Protokoll der Sitzung vom 11.06.2010

Und genau das ist es, was Sie umsetzen. Während Sie vorgeben, die Demokratie vor wem auch immer schützen zu müssen, geht es Ihnen um puren Machterhalt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Lächerlich, oder?!)

Dabei ist Ihnen kein Vorwurf zu dumm, keine Verhaltensweise zu schäbig und kein an den Haaren herbeigezogenes Beispiel zu billig, um eine echte Opposition im Land auszuschalten. Was Sie derweil …

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sie sind doch keine echte Opposition. Sie sind Gewalttäter!)

Ich? Ja, ist klar. Guten Morgen!

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Genau, genau.)

Was Sie der Welt als Gemeinschaft der Demokraten verkaufen wollen, ist vom Wahrheitsgehalt nicht besser, als wenn sich die Mafia eine ehrenwerte Gesellschaft nennt.

(Stefan Köster, NPD: Sehr richtig.)

Was Sie gerne Demokratie nennen, ist längst nur als eine Art Diktatur der Gesinnung verkommen. Bei der letzten Unterrichtung zum Landesprogramm „Demokratie und Toleranz“ im März hier im Landtag nahm für die Landesregierung Frau Ministerin Schwesig Stellung. Zitat: „All das vor Augen, möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal betonen,... dass die ganze Landesregierung den Innenminister bei seinen Bemühungen unterstützt, ein Verbotsverfahren gegen die NPD durchzuführen.“

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: So ist es. Da stehen wir heute noch zu. Da können Sie sicher sein.)

„Meine sehr geehrten Damen und Herren,... Demokratie lässt sich nicht verordnen, Demokratie müssen wir leben.“

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Da können Sie sicher sein, das wird uns auch irgendwann gelingen, Herr Lüssow.)

„Die Landesregierung setzt deshalb auf demokratisches Verhalten, sie setzt auf bürgerschaftliches Engagement,... sie setzt auf die Förderung von Toleranz und Weltoffenheit.“ Zitatende.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Genau. – Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Vielleicht sollte ich Ihnen diese Textpassage mindestens dreimal vorlesen,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Machen Sie es doch mal! Dann geht die Rede schneller um.)

damit wenigstens einige unter Ihnen den Gegensatz verstehen. Diese Aussage der Landesregierung nennt man anderorts das Pekingmodell. Auch in China bemüht man Begriffe wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und Demokratie, um im gleichen Atemzug auf Dissidenten einzuprügeln und alles unter Hausarrest zu stellen, was der offiziellen Meinung nicht genehm ist.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sie dürfen doch Ihre Meinung sagen. Sie müssen nur aufpassen, dass diese nicht mit dem Grundgesetz kollidiert.)

Auch in der Sprachwahl sind Sie ja zwischenzeitlich nicht zimperlich, beispielsweise dann, wenn der Innenminister im Vorfeld des Verfassungsschutzberichtes 2009

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

im Zusammenhang mit der NPD davon spricht – Zitat –, man dürfe in „Entschlossenheit bei der Bekämpfung rechtsextremistischer Umtriebe nicht nachlassen“. Zitatende.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Richtig. Jawoll!)

Man stelle sich einmal vor, die NPD hätte davon gesprochen, in der Entschlossenheit bei der Bekämpfung scheindemokratischer Umtriebe nicht nachzulassen und hätte damit auch noch den politischen Gegner hier im Landtag gemeint.

(Michael Andrejewski, NPD: Oh!)

Im gleichen Verfassungsschutzbericht findet sich auch eine Aufzählung dessen, was das Bundesverfassungsgericht als Merkmale zu den obersten Werteprinzipien unserer Demokratie bestimmt hat: Achtung vor den im Grundgesetz konkretisierten Menschenrechten, Volkssouveränität, Gewaltenteilung, Gesetzmäßigkeit der Verwaltung, Unabhängigkeit der Gerichte,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Hauptsache, Sie verstehen das alles, was Sie da vorlesen.)

Mehrparteienprinzip und – hören Sie gut zu! – Chancengleichheit für alle politischen Parteien, Recht auf verfassungsmäßige Bildung und Ausübung einer Opposition. Somit steht die Frage im Raum, inwieweit Sie und Ihre Parteien nicht Gegenstand eines Programms zur Demokratieerziehung sein sollten.

(Udo Pastörs, NPD: Schon längst.)

Vielleicht können wir ja beizeiten ein entsprechendes Programm auflegen, dafür werden Sie dann sicherlich vollstes Verständnis haben. Über die Unsummen, die nicht nur im Rahmen des Programms „Demokratie und Toleranz“ verpulvert werden, haben wir hier im Landtag wiederholt Stellung bezogen, …

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr sinnvoll eingesetztes Geld ist das, Herr Lüssow.)

Hat auch sehr, sehr viel gebracht, ja, genau.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr sinnvoll, besonders, gegen Ihren Wahlkreismitarbeiter vorzugehen. Sehr sinnvoll.)

… ebenso …

Dazu komme ich nachher noch.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, machen Sie mal! Da bin ich sehr gespannt.)

… ebenso zu den obskuren Vereinen, Verbänden und Projekten, die mit Steuergeldern im Kampf gegen Rechts aufgepäppelt werden, ganz zu schweigen von den Vollzeitkräften, Teilzeitkräften und per Aufwandsentschädigung besoldeten Ehrenamtlichen, die Sie in Ihrem Kampf gegen politische Windmühlen in Stellung gebracht haben. Ihr Kampf gegen Rechts wurde in der Zwischenzeit zu einer ganz eigenen Art von Unterhaltungsindustrie, die neben ideologischer Vollbeschäftigung auch etwas Grusel und etwas Krimi zu bieten hat, eine Unterhaltung, die allerdings auch wie üblich stark von der Inszenierung lebt. Wer etwas zum Gruseln möchte, erhält via Medien die Archivbilder von Springerstiefeln. Wer Krimis möchte, dem wird auf Bestellung das Büro entglast.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Auf Bestellung, oder was hat er da eben gesagt? Auf Bestellung?)

Um sich bei dieser Unterhaltung immer wieder selbst in Szene zu setzen, darf man Ihnen getrost so ziemlich alles zutrauen,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Aha!)

damit Ihnen ja nicht Ihr Feindbild abhanden kommt.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, ja!)

Bei dem Aufwand und der Energie, die Sie allein zur Bekämpfung einer missliebigen politischen Opposition aufwenden, fragt man sich: Welch schlechtes Gewissen treibt Sie in Wirklichkeit um? Würden Sie nur eines der dringenden Probleme – und davon gibt es hierzulande ja wahrlich genug – derart beherzt in Angriff nehmen, wären wir in Mecklenburg-Vorpommern schon viele Schritte weiter.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Den größten Schritt würden wir machen, wenn Sie nicht mehr hier wären, Herr Lüssow. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Und man sollte sich den von Ihnen veranstalteten Popanz noch einmal vor Augen halten: Arbeitsgruppe „Handlungsrahmen für Demokratie und Toleranz“, Landesprogramm „Demokratie und Toleranz gemeinsam stärken“, Bundesprogramm „Vielfalt tut gut“, Bundesprogramm „Kompetenz für Demokratie und Beratungsnetzwerke gegen Rechtsextremismus“,

(Michael Andrejewski, NPD: Saufen gegen Rechts nicht zu vergessen. – Stefan Köster, NPD: Jawoll! – Zuruf von Raimund Frank Borrmann, NPD)

Xenos „Integration und Vielfalt“, Xenos „Ausstieg und Einstieg“,

(Udo Pastörs, NPD: Luft anhalten gegen Rechts, bis sie umfallen.)

Projektförderung „Regionalzentren für demokratische Kultur“ und so weiter und so weiter.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, alles gute Maßnahmen.)

Hinzu kommen inzwischen Hunderte Projekte und Veranstaltungen durch die bereits erwähnten Vereine, Verbände und Gruppierungen. Jedes Ministerium in Mecklenburg-Vorpommern darf hierbei seinen ureigensten Beitrag leisten.