Protokoll der Sitzung vom 11.12.2002

(Dr. Margret Seemann, SPD: Das macht er doch immer, wenn er geredet hat. – Dr. Armin Jäger, CDU: Bisher ist es noch nicht interessant, was Sie erzählen. – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

weil es ja auch uninteressant ist, ich frage Sie: Wirtschaft mehr, Bildung mehr, politische Bildung mehr, Kinder und Jugend mehr und die Kitas auch – und woher?

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Ich kenne hier einen Herrn Scheringer, der hat hier mal 5 Milliarden Mark mehr gefordert, hier in diesem Landtag.)

Auch diese Antwort sind Sie heute schuldig geblieben.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die demokratischen Sozialistinnen und Sozialisten von Mecklenburg-Vorpommern übernehmen auch für die folgenden vier Jahre gemeinsam mit der SPD die Regierungsverantwortung.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU – Heiterkeit bei Dr. Ulrich Born, CDU, und Kerstin Fiedler, CDU)

Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler will im Land eine Regierung und, ob es Ihnen passt oder nicht, sie wollen eine linke Regierung.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Oi, joi, joi! – Dr. Ulrich Born, CDU: Ja, die ist link, ja! – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Für die PDS war die erneute Regierungsbeteiligung...

Manchmal ist es günstiger, bevor man spricht zu denken, Herr Born.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Für die PDS war die erneute Regierungsbeteiligung keine leichte Entscheidung.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Herr Holter macht das doch gerne. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Und trotz der Wahlniederlage sehen wir, die Partei des Demokratischen Sozialismus in Mecklenburg-Vorpommern und ihre Fraktion, dazu keine vernünftige Alternative. Die oftmals von der CDU verunglimpfte rot-rote Koalition wird somit fortgesetzt. Wir wollen die 1998 eingeleiteten Reformen, neue Ansätze, Schritt für Schritt fortsetzen,

(Wolfgang Riemann, CDU: Noch mehr Arbeits- losigkeit und noch mehr Abwanderung?)

auf dem Erzielten aufbauen und wir wollen möglichst Fehler nicht noch einmal machen.

(Udo Timm, CDU: Donnerwetter!)

Die Grundlage unserer Politik in den nächsten vier Jahren wird der Koalitionsvertrag sein und auf dieser Basis werden wir mit der SPD weiterhin verlässlich, berechenbar und auch vertrauensvoll zusammenarbeiten.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS)

Eines ist jedoch klar: PDS und SPD sind zwei unterschiedliche Parteien

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja?! – Bernd Schubert, CDU: Oh!)

mit unterschiedlichen Programmen und mit unterschiedlichem Politikverständnis.

(Zuruf von der SPD: Und das ist gut so.)

Und es gehört auch dazu,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das will ich auch für die SPD hoffen.)

dies auszuhalten und diese Verschiedenheit zu respektieren, auch wenn man sie manchmal nicht akzeptieren kann.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ah ja.)

Die PDS, meine Damen und Herren, wird niemals gutheißen, was aus unserer Sicht schlecht für die Entwicklung des Landes und seiner Menschen ist.

(Vizepräsidentin Renate Holznagel übernimmt den Vorsitz.)

Die PDS-Fraktion wird konsequent ihre Ministerin und ihre Minister unterstützen, wenn sie auf berechtigte Missstände aufmerksam machen und sich für Alternativen einsetzen. Und dies gilt nicht nur für ihr Auftreten im Bundesrat oder in den Ministerkonferenzen, sondern generell.

Zum Regieren...

(Dr. Armin Jäger, CDU: Die dürfen weiter rumnörgeln.)

Wenn Sie nicht zuhören wollen, dann gehen Sie doch bitte raus.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Das ist richtig. Hauptsache, Sie stören nicht weiter.)

Zum Regieren – der Kunst des Möglichen –, meine Damen und Herren, gehört aber auch, Rahmenbedingungen realistisch einzuschätzen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sagen Sie das mal Ihrem Ministerpräsidenten!)

Dabei ist die allererste Rahmenbedingung für uns, für die PDS in diesem Land, die gemeinsame Verantwortung, für den inneren und äußeren Frieden, um ihn zu wahren. Dies ist ein Gebot, das jeder Landesregierung – unabhängig von ihrer politischen Couleur – durch die Landesverfassung auferlegt ist. Die PDS kann und wird nur eine Regierung tragen, die sich klar und deutlich von Krieg und Gewalt, wo auch immer, distanziert.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS)

Auch angesichts von verabscheuungswürdigen Terroranschlägen ist Krieg die falsche Antwort.

(Wolfgang Riemann, CDU: Auch in Nord- korea, der Krieg gegen das eigene Volk? – Gabriele Schulz, PDS: Herr Riemann, hören Sie doch erst einmal zu!)

Es ist geradezu zynisch,

(Zuruf von Peter Ritter, PDS)

wenn die so Mächtigen dieser Welt behaupten, man müsse im Namen von Menschenrechten Kriege führen.

(Unruhe bei Dr. Armin Jäger, CDU, und Wolfgang Riemann, CDU)

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wir brauchen Politikerinnen und Politiker mit dem Willen zum Frieden und eine breite gesellschaftliche Friedensbewegung. Die Spirale von Gewalt und Gegengewalt muss ein Ende haben. Der Tod Unschuldiger ist unentschuldbar.

(Wolfgang Riemann, CDU: Gilt das auch für linke Gewalt?)

Und der Schmerz einer irakischen Mutter, Herr Riemann, um ihr von Bomben getötetes Kind ist nicht weniger groß wie der Schmerz einer amerikanischen oder einer deutschen Mutter. Gewiss, meine Damen und Herren und Herr Riemann, steht außer Zweifel, dass diese Regierung, dass überhaupt niemand, der hier Verantwortung trägt, Krieg führen will. Und dennoch besteht Anlass, sich um den Frieden Gedanken und Sorgen zu machen. Die Bundesregierung ist auch an die Macht gekommen, weil sie den Wählerinnen und Wählern ihr Wort verpfändet hat, den Krieg gegen den Irak nicht zu unterstützen. Wir alle, auch unsere Regierung, müssen alles daransetzen, dass dieses Wort auch gehalten wird.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Deswegen ist Gysi auch zu Milosovicˇ gefahren. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Ja, der Ministerpräsident unseres Landes hat Recht, meine Damen und Herren, die Politik kann und muss günstige Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Landes gestalten. Das ist das eine. Wir dürfen jedoch nicht übersehen, welchen Rahmenbedingungen wir selbst ausgesetzt sind. Landespolitik muss auch für sich selbst günstige Rahmenbedingungen haben. Dabei sind wir in hohem Maße von Bund und Europäischer Union abhängig. Und diese Rahmenbedingungen gelten nicht nur für die Koalition.

Wie sehen diese Rahmenbedingungen für das politische Handeln in Mecklenburg-Vorpommern aus?

Erstens. Die Wirtschaft insgesamt ist in der Krise. Daran ändert auch die gute Position Mecklenburg-Vorpommerns bei der Steigerung des Bruttoinlandsproduktes nichts.