Protokoll der Sitzung vom 21.04.2005

(Sigrid Keler, SPD: Ach, gucken Sie sich doch die Unterlagen an! – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

Mir war bekannt, dass in diesem Land, was die Hochschulen betrifft, fatale Personalpolitik betrieben wird. Dass Sie aber auch vor Drittmittelstellen nicht Halt machen,

(Jörg Heydorn, SPD: Unterstellungen!)

das schlägt dem Fass den Boden aus. Fahren Sie an die Hochschulen und erkundigen Sie sich!

(Beifall Dr. Ulrich Born, CDU – Jörg Heydorn, SPD: Das ist trotzdem eine Unterstellung! – Heike Polzin, SPD: Da laufen so viele Parolen.)

Das ist nämlich auch noch forschungsfeindlich und Sie erschweren unseren Hochschulen damit eine der Chancen,

(Heike Polzin, SPD: Das wird ja geradezu geschürt.)

von außen Geld zu akquirieren.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Jörg Heydorn, SPD: Sie müssen sich an Fakten orientieren!)

Doch jetzt zurück zu dem geplanten Ablauf auf dem schier unendlichen Weg zu den Zielvereinbarungen. Im Bildungsausschuss lag nicht, wie dort beschlossen, zum 31.03.2005 – ich habe mich noch mal in der Jahreszahl vergewissert, wir haben 2005 beschlossen, nicht 2006 oder sonst etwas – der Bericht vor, den wir hätten bekommen sollen. Wir haben einen Zwischenbericht erhalten, der in keiner Weise auf die vorgelegten Entwicklungspläne eingeht. Wir arbeiten also schon jetzt nicht mehr, wie Herr Bluhm gestern zu Recht eigentlich eingefordert hat, konkret an den gesetzlichen Vorgaben entlang. Auch in der Hochschulpolitik, muss ich feststellen, hat eine gewisse Willkür Einzug gehalten.

Und, meine Damen und Herren, an der Stelle möchte ich auch gleich davor warnen, den Hochschulen in irgendeiner Form an dieser Stelle Unbeweglichkeit oder Unfähigkeit unterstellen zu wollen. Die Hochschulen unseres Landes müssen nämlich unter unzuverlässigen Rahmenbedingungen agieren, die irgendwann auf Schloss Basthorst und der damit verbundenen Enttäuschung ihren verhängnisvollen Anfang nahmen und nun in Hasenwinkler Showveranstaltungen und irgendwelchen geheimen Gesprächen zwischen wechselnden Akteuren ihren traurigen Höhepunkt finden.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Dr. Martina Bunge, PDS)

Kein Mensch kann inzwischen mehr nachvollziehen, wer wann welche Papiere vorgestellt und unterzeichnet hat und welche finanziellen Rahmenbedingungen dabei gerade ihre Gültigkeit hatten.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, zu der Entwicklung bis 2020 noch ein paar Worte. Noch ist nicht 2020

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zurufe von Jörg Heydorn, SPD, und Heike Polzin, SPD)

und ich halte es für unerträglich, dass hier eine Politik betrieben wird, die alles im Land auf fehlende Einnahmen ab diesem Jahr anpasst. Wir schreiben das Jahr 2005. Wir haben noch 15 Jahre lang Zeit, daran zu arbeiten,

(Heiterkeit bei Sigrid Keler, SPD: Aber anfangen müssen wir. – Zuruf von Heike Polzin, SPD)

wie wir zumindest Teile dieser Einnahmeverluste durch nachhaltige Wirtschafts- und Wissenschaftsentwicklung kompensieren können.

(Sigrid Keler, SPD: Ach, Sie begreifen es nicht oder wollen es nicht begreifen! – Zuruf von Torsten Renz, CDU – Jörg Heydorn, SPD: Lottogewinne! – Wolfgang Riemann, CDU: Fangen Sie mal bei sich selbst an! – Dr. Ulrich Born, CDU: Sehr richtig.)

Packen Sie doch zu den von Ihren beiden Fraktionen oder einzelnen Fraktionsmitgliedern favorisierten Studien und Analysen

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

auch den CHE-Bericht aus dem März auf den Tisch! Beziehen Sie die Rostocker Beiträge zur regionalen Strukturforschung, herausgegeben von Frau Marion Eichborn, in Ihre Überlegungen mit ein, denn dort werden Sie zahlreiche Anregungen und konkrete Vorschläge finden, wie man sich im positiven Sinne auf das Jahr 2020 vorbereiten kann!

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Dr. Martina Bunge, PDS)

Wir sind ein industrieschwaches Flächenland und das wird sich auch nur schwerlich ändern. Aber wir können Köpfe bilden und wir können Köpfe in unser Land holen, die mit Ideen, Innovationen und Entwicklungen neue Wachstumspfade für unser Land beschreiben.

(Dr. Till Backhaus, SPD: Sie haben immer gesagt, wir wollen nicht Niedriglohngebiet sein.)

Meine Damen und Herren, auch ich komme heute nicht umhin, auf Bayern zu verweisen, aber nicht, wie der Bil

dungsminister das getan hat, denn ich denke doch, dass Bayern und Mecklenburg-Vorpommern aus unterschiedlichen Ausgangssituationen kommen in ihrer Entwicklung bis 2020.

(Andreas Bluhm, PDS: Aber die Konkurrenz ist gleich. – Zurufe von Dr. Till Backhaus, SPD, und Heike Polzin, SPD)

Aber was ich gern an dieser Stelle tun möchte, ich möchte mir anschauen, was Bayern in der Vergangenheit getan hat, denn auch Bayern war ein strukturschwaches Schwächenland, Entschuldigung, Flächenland.

(Heike Polzin, SPD: Schwächenland auch, Schwächenland auch! – Dr. Till Backhaus, SPD: Die haben heute noch Schwächen. – Zurufe von Volker Schlotmann, SPD, und Dr. Ulrich Born, CDU)

Auch Bayern hat bis 1989 von anderen Bundesländern gelebt, war ein so genanntes Empfängerland,

(Torsten Renz, CDU: Ganz Meck-Pomm ist ein Schwächenland.)

aber Bayern hat Entscheidungen gefällt und keine Entscheidungen im Sinne einer Klientel oder Wählerorientierung, sondern zukunftsorientiert.

(Sigrid Keler, SPD: Nein, das kann nicht wahr sein! – Zuruf von Heike Polzin, SPD)

Natürlich, blühendes Land.

(Sigrid Keler, SPD: Franz Josef Strauß hat das immer nur gemacht.)

Frau Keler, darf ich meine Rede zu Ende zu bringen?

(Dr. Till Backhaus, SPD: Warum Frau Hohlmeier zurückgetreten ist, ist auch bezeichnend.)

Darf ich meine Rede zu Ende bringen?

(Vincent Kokert, CDU: Das ist nur der Neid. – Jörg Heydorn, SPD: Oh ja! – Heike Polzin, SPD: Zieht die Lederhose an! – Jörg Heydorn, SPD: Aber nicht bei uns. – Torsten Renz, CDU: Nee, bei Ihnen nicht. Sie sind ja ausgenommen. – Jörg Heydorn, SPD: Der omnipotente Herr Renz hier wieder!)

Ich habe Zeit. Also ich habe 32 Minuten Redezeit. Ich kann warten, bis Sie dann ausdiskutiert haben, meine Herren.

(Heiterkeit bei Jörg Heydorn, SPD – Dr. Till Backhaus, SPD: Wir haben doch Recht, ne?)

Bayern hat den Strukturwandel geschafft von einem Agrar- zu einem Hochtechnologieland

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

und ich möchte Ihnen drei Gründe nennen, warum Bayern das geschafft hat: Erstens hat man in Bayern für eine solide öffentliche Forschungsinfrastruktur und attraktive Wirtschaftsbedingungen gesorgt,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Volker Schlotmann, SPD: Mit wessen Geld?)

zweitens auf enge Kontakte zwischen Wirtschaft und staatlich finanzierter Forschung hingewirkt und damit

dafür gesorgt, dass Grundlagenforschung auch Profit abwirft, und drittens hat man die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an die Hochschulen geholt.

(Dr. Till Backhaus, SPD: Und ganz viel Geld hat man vom Bund abgekriegt.)

Meine Damen und Herren, vor 15 Jahren hat in Deutschland kein Mensch daran gedacht, dass der nächste Papst ein Deutscher sein würde. Vor zwei Tagen wurde er gewählt und er ist ein Bayer. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Heiterkeit bei Dr. Ulrich Born, CDU – Sigrid Keler, SPD: Oh! – Heike Polzin, SPD: Was lehrt uns das? – Heinz Müller, SPD: Jetzt bin ich aber tief beeindruckt.)