Protokoll der Sitzung vom 17.10.2007

Beschlussempfehlung und Bericht des Finanzausschusses – Drucksache 5/923 –

Das Wort zur Berichterstattung wird nicht gewünscht.

Im Ältestenrat ist eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 30 Minuten vereinbart worden. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Als Erste hat das Wort für die Fraktion DIE LINKE die Abgeordnete Frau Schwebs. Bitte sehr, Frau Abgeordnete.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Joseph Joubert meinte einmal, man solle der Opposition stets einen Knochen zum Nagen lassen. Mir scheint, dieser Antrag ist so ein Ding. Zumindest gab es in unserer Fraktion Diskussionen darüber, wie denn nach der Behandlung in den Ausschüssen mit dieser Beschlussempfehlung umzugehen sei. Die Optimisten unter uns meinten, das Glas wäre mit der vorliegenden Beschlussempfehlung immerhin noch halb voll. Und weil die Koalitionsfraktionen sich dazu durchgerungen hätten, sich wenigstens für eine europaweite Besteuerung von Kerosin einzusetzen, die Zuschusssumme für die Fluglinie im Doppelhaushalt zu reduzieren, und angekündigt hätten, dass nach 2009 endlich Schluss sein solle mit der Anschubfi nanzierung, könnte man sich ja wenigstens der Stimme enthalten. Das werden meine Kollegen dann auch mit ihrem Abstimmungsverhalten zeigen.

Allerdings fi nde ich, meine Damen und Herren, das Glas ist in diesem Falle mindestens halb leer.

(Beifall Angelika Gramkow, DIE LINKE – Peter Ritter, DIE LINKE: Das Benzinfass.)

Eine europaweite Besteuerung von Flugzeugbenzin ist unbedingt zu begrüßen. Ja, und sie ist ja auch schon in der Diskussion. Aber es reicht nicht aus, beim Abbau von Privilegien immer nur zuerst auf den Nachbarn zu zeigen und abzuwarten. Bei der Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen sind wir alle in der Verantwortung. Das wissen wir inzwischen aus wissenschaftlichen Untersuchungen. Gerade der wachsende Flugverkehr und die daraus entstehenden Emissionen tragen erheblich zur Luftverschmutzung bei. Weil damit nachgewiesenermaßen Belastungen auf die Allgemeinheit zukommen, sind wir der Auffassung, dass die Verursacher wenigstens teilweise zur fi nanziellen Verantwortung gezogen werden müssen. Deshalb sind wir der Auffassung, Flugzeugbenzin muss grundsätzlich besteuert werden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Das Flugwesen, meine Damen und Herren, es entwickelt sich nicht nur,

(Heiterkeit bei Irene Müller, DIE LINKE)

aber es wird auch in Deutschland im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln durch verschiedene Steuerbefreiung überproportional subventioniert. Diese Subventionen müssen abgebaut werden, damit andere Verkehrsmittel gleichwertige Ausgangsbedingungen haben.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Richtig.)

Damit diese Privilegierung des Flugwesens im Steuerrecht endlich abgebaut wird, muss Flugbenzin hier in der Bundesrepublik besteuert werden, und deshalb reicht die Formulierung, wie sie in der Beschlussempfehlung nachlesbar ist, meiner Meinung nach nicht aus.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Des Weiteren erscheint es meiner Fraktion bereits ab dem kommenden Doppelhaushalt machbar, notwendig und sinnvoll, das Geld aus der Förderung der Fluglinie – denn eine Anschubförderung ist es ja schon lange nicht mehr – für die bessere fi nanzielle Ausstattung des ÖPNV im Lande zu nutzen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Die Herausforderungen, meine Damen und Herren, sie sind da – durch die Kürzung der Regionalisierungsmittel, durch die demografi sche Entwicklung, durch den weiteren absehbaren Rückzug der Bahn aus der Fläche und so weiter und so fort. Darauf zu reagieren, jetzt und vorsorgend zu reagieren, wäre die Aufgabe dieses Parlamentes. Die vorliegende Beschlussempfehlung bleibt weit hinter dieser Herausforderung zurück und kann deshalb nicht akzeptiert werden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Danke, Frau Abgeordnete.

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der SPD der Abgeordnete Herr Borchert. Bitte, Herr Abgeordneter.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben im Finanzausschuss mehrheitlich beschlossen, dass die Landesregierung aufgefordert wird, sich für eine europaweite Besteuerung von Flugzeugbenzin einzusetzen, und dies aus guten Gründen.

Erstens geht es natürlich auch – das wird Sie nicht überraschen, wenn ich das sage – um die Verbesserung der Einnahmeseite der öffentlichen Haushalte,

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Ach so? Dann müssen Sie aber zustimmen.)

denn es wäre eine Steuereinnahme. Darauf möchte ich mal verweisen. Aber es geht vor allen Dingen auch um eine Verbesserung und einen Abbau der Wettbewerbsnachteile der verschiedenen Verkehrsträger und, das ist das Entscheidende, es geht um die klimapolitische Aufgabe, einen der wichtigsten Belaster der Luft, in dem Fall Emissionsgase, zu beschneiden in der weiteren Belastung der Emission.

Wir haben aber allerdings im Finanzausschuss uns mehrheitlich ausgesprochen, diese Flugzeugbenzinbesteuerung nicht im deutschen Alleingang durchzuführen oder anzustreben, weil wir der Meinung sind, das würde zu Wettbewerbsnachteilen der deutschen Fluggesellschaften und deutschen Flugplätze führen. Und insofern gab es dann diese genannte Beschlusslage.

Ich möchte noch mal eingehen auf die Situation in Europa.

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Nicht ablenken, Herr Borchert!)

Wir haben das Thema schon seit Jahren in der Diskussion. Es gibt auch in Europa klare Mehrheiten für eine europaweite Besteuerung von Flugzeugbenzin. Es sind nur noch wenige Länder, die dort blockieren, unter anderem Irland. Es ist leider so, an der Stelle greift das Einstimmigkeitsprinzip der Europäischen Union, das ja noch gilt, in der Hoffnung, dass da in den nächsten Jahren Bewegung reinkommt. Wir diskutieren seit Längerem ja die Verfassung beziehungsweise Geschäftsgrundlagen der Europäischen Union. Mit der Zielsetzung dieser anzustrebenden Reformen hoffe ich zumindest, dass das Einstimmigkeitsprinzip dann nicht nur in diesem, sondern natürlich auch in vielen anderen Politikfeldern fällt und uns mehr europäische Handlungsmöglichkeiten eröffnen wird.

Die Fraktion DIE LINKE hat im Ausschuss auch die Frage gestellt: Wie stellen sich denn die Koalitionsfraktionen

das vor, wo dann die Landesregierung tätig werden sollte in dieser Angelegenheit?

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Das ist bestimmt schon losgegangen.)

Ich hatte im Ausschuss keine Gelegenheit, die Frage zu beantworten, deswegen mache ich das heute noch mal. Das mache ich sehr gerne.

Wie ich mir das vorstelle, das ist eigentlich klar. Wir haben einen Verkehrsminister,

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Ach nee!)

wir haben einen Wirtschaftsminister und ich gehe davon aus, dass sie diesen Landtagsbeschluss, den wir heute auf der Grundlage der Beschlussempfehlung des Finanzausschusses fassen, sehr ernst nehmen und tätig werden bei den entsprechenden Kollegen Bundesministern, die dann wiederum selbstverständlich die Aufgabe haben, über die Bundesregierung auf diese weitere Frage Einfl uss zu nehmen. Übrigens hat die Bundesregierung sowohl unter Rot-Grün als auch bis jetzt zumindest keine Zweifel daran gelassen, dass sie eine europaweite Besteuerung von Flugzeugbenzin haben will,

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Dann ist ja alles paletti.)

und ich hoffe sehr, dass wir uns da in den nächsten Jahren in Europa mit anderen Ländern durchsetzen werden.

Ich möchte aber, werte Kollegen – und da sind Sie natürlich auch angesprochen, Frau Gramkow oder Herr Methling, mit Ihrer Fraktion –, alle ansprechen: Wir haben alle Europaabgeordnete in Brüssel, alle Fraktionen, alle demokratischen Parteien. Und ich gehe mal davon aus, dass selbstverständlich das nicht nur ein Thema ist für die Exekutive, für die Regierung, sondern natürlich auch für die Abgeordneten, die im Brüsseler Parlament hoffentlich mit diesem Thema demnächst, ich sagte es bereits, bei anderen Geschäftsgrundlagen stärkeren politischen Einfl uss nehmen können.

Der zweite Teil …

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Wir haben vor zwei Wochen mit unseren Abgeordneten gesprochen darüber. Also.)

Ja, mit unserem Abgeordneten Dr. Heinz Kindermann ist das auch klar, alles besprochen. Da sind wir uns einig.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

So ist es. Ja, ich gehe mal davon aus, dass Herr Gomolka das genauso sieht und der Europaabgeordnete der FDP …

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Schade, schade.

So, der zweite Teil des Antrages der Fraktion DIE LINKE war ja die Fluglinienförderung Laage–München. Hier bleibt nur noch festzustellen, dass wir im Doppelhaushalt 1,74 Millionen Euro noch mal vorgesehen haben für 2008 und für 2009,

(Angelika Gramkow, DIE LINKE: Wir müssen es aber dicke haben.)

um auf Grundlage eines Luftverkehrsvertrages mit der Fluggesellschaft, die die Linie Laage–München fl iegt,

eine sogenannte Ausgleichsleistung zu erbringen, um einen wirtschaftlichen Betrieb bis 2009 zu ermöglichen. Ich möchte hier deutlich sagen, dass ich davon ausgehe, dass das letztmalig in den Haushalten 2008 und 2009 in dieser Form geschieht.