Protokoll der Sitzung vom 07.09.2005

Und das, meine Damen und Herren, ist für mich tatsächlich das Umsetzen des Satzes von „Wir sitzen alle in einem Boot.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Stimmt doch nicht!)

Ich halte dieses Prinzip für sehr gerecht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Jörg Heydorn, SPD: Sehr sinnvolle Regelungen. – Rudolf Borchert, SPD: Das funktioniert doch in Sachsen.)

Aber wir alle wissen, der Kuchen wird in der nächsten Zeit nicht größer. Der Kuchen wird in der nächsten Zeit kleiner. Er wird kleiner und das muss ich hier nicht im Detail ausführen. Wir haben es wiederholt diskutiert, weil insbesondere die Mittel des Bundes über den Solidarpakt geringer werden. Und deswegen, meine Damen und Herren, die Reden, die Sie heute gehalten haben, Herr Dr. Jäger, bewahren Sie bitte gut auf. Wahrscheinlich brauchen Sie s i e im nächsten und übernächsten Jahr wieder,

(Zuruf von Angelika Peters, SPD)

denn die Gefahr, dass wir insgesamt mit weniger Finanzmitteln im öffentlichen Bereich auskommen müssen, ist sehr hoch, und das heißt auch, dass die Kommunen mit weniger Finanzmitteln auskommen müssen, genauso wie das Land. Und das ist die Wahrheit, vor der wir hier die Augen nicht verschließen dürfen. Der laute Ruf nach immer mehr ist einfach und auch verständlich.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Es geht nicht um mehr, sondern um nicht so viel weniger, Herr Müller.)

Aber der laute Ruf nach immer mehr hat in dieser Bundesrepublik keine vernünftige und keine sachliche Grundlage mehr.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Also Grundrechenarten, es gibt weniger.)

Wir müssen uns vielmehr darüber Gedanken machen, wie wir mit dem Vorhandenen möglichst viel erreichen und möglichst gut auskommen. Also, meine Damen und Herren, lassen Sie uns auf die Ausgabenseite schauen. Da stellt sich dann die Frage: Wo geht das Geld hin?

(Beate Schlupp, CDU: Ja.)

Herr Dr. Jäger, Sie haben über Personal beim Land gesprochen. Das ist gar nicht zu bestreiten, dass das Land zu viel Personal hat.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja.)

Wir arbeiten daran, dieses zu reduzieren. Aber wenn wir bei den Personalausgaben – und ich bin jetzt nicht bei den Stellen, ich bin bei den Personalausgaben,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig, jaja.)

und zwar nur für aktives Personal, also ohne Beteiligung der Pensionslasten und Ähnliches – bei den Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 509 Euro pro Einwohner sehen und bei den finanzschwachen Flächenländern West 432 Euro pro Einwohner und Jahr, dann sehen wir,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sie verwechseln wieder Äpfel mit Birnen! Das ist doch nicht vergleichbar! Aufgabenbezogenheit ist doch das Wichtigste!)

dass wir in Mecklenburg-Vorpommern für Personal deutlich mehr ausgeben und uns deutlich mehr leisten, als

dies in finanzschwachen Flächenländern des Westens passiert.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist nicht richtig, was Sie da machen. – Zuruf von Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS)

Und deshalb, glaube ich, müssen wir auch an diese Frage heran.

(Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS: Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen.)

Also ich will hier nicht bestreiten und man kann auch nicht bestreiten, dass auf der kommunalen Ebene in den letzten Jahren enorme Einsparbemühungen unternommen worden sind

(Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Das muss man hervorheben.)

und diese Einsparbemühungen zum Teil erhebliche Erfolge gehabt haben.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja. – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Das möchte ich hier sehr gern unterstreichen. Ich glaube, dass wir in einigen Gebietskörperschaften mit diesen Einsparbemühungen noch lange nicht am Ende sind und hier Weiteres zu tun ist.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das mag sein. – Beate Schlupp, CDU: Was denn?)

Ich glaube aber auch, dass wir in einer Reihe von Gebietskörperschaften in den derzeitigen Strukturen

(Beate Schlupp, CDU: Ach so, ja.)

dieses nicht mehr weiter betreiben können,

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: Das musste kommen, ja.)

ohne eine Situation zu erreichen, in der wir Leistungen der kommunalen Ebene in einem Umfang kürzen, wie wir dies nicht wollen.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Rudolf Borchert, SPD: Genau. – Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Die Schlussfolgerung daraus allerdings, meine Damen und Herren, kann nicht sein, dass wir sagen, dann wissen wir auch nicht mehr weiter, sondern die Schlussfolgerung daraus muss sein, dass wir fragen: Sind denn diese Strukturen, in denen die kommunale Ebene aufgestellt ist, eigentlich noch die richtigen? Sind denn diese Strukturen eigentlich noch zukunftsgemäß? Und ich glaube, die Antwort darauf kann nur ein klares Nein sein. Die Antwort auf diese Frage und die politische Strategie, die sich daraus entwickelt, kann nur sein, wir müssen unsere Strukturen so verändern, dass sie tatsächlich zukunftsfähig sind und wir auch in der Zukunft mit zurückgehenden finanziellen Ressourcen eine kommunale Selbstverwaltung unterhalten, die unseren Ansprüchen an eine solche kommunale Selbstverwaltung gerecht wird.

(Beate Schlupp, CDU: Den Nachweis haben Sie aber noch nicht erbracht.)

Und das heißt nicht, dass man sich hinstellt und sagt, allens blifft bi’n Ollen,

(Beate Schlupp, CDU: Das hat niemand gesagt.)

und Verwaltungsreformen, die ebenfalls Gebietsreformen sind, diskreditiert,

(Beate Schlupp, CDU: Das hat niemand gesagt.)

sondern dass man sehr deutlich die Einsparpotentiale – die sind berechnet und dazu gibt es eine ganze Menge belastbare Zahlen – auch realisiert.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Wolf-Dieter Ringguth, CDU: Mit den belastbaren Zahlen nicht.)

Ach, Herr Ringguth, wenn Sie belastbare Zahlen vermissen, habe ich Ihr Engagement im Sonderausschuss vermisst, als es darum ging, mit einem Musterstellenplan belastbare Zahlen zu ermitteln.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heike Polzin, SPD: Genau. – Jörg Heydorn, SPD: So ist es.)

Das ist von anderen verhindert worden, nicht von uns!

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Wolf-Dieter Ringguth, CDU)

Und wenn Sie sagen, wir müssen die Leute mitnehmen, Herr Dr. Jäger, die Stellungnahme aus Schwerin – darüber unterhalten wir uns noch einmal – ist ja gar nicht so ablehnend.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wir sind richtig gut, ne? Wir wollen nach vorne, im Gegensatz zu Ihnen, die zurückwollen und alles abschaffen.)

Und wenn ich mir die Stellungnahme anschaue, die in der Hansestadt Rostock zwar noch nicht beschlossen ist, aber vom Oberbürgermeister eingebracht werden wird,

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)