Protokoll der Sitzung vom 05.04.2006

weil alle Fraktionen – die haben nämlich noch Sachverstand und Bürgernähe – darum gebeten haben, hieraus einen interfraktionellen Antrag zu machen, also auch die Fraktionen von SPD und PDS.

(Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS: Linkspartei.PDS bitte.)

Und dieser interfraktionelle Antrag, auch das möchte ich an dieser Stelle deutlich sagen, ist einstimmig verabschiedet worden.

Ich sage Ihnen ganz deutlich noch einmal, und da sollten Sie ganz persönlich in sich gehen: Dass ich Sie hier heute nicht umstimmen kann, ist mir schon klar,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Die dürfen ja nicht.)

aber gehen Sie einfach in sich für die Zukunft und überdenken Sie Ihr Handeln.

Dieser interfraktionelle Antrag hat als Drucksache leider keine Berücksichtigung mehr im Sonderausschuss gefunden, aber er hat zumindest Berücksichtigung gefunden bei der SPD-Landtagsfraktion. Die SPD-Landtagsfraktion hat dem Bürgermeister der Stadt Güstrow geschrieben – es ist einfach nur lustig, was Sie sich hier so ausdenken –, ich zitiere: „Die Beratungen im Sonderausschuss zu diesen Fragen sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits abgeschlossen.“ So ein Pech aber auch, meine sehr geehrten Damen und Herren!

(Dr. Armin Jäger, CDU: So lange haben sie ge- wartet. – Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Sie haben aber nicht gesagt, dass das vorher schon eine Drucksache war, die im Ausschuss vorgelegen hat. „Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass das Anliegen der Stadt Güstrow hinsichtlich des Status der großen kreisangehörigen Stadt bislang keine Berücksichtigung gefunden hat.“ Ich frage mich: Wann soll denn diese Berücksichtigung stattfinden?

(Heinz Müller, SPD: Na, Sie stellen ja heute noch mehr Anträge, Herr Renz!)

Und dann verweisen Sie auch noch darauf, dass es jetzt möglich ist – das haben Sie geschafft, unvorstellbar –, mit einfacher Mehrheit den Kreissitz zu ändern.

(Zuruf von Heinz Müller, SPD)

Also das bezeichne ich einfach als Hohn.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Vincent Kokert, CDU: Ich auch.)

Wenn jetzt schon 46 Prozent der Bevölkerung in der Hansestadt Rostock wohnen und je nachdem, wie die Wahlbeteiligung bei solchen Wahlen vonstatten geht,

(Vincent Kokert, CDU: Schaufenstergesetz.)

kann es ohne Weiteres sein, dass Rostock dann mindestens 50 Prozent der Kreistagsmitglieder stellt.

(Heinz Müller, SPD: Oder auch nur 40.)

Und dann sprechen Sie über Ihren Riesenerfolg bei diesem Gesetz, bei dieser Reform und sagen, dass die Mehrheit des Kreistages den Kreissitz wechseln kann?!

(Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU: Ja, genau!)

Ich glaube, solche Briefe, solche Empfehlungen an die Stadtvertretung Güstrow oder an andere Gremien sollten Sie sich sparen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nee, die Leute sollen das wissen, wie sie darüber denken. Wir wollen das alle wissen. Wir verteilen die Briefe.)

die sind wirklich als Hohn zu bezeichnen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist gut.)

Und wenn Sie uns dann als große Errungenschaft das Bürgerbüro als Eingangstor zur Kreisverwaltung verkaufen wollen und uns auffordern, uns in diesen Prozess einzubringen, und wenn ich dann noch die Worte des Kollegen Müller hier im Ohr habe,

(Heinz Müller, SPD: Bitte?!)

der im Prinzip gesagt hat, wir brauchen keine Kreise mehr, die Entfernungen spielen überhaupt keine Rolle,...

(Heinz Müller, SPD: Quatsch! Quatsch!)

Ich sage Ihnen, der Weg ist vorgezeichnet. Er will eines Tages nur noch einen Kreis haben und möglichst gar keinen Kreis mehr,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Schon gar nicht mehr in diesem Lande.)

dann ist das doch wohl ein Hohn, den Sie auf den Weg bringen.

(Jörg Heydorn, SPD: Jetzt bleiben Sie doch endlich mal bei der Wahrheit und fabulieren Sie nicht hier rum! – Heinz Müller, SPD: Bleiben Sie mal bei der Wahrheit!)

Ich will Ihnen auch ganz deutlich sagen: Wenn Sie den bestellten Sonderausschuss letzten Freitag einberufen, um sich noch irgendeine Legitimation zu holen, und dann Ihren führenden Vertreter in einer Pressemitteilung hier an die Front schicken,

(Torsten Koplin, Die Linkspartei.PDS: Was ist denn das für ein Sprachgebrauch hier?! Das ist ja schrecklich!)

der sagt: „Sparbemühungen der Kommunen müssen verstärkt werden.“ Er sagt weiter: „Im Vergleich mit finanzschwachen westdeutschen Ländern und ostdeutschen Bundesländern wie Sachsen hätten die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern deutlichen Nachholbedarf“, dann sage ich Ihnen als Kreistagsmitglied: In Güstrow habe ich den Landrat der SPD dafür gelobt, dass er schon im Bereich Personaleinsparung im Laufe der Jahre einiges getan hat.

(Dr. Margret Seemann, SPD: Hat er sich besser gefühlt nach dem Lob?)

Wer nichts tut, das sind Sie in Verantwortung hier in der Landesregierung,

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Armin Jäger, CDU: So ist das.)

und das kann einfach nicht unsere Zustimmung finden.

(Heinz Müller, SPD: Herr Renz, das waren die Zahlen vom Rechnungshof, nicht von der Landesregierung. Das ist ein Unterschied.)

Ich möchte gerne unabhängig von dem, was mein Kollege Müller jetzt hier von sich gibt,

(Peter Ritter, Die Linkspartei.PDS: Was für eine Überheblichkeit hier! – Zurufe von Heinz Müller, SPD, und Dr. Margret Seemann, SPD)

noch eins zum Sonderausschuss, zum Thema Musikschulen sagen. Was ich da erlebt habe, hätte ich als Mitglied eines Landtages im Vorfeld nicht für möglich gehalten.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Wir lernen dazu!)

Ich habe den Abgeordneten Timm, seines Zeichens war er damals Innenminister,

(Heinz Müller, SPD: Das ist er heute noch!)

in diesem Ausschuss gefragt,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Oh ja, da war ich dabei.)

ob er mir den Vorteil erklären könnte, dass die Musikschulen einwohnerbezogene Zuweisungen erhalten und die großen kreisangehörigen Städte herausgerechnet

werden, ob er mir die Umstellung dieses Modells einmal erläutern könnte. Ich habe dann festgestellt, dass der Innenminister Timm sein Gesetz gar nicht kennt.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das kennen wir ja. – Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das wissen wir! Das wissen wir, dass er das Gesetz nicht kennt.)