahme für die CDU, die heißt internationaler Jugendaustausch.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das machen wir gern.)

Natürlich ist gegen den Jugendaustausch nichts einzuwenden, aber das ist doch viel zu wenig im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Ausländerfeindlichkeit und des Rechtsextremismus.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS und Beate Mahr, SPD – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Herr Jäger, eins will ich Ihnen deutlich sagen: Wer gegen den Rechtsextremismus kämpfen will, muss sich mit der Fremdenfeindlichkeit auseinander setzen

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

und nicht gegen das Zuwanderungsgesetz vor dem Bundesverfassungsgericht klagen. Das sind die Tatsachen, um die es geht.

(Beifall bei Abgeordneten der PDS und einzelnen Abgeordneten der SPD – Dr. Armin Jäger, CDU: Herr Ritter, wie viele Ausländer kennen Sie denn?)

Ich kenne garantiert mehr Ausländer als Sie, Herr Jäger.

(Heiterkeit bei Dr. Armin Jäger, CDU, und Dr. Gerhard Bartels, PDS)

Das ist ja nun wirklich eine blödsinnige Feststellung, die Sie machen.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Die Linientreuen! Also Sie erzählen wirklich nur Unsinn.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das war doch so. – Heiterkeit bei Dr. Gerhard Bartels, PDS)

Das muss ich hier so deutlich sagen.

Herr Jäger, in der Zeit der ganzen Debatte, die wir hier miteinander geführt haben, hat die Landesregierung, haben die Koalitionsfraktionen den Handlungsrahmen für Demokratie und Toleranz vorgelegt. Sie haben ihn offensichtlich noch nicht einmal gelesen. Es ist das erste Papier einer Landesregierung, das sich mit konkreten Schritten beschäftigt im Kampf gegen Rechtsextremismus.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Da gab es viele Sachen davor.)

Ich will nicht verhehlen, dass wir immer gefordert haben, und das wird auch eine Forderung in Zukunft sein, dieser Handlungsrahmen muss auch ausreichend finanziell untersetzt werden, damit er wirksam werden kann.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja eben. Wo ist er denn?)

Da sind wir doch einer Meinung und wir werden das in Zukunft auch tun.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Da stimme ich Ihnen ja auch zu.)

Aber nicht mit solchen platten Sprüchen, wie Sie sie hier loslassen!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Das, was ich eigentlich so sehr bedauerlich finde, ist, wie Sie hier agieren, Herr Jäger, im zehnten Jahr der Wiederkehr der Ereignisse von Rostock-Lichtenhagen. Wir sollten diesen Anlass wirklich ernst nehmen und gemeinsam darüber nachdenken, wie wir Strategien entwickeln im Kampf gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Der 10. Jahrestag Rostock-Lichtenhagen sollte uns Anlass sein, noch mehr Menschen zu gewinnen im Kampf gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit. Aber nicht mit solchen Vorwürfen, wie Sie das hier gemacht haben!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja!)