also ein paar Cent mehr als wir. Der Ostdurchschnitt kam auf 166,45. Das heißt, wenn wir den Maßstab des Ostdurchschnitts zugrunde legen, dann müssten wir so locker einmal 25 Millionen Euro aus dem Hochschuletat herauskürzen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind in unserer Hochschulfinanzierung – Herrn Riemann gefällt das natürlich nicht – auf bayerischem Niveau. Jetzt haben Sie folgendes Problem,
denn es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder Ihr Parteifreund Edmund Stoiber ist ein richtig guter Ministerpräsident,
die beiden sind also richtig gute Ministerpräsidenten und statten Ihre Hochschulen anständig mit Geld aus,
dann haben Sie bloß das Problem, dass wir einen sehr guten Ministerpräsidenten Ringstoff haben, getragen von der rot-roten Koalition, der haargenau dasselbe tut.
Oder Sie machen es umgekehrt. Herr Ringstorff ist der schlechteste Ministerpräsident aller Zeiten und dann können Sie Herrn Milbradt und Herrn Stoiber gleich mit dazupacken, weil die zu derselben Kategorie gehören, weil genauso viel Geld dort ausgegeben wird. Also insofern, es tut mir Leid, Frau Lochner-Borst, Sie verweigern sich dieser Debatte.
Ich habe genau das gesagt, man muss zwei Themen diskutieren. Das eine ist die Finanzmasse. Da sind wir auf bayerischem und sächsischem Niveau. Die andere Frage ist: Geben wir das Geld effizient aus?
Und vielleicht liegt es daran, dass ich hin und wieder auch im Moment noch – ich bin ja beurlaubt – in der Universität bin. Ich berichte einfach einmal aus einem richtigen Studentenleben in Mecklenburg-Vorpommern. Aber zuerst einmal ein paar Indikatoren, die einfach zeigen, dass wir nach ökonomischen und auch nach bildungspolitischen Kriterien ineffizient sind, was nicht dem widerspricht, was der Minister gesagt hat, dass wir dort in den letzten Jahren durchaus an Fahrt gewonnen haben.
in der Tat konzentriere ich mich auf die Lehre, eben deshalb, weil man Qualität oder auch Effizienz von Forschung angesichts der Ausführungen, die Frau LochnerBorst sehr richtig gebracht hat, sehr, sehr schwer beurteilen kann und sich dort hüten sollte, vorschnelle Entscheidungen oder Kriterien zu formulieren – vor allem die Aufgabe, Absolventen hervorzubringen. Nun ist es aber eine Tatsache, dass im OECD-Ländermittel ein Absolvent 43.000 Euro kostet und bei uns kostet er 74.000 beziehungsweise 73.488 Dollar.
Das heißt, wir haben in Deutschland also erheblich höhere Kosten je Absolvent. Warum? Wir haben mit 6 Jahren durchschnittlicher Studiendauer nach Angaben der OECD deutlich längere Studienzeiten als in Europa oder im OECD-Durchschnitt mit 4,5 Jahren. Das ist ein Faktor, der das Studium verteuert.
Unsere Erfolgsquote an den Hochschulen liegt nach OECD-Daten bei 70 Prozent, das heißt, 30 Prozent aller Studenten verlassen die Hochschulen ohne Abschluss. Die Statistiken unterscheiden sich immer ein bisschen, die deutschen und die internationalen. Es gibt auch von der HIS GmbH, deren Seriosität hier vielleicht nicht in Frage gestellt wird, entsprechende Studien über Studienabbrecher und die weisen Folgendes aus: 40 Prozent aller Studenten an Deutschlands Universitäten brechen ihr Studium ganz ab oder wechseln ihr Fach. In manchen Fächern sind es bis zu 70 Prozent. In den Geisteswissenschaften brechen bisweilen 40 Prozent ihr Studium ganz ab. Sie verlassen nach einigen Semestern die Universität ohne Abschluss.
Im Fach Philosophie sind die Abbrecherquoten auf einem Niveau von 80 bis 90 Prozent, nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, deutschlandweit. Es ist nicht so,
dass wir da besonders schlecht sind, aber leider auch nicht besonders gut. Und wenn mir jetzt jemand erzählen will, dass es dort keinen Handlungsbedarf gibt, wenn 80 oder 90 Prozent der Studenten nicht zum Abschluss geführt werden, es tut mir Leid, dafür habe ich kein, absolut kein bildungspolitisches Verständnis mehr.
Und wir tun leider auch den Studierenden nichts Gutes, wenn sie dort jahrelang studieren und keinen Abschluss haben. Ich weiß nicht, wen das fröhlich macht. Das ist nichts, was wir uns wünschen können.
Insofern geht es hier ausdrücklich darum, das kann ich gerne noch einmal betonen, dass unter vernünftiger Finanzausstattung der Hochschulen – denn dass ich dafür plädiere, dass wir mehr für Hochschulen ausgeben als andere Bundesländer, sagen Sie natürlich nicht, aber ich plädiere eben auch dafür, dass, wenn wir mehr ausgeben, unsere Systeme gut aufgestellt sein müssen – am Ende auch wirklich etwas dabei herauskommt und sozusagen Besseres dabei herauskommt als in anderen Bundesländern. Dass wir wirklich deutlich besser sind als andere, das ist mein persönliches Ziel.
Ich möchte jetzt einmal sozusagen live erzählen, was ein Student in Mecklenburg-Vorpommern an den Hochschulen erlebt. Bei mir war es regelmäßig so: Ich sitze in Vorlesungen. In der ersten Veranstaltung ist der Vorlesungssaal rappelvoll und insbesondere in Sommersemestern sinkt die Teilnehmerzahl auf 30 Prozent. In der letzten Vorlesung sitzen noch 30 Prozent der Studierenden. Jetzt kann man sich...
Da kann man sich die Frage stellen: Was machen die Studierenden eigentlich in der Zeit? Warum gehen die? Jedenfalls ist das der Fall.
Eine zweite interessante Information ist, ich selbst habe es erlebt, dass meine Hochschullehrer nicht in der richtigen regulären Woche ihre Vorlesungszeit begonnen haben. Das ist einmal eine Woche später gewesen, einmal zwei Wochen später, das heißt, da werden Lehrveranstaltungen nicht gehalten. Es werden einfach Lehrverpflichtungen, die man hat, nicht absolviert.
Ich bekomme in letzter Zeit, wie man sich vorstellen kann, viele Briefe. Ich habe wieder einmal einen Brief bekommen von einem Hochschullehrer, dessen Namen ich natürlich nicht nennen möchte, und er, ein Hochschullehrer, ein Professor, hat mich auf eine interessante Ineffizienz im Hochschulsystem – wieder nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern – aufmerksam gemacht. Ich darf das einmal zitieren, ich glaube, das ist gar nicht allen klar: „Wenn ich die über fast sechs Monate leerstehenden Räume und den dann extrem verstärkten Absentismus der Hochschullehrer sehe, kann ich an dieser Ressourcenverschwendung verzweifeln. Meine Vorstellung ist die Einführung von Trimestern, wie an den
„3 mal 14 Wochen Trimesterbetrieb lässt noch immer 10 Wochen für Erholungsurlaube. Die jährliche Lehrverpflichtung der Hochschullehrer, 16 Semesterwochenstunden, lässt sich auf 3 oder nach Absprache auf 2 Trimester verteilen und lässt genügend Raum für Forschung. Die Studierenden sind viel schneller ausgebildet.“
Ich finde es sehr interessant, dass Sie der Auffassung sind, dass wir kein Effizienzproblem haben, dass wir über nichts zu diskutieren haben, dass aber Hochschullehrer selber der Auffassung sind, dass es gar keinen Sinn macht, dass Hochschulen sechs Monate lang im Jahr leerstehen, dort Betriebskosten anfallen und nicht effizient ausgenutzt werden.
Ich möchte zum Schluss, um noch einmal zu begründen, dass wir eine solche Effizienzstudie in Auftrag geben sollten, einen letzten Punkt bemerken. Ich bin vor zwei Stunden an den Rechner gegangen und habe einfach einmal gesurft. Ich bin auf die Seite der Universität Rostock gekommen, und zwar auf die Seite der Juristischen Fakultät. Und jetzt wird es ganz interessant. Ich möchte drei Personen eine Frage stellen, auch im Hinblick auf die Hochschulautonomie und wie gut die funktioniert. Ich möchte fragen den Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, ich möchte fragen Frau Ilka Lochner-Borst und Herrn Dr. Gerhard Bartels, ob die Hochschulautonomie, das heißt, dass die Hochschulen alles selber entscheiden, wirklich so eine tolle Idee ist.