Protokoll der Sitzung vom 25.09.2008

Wenn Sie die Krankenkassenbeiträge dafür als Maßstab nehmen, wird sich natürlich die Arbeit verteuern, weil wir an einheimischen Kassen …

Vielen Dank, das reicht schon.

Nein, ich werde Ihre Frage weiter beantworten. Sie können mir doch nicht erzählen, wann ich Ihre Frage beantwortet habe. Ich beantworte Ihre Frage und Sie können doch solange warten, bis ich Ihre Frage beantwortet habe.

Aber Sie haben es doch schon gesagt.

Wir werden einen einheitlichen Kassensatz haben in ganz Deutschland, der über dem liegen wird, den die Betriebskrankenkassen haben, den die Techniker Krankenkasse hat, den die IKK Direkt hat und vielleicht andere, die ausschließlich selektieren nach Risikogruppen.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Wir werden einen hohen Krankenkassenbeitrag kriegen, der ungefähr auf dem Level ist, den die AOK jetzt hat, vielleicht ein bisschen drunter.

(Irene Müller, DIE LINKE: Und wir werden die Gelegenheit haben, noch einen Zusatzbeitrag zu zahlen.)

Damit finanzieren wir das Gesundheitssystem solidarisch. Das ist der Preis für ein solidarisches Gesundheitssystem. Jetzt ist Ihre Frage beantwortet.

Darf ich eine Nachfrage stellen?

Herr Abgeordneter …

Natürlich darf er eine Nachfrage stellen.

Wird mit der von Ihnen bestätigten Verteuerung des Faktors Arbeit auch ein geringeres Netto einkommen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einhergehen?

Selbstverständlich, weil sie beteiligt werden daran. Natürlich, aber das müssen Sie doch wissen als Betriebswirt. Das ist für mich selbstverständlich. Natürlich, das ist der Preis, den ich auch bereit bin zu zahlen für ein solidarisches …

Sie kriegen die Unterstützung von Ihrer Krankenkasse. Sie bezahlen das nicht. Genau das ist der Punkt.

Doch, ich bezahle ihn. Ich bezahle ihn, weil es solidarisch ist. Ich bezahle meinen Beitrag auch.

Sie bezahlen ihn nicht.

Das ist doch nicht zu fassen! Ich bezahle ihn, ich habe ihn jahrelang bezahlt, Herr Roolf, ja.

Ja, ja, vergessen Sie’s! Als Abgeordneter bezahlen genau Sie es nicht.

Was bezahl ich nicht? Soll ich Ihnen meine Rechnung zeigen, oder was? Wollen

Sie meine Rechnung zu den Krankenkassenbei trägen sehen? Ich bezahle die Hälfte der Krankenkassenbeiträge und der Arbeitgeber bezahlt die andere Hälfte, genau, wie das in Ihrem Betrieb auch ist, Herr Roolf.

(Irene Müller, DIE LINKE: Ich auch.)

Hören Sie doch zu und erzählen Sie keine Märchen hier!

Und Ihr Zuschuss, den Sie bekommen? Ach, es gibt keinen, oder was?

Also hören Sie mal zu, Herr Roolf! Wollen Sie mich jetzt hier verscheißern oder was?!

Ich sehe die Realität.

Jeder Arbeitgeber zahlt die Hälfte der Krankenkassenbeiträge und der Arbeitnehmer die andere Hälfte der Kassenbeiträge.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, so ist das.)

Und hier ist mein Arbeitgeber das Land MecklenburgVorpommern oder der Landtag Mecklenburg-Vorpommern.

(Raimund Borrmann, NPD: Das stimmt nicht.)

Ist ja egal. Ich krieg den Zuschuss genau wie jeder Arbeitnehmer auch.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Genau dies ist es, richtig. – Peter Ritter, DIE LINKE: Vielleicht hat die FDP eine andere Abrechnung.)

Stimmen Sie ruhig dem Antrag zu, Herr …

(Zurufe von Gabriele Měšťan, DIE LINKE, und Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, eine Entsolidarisierung im Gesundheitswesen, wie die FDP sie will, wo der Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung allein von der Dicke der Brieftasche abhängt, wird es mit uns nicht geben, und wir werden aus diesem Grunde auch selbstverständlich diesen Antrag ablehnen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Danke, Herr Dr. Nieszery.

Es hat jetzt das Wort der Abgeordnete Herr Köster von der NPD.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Gesundheitsfonds und seine Auswirkungen ist nicht zum ersten Mal Thema hier im Landtag. Und die Kritik am Gesundheitsfonds verhallt nicht. Mögen die Ursachen der Kritik unterschiedlich sein, unterm Strich bleibt festzuhalten, dass der Gesundheitsfonds für die meisten Versicherten und Arbeitgeber auch hier in Mecklenburg-Vorpommern bereits jetzt schwerwiegende Auswirkungen hat.

Wer von Ihnen, meine Damen und Herren, ist denn überhaupt noch in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert?

(Angelika Peters, SPD: Hier, ich!)

Blieb in den letzten 24 Monaten Ihr Beitragssatz konstant, so, wie von der Bundesregierung versprochen, oder hat sich der Beitragssatz erhöht? Und diese Erhöhungen sind wohl nur der Anfang. So rechnet der Gesundheits

ökonom Jürgen Wasem beim Start des Gesundheitsfonds mit einem Einheitsbeitrag von voraussichtlich 15,7 Prozent, keinesfalls unter 15,5 Prozent. Nicht nur deswegen fordert Jürgen Wasem eine Verschiebung des Gesundheitsfonds um ein Jahr, weil es zu viele Veränderungen gibt, deren Wirkungen noch nicht abgeschätzt werden können. „,Sonst wäre es ein Blindflug‘“, so Wasem. Und der Gesundheitsökonom führt weiter aus: „,Wir würden das System überfrachten, wenn zusätzlich zu diesen einschneidenden Veränderungen‘“ – gemeint sind unter anderem die Honorarreform der Ärzte und die zusätzliche Krankenhausfinanzierung – „,gleichzeitig der Fonds eingeführt wird.‘ Eine überhastete Einführung könne dazu führen, dass viele Kassen relativ schnell Zusatzprämien einführen müssten oder gar pleite gingen“, so die Ärztezeitung am 18. September dieses Jahres.

Und auch am heutigen Vormittag wurde es für mich sehr deutlich, nachdem meine Fragen an Herrn Sellering in Bezug auf die Auswirkungen der Gesundheitsreformen auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen im Lande nur ziemlich oberflächlich und mit Beschwörungen auf den zwingend notwendigen Wettbewerb beantwortet wurden,

(Zuruf von Ralf Grabow, FDP)

dass die Landesregierung die Gefahren für die Unternehmen und Versicherten nicht sehen will. Darum frage ich: Ist die Landesregierung den Menschen im Land verpflichtet oder den Konzernen?

Und nehmen wir einmal den Extremfall an, dass der Finanzbedarf der Kassen die Zusatzprämie von 8 Euro übersteigt. Dann muss die betroffene Kasse sich über das Einkommen und Vermögen ihrer Versicherten informieren. Mit welchem Recht, frage ich Sie, werden die Bürgerinnen und Bürger in diesem Staat immer mehr kontrolliert und gegängelt? Zudem sind die Maßnahmen von Ihnen doch nur Stückwerk. Warum beginnen Sie nicht endlich mit grundlegenden Maßnahmen zur Rettung und Stärkung der gesetzlichen Krankenkasse?

Und da wiederhole ich mich erneut: Deutschland benötigt ein Gesundheitssystem, welches möglichst frei von betriebswirtschaftlichen Zwängen ist. Statt der mehr als 200 Krankenkassen halten wir eine Gesundheitskasse für vollkommen ausreichend. Zudem ist es unerlässlich, dass unabhängig von Einkommen und beruflichem Status eine Versicherungspflicht für alle in einer gesetzlichen Gesundheitskasse besteht und gleiche medizinische Leistungen bei jedem Versicherten gleich bezahlt werden. Allein diese wenigen Maßnahmen würden unserem Gesundheitswesen unheimlich nützlich sein und die Volksversicherung des Begründers staatlicher Sozial politik der Neuzeit, Reichskanzler Bismarck, erhalten.

Dem Antrag der FDP, wonach die Regierung den Landtag über wesentliche Auswirkungen des Gesundheitsfonds auf unser Land bis zur Novembersitzung 2008 unterrichten soll, stimmen wir zu, denn Fragen muss doch die Landesregierung beantworten können. Oder etwa nicht?

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Grabow von der Fraktion der FDP.