Protokoll der Sitzung vom 16.03.2011

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Das ist vorauseilender Gehorsam, ist das.)

das ist Verantwortung auch gegenüber den kommenden Generationen und es ist – ganz wichtig – eine Voraussetzung dafür, dass wir die Zukunft aus eigener Kraft gestalten können. Ich meine, das entspricht der Verantwortung, auf die uns die Präambel unserer Verfassung verpflichtet.

Für die SPD in Mecklenburg-Vorpommern war und ist solide Finanzpolitik die durchgehende klare Linie der von uns geführten Landesregierung. Und das Ergebnis ist, dass wir in dieser Legislatur selbst in der Krise keine neuen Schulden aufnehmen mussten, dass wir in den Jahren vor der Krise sogar tilgen konnten und so die Belastungen für die Zukunft verringern konnten.

Mecklenburg-Vorpommern ist inzwischen in Deutschland anerkannt als Land der konsequenten Haushaltskonsolidierung. Gerade wieder gibt es einen aktuellen Vergleich der Bundesländer, bei dem wir im Ranking ganz vorne mit dabei sind, auch beim Schuldenstand pro Kopf. Und das haben wir geschafft nicht mit überstürzten Haurucksparoperationen, wie das manche Länder versuchen, sondern mit vernünftigen, vorausschauenden Strukturentscheidungen – zum Beispiel bei der Reduzierung der Personalausgaben, und das sozialverträglich, da liegen wir jetzt auf dem drittniedrigsten Wert aller Länder. Damit wird Geld frei für die wirklich wichtigen politischen Aufgaben: Kinderbetreuung, Bildung, Ausbau der Infrastruktur.

Und wenn Sie sich den Haushalt bei uns angucken, da gibt es sehr viele erfreulich niedrige Werte, andererseits haben wir die zweithöchste Investitionsquote im Ländervergleich.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Und die größte Kinderarmut!)

Denn wir konzentrieren die Transferleistungen – Solidarpakt-, EU-Mittel – konsequent auf die große Aufgabe, für die wir sie ja halten, nämlich in einem klugen, zielgerichteten Aufbauprozess die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir auf eigenen Füßen stehen können. Von diesem Kurs dürfen wir nicht abweichen, wir dürfen nicht nachlassen.

Und ich meine, wir müssen auch gemeinsam das Ergebnis unserer Anstrengungen absichern. Das sind wir auch denen schuldig, denen wir in den letzten Jahren einiges abverlangt haben. Denken Sie nur an die Lehrerinnen und Lehrer, an die Angestellten der Landesverwaltung. Und es geht darum, dass wir uns auch weiter darauf einstellen müssen, dass die Höchstförderung der EU ausläuft und dass Ende 2019 auch Schluss sein wird mit dem Solidarpakt.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Und was hat das mit der Schuldenbremse zu tun?)

Einige meinen ja, wir könnten uns zurücklehnen und können sagen, die Schuldenbremse, die kommt sowieso ab 2020, das ist beschlossen, im Grundgesetz festgeschrieben, das gilt dann für uns. Warum sollen wir etwas tun?

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Zumindest brauchen wir das nicht zu übernehmen, was im Grundgesetz steht.)

Ich sage, das reicht nicht aus.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Das Grundgesetz gilt auch für Mecklenburg-Vorpommern.)

Das reicht nicht aus.

Und wenn Sie sich Umfragen anschauen, die Mecklenburger und die Vorpommern, die wollen eine Politik, die die Schulden des Landes begrenzt. 86 Prozent sagen, das ist eine der wichtigsten politischen Aufgaben. Und dass das die Menschen inzwischen sagen, da spielen sicherlich die Erfahrungen aus der Finanzkrise eine Rolle, da spielt sicherlich das Beispiel Griechenland eine Rolle, das nur zu deutlich gezeigt hat – und ja immer noch zeigt, da sind wir noch lange nicht am Ende –,

(Zurufe von Barbara Borchardt, DIE LINKE, und Birgit Schwebs, DIE LINKE)

welche harten Konsequenzen eine Politik hat,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Dazu brauchen wir keine Schuldenbremse.)

die einseitig auf Ausgaben setzt und auf Verschuldung, und wer dann am Ende die Lasten zu tragen hat. Das bewegt die Menschen im Land. Und deshalb sage ich, wir sind den Menschen im Land auch Offenheit schuldig,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Über die Folgen der Schuldenbremse, ja.)

Transparenz und Klarheit, um zu sagen, welche Parteien hier im Landtag bekennen sich denn nun eindeutig dazu, dass sie den bisherigen soliden Haushaltskurs fortsetzen wollen, und welche bekennen sich nicht dazu.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Jetzt vermengen Sie aber was, Herr Ministerpräsident.)

Und ich denke, darauf, auf diese Klarheit, haben die Menschen im Land einen Anspruch, genauso wie sie am Ende eben einen Anspruch darauf haben, dass wir die Weichen so stellen, dass es eine Zukunft ohne Schulden gibt, und dass wir das nicht erst 2019, kurz vor Toresschluss, unter großem Druck machen.

Und ich will auch eines ganz klar denen sagen, die damit liebäugeln, bis 2020 zu warten: Ich möchte auch allen Gedankenspielen einen Riegel vorschieben, die darauf abzielen, wir könnten in den nächsten Jahren noch mal richtig in die Vollen gehen und wenn dann 2020 durch das Grundgesetz die Schuldenbremse gilt, dann können wir sagen, das, was uns da vorgeschrieben wird, das können wir sehr locker einhalten. Wir können nämlich hinter der vorherigen Verschuldung, die wir sehr besonders aufgehäufelt haben, leicht zurückbleiben. Das wäre sehr trickreich, aber völlig verantwortungslos.

Meine Damen und Herren, die Position der SPD ist klar. Und ich freue mich, dass sich der Koalitionspartner in dieser Schlüsselfrage an unsere Seite stellt.

(Michael Roolf, FDP: Oha! Das war doch anders.)

Und wir werben jetzt dafür, dass es noch mehr Unterstützung gibt, dass es eine breite,

(Marc Reinhardt, CDU: Wir waren früher da.)

dass es eine breite demokratische Mehrheit gibt, wie sie notwendig ist für eine Änderung der Verfassung und wie das hier im Übrigen auch gute parlamentarische Tradition ist, wenn es um Entscheidungen von so grundlegender Bedeutung geht, von vitalem Interesse für unser Land.

(Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Aber, Herr Roolf, und eines sage ich ganz klar in Ihre Richtung, ich sage auch ganz klar: Einen Basar um Mehrheiten wird es mit mir nicht geben. Das ist nicht die Klarheit, die die Menschen im Land brauchen. Das wird auch der Bedeutung dieser Zukunftsfrage nicht gerecht,

(Michael Roolf, FDP: Richtig.)

wobei das natürlich auch eine Klarheit wäre, die der Wähler bekäme, wenn es hier im Landtag eine Fraktion gäbe, die sagen würde,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Basta!)

ich stimme nur zu, wenn ich etwas dafür bekomme.

(Michael Roolf, FDP: Genau.)

Wenn das nicht der Fall ist, finde ich das sehr gut.

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Ich möchte bei der Gelegenheit auch eine ganz klare Absage allen Versuchen erteilen, uns bei dieser Gelegenheit mit den Kommunen gegeneinander auszuspielen. Die Landesregierung, die Koalitionsfraktionen sind sich der schwierigen Haushaltssituation vieler Kommunen sehr bewusst.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ja, das glaube ich nicht.)

Das zeigt ja wohl im Übrigen auch der Konsolidierungsfonds, mit dem wir 100 Millionen Euro für die Kommunen bereitstellen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Übrigens muss man dazusagen, das passt in unsere Linie der Politik.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Schade nur, dass die Kommunen das nicht zu würdigen wissen.)

Wir stellen das nicht als Füllhorn zur Verfügung, das einfach über die Kommunen ausgegossen wird, unterschiedslos, sondern – das ist eben solide Finanzpolitik – verbunden mit gezielten Anreizen, Anreize für eigene Konsolidierungsanstrengungen.

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Die sie ja vorher nie gemacht haben.)

Wir machen Hilfe zur Selbsthilfe, wobei wir die genaue Ausgestaltung, wie das genau geschehen soll, nicht einfach vorgeben werden, sondern wir werden mit der kommunalen Ebene darüber diskutieren und werden das gemeinschaftlich erarbeiten. Ich bin fest davon überzeugt, das habe ich auch schon vor anderthalb Jahren hier gesagt, als wir über die Schuldenbremse im Grundgesetz gesprochen haben, ich bin fest davon überzeugt, dass eine Schuldenbremse, ein vernünftiges Wirtschaften vor allem dann gelingt, wenn man sich selbst dazu verpflichtet und das nicht vorgegeben bekommt.

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Ah!)

Das machen wir hier mit der Schuldenbremse in der Verfassung im Landtag und ich wünsche mir, dass also auch die Kommunen diesen Weg gehen. Nur das ist erfolgreich.

Meine Damen und Herren, jetzt liegt der Gesetzentwurf zur Aufnahme der Schuldenbremse auf dem Tisch. Die Landesregierung, die Regierungsfraktionen, ich als Ministerpräsident, wir bekennen uns zu unserer Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Wir wollen den Weg der soliden, der verlässlichen Finanzpolitik weitergehen. Das ist der Weg in eine Zukunft aus eigener Kraft.

Und jetzt sage ich Ihnen, meine Damen und Herren von der demokratischen Opposition, jetzt sind Sie am Zug. Geben Sie dem Etatrecht, dem Königsrecht des Parlaments, das ist klar, aber geben Sie dem einen verantwortungsvollen, einen verlässlichen, einen zukunftssichernden Rahmen. Das ist dann die Stunde des Parlaments in der Tat. – Vielen Dank.