Protokoll der Sitzung vom 28.06.2011

(Egbert Liskow, CDU, und Torsten Renz, CDU: Da haben wir doch mitgearbeitet. – Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Und heute reden Sie über Haushaltspolitik. Wir haben bis heute den Entwurf für den Doppelhaushalt 2012/2013 noch nicht einmal vorliegen. Da sind Sie uns eine Antwort schuldig, wie Sie sich in Beantwortung dessen, was Sie den Wählerinnen und Wählern draußen erzählen, allein vorstellen, wie Sie das finanzieren wollen. Aber auch das ist eine Frage der Regierungsfähigkeit.

In diesem Sinne möchte ich an dieser Stelle sagen, dass wir auch in den Folgejahren – und das haben wir auch in der Haushaltsdebatte 2010/2011 zum Ausdruck gebracht – die solide Haushaltspolitik des Landes weiterhin fortsetzen wollen. Und dafür haben wir auch die Unterstützung gegeben. Wir haben unsere inhaltlichen Anträge gestellt.

Und wenn heute von der SPD gesagt wird, Bildungspolitik müssen wir fortsetzen, wir müssen da weiter aufholen, dann haben wir immer zu Ihnen gestanden, und zwar auch in der Opposition. Und das werden wir auch in Zukunft tun.

Dieses Umdenken, ich denke, da hat der Professor recht, muss erst einmal bei uns selber eintreten.

(Zuruf aus dem Plenum: Welcher Professor? Welcher Professor hat recht? Es gibt verschiedene.)

Der Professor Korioth. Den haben Sie doch alle gelesen. Sie haben doch die Unterlagen gelesen, deswegen sind Sie doch so überzeugt davon.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Selbstverständlich, Frau Borchardt. Selbstverständlich, Frau Borchardt.)

Auch in dieser Meinung wurden wir von ihm bekräftigt.

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Er schrieb in seiner Stellungnahme: „Jedenfalls sind in den Neuregelungen der Art. 109, 115 Grundgesetz für den Bund (und jetzt auch durch den Artikel 109 Grund- gesetz bundesrechtlich für die Länder) geregelten Vorgaben für die Neuverschuldung mit so weitreichenden Ausnahmemöglichkeiten versehen, dass sie nicht aus sich heraus in der Lage sein werden, die Staatsverschuldung zu bremsen.“ Zitatende. Sie vermitteln aber hier den Eindruck, als wenn nunmehr alleine mit dieser Verfassungsänderung die Staatsverschuldung zu bremsen ist. Von dieser Selbstfesselung …

Frau Abgeordnete, kommen Sie bitte zum Schluss, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

… der Politik durch die neuen Regelungen, die gleichsam von selbst die Verschuldungskiste führen konnten, kann nicht die Rede sein.

Und ein letztes Wort noch zu den Kommunen, das sei an dieser Stelle gestattet: Ich finde es schon sehr armselig, dass wir wirklich auf der einen Seite sagen, die Kommunen brauchen keine Angst zu haben, aber wir nicht den Mut finden, sie mit in die Verfassungsänderungen einzu

beziehen. Sie lassen sich die Hintertür offen. Sie lassen sich die Hintertür offen …

Frau Abgeordnete, Ihre Redezeit ist abgelaufen.

Sie lassen sich die Hintertür offen für Schattenhaushalte in diesem Land.

(Zurufe von Heinz Müller, SPD, und Dr. Norbert Nieszery, SPD)

Und da frage ich mich, wie verantwortlich Sie mit der Landesverfassung umgehen. – Danke schön für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Heinz Müller, SPD: So viel Blödsinn auf einen Haufen! – Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Frau Abgeordnete Borchardt, ich erteile Ihnen einen Ordnungsruf,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr richtig.)

da Sie die Redezeit überzogen haben und meinen Aufforderungen nicht Folge geleistet haben.

(Michael Andrejewski, NPD: Schlimm, schlimm!)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete und Vizepräsident Herr Kreher von der Fraktion der FDP.

Meine Damen und Herren! Frau Präsidentin! Herr Kollege Müller hat vorhin gesagt, bei dieser Sache heute geht es vor allem um Verantwortung und Moral und nicht in erster Linie ums Geld. Da kann ich Ihnen, Herr Kollege Müller, nur zustimmen. Es ist allerdings auch die Frage der Verantwortung und der Moral gegenüber den Kommunen. Und deshalb sage ich Ihnen, es hat in unserer Fraktion wirklich sehr kontroverse Diskussionen gegeben. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, die Entscheidung heute fällt mir nicht leicht, denn ich habe seit 1990 in verschiedenen Funktionen Kommunalpolitik gemacht und weiß, was wir dort immer kämpfen müssen, um voranzukommen, um unsere Haushalte auszugleichen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Ja, nun wird ja alles besser mit der Schuldenbremse.)

Und leider sind es immer wieder Entscheidungen aus dem Land und vom Bund,

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

die unsere Haushalte dann immer wieder durcheinanderbringen.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Deshalb …

Hören Sie bitte gut zu, Herr Kollege Ritter!

(Vincent Kokert, CDU: Da hat Herr Ritter Nachholbedarf bei dem Thema.)

Deshalb, Herr Kollege Ritter, fällt mir diese Entscheidung hier heute wirklich sehr, sehr schwer.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Aber letztendlich werden Sie daran gemessen, wie Sie hier entscheiden. – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Hören Sie zu!

Ich sage aber, grundsätzlich, meine Damen und Herren, ist die Schuldenbremse etwas,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Bauchschmerzen bringen keine Punkte.)

für die ich als Liberaler von Anfang immer stand. Auch seinerzeit im Bundesvorstand, als ich dort war, habe ich mich immer dafür eingesetzt,

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

dass wir Haushalte haben, die nachhaltig wirken, und wir nicht auf Kosten der kommenden Generationen heute das ausgeben,

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der CDU)

was die zukünftigen Generationen dann nicht mehr haben.

Und, meine Damen und Herren, wenn wir hier heute über die Schuldenbremse sprechen

(Zuruf von Torsten Renz, CDU)

und wenn Sie, Herr Holter, vorhin gesagt haben, ja, da geben wir hier das Haushaltsrecht, das Königsrecht unseres Landtages auf, dann sage ich Ihnen, Herr Kollege Holter, das Königsrecht des Haushaltes hat Griechenland in den vergangenen Jahrzehnten aufgegeben, weil es eben diese Schuldenpolitik betrieben hat.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Die Bauchschmerzen werden schon kleiner, Herr Kreher.)

Und wenn wir mit dieser Schuldenpolitik hier im Land so wirtschaften würden,

(Regine Lück, DIE LINKE: Was ist denn das eine für Argumentation, Herr Kreher? Das stimmt doch gar nicht. – Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

dann würden wir für die nächsten Jahre nicht mehr hier im Landtag zu entscheiden haben.